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Nr. 25. Sonnabenä» 31. Januar 1914. 9. Jahrgang. die nötigen Vorarbeiten erledigt worden. Gegenwärtig finden unter Zuziehung der preußischen und der «eich«, ressort» der Justiz und de» Innern, kommissarische Be ratungen statt. Auch hat sich der Krieg-Minister Mit den zuständigen Stellen der ntchtpreußischen Kontingente in Verbindung gesetzt, um möglichste Uebereinstimmung in der Fassung der Vorschriften herbeizuführen. * ««»schütz de» demtscho» HmwekStage». Der Aus schuß de» deutschen Handel-tage- wird am IS. und iS. Februar «in« Sitzung abhalten. Auf der TageSvrd- nung stehen u. a.r 1. Reform de» gewerblichen Rechts schutzes. 2. Lebensversicherung öffentlich-rechtlicher Körperschaften. 8. Bevorzugung der Handlungsagenten im Konkurse. 4. Steuer auf ausländisch« Weine, ö. No velle zum preußischen Abgabengesetz. S. Deutsch« Han delskammern im Ausland«. 7. Abgrenzung de» Klein gewerbes. 8. Zugabewesen. S. Einstellung verabschie deter Offizier« in Handel und Industrie. 13. Verdin gungen. 11. Verkehr mit Arzneimitteln. * Falsche vrhlmptunge« über Un stimm igBette» im :>ayerischeu Kabinett. Die Bayerisch« Staatszeitung / bringt an der Spitz« de» Blattes folgende hochofftziöf« Erklärung: In einem Münchener Blatte wurde der TtaatSminister de» Innern mit angeblichen Intrigen gegen den Staatsminister für Verkehr-angelegen- heilen in Verbindung gebracht. Der Staat-Minister des Innern hat uns zu der Erklärung ermächtigt »daß er sich hiergegen mit aller Entschiedenheit verwahre» muß. * SV» auffaNawe» Polnische» «achegertcht. Ein Ber liner angesehener nationalpolnischer Fochveo» ein hat auf Grund von Paragraph 8 feiner Statuten, der den Ausschluß von Mitgliedern in den Fällen von unehrenhaften und schändlichen Handlungen vorsieht, ein langjährige» Mitglied wegen dessen beab sichtigter Heirat mit einem deutschen Mädchen au« dem Verein ausgeschlossen. Die Angelegenheit, die größte Entrüstung in den nationalen Kreisen Ber lins erregt, wird voraussichtlich noch die Gericht« be schäftigen. »Der deutsche Episkopat gogem Kardinal Kopp? Di« Essener Volkszeitung, da» führend« Zentrumsorgan de» Ruhrgebiets, erklärt zu den Wirren im katholischen La ger r Soweit wir unterrichtet sind, ist e» zutreffend, patz der Papst den Frieden im Gewerkschaftsstreit wünscht und in diesem Sinne sich auch Bischof Schutt« gegenüber bei dessen jüngstem Besuch in Rom auSgespro- chen hat. Ohne Zweifel darf angenommen werden, daß die übrigen Mitglieder de» Episkopat» sich auf di« Seit« de» angegriffenen Paderborner Oberhirten stelle«. * Ausschluß de» Abgeordneten Heftemumm an» Am nationalliveraleu NeichÄag-fmcktto». Rach einem ein stimmigen Beschluß der nationalliberalen Reichstags fraktion ist der Abgeordnete HesterMann, der bisher der Fraktion als Hospitant angehörte, au» der Fraktion ausgeschlossen worden. Der Ausschluß erfolgte in spä ter Nachmittagsstunde während der RetchStagSsitzung am Donnerstag infolge der Angriffe, die HesterMann »egen ein andere» hospitierende» Parteimitglied, den Abge ordneten LSr. Böhme, gerichtet hatte. * Et« Norweger «U Schiedsrichter über marokka nisch« Streitfrage». Wie au» Paris offiziös gemeldet wird, haben di« Regterungnen Frankreich» «qd Spanien» den norwegischen R«ht»g«lehrten Gram al» Oberschiedsrichter de» Schiedsgericht» namhaft gemacht, da» in Pari» zusammentretten soll, um über verschieden« Marokkofragen interna tionalen Charakter», insbesondere über die Konzes sionen der Gebrüder Mannesmann, z« entscheiden. * Dio Reformen in Lhiua. Di« letzte Sitzung de» chinesischen v«rwaltung»rat«s kam gestorn MM Abschluß. Die Lehr« de» Konfuzius wurd« rndgül. tig al» StaatSreltgion anerkannt. Der Präsident darf aber bet religiösen Zeremonien, die im rempel de» Himmel» zur Wintersonnenwende stattfinde», kein« Kron« tragen. Da» Zeremoniell soll noch festgesetzt Wer den. Di« Zeremonie d«s Kotau wird wt«der in ihr« alten Recht« eingesetzt, di« Verehrung der Geistlich» aber Verbote«. Dies« Nummer umfaßt 12 Seite». Auhe dem liegt da« achtseitige illustrierte Sountagoblatt bei. Das Wichtigste vom Tage. Die Ausreise de» Kaiser» nach Korfu ist für Mär- in Aussicht genommen. O In der bayrischen R«ich»kammer wurde zu Pen Erklärungen, di« auf dem Preußentag abgege ben wurden, in scharfer Weis« Stellung ge nommen. ! i O Der Landtag des Herzogtum» Braunschweig wurde gestern mit einer Thronrede de» Her zogs Ernst August eröffnet. * Die zur öffentlichen Zeichnung au»g«l«gten 3Ü0 Mil lionen Mark preußischer vierprozenti« ger, auslösbarer Schatzanwetsungen sind mit rund 25 Milliarden etwa siebzigfach überzeichnet worden. o Ans »er Zext)« Minister Achenbach bei Dort mund erfolgte gestern eine Explosion schla gender Wetter. Sie Zahl der Lpfer steht noch nicht fest, bis jetzt wurde» 18 Leichen geb»», gen und 17. verletzt«, darunter 8 Schwer verletzte.*) w-uroe da» von den Einheimischen al» unmotivierte Strenge empfunden. So entstand ein« Stimmung im Lande, die sich al» allgemeine Unsicherheit kennzeichnen läßt. Und diese allgemeine Unsicherheit Wirkte auch auf die Behandlung der Zaberner Ange legenheit durch die elsaß-lothringische Regierung ein. Die Regierung scheute sich offenbar, mit all der Energie einzugreife«, die hier geboten war, um sich nicht dem Vorwürfe unberechtigter Härte auszusetzen. Die Reak tion «gen dies« unangebracht« Nachsicht blieb denn ja muh nicht au». Wer die Männer auch sein Mögen, die jetzt an- Ruder kommen — e» Werden ihrer ja viele genannt — mögen es Einheimisch« oder Altdeutsche sein, die jetzt die abtretenden Männer ersetzen, eins muß man von ihnen verlangen, daß sie einheitlich zusammen wirken zur Aufrechterhaltung des Ansehens der Regie rung. Eine starke einheitliche Regierung wird Zu stände überhaupt nicht aufkommen lassen, wie sie jetzt zu Zabern geführt haben. Dann werden auch die offe nen und versteckten FranzöSlinge keinen Glauben mehr finden, wenn sie in sehr eindeutiger Absicht gegen die Militärdiktatur in den Reichslanden Sturm laufen. Und darum ist «S besser, daß schon jetzt frische Kräfte, die nicht durch irgendwelche Ereignisse der Vergangenheit in ihrem Tun beengt sind, an di« Spitze der reich-ländi schen Verwaltung treten, al» daß noch einige Wochen der unerfreuliche Zustand andauerte, daß di« reichsländi- sche Regierung von Männern geleitet würde, die in tie- fvn Gegensatz zu der Reichsleitung stehen. »t SIL-ere« steh« an aadrr«« Lt»ll«. Di« Nordd. Allgem. Ztg. schreibt r Wie wir hören, hat sich der kaiserlich« Statthalter Graf Wedel be- Negierungswechsel in äen Reichs! mäen. 's? Rascher, als man erwartete, ist die De nisston der > höchsten Behörden des ReichSlandeS zur Tctsache ge ¬ worden. Daß diese Demission erfolgen würde, das war ja nicht mehr zweifelhaft, seitdem sich nicht nur zwischen den Militärbehörden und der elsaß-lothring'schen Re- ' gierung in Elsaß-Lothringen tiefgehend« Meinungsver ¬ schiedenheiten in der Beurteilung der Zaberner Ange legenheit herausgestellt hatten. Aber man erwartete den Regierungswechsel doch Wohl erst zu einem späteren 1 . Zeitpunkt. Und daher konünt die Nachricht, daß nicht * ' allein Staatssekretär Zorn von Bulach und die Nnterstaatssekretäre, sondern auch zugleich tz - Statthalter Gras Wedel aus dem Amte scheiden wolle, in diesem Augenblick doch immerhin über raschend. Was letzten Endes zu dieser Beschleunigung des Regierungswechsels in Elaß-Lothrtngen beigetragen hat, das weiß man nicht. Aber wir meinen, bei der gan zen Lage der Dinge ist e» besser, daß dis Entscheidung rasch herbeigeführt Wurde, als daß man sie noch vertagt. Es war ein für das Ansehen de» Reiche» und der staat lichen Gewalt wenig erfreuliches Bild, daß die Träger dieser Gewalt sich in einer so wichtigen Sache, wie eS Zabern ist, so zwiespältiger Meinung zeigten. Und da nun einmal die Auffassung der ReichSregi-rung al» der übergeordneten Zentrale, die maßgebend bleiben , mußte, so blieb den Straßburger Staatsmännern nichts weiter «übrig, als die Konsequenzen zu ziehen.' In den ReichSlanden sieht man de« kmrmenden Dingen mit gewissen Befürchtungen entgrgen. Wir glauoen denn doch mit Unrecht, Herr vonBethmann Hollweg hat in seinen Reichstagsreden keinen Zwei- - h fel darüber gelassen, daß er an den Grundlinien der elsatz-lohtringtschen-Polittk festhalten wird, wie sie durch die Verfassunnsrefovm von 1S11 gegeben find. Und der i 1 Kaiser hat durch seine KabtnettSvrdre, in der er den Zivil- und Militärbehörden ein« gegenseitig« Ach tung ihrer Rechte empfahl, deutlich zu erkennen gegeben, daß er keine Herrschaft de» Militär» in den Reichslanden Witt, wie von gewisser Seite in leicht verständlicher 'Absicht immer wieder behauptet wird, wir sind daher der Ansicht, daß die Befürchtungen, die * En an die Gesamtdemtssion d«r Regierung knüpft, ir gend welch« Berechtigung nicht Haven. Umso mehr darf man erwarten, daß die Hoffnungen in Erfüllung gehen, die man auf diesen Regierungswechsel billig fetzen darf. Was bisher schon immer von denen vorhevgefagt wurde, die die Politischen Verhältnisse in Elsatz-Lochüingen unbefan. gen beurteilten, daß dem Land« ein» konsequent« Regierung not tue, da» hat Zabern nur zu deut lich hewiesen. Vier Jahrzehnt« lang hat man in de» Reiche» Westmark «schwankt zwischen Energie und Mattherzigkeit. Much di« Beamten, die au» «lt- Deutschland kamen, haben nur zu oft gedacht, di« Elsäs- .. ser durch Liebenswürdigkeiten und Liebäugeln mit ihrer » " Aranzüselei zu gewinnen, die allein den Eindruck der Schwäche machten, wollt« Man dann die üblen Folgen I dieser Schwäche durch 'Energie wieder gulmnchm, so reit erklärt, noch einige Monate auf seinem Po sten zu bleiben, um die Nachfolger de» Staatssekre tär» Freiherrn Zorn von Bulach und andere au» ihren Aemtern scheidender Mitglieder der reichsländischen Re gierung in die Geschäfte einzuführen. — In unterrichteten politischen Kreisen wird angenommen, daß die Entscheidung des Kaiser» über den Regierungswech sel in den ReichSlanden noch heute fallen Werde. Man glaubt zu Püffen, daß im Vordergründe der Erwägungen der maßgebenden Persönlichkeiten eine Kombinaten steht, nach der als Statthalter ein preußischer Prinz wahrscheinlich Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen, eingesetzt Werden soll. Dem Prinzen soll eine energisch« Persönlichkeit al» Staatssekretär beige geben werden, der zugleich die Verwaltung des Innern führen werd«. MS Kandidat für den Posten de» Staats sekretär» werden namentlich genannt der lothringische Bezirksprästdent von Puttkammer, ein Sohn des früheren Ministers, und der Regierungspräsident in Frankfurt a. O. von Schwerin. Bei der Kombina- iion, di« sich an den Namen von Bülow knüpfte, scheint e» sich um ein« Verwechselung mit dem General obersten von Bülow zu handeln. Dieser Kombina tion, Wird flber in Politischen Itteisen wenig Glauben bei gemessen, da Generaloberst von Bülow zu den Generä len gehört, die im Ernstfälle aus einen der Wichtigsten Posten der Armee zu stellen wären. * Immer neue Folgen dar Zaberner vorfäll«. In den letzten Wochen sind in Straßburg, wie be kannt Wird, acht Festnahmen von Zivilpersonen durch die Polizeibehörden erfolgt und zwar wegen Be leidigung vorübergehender Offnere und Verhöhnung marschierender Militärabteilungen. Di« Zaberner Blätter beginnen mit einer Veröffentlichung der Zeu. gen, di« in den bisherigen Prozessen für da» Militär eingetreten sind, in der offenkundigen Absicht, ein« Boykottierung dieser Personen durch da» Publikum her- beizuführen. — Abb« Wet'terle hat den Vorsitzen den de» Deutschen Wehrverein», General Keim, wegen sein«» Aufsätze» im Tag, betitelt: Schwob« und Elsässer.... wegen veletdtMng verklagt. Politische Tagesschau. «m, »1. Janum. * Et» Emwemttt de» Kaiser». Der Kaiser hat an läßlich seine» vierjährigen Geburtstage» ein« Anzahl Begnadigungen «»»gesprochen. Ein Teil bezieht sich auf völlig« vegnadlgung von in Strafhaft gewese nen Verurteilten. Zn den anderen Fällen wurden Ge fängnisstrafen in Festungsstrafen oder Geldstrafen uume- wandelt. Dem vernehmen nach betrug di« Zahl der Be gnadigten insgesamt SS. * Der «affexgevraach de» MMtär». Di« Rordd. Allg. Ztg. schreibt: Für di« an dieser Stell« angekün-, digte und vom Reichskanzler in seiner letzten ReichS- tag-red« erwähnt« Nachprüfung der Dienstvorschrift von 18SS über d«n Waffengebrauch de» Mili tär« i« Frieda» sind zmchhst beim KriegSurintstertum Aus äen Parlamenten, oemlcver lklwmg» X Der Zentrumeabgeordnete Dr. Trendel wünscht Über einen Punkt de« Wehrgesetz« in einer kurzen Anfrage Aufklärung und ein Negierungwertreter -effAtiPt ihm» daß da, auf Grund d« Gesetz« vom S1. Dezember IschgchE» vermögen unverändert bei Feststellung der Vermögen im Jahr« 1817 zugrunde zu lagen sei. Gin zweiter Zentrum» mann, der Abgeordnete Eptttarl, ist um da« Schickst» de* 88. Infanterieregiment» besangt, da» seine Verlegung