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Der SSchflsche Erzähler r. Beiblatt zu R«m«er 282. Der Landesverband Sachsen d. Vereins der KrankenhausürzLe Deutschlands hat in seiner Sitzung vom 24. Oktober 1926 in Dresden folgendes verhandelt: Die Landesversicherungsanstalt Sachsen befindet sich seit vielen Monaten iin Streite mit der Standes-Orgunisation der sächsischen Aerzte über die Höhe des Honorars für Begutachtung der Versicher ten. Sic weigert sich, die Gebühren zu bezahlen, welche den Aerz- ten nach der staatlichen Gebührenordnung zustehen. Die Berechtigung der Forderung der Aerzte geht daraus her vor, daß der Bearbeiter der von der sächsischen Regierung über nommenen preußischen Gebührenordnung im preußischen Wohl- sahrtsministerium die geforderten Gebühren als die angemessenen anerkannt hat. Die sächsische Aerzteschaft wehrt sich gegen die Verweigerung angemessener Bezahlung ihrer Arbeitskraft, indem sie durch die Standesorganisation (Aerzte-Gewerkschaft) die Abgabe der betref fenden Gutachten gesperrt hat. An diese Sperre sind selbstverständlich auch die Krankenhaus ärzte gebunden. Um diese Gruppe von Aerzten zu nötigen, die gesperrten Gut achten dennoch abzugeben und ihren Standesgenossen damit in den Nucken zu fallen, hat die Landesversicherungsanstalt Sachsen ver sucht, die den Kronkenhausärzten vorgesetzten Behörden, vor allem die Stadtverwaltungen, dazu zu gewinnen, von den ihnen unter stellten Aerzten die Abgabe der Gutachten auf dem Dienstwege zu verlangen. S»«e«be»>, de» 4. Dezember 1V2« Das Vorkaufsrecht des Boderrsperr« Gesetzes. In der Praxis sind immer wieder Zweifel ausgetauchch ob für die Ausübung des Vorkaufsrechtes auf Grund de« Bodensperrgesetzes ein öffentliches Interesse vorltegen müsse. Das Reichsgericht hat in seinem Urteil vom November 1925 labgedruckt in den Entscheidungen des Reichsgericht«, Band 112, Seite 72), diese Frage einwandfrei geklärt und festgestellt, daß die Ausübung des Vorkaufsrechtes de« Bodensperrgesetzes an das Vorliegen eines öffentlichen Interesses nicht gebunden ist. Es kann also ausgeübt wer den, sobald ein genehmigungspflichtiger Kaufvertrag vor liegt. Da ein öffentliches Interesse bei der Ausübung de« Vorkaufsrechtes nicht mehr gefordert wird, ist damit auch die Frage hinfällig geworden, wer diese Voraussetzungen nachzuprüfen habe. Bekanntlich gingen auch darüber Vie Ansichten auseinander. Verteuerun- unseres Volksgetränks? von Dr. Heinrich Bröker. Ein amerikanischer Staatsmann betonte einmal sehr zu treffend, wenn man früher in den Vereinigten Staaten mehr Sier und weniger Whisky getrunken hätte, wäre bas Pro hibitionsgesetz zu vermelden gewesen. Auch in England be klagt man seit Jahrzehnten den übermäßig hohen Whisky- verbrauch. In Frankreich werden neben verhältnismäßig schweren Bordeaux- und Burgunder-Weinen, Absinth und andere starke Branntweine bevorzugt. In Spanien, Italien, Griechenland usw. herrschen die schweren Südweine, in Rußland der Wudki vor. Dagegen wurde in Deutsch land der hochprozentige Alkohol durch das wesentlich leich tere und bekömmlichere Bier in erheblichem Maße ver drängt Diesen Vorteil muß man beachten, wenn man zu der geplanten Biersteuer-Erhöhung Stellung nehmen will. Das Bier gilt seit Jahrtausenden als unser Volksgetränk; seine Preisentwicklung interessiert daher alle Bevölkerungsfchich- ten. Die Zeiten, wo ein Glas Bier nur zehn, ein größeres Was fünfzehn Pfennige kostete, gehören der Vergangenheit au. Mit den erhöhten Steuern und Gestehungskosten sind auch die Ausschankpreise gestiegen. Heute hat das Bier be reits einen Preisstand erreicht, der manchen Deuischen ver anlaßte, andere, nämlich stärkere alkoholhaltige Getränke zu bevorzugen; daher auch die zunehmende Einfuhr auslän discher Weine usw. Eine abermalige Erhöhung der Bier- sleuer — ab 1927 um etwa -»'n Dkittel — dürste besonders die billigsten Schnapssorten fördern, denen der Arbeiter nur dann immer mehr entsagen wird, falls das Bier keine Steuerung, sondern eher eine Preissenkung erfahren sollte. Aber auch in steuerlicher Hinsicht wäre eine Preissteige rung unvorteilhaft. Das bisherige Ergebnis der Biersteuer wurde nämlich deshalb günstiger als erwartet, weil der Ab satz ein entsprechend hoher war. Dieser Absatz erleidet je doch bestimmt einen starken Rückschlag, sobald die Ans- schankpreise steigen werden. Solche Rückschläge vermindern ober nicht nur die Bierstsuer, sondern auch die Steuerkrast im allgemeinen; denn eine Brauerei, Gastwirtschaft oder dergl., deren Umsatz und Einnahmen zurückgehen, leistet schließlich auch entsprechend weniger Einkommen-, Gewerbe- und sonstige Steuern. Außerdem würden der schwer leidende Gastmirtestand und die verwandten Ge- werbczweige, die nicht nur durch die schlechte Sommer witterung geschädigt wurden, zu weiteren Arbeiterentlassun gen gezwungen sein. Und das alles mitten im krisenreichen Winter und ohne eigentliche steuerliche Borteile! Vom Standpunkt des Konsumenten ist eine Biersteuer erhöhung erst recht abzulehnen. Gerade dieses Volksgetränk, das sich auch die Minderbemittelten dann und wann leisten wollen, verdient eine Sonderstellung und somit eine ent sprechende Behandlung. Wir leiden schon ohnedies unter einer steuerlichen Ueberspannung. Wollen wir — was selbst führende Wirtschaftler des Auslandes erwarten — eine Revision des Dawesplanes und dadurch eine Vermin derung der Lasten erstreben, dann müssen wir in erster Linie Steuererhöhungen unterlassen, um eine Ueberschätzung unserer Steuerkraft im Auslands zu vermeiden. — Man mag daher zur Alkoholsrage stehen wie man will: eine Er höhung der Biersteuer darf man ab lehnen und zwar Aus Sachsen. Die AGP. und die Regierungsbildung. Dresden. 3. Dezember. Das Organ der Altsozialisten, „Der Volksstaat beschäftigt sich in einem längeren Artikel wieder mit den Möglichkeiten einer Regierungsbildung. Bemerkenswert «st, daß die Viermännerpartei nach wie yor eine reine Links-Regierung mit ihrer Abhängigkeit von den Kommunisten ablehnt, ebenso die große Koalition, für die In Anbetracht der gegenwärtig vorhandenen Ein stellung der Linkssozialisten vorerst nach die sachlichen Voraussetzun gen fehlen. Eine rein bürgerliche Regierung, die nur durch die Duldung der ASP. leben müßte, komme aber auch nicht in Frage, da die ASP. infolge ihres Abfeitsstehens nicht unmittelbar darüber wachen könnte, daß jene politische Linie eingehalten «yerde, die das durch die proletarische Uoberzahl der sächsischen Bevölkerung gerecht fertigte Ausmaß von Arbeitersorderungen befriedigt und die bür gerlichen Ansprüche zwingend begrenzt. Der Artikelschreiber kommt daher zu dem Schlüsse, eine Koali tionsregierung von der Struktur der bisherigen werde durch die parlamentarische Gesamtsituation keineswegs herausgefordert Würde eine Veränderung der Struktur, so heißt es dann weiter, jetzt erfolgen, dann wurde nach außen hin der Eindruck entstehen, als habe sich die ASP. doch auf etwas prinzipiell Neues eingelas sen. ... Es würde ihr als Zurückweichen, als Kapitulation vor dem Bürgertum ausgelegt werden. Eine Koalition von der Struktur der bisherigen, würde der Natur der Sache nach bedeuten, daß sich da» Bürgertum auf das Mindestmaß klassenegoistischer Ansprüche beschränkte; nichts gäbe die Arbeiterschaft preis, nur hetzerische Böswilligkeit könnte im Hinblick aus die Ergebnisse einer solchen Koalitionspolitik von .„Klassenoerrat" reden; in der Tat wäre sie den obwaltenden Verhältnissen nach wirksamste Wahrung der Klast seninteressen der Arbeiterschaft. Mik der Beschränkung auf das Mindestmaß klasienegoistischer Ansprüche des Bürgertums würde zugleich di» Ebene de» staatspolitisch Gesunden und Zweckmäßigen getreten sem." Nachdem auch dieser weg dank der Ablehnung der einsichts vollen Behörde offenbar keinen Erfolg versprach, wurde dem Lan desverband von mehreren Mitgliedern mitgeteilt, daß di« Lande«- Versicherungsanstalt nunmehr den betreffenden Kommunalverwal- tungen di« bisher bewilligten oder neu beantragten Beihilfen für ihr« Wohlsahrtseinrichtungen gesperrt habe. E, handelt sich dabet um Einrichtungen, welche ihr» Beihilfe deshalb erhielten, «veil durch ihre Tätigkeit die Belange der Landrsversicherungnmstalt und ihrer Versicherten hervorragend gefördert wurden. Der Landesverband Sachsen de» Vereins der Krankenhausürzt« beschließt daher: Der Landesverband Sachsen des Vereins der Krankenhaus ärzte Deutschlands erhebt gegen dieses Vorgehen der Lande,««, sicheruugsanstalt Sachsen lebhaften Protest, da es selbstverständ- lich ist, daß die Verwendung der Gelder der Versicherten pflicht gemäß nach anderen Gesichtspunkten zu erfolgen hat, al- sie in den mitgeteilten Drohungen der Landesversicherungsanstalt Sach sen offenkundig zum Ausdruck kommt. Der Beschluß soll der Landesversicherungsanstalt in Sachse«, den betroffenen Kommunalverwaltungen und überhaupt der Oef- fentlichkeit bekannt gegeben werden. Dresden, 3. Dez. Der Mord in der Aulodroschke, Die gestern berichtet, ist am Mittwochnachmittag das Ivjähria« Dienstmädchen Elisabeth Schnöbe! in einer Autodroschke erschossen aufgefunden worden. Ihr Begleiter, der au« Aussig gebürtige 19 Jahre alte Lichtpauser Alfred Lischt« erklärte, daß sich die Schnöbe! — seine Geliebte — selbst er schossen habe. Die am Tatort erschienenen Kriminalbeam ten etzten Zweifel in die Angaben des Lischke, und nahm«» diesen wegen Mordverdachtes fest. Lischke leugnete zunächft hartnäckig und gab an, daß die Schnöbe! ihm unbemerkt den Revolver aus der Tasche gezogen und sich, ohne daß er es habe verhindern können, erschossen habe. Bei seiner Ver nehmung verwickelte er sich in Widersprüche, brach aber nach längerem Verhör zusammen und legte ein Geständnis ab. Er hatte der Ermordeten, die er schon seit frühester Jugend kannte, vorgetäuscht, daß er ihr in Berlin ein« Stelle verschaffen könne und er sich auch selbst dort nieder lassen wolle. Beide fuhren am 27. November nach Berlin, fanden dort aber keine Arbeit und beschlossen deshalb, über Dresden wieder nach ihrer Heimat zurückzukehren. Da sie völlig mittellos waren und die Eisenbahn deshalb nicht be nutzen konnten, mieteten sie in Berlin eine Kraftdroschke nach Dresden und faßten den Entschluß, sich das Leben zu nehmen. Kurz vor dem Ziel führte Lischke fein Vorhaben aus und erschoß seine Geliebte. Angeblich fehlte ihm aber I der Mut, die Waffe auch gegen sich selbst zu richtest. Um im volkswirtschaftlichen wie im allgemeinen Interesse, zumal er sich hier um eine Angelegenheit handelt, die nicht vor» nehmlich vom steuerlichen Standpunkt au« beurteüt werden kann. Dee WMorhohn. Von Adolf Obäe. Roch heute begreife ich nicht recht, wie das zugegangen ist. In unserer Küche war der Wasserhahn des trockenen Tones satt. Der Klempner erschien, erklärte, der Hahn hätte die Aüersgrcnze erreicht, und baute ihn ab. Ein neuer kam an seine Stelle, der noch nicht vom Selbstbestimmungsrecht angekränkelt war, sondern wie ein Parlamentsredner den Quell sprudeln ließ oder abstoppte, wie es verlangt wurde. Ter alte schlug sein Domizil im Abfallkasten auf. Dort fand ich ihn, als ich aus der Schule kam. Für aas ein Quartaner keine Verwendung haben sollte, möchte ich wirklich wissen. Spiegelblank geputzt wurde der Hahn nach am selben Nachmittag gegen 75 Liebigbilder an Cle mens Möller abgetreten. Vorherige Besichtigung der Bil der war zwar verboten, aber Möller sammelte nicht und verstand nichts davon. Vielleicht war ein. wertvolles darun ter, womöglich gar das „I" aus der Alphabetserie, das trotz phantastischer Preisgebote niemand auftreiben konnte. Boller Spannung wurden die Bilder durchmustert. Das I war nicht darunter, aber zwei andere machten mir „eine Gruppe voll". Die restlichen 73 hatte Ich schxn alle. Es war mir bitter leid um meinen Wasserhahn. Glücklicherweise aber hatte Karl Wolf gerade einen Briefumschlag mit „garantiert unsortierten" Briefmarken erstanden, und da er nichts darin gefunden hatte, hatte er ihn sorgfältig wieder zugeklebt und überließ ihn mir gegen die Liebigbilder. Zu Hause machte ich den Umschlag auf. Nein, die Span nung! Vielleicht... wer konnte wissen... di« blaue Mau ritius... oder wenigstens die rote... Leider war keine von beiden darin. Nur eine Kap der guten Hoffnung konnte ich gegen eine schlechtere aus meinem Album vertauschen, ehe der Umschlag wieder gugeklebt, das „garantiert unsortiert" mit Blaustift unterstrichen und hierdurch der Paul Triller bewogen wurde, mir seine Angel dafür anzubieten. Er hätte vorige Woche eine Forelle damit gefangen. Angeln war schon was. Am Nachmittag beim Baden probierte ich den neuen Erwerb ausgiebig. Forellen waren begreiflicher Weise keine da, nicht einmal Weißfische. Trotzdem hakte auf einmal etwas. Ich zog und zog und lchrie aus Leibeskräften. Der Bademeister kam mit dem Rettungsring gerannt und blieb verblasst stehen. Schon vor acht Tagen war dem Kammermusikus Probst, dem ersten Teiger vom Königlichen, der Spazierstock mit dem echten Goldknopf ins Wasser gefallen. Der Musikus ! -iite eine fürstliche Belohnung zugesichert, wenn einer den 7-ck iändc. Allesamt hatten wir uns fast die Seele aus . ui : l> aetaucht, fünf Meter tief — vergeben«. Fritz Dietrich ober hatte den Wasserhahn gleichfalls von innen beschaut und wollte von Clemens Möller seinen Kessel wiederhaben. Der aber sagte, getauscht sei getauscht, und den Kessel hätte er gar nicht mehr. Also kam der Fritz Dietrich zu mir. Als er sah, was aus seinem Lokomotivreft geworden war, geriet er in Begeisterung und fragte, ob wir tauschen wollten. Ich hatte nichts dagegen. Was man mit dem Kessel anfangen konnte, wußte ich nun. Er griff in die Tasche und holte den Wasserhahn hervor, spiegelblank ge putzt. ' Einen Augenblick wär ich sprachlos. Dann schlug ich ein. Mit dem wiederertauschten Eigentum stürmte er davon, und ich stand da mit meinem Wasserhahn in der Hand. Eine Fülle von Spannung, Erregung und Seelen erhebung mar aus ihm auf mich niedergeströmt, und dabei hielt ich ihn wieder in der Hand, genau so blank und ge wichtig wie zuvor. Der Himmel mochte wissen, was ich nun eigentlich für all das bezahlt hatte. Noch heute begreife ich nicht recht, wie das zugegangen ist. Die „Klassen" -er russischen Eisenbahn. Ein Mitarbeiter der finnischen Zeitung .Husvudsbladet" schil derte kürzlich eine Eisenbahiisahrt in Rußland folgendermaßen: Wir halten auf einer Bahnstation. Ich stürze zur Fahrkarten, ausgabe und rufe: „Bitte geben Sie mir ein Billett zweiter Klass« nach Leningrad." Der Beamte hinter dem Schalter blickt auf von seinen endlosen Zahlenreihen, mustert mich mit forschendem Blick und erklärt mir endlich mit einem rätselvollen Lächeln: „Wissen Sie nicht, Mitbürger, daß in Rußland das gesamte Klassenwesen abge- schafft worden ist?" — „Aber das finde ich höchst merkwürdig! Denn «ährend ich aus dem Bahnsteig in Valkesaari herumschlenderte, hatte ich Ge legenheit zu bemerken, daß unser Zug nach Leningrad größtenteils aus Wagen bestand, deren Einrichtung den finnischen Wagen drit- ter Klasse entsprach. Außerdem war aber «in Extrawagen onge- koppelt, dessen Inneres sehr viel eleganter und bequemer eingerich tet war wie bei uns die zweite Klasse." Da wurde der Beamte ein wenig verlegen und meinte: „Ge wiß! Das stimmt! Sie können bei uns zu Lande überall mehr oder weniger bequem mit der Eisenbahn reisen, ganz wie Sie es wünschen. Ist Ihnen ein weicher oder eiv harter Platz gefällig?" Kurz, ich bekam «inen „weichen" Platz, der in Wirklichkeit ei« solcher zweiter Wagenklasse war. Es gib» offiziell kein« Klassen in Rußland. Trotzdem findet man in russischen Zügen vorwiegend di« gleichen Annehmlichkeiten in ähnlich abgestuften Formen vor, wie sie das Drei -oder BierNaisensystem de» Kontinents tn allen kulti vierten Ländern aufweist Rur mit dem Unterschied«, daß man im Sowjetstaat das Kind niemals bei seinetv richtigen Namen nennen darf. Ein weiterer Kommentar erübrigt sich deshalb wohl. Jetzt hatte ich den Stockfisch unversehens an der Angel, zen konnte, die durch kein anderes Zureden zu erweichen Gerade unter dem Goldknopf hatte ihn der Haken gefaßt, gewesen waren. Alls das bißchen Leib und Leben, das man Im Triumph wurde die Beute dem Musikus züge- dabei riskierte, gibt man in der Quarta noch nicht viel. tragen und erwartungsvoll dreingeschaut, was für ein Wun der der Zauberstab wirken werde. Probst war höchlich er freut und schenkte mir eine Sperrsitzkarte zur „Zauberflöte" am selben Abend — in der ersten Reihe, ganz vorn an der Brüstung, über die er mir vor allen Leuten die Hand reichte, dieselbe Hand, mit der er dann herrlich geigte. Gefüllt bis an den Rand vom Erlebnis des Abends, erzählte ich am nächsten Morgen in der Frühstückspause dem Alfred v. Meiding von meiner Glücksangel. Er wollte sie haben. Nicht um Indiens Schätze! Da zog er mich in eine Ecke und flüsterte mir ins Ohr: „Aber für die „Gold felder Kaliforniens?" Ich fuhr zurück. „Auf den Goldfeldern Kaliforniens" — das war das begehrteste aller Bücher, ein faustdicker Schmö ker, den aber wegen des hohen Preises niemand besaß. Meiding hatte die Kostbarkeit bisher verheimlicht. Gegen die Angel verpachtete er mir die Goldfelder auf eine Woche zur Ausbeutung — acht Tage voller Spannung und Erregung, voller Abenteuer und nächtlicher Träume, voller Hunger, Not und rasender Kämpfe gegen eine Schur kenbande,, die gerechterweise — wie mir damals schien — nur die „Hounds" genannt wurden; inzwischen habe ich frei lich einsehen gelernt, daß dergleichen eine grobe Hundebe leidigung ist. - Schließlich war aber doch die letzte Seite herangewacht. Die schöne Crlebniskette schien abgerissen. Mein Wasserhahn begann mich wieder zu schmerzen. Den hatte der Clemens Möller inzwischen anatomiert und wieder säuberlich zusammengeschraubt, als er auf die ausgeleierte Spindel stieß, um ihn dann an den Fritz Diet rich zu vertauschen, der von seiner Lokomotive noch den Dampfkessel besaß mit einem Stückchen Rohr daran. Das andere, Zylinder, Räder, Chassis, war schon früher umge wertet worden. Clemens Möller aber wußte mit dem Kessel nichts anzufangen und fragte mich, was mqn damit machen könnte. Ich wußte schon etwas, zog ihn in eine Ecke und gab ihm gegen den Kessel die Goldfelder drei Tage — Ehren wort! — i»r Unterpacht. Der arme Kerl wollte sein Wort halten, las Tag und Nacht und hatte den Genuß noch kon zentrierter al» ich. Er brachte es wirklich zuwege» eine Stun de Arrest wegen gänzlichen Unvorhereitelseins kam ihm zum Aurkosten des Schluffes sehr gelegen. Inzwischen war der Dampfkessel mit einem Untergestell versehen, halb mit Spiritus gestillt und geheizt worden. Nicht lange, so schoß aus dem Endchen Dampsrohr «ine mächtige Stichflamme au« Spiritusdampf, In der man Dinge schmel-