Volltext Seite (XML)
Nr, 1ü bei Luer Lagebl'tt nnd für ds» E'zgebirq« MittwoH, 14. den Imin« 1V14. Verfahren des Eichens derartiger Stoif e vollzieht sich nun in folgender Werse: Unter dem Zylinder, der das Muster enthält, bewegt sich ein Längsband dahin, auf dem die auf gegossene -und durch d " ^.ruck des Zylin.- s in die richtige Form gebrachte Masse oann liegen b-'eibt urtd t ocknet. Zju- nächst ist sie noch etwas brüchig, weshalb sie verschiedene Bäder passieren muß, wodurch sie in einen scheren und halt baren Zustand übergeht. Nun Wäre der Stoff eigenelich fertig, aber er hat noch einen großen Fehler: Das Roh material zur Gewinnung der künstlichen Seide ist bekannt lich sehr leicht entzündlich, und -deshalb muß man besondere Methoden, an-wenden, um der künstlichen Seide die Eigen- . schäft der Entflammbarkeit -zu nehmen. Aehnliches geschieht auch hier. Der Stoff wird durch ein besonders Bad hin- du'chgezogen, in dem seine leichte Entflammbarkeit aufge hoben -mid. Damit ist er dann fertig. Nun kann er je nach der Art seines Gewebes, wenn man hier überhaupt von einem solchen reden darf, auf die verschiedenartigsten Dinge verarbeitet werden-. Man kann auf dem gegossenen Stramin alle möglichen Stickmuster Herstellen, man kann die gegossene Seide in die Fo-m von Kravatten bringen, man kann aus Tüll, Gaze und Spitzen Kleider Herstellen. Auch Gardinen, Seifenlappen und alle möglichen sonstigen Dinge entstehen aus diesem neuesten und so merkwürdigen Stoffe. Besonders wichtig ist seine Verwendung für hygienische und pharmazeutisHe Zwecke, wie zur Herstellung von Binden, Wickelverbänden usw. Auch Garnicrungsmaterial für Damenhüte, Bespannungsstoffe für Wände und «ine Art von Leinen für Bllchereinbände sind daraus schon angefertigt worden. Auf den ersten Blick er kennt man nicht, daß diese Dinge au» einem gegossenen Stoff bestehen. Erst unter dem Mikroskop zeigt sich, daß die sich kreuzenden Fäden de» Gqw-ebe» fehlen, und daß statt ihrer da« Netz- oder Rahmenwerk vorhanden ist, da» auf die eben beschriebene Weise hergestellt wurde. Zn diesem Verfahren sind über die Reformen, die in bezug auf unsere -Kleidung einjsetzen, noch nicht oüchöpft Wir haben oben bereits darauf Hingewieisen, daß man, um sich gegen Kälte zu schützen, dicke Stofe verwendet. Diese sind nun nicht immer bequem, sie sind ziemlich schwer und nicht unte- allen Umständen erfüllen sie ihren Zweck. Außer dem gibt cs aber Leute, die gern in einem ungeheizten Zimmer sitzen, weil ja die Lust frischer und angenehmer für die Ne'vcn ist, die aber trotzdem nicht frieren -wollen — zwei Wünsche, die sich nur schwer miteinander vereinigen lassen! Ihnen kann jedoch in Zukunft geholfen -werden, denn schon beginnt man 'wä mende Stoffe aller Ar' durch andere Vorrichtungen zu ersetzen. Da sind zunächst die Tep piche. Sie stellen nicht immer einen genügenden Wärme schutz -dar und haben außerdem den Nachteil ot hohe' An- ichafsungsk'.sten, sowie eines manchmal raschen Verderbens. Außerdem sind sie Staubfänger und verschmutzen leicht Mancher möchte gern, sei es aus hygienischen G -Linden, sei es, wei' in die Tiroler -Bauernstube, die er sich eingerichtet hat, eben kein Teppich hineinpaßt, in dinem vollkommen teppichlosen Zimmer -sitzen. Dann friert man aber an den -Beinen. Da hat nun die Elektrotechnik Abhilfe geschaffen. Sie hat sogenannte Heizteppich« hepgestellt, die sich von den -bisher gebräuchlichen Teppichen in mancherlei Hin sicht unterscheiden. Zunächst einmal braucht man, um es warm zu haben, nicht das ganze Zimmer mit Teppichen 'M belegen. Es genügt ein kleiner Heizteppich, eben groß genug, daß man die Füße darauf stellen kann, um diese und danti-t den ganzen Körper warm zu halten. Ein derartiger kleiner auf di« Fußbank gelegter oder unter den Schreibtisch ge schobener Teppich läßt sich sehr gut mit dem , für manche Zwecke ein Ideal darstellenden teppichlosew Zimmer ve-eini gen. Dann kann der Heizteppich aber auch al» -Heizmtttsl gewissermaßen als Ofen, für den Raum selbst dienen. Er ist nämlich mit einem Schalter versehen, der die Einstellung verschiedener Wärmostufen von mäßig warm bis heiß er möglicht. Da er nur klein ist und da er wie eine elektrische Lampe mit Hi fe ein-es Steckkontaktes an die el-sk rische Ha-us- leit-ung angeschlossen -werden Va-nn, so ge-wü-gt ein solcher Teppich, den man von Raum zu Raum trägt, um Lbe"all da, wo man es gerade -wünscht, ohne di-s Notwendigkeit einer anderen Hei-zung eine gewisse behagliche Wärme zu schaffen. Nun gibt es aber eine ganze Anzahl von Fällen, -wo er doch nicht mehr ausreicht. Es sei an -winterliche Automobiltouren, an- -Kranke, die im Freiem Liegeku en machen sollen, oder -an die Liebhaber auch im strengsten Winter ungeheizter Zimmer erinnert. Für diese hat man nun in neuester Zieit einen heizbaren Anzug geschaf fen der ähnlich dem -Heizteppich aus einem un-verbrennlichen Asbestgewebe besteht, in das seh" feine, dünne -Platindrähte einge-w-'bt -sind. Schließt Wan diesen Anzug am den elektri schen Strom an, so bringt dieser bei .seinem Hin-durchgang die P-latindrähte zum. Erglühen, wobei gleichalls gewisse Abstu-fungen möglich sind. Der Erfinder des 'heizbaren An- zuges ist ein Astronom an einer amerikanischen Sternwa-rte, der im strengsten Winter Beobachtungen mi-t dem Fernrohr machen mußte. Heizen kann ma-n- den Roum, i-n dem dieses steht, bekanntlich nicht, weil sich ja sonst die Gläser mir Feuchtigkeit beschlagen. Die bittere -Kälte brachte ihn auf den Gedanken, einen heizbaren Anzug herzustellen, der den ganzen -Körpe-r umschloß und der einfach mitte-l» eines Steck kontaktes an di« -elektrische Leitung der Sternwarte a»ge schlossen wurde. Dieser Anzug hat sich vorzüglich bewährt. Es gibt tatsächlich viele Fälle, in denen er hochwillkommen sein wird. Eine Anzahl dieser Fälle h-abe-n wir schon an-, gof-ühr-t. Außerdem werden aber auch der Lüftschiffer, der stundenlang .auf dem Anstand sitzende Jäger, ferner Maler, die Winterlandschaften malen, sowie noch vioft andere den heizbaren Anzug freudig begrüßen. Ein« mitgeführte Akku mulatorenbatterie genügt, um durch ihn auch in kalter Luft behagliche Wärme -zu schaffen. Von Staät unä Lanä. * Gedenktage am 14. Januar: 15L1 Verhängung des Bann«» über Luther. 1575 Barbara Uttma-n-n, Begrün derin der -Spitzenklöppelei im Erzgebirge, f Annaberg. 1683 G. Silbermann, Orgelbauer, * Frauenstein. Entgegenkommen für dk Vorschläge Ereh» In der Jnselfrag« enthalten. * Tt-e französischen «ehrkosteu. Nach den Ermitte lungen de» Krteg-mlntster» ergeb«» sich für di« Durch führung de» Dretjahrgesetze» und für Verbesserung der Bewaffnung an nicht wtederkehrenden Ausgaben 6S0 Millionen Franken vornehmlich für den Bau bon Ka- fernen, 1400 Millionen für die Verbesserung der Be waffnung. Da» übrige Programm von 1200 Millionen soll in sieben Jahren durch geführt werden, wo von '800 Millionen durch besondere Hilfsquellen, der Rest im Wege der normalen Budget» gedeckt werden sollen. * Eine Thronrede zur Eröffnung de» Ttorthing. Wie au» Lhristtanta gemeldet wird, eröffnete der König die Tagung des Storthtng am Dienstag mit einer Thronrede, in der er zunächst auf die rei- chen Erinnerungen htnwteS, di« das Jahr 1914 für Norwegen mit sich bringe. Die Beziehungen des Lande» zu den Mächten seien andauernd freundschaftlich. Die Verhältnisse auf Spitzbergen seien beständig Ge genstand von Erörterungen mit den übrigen interessier ten Mächten gewesen. Eine neue Konferenz, die in dem >012 unterzeichneten Schlußprotokoll angekündtgt wor den war, konnte noch nicht abgehalten werden. Die Thronrede kündigt sodann eine Reihe neuer Gesetzent würfe an. * T-te revolutionär« Bewegung in Portugal. Die Anzeichen für ein« rege Tätigkeit der revolutionären Bewegung in Portugal mehren sich in außerordentlicher Weise. Wie st«t» vor dem Au»bru-ch einer neuen Re volution, sind die Fluchtversuche politischer Gefangener an der Tagesordnung. Die Zeitung Mundo in Lissabon meldet, da» sechs politische Gefan- sangen« au» dem Fort Groco der Festung Elva» mit ih- ren Wärtern spurlos verschwunden sind. Slva» ist ein« stark befestigte Stadt an der spanischen Grenze. * Reue Erfolge ve» mexikanischen General» Villa. General Villa erklärte, daß nach der Vernichtung al- ler noch in der Siähe von Ojtnaga befindlichen Regte- rung»truppen da» Vorgehen gegen Torreon, wo er 5000 bi» 7000 Mann neue Truppen erwarte, ferner ge gen Monterey, Galtillo und San Lui» Potosi mit der Stadt Mexiko al» Endziel beginnen werd«. Bor der Hauptstadt hoffe er, ein Heer von 30 000 Mann zur Ver« ügung zu haben. Politische Tagesschau. 14. Januar. * Ter Weh-rbeitrag ver Bundesfürsten. Nach dem bereits vorliegenden Resultat der freiwilligen Wehr- beitragSeinschätzung der deutschen Bundesfürsten ist, ei ner Korrespondenz-Meldung zufolge, die aber wvhl mit Vorsicht aufzunehmen ist, mit einem Eingang von an nähernd zwanzig Millionen Mark Wöhrbeitrag der Bundesfürsten zu rechnen. * T-le Antwort vo» Dreibünde» r« ver gnselfrage überreicht. Wie aus London gemeldet wird, ist die Ant wort der Dretbundmä-chte auf die Vorschläge Str Ed ward Greys am Dienstag von den Botschaftern in London überreicht worden. Die Antworten sind in ih rem Wortlaut nicht gleich, stimmen aber in der Sache vollkommen überein, indem sie ein weitgehende» Protokoll» der letzten Sitzung fand di« DagesoHwuntz ihr» Erledigung. Di« Wahl von drei AuSschuhmitgliäd-ern ergab die Wiederwahl der bisherigen, nämlich der Herren Ltngek, Michel und Sparschuh. E» folgte die Wahl von -zwei Ge hilfen zur Gehtlfenprüfungskommission, worauf durch Herrn Nötzold der -Kassenbericht -erstattet wurve. Di« Kass« wurde durch zwei Mitglieder -geprüft und für richtig be funden, dem ^Kassierer Entlastung erteil und di« anwesen den Jnnung»mttglt«der erhoben -sich Hum Danke für sein« Mühewaltung von ihren Plätzen. Ferner wurde du-ch Herrn Obermeister Ledig ein Bericht vom Obermeistertag in Zwickau gegeben, woran sich auch dessen Stellvertreter, Herr Linge-l, in sehr au-fklärende- Weift beteiligte. Weiter wur den noch interne Angelegenh-ei'en der Innung böfp'ochen und erledigt. Am Schlüsse Ver Versammlung wurde eine Sammlung -für die Pfe-ffevsti tung vorgenom-m-en. Dieft Unierstützu-rgskass« dient für bedürftige Kollegen und deren Angehörigen. Damit hatte die Sitzung ih- Ende erreicht. s« Ort»g uppe Aue de» Verein» sächsischer E-rmSnve- beamten. Den ersten DiskuMonsabend im neuen Jahve ver anstaltete gestern abend im Hotäl Blauer Engel die Ort», gruppe Aue bcs Vereins sächsischer Gemeindebeamten. Herr Ra »sekretär Ficker e-fericrte zunächst über das Gesetz über die Versorgung der Hinterbliebenen von Siaatsdienern vom 15. Juni 1912. Er führte eingangs au», daß diese» am 1. Juli 1912 in Kraft getreten« abgeänderte Gesetz auch für die Demeindebcamtem- von außerordentlich wich iger Bedeu tung und von großer Tragweite sei. Sodann ging er de» näheren aus die einzelnen Paragraphen dieses Gesetze» «in und machte aus die wesentlichsten Neuerungen ausmerPam. Redner betonte de» weiteren, daß das Gesetz nicht ohne Schwierigkeiten zustande gekommen ist, da zwischen Parla ment und Regierung über die soziale.Verteilung der zu be willigenden Mittel starke Meinungsverschiedenheiten her-sch- ten. Den Ausfllh-rungen de» Herrn Sekretär» Ficker schloß sich eine lebhafte Aussprach« an -und dem Redner zollte man ür seine Ausführungen reichen Beifall. In der nächsten Monatsversammlung wird Hr. Ratsexpedient R ude r übe, Ausfllhrungsbvstimmungen W dem am 1. Januar 1914 in ^raft getretenen Staatsangehörigkeitsgesetz vom 22. Juli 1913 sprechen. Nach Erledigung einiger interner Angelegen- heilen beschloß man gestern noch, im Februar dieses Jahre» einen Aufflug nach dem Fichtelbergs zu unternehmen. IM* Vorsicht, falsche« Geld! Zum -zweiten Male im Verlaufe von acht Tagen ist gestern in Aue ein falsche« Zweimarkstück an einer öffentlichen Kassenstelle ange» i-alten- worden. Es trägt das Bildnis Kaiser Wilhelm II.» hat die Jahreszahl 1906 mnd da» Münz-zeichen Wer Zweimarkstücke vereinnahmt, wird deshalb in nächster Zeit gut tun, die Geldstücke genau auf ihre Echtheit zu prüfen, >a es nicht ausgeschlossen ist, daß noch mehr solcher Falsifikate n Umlauf -fink " Weihnacht-Vergnügen. Die Riege Germania de» Allgemeinen Turnverein» (D. T.) hielt gestern im Kreise ihrer Mitglieder nebst Angehörigen im Saale de» Hotel» Stadtpark ihr diesjährige» Weihnachtsdergnügen ab. Ei nige Konzertstücke, turnerische Vorführungen, sowie eine Gabenverlosung sorgten für angenehme Unterhaltung der zahlreich Erschienenen. Ein flotter Ball hielt die Besucher dann noch recht lange in fröhlichster Stimmung beisammen. * Noch mehr aus dem Kerbholz. Der Ende vorigen Monats wogen ei-n-es in Lößnitz verübten- Raubanfalles ver- -aftete 18jährige Steindrucker T. aus Aue hat auch, wie sich etzt herausgestellt hat, in unserer Stadt eine Anzahl Dieb- lstäh l e verübt. So hat er vor längerer Zeit feinem da maligen Meister einen Hundertmarkschein aus dem Schreib tisch -entwendet und bei einem Bäcker in der Wasserstraße einen Einbruch -versucht. Hier ist er durch ein kleines Fen- 'ter, das vom Laden nach dem Hausflur führt und zur Ausgabe der Bäckevwaren bestimmt 'ist, gekrochen- und in die Wohnstube gegangen. Als kurze Zeit daraus ein Ge. Hilfe des Meisters durch den Hausflur ging, sah dieser zwei Füße aus dem Fenster hera-ushängen. Er zog die Person rollendes heraus und hatte T. -vor sich stehen, der sosv-t Reißaus nahm. Auch bei anderen Diehstäh.en kommt T. Aue. 14. Januar. ruck u»s«r«k I-okalnol-jk», dt« durch «In Norre puudruzzeichen krnnlllch gemuchl l »d, ist - auch im Auszug« — nur mti geunurr Ouellruaugube g«stati«I.> * Eine öffentliche Sitzung der Stadtvq ordneten ist für morgen, Donnerstag den 15. Januar, nachmittag 6 Uhr nach dem Siadtverorbnetensitzungsfaale einberufen worden. Dio Tagesordnung lautet: 1. Kenntnisnahmen. 2. Beitritt der Sparkasse zur öffentlichen Lebensversiche» rungsanstalt. , 3. Abänderu-n-g des Ortsgesetzes über die Ausübung der Gast- -und Schankwirtschaft sowie des Kleinhandels mit Branntwein oder Spiritus^ Hierauf folgt eine nichtöffentliche Sitzung. -> Neujahrsquartal der Barbierinnung. Die Barbier-, Friseur- und Perückenmacherinnun-g zu Aue und Umgegend hielt gestern im,Wettiner Hof ihr Neujahrsquartal ab. Der Obermeister, Herr Ledig, eröffnet« die gut besuchte Ver sammlung u-nd beg'üßte die Erschienenen a-ufs herzlichste. Vor Einiritt in die Tagesordnung bracht« er dann noch den Kollegen und deren Angehörigen die besten Glück- und noch in Frage. Er befindet sich, wie wir m« "beten, gegen- Scgenswünscl-e zum neuen Jahre Lar. Nach Verlesung des wärtig in Zwickau in Untersuchungshaft. preußischen und der N«ich»r«gievung in bezug aus den Au» bau der direkten Netchvsteuern durch di« Vermögenozuwach» dsstsuerung de» Reiche». Herr ». Bethmanini «Hob sich so fort zur Gegenwehr. Er gab zu, daß dies« neue Steuer«« v-uch für di« Negierung kein begrüßenswerte» Steueridval gervtsen sei, er legt« aber überzeugend die Zwangslage dar, tn der sich in jener kritischen Zett di« Verbündeten Regie rungen befunden hätten und ging dann sehr geschickt -um Angriff über, indem «, die konservativen Stöuersllnden de» vorigen Sommer» noch einmal — -um Teil unter Devu-fung auf die Reden führender konservativer Neich»tag»abgeord- neten — historisch und sachlich hera-u»arb«it«te und -wür digt«. Erfuhr der unterrichtet« Politiker au» dieser Ver- teidtgungsrede auch nicht» Neue», so gab sie doch eine inter essante Auffrischung und Ausammenstell' "a der wichtigsten Tatsachen au» der ley.c» Steuerkampagne de» Reiche», der die preußischen Landboten mit Spannung lauschten. Di« Nachmittagsred« de» Reichskanzler» brachte noch eine richtige Ueberraschung. E» war die Stelle, die sich auf di« -Lösung der braunschweigischen Thronfolge byog. Hier machte dl« Mit Ermächtigung de» Herzog» von vraunsAveig abgegebene Erklärung allgemein tiefen Ein- druck, daß die Bestrebungen der hannoverschen Welfenpartei auf Wiederherstellung eine»-Königreich» Hannover nicht nur nicht den Anschauung«» de» regierenden We-lfenfürsten ent sprächen, sondern ftinem Millen direkt entgegengesetzt seien. -E» ging wi« ein Aufatmen durch di« Reihen der Zuhö-er, als mit dieser authenttsil)«n Absage de« Herzog» Ernst August an die Welfenpartei, deren indirekte Form jedermann ver ständlich findet, der fttzt« Anschein eine» schlimmen heim, lichen Zusammenhang«« zwischen Braunschweig und Hanno- ver zerstört wurde. Wer nach diesen Feststellungen nun auch in Zukunft noch di« Deklamationen und Resolutionen ein- -einer Wel'enführer u-nd Welfenversammlungen ernsthaft nimmt, trägt an seinem Töt! Ol einer Ueberschätzung der reichsfeindlichen Welfenagitafton bet, die in den Tatsachen keine Begründung findet. U-eber Zabern -sp ach sich der Neichskan-zftr mit derjenigen Zurückhaltung aus, die ihm die Grenzen der -Zuständigkeit de» Abgeordnetenhauses in dieser Frage und die Rücksicht auf die noch keineswegs abgeschlos sen« Affäre aufnötigte. E» ist ja auch klar, baß im gegen wärtigen Augenblick ein- seiner Verantwortung bewußte, Staatsmann lediglich ein« abwartende Haltung annehmen darf. Zum abschließenden Handeln wird die Zeit bald ge nug kommen. Zwei sozialdemokratische Fragen behandelte Herr v. Dethmann Hollweg noch in einer Weise, die ihm den Beifall der Kammermehrheit «intrug: die Arbeits losenversicherung und den Arbeitswilligen schutz. Da» erster« Problem bezeichnete er als äük abseh bare Zeit noch un-reif für gesetzliche Regelung, und den Ar. beitrwilligenschutz erklärte er für notwendig, wenn auch die praktisch« Durchführung nicht durch Ausnahmegesetzgebung, sondern durch Reformen des gemeinen Rechts herbeizuführen sei. Der Reichskanzler hat gestern im ganzen einen guten Tag gehabt. Aber er ist im Abgeordnetenhaüs noch keines wegs über den konservativen Berg. Es heißt, daß ihm heute Herr v. Heydebrand erneut entgegentreten werde. Man muß also mit einer Fortsetzung seines Verteidigu-ngskampfes rechnen. -