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Nr. - dst» I«« LaMait >«d fik ds» OhPölr«« Lftnötta, 1». dpi Ham»« 191L vßetzft H. R«uter «ährend dn letzten -sxi Wochen 10 öL Karten und Brief« bel«idtg«yp,n und unslätiaen Inhalt* «rboSten. Rach ein», ander«» Meldung hat die von da, Post itngeleitit« Untensuchung »vgeben, daß Lei de» noch vielen Hunderten zählenden Menst, der in AaLern sttr einzeln» Offizier« «inaestangenen Schmähkartrn tatsächlich einzeln» Hendungen mit erkennbaren beleidigenden Angaben in «er Hast de» vdtrtebsdienste» der Aufmerksamkeit der versoyal» entgangen find. Dies« Fäll» «find aber im Hin. olick daraus, daß viel, Hundert« «von Schmäyka-ten in Za- Lern al» unguiMg erkannt und zurückg-sandt morden find, al« veretn-elt zu -«trachten, von den «benfall» zahlreich «ingegangenen Zustimmungsposttarten usw. find nur -w«I vom Personal wagen Zwei'«!» Uber di, AuHässtg-eit «ine, darin enthaltenen Ausdruck,» zunächst beanstandet worden, vrid« Karten find aber aus Anordnung de» Postamtes dem Empfänger auogebändigt worden, und Mar eine ohne jede Verfügung und bi« zweit« aus dem nächsten Bestellgang«. Inzwischen ist ein« weiter« Untersuchung vingelettet worden. Di« Tatsache, das, zwei vom Vorsitzenden de» Stroh, burger Krieg^ericht» unmittelbar nach der Urteilsfällung im P-azeh Reuter am Sonnabend abgefandt, Te'egrammL, da» «ine an di« Adresse de» Polizeipräsidenten.von Jagow, da, ander« an Herrn von Oldenburg^Januschan, in einzel nen Strastburger Blättern bekanntgegeben «worden find hat dem Reichrpostamt Anlaß zur Einleitung einer neuen Untersuchunggegeben. , Politische Tagesschau. Au«, 13. Januar. * wstnsche an da» Retchepoftam!". Zur Erörterung von Fragen aus dem Gebiete de» Post« und Delegraphemvesens hat der Staatssekretä" de« Reichspostamte» für den 17. d M. Vertreter von Handel, Industrie und Landwirtschaft in da» Reichspostamt eing^aden. M» Beratung-gegenstände kom men in Frage Postk rediib riefe, Wünsche Mr den Welipostkongreß in Madrid, Mitteilungen aus dem Gebiete der Funkentelegraphie und Mitteilungen aus dem Gebiete der Kabektelsgraphi«. , * Reue Produk ionserhebungn im Reich«. Neue Pro- duktionexchebüngen im Reiche «werden im Neichsamt de» Innern vorbereitet. Sie sollen Veranstalter werden Mr di« Kleiineisenindustrie, die Herstellung von Oel au» Früchten und Sämereien, die KoNserveninduIsttte und di« Herstellung von Möbeln und Artikeln der Dauttschlerei; auch schweben Erörterungen über di« Einleitung von Pro- duktionserhebungen in einzelnen Zweigen der Glas- und Tonwarenindustrie. ; * Gegen die Kirchenau»trttt»d«yigung. Am Sonntag waren die Gotteshäuser Droh-Berlin» llberMllt. Der Kampf gegen die Kirche hatte einen Kqmps sür die Kirche ausge'öst. Um den Gemeinde-Mitgliedern innerhalb de» ge- wohnten gottesdienstlichen Rahmen» die Not der Kirche dar- zulegen, war ein allgemeiner Kirchensonntag veranstaltet worden. Die ebenfalls am vorgestrigen Sonntag einberu fenen 18 Kirchenaustrittsversammlungen unterschieden sich dadurch von den bisherigen, daß die liberaleGei st lich te it zur Teilnahme an der Diskussion «ingeladen und -um Teil dieser Einladung gesorgt war. * DK Mandrtsniederlegung ste» Grasen Mielezynski. Graf Mielczynski hat «seine Mandatsniederlegung mit fol- gendem Schreiben an den Vorsitzenden der polnischen Reichstagssraktion Fürsten Radgiwill begründet: Euer Durchlaucht bitte ich ergebenst, der Fraktion gütigst Mitteilen zu wollen, daß ich mit Schreiben an den Herrn Reichstags präsidenten mein Mandat niedergeleyt habe. Durch einen furchtbaren, meine Kräfte übersteigenden SchiHalsschlag physisch und moralisch gebrochen, könnte ich fer- nerhin die Pflichten eines Abgeordneten weder gewissenhaft noch energisch erfüllen. * Dia Kämpfe der Spanier in Marokko. Nach in Madrid vorliegenden Meldungen hat gestern früh in der Nähe von Nagato ein Gefecht zwischen Spaniern und den aufständischen Rifkabhlen begonnen. Der Kampf dauert gegenwärtig noch fort. Die Spanier haben be reit» Mnf Tote und eil»e Anzahl Verwundete zu be klagen. — In Tetuan läuft wieder einmal da» Gerüchts um, daß Raisult von seinen eigenen Anhängern er mordet worden sein soll, jedoch r. :r eine Bestätig zpmg diese» Gerüchte» bisher nicht zu erlangen. * UW FitHala» der Gtzsat» -«» FWftkftaW. Mi« in Konstantinopel verlautet, hat di« Psvrt« an ihre Ver tret« im Ausland »in Zirkular gerichtet, in dem sie an ihre vorbeihalt« «innert, als st« da» Schicksal der Inseln den Großmächten anvertraut«, und hervorhebt, daß di« Zuweisung von Chto» und Mtzti- len« an Griechenland di« ostanatoltschen Reformen beein flussen und di« Ruh« auf dem anatolischen Kontinent und Pen Handel in Mnchrna tschäd-gen könne. Di« Pforte lehn« di« Verantwortung für die bösen Folgen ab, falls die Mächte Entscheidungen wessen würden, die dem Interesse der Türket zuwiderliefen. * DeleafiS» Rachsolgn in Petersburg. Am gestrigen französischen Mtnistenak unter dem Vorsitz« ve» Präsiden ten Potmca-S wurde der Direktor Mr politische und Handels- angelegenhettrn im Ministerium de» Aeutzeren, Pa*«o« logu«, -um Botschafter in Petersburg ernannt. Paleo- logu« -wird der Nachfolger DeleafiS», der aus seinen Wunsch endgültig nach Frankreich zurückkehrt, de Margerie ist an Stell« Paleologue» zum Direktor im Ministerium de» Aeußeren ernannt worden. * Die Auflösung d«» ch'meflschen Parlament». In sei nem Erlaß «Märt Präsident Iuanschikai, die Auslösung de» chinesischen Parlament» sei deshalb erfolgt, wei? es un möglich war, «in« Beschlußfähigkeit zu erreichen. Ein zwei- ter Erlaß weist die No'wenvigkeit nach, die Pa-lament und Wahlen betreffenden Gesetze umzuarbetten. Die Wieder einberufung de» Parlament» nach Abänderung dieser Ge- setze wird feierlich versprochen. Gleichzeitig wird der Per- wa'tungs'at beauftragt, da» Ergebni» seiner Erwägungen über die Organisation zur Abänderung der Detfafiung vor- zulegenr * Tke mex iranischen Rebell»« -wische» Mexiko und Veracruz. Eine Nachricht, die auf «ine schwere Bedroh ung der mexikanischen Regierung schließen läßt, kommt au» der Hauptstadt Mexiko. Nachdem di« Aufständi schen bet Boca del Monte einen Güterzug in di« Lust gesprengt haben, ist die Eisenbahnverbindung zwischen Veracruz und Mexiko seit Tonntagnacht unterbro chen. Der englische Gesandt« hat bei Huerta Vorstes lungen deswegen erhoben, da die Linie einer englischen Gesellschaft gehört. Die Konzession berechtigt die Ge sellschaft, die Linie durch englische Truppen be wachen zu lassen. Der Rassenkampf in Süäafrika. K> In Südafrika .steht sich die herrschende Gruppe de - Weißen Bevölkerung einer Erhebung eingeborener Ar beiter gegenüber, die, Wenn ei» nicht gelingt, sie rasch und gründlich zu unterdrücken, sich sehr leicht zu einem Aufruhr Wetter Kreise der schwarzen Bevölkerung aus wachsen könnte. In den Dtamantminen von Jager», fontain brachen 900 Eingeborene au» ihrer Reserva tion au» und versuchten di« Stadt zu stürmen, die von ungefähr ISO Weißen Bewohnern dertetttgt wurde. E» entspann sich ein heftiger Kamps, bei dem sieben Eingeboren« getütet und 36 verwundet wurden. Von den Weißen wurden zwölf Mann verwundet. Zn den Be richten heißt ei», daß die Eingeborenen, BasutoS, wie toll immer Wieder in di« Stadt vorzudringen ver suchten, Wo Frauen und Kinder in ihrer Gewalt ge wesen wären, unter denen inzwischen eine große Pa nik ausgebrochen war. Erst nach wiederholten Feuer salven gelang e», die Aufrührer in ihre Reservate -u- rückzudrängen. Daß aber die Ruhe damit nicht wieder, hergestellt ist, geht daraus hervor, daß sämtliche waffen fähigen Bürger in Natal und Oranje zu den Fahnen gerufen worden find. Dazu drohen die Weißen Ar beiter gerade jetzt mit einem Generalstreik; bis zum heu tigen Dienstag soll darüber abgestimmt werden. ES fehlte dann nur noch, daß auch di« Inder diese Gelegen heit benützen würden, sich zu gunsten ihrer alten Forde rung, wie britische Untertanen und nicht wie uner wünschte astatische Eindringlinge behandelt zu werden, zu erheben, um die Lage der Regierung vollend» so kri tisch wie noch nie zu gestalten. Besonders auffallen muß es, daß die Weiße Arbeiterschaft Über so wenig Rasse stolz verfügt, daß sie den jetzigen Au genblick wahrnimmt, dem Unternehmertum durch ei nen Generalstreik neue Zugeständnisse abzupressen. ES handelt sich h«i dieser Arbeiterschaft freilich um «in bunt zusammengewürfelte» G«meng« von metst aben teuerlich gefirmten Elementen der verschiedensten Ra tionalitäten. wie in allen großen englischen Kolo nien, find hier die Gewerkschaften nach revolutionär» shndtkaltschen, also ziemlich anarchistischen Grundsätzen organisiert, u. sie wollen demgemäß mit rücksichtsloser Ge walt jeweils so viel Macht an sich reißen, wie die Um stände «S gestatten, ohne auf irgendwelche vertraglichen Bestimmungen oder sozialen Gesamtinteressen zu achten. Ohne Schuld sind freilich auch die Unternehmer nicht an der Verschärfung der Klassengegensätze. Sie haben sich über da» Prinzip der Rassengrenze hinweggesetzt, wonach früher alle Vertrauensstellungen und all« Ar beit von nicht völlig untergeordneter Bedeutung den Weißen Vorbehalten blieb. Nachdem so «ingeboren« Ar. beiter auch in höher« Stellungen als Arbeiter in den Goldminen aüfrücken können, verliert di« internationale Weiße Arbeiterschaft nun jede Scheu, ihr« wirtschaftli chen Interessen auch auf Kosten de» Prestiges der Wei ßen Rasse gegenüber dem schwarzen Element durchzu- setzen. Don Staät unä Lanä. * Gedenktag! «ml 3. Januar: 1761 Erft« Aufführung Per Räuber von Schiller in Mannheim. 1809 F. F. Graf v. Beulst, Staatsmann,, * Dresden. 1819 Vitzthmm v. Eck» stiidt, sächs. Geschichtsschreiber und Diplomat, * Dresden. Aue 13. Januar. ruck uolal»»»,»». di» durch «tu Morr»w°nd«»u«tcha> knntlich ,«mach! ! nd. ist - noch tm ^u«»ttd» — nur mtl „uaurr Qurllrnangnb« * Die Frdgr der Errichtung eine» staatlichen Kranken ¬ haus«» Mr den Bezirk Schwarzenberg, da» womöglich in Aue zu stehen kommen soll, hat schon früher die hiesigen städtischen Kollegien wiederholt beschäftigt, wobei die Frag« der Rentabilität «ine» solchen BezirkokrankeNhause» ein gehend erörtert wurde. Nunmehr scheint die Angelegenheit, nachdem lange «schon von ihr nicht» mehr zu hören war, wie- der in Fluß kommen -u sollen, denn am letzten .Sonnabend fand hier nachmittag» tm Stadthause -wischen einem Ver treter de» Ministerium», Herrn Amtshauptmwnn Dr. Wim mer, und den Bürgermeistern der in Frage kommenden Städte eine Besprechung statt, in der sie .neuerding» venti liert wurde. Heber da» Ergebni» wird vorläufig Still schweigen bewahrt. , * Personalien. Unter den Veränderungen im Medi- zinalpersonal« des Regierungsbezirk» Zwickau während de» letzten Vierteljahre» 1913, die,von der Kreishauptmann- schafft Zwickau in der neuesten Ausgabe de» Dresden er Jour, nals Lekanntgegeben werden, befinden sich sorgende di« Stadt Au« betreffenden: Verzogen ist Dr. med. Pietz old von Aue nach Gottleuba und Zahnarzt Han» Witten burg von Aue nach Schwarzenberg. Niedergelassen hat sich Paul Max Tempel al» Wistent bei Zahnarzt Sauer in Aue. > * Die beiden letzten Theatervorstellungen Mr dl« Abo», nmten de» AVer Tageblatt«» finden bekanntlich morgen, am Mittwoch, und übermorgen, am Donnerstag, statt. Für beide Vorstellungen sind noch eine beschränkte Anzahl von Plätzen vorhanden, sodaß e» also jetzt noch mög lich ist. sich bestimmt einen Platz ,zu sichern. Da» muß aller dings schnell geschehen, denn erfahrungsgemäß wird die Nach frage am Tage der Vorstellung immer noch sehr erheblich. Wer deshalb bestimmt Anspruch auf eine Vorstellung erhebt, dem ist nur dringend anzuraten, nochheute den Umtausch der Gutscheine gegen Eintrittskarten in den bekannten Zigar rengeschäften -u bewirken.— Auch geistern, am Montagabend, ging die Vorstellung vor vollbesetztem Saal und unter größtem Beifall der Zuschauer vor sich. Am heutigen Dienstag iin- dci Mr die Abonnenten des Auer Tageblattes keine Vor stellung statt, da Herr Direktor Steiner im Tarolatheater den Fremdenlegion zur Aufführung -bringt. Auerhrmmer, 18. Januar. - Gene stlversckmmfung der Schießgesellschas». Am 16. ds. Mts. hielt die hiesige Schiehgeisellschast in ihrem Vereinslokale, dem Gasthofe, ihre diesjährige Generalver sammlung un er Leitung des Vo-sitzenden Herrn Emil Zie- old ab. Aus den bekanmtyegebenen. Jahres- und Kassen berichten ging hervor, daß die Tätigkeit des Vereins fort- Dienerstellen geben ün» die Archive der k'einstaatlichen Hof- marschallämter. Wollte ein Streber bei Serenifiimo Küchenjunge we den, so testete das an die siebentausend Reichstaler. Der Nimbus eines Hoflakaien aber war noch viel teurer zu bezahlen; und ein bedeutend stattlicheres Kapital gehörte dazu, um es zum Kammerdiener zu bringen Der Ehrgeiz, in der Nähe erlauchter Her-en zu weilen, trieb manchen Bürgersmann dazu, so sein gutts Geld aufs Sp'el zu setzen, und die Frage: wie verzinst sich mein Geld? kam in -weiter Linie. Im römischen Reich deutscher Nation gab es zahlreiche Fürstlichkeiten, denen ein klingender Batzen Nottat; und da ein jeder he yschaftliche Dienstbote Geld ins Haus brachte, schuf der erfinderische Geist die sonderbarst-n Dienstposten, um nur recht piel Livrierte unterzubringen. Da» Marschallamt eines reichsunmittelbaren rheinischen Freiherrm verlangte von den Fußläufern Seiner Erlaucht fünftausend Mark, aber den Lohn blieb man den armen Teufeln schuldig, und wurde er ausnahmsweise pünkt'ich entrichtet, dann beimg er selten mehr als fünf Prozent des investierten Kapital». Di« Sänftenträger eines franzö sischen Prinzen zahlten nach dem Zeugnis dMvnels sechs- tausenddreihundert Frankem, um ihre karmoisinrote Livree tragen -u dürfen, und der Jahreslohn dieser vielbeneideten Diener betrug nur fünsh-umdertMnzig Franken. Doch das geringe Gehallt hatte nicht» Abschreckendes, brachte ja der herrschaftliche Dienst Privilegien anderer Art, und in einer hochadeligen Gesindelstube zu sitzen, 'war di« Sohnsucht jede» Kleinbürger» Al» der Sonnenkönig auf dem Throne Frankreich» saß, galt es al» Pflicht «ine» jeden Grandseigneur», recht viele Dienstboten tzu halten; immer muhte, «er auf sich etwa, hielt, pon einem Diensttroh umgeben sein. Ging ein« Dame Mazteven, dann folgten ihr gleich mehrere Lakaien, der «ine trug den Hut, der andere di« Handschuhe, der dritte den 'Schirm und den Lieblingspapagei der Herrin hatte ein bunt, gekleideter Mohr in Obhut und schloß sich mit dem kreischen den. Vogel dem Auge am. Die Deutschen, stets bereit, freind« Unsitte nachzuahmen, lernten schall Viesen welschen Diener luxus, doch mit der Goldno.t die der spanische E bfolgrkrieg über ganz Deutschland brachte, wurde auch der Aufwand an Gesinde allmäh'ich bescheidener. Selbst in Paris gewöhnten sich die adeligem Kreise daran, weniger Dienstboten zu halten; und unter Ludwig XVI. fand die vornehme Dame an einem Nachträger, der den offenen Schirm über ihr ge-- lpudertes Haupt zu halten hatte, ihr Genügen. Ging die Zahl der Dienstboten beim Adel zurück, so blieben die Löhne bis an die Schwelle der Revolution in ihrem Ausmaß um- verände-t. Gin Kammerdiener bekam fünfhundert bi» siebenhundert Franken jährlich, «in Lakai nie un'er drei hundert. Dieser Sold war jahrhundertelang durch die Ge wohnheit traditionell geworden. Aber die reichem Bürger, denen die brotlos gewordenen Diener und Dienerinnen des verjagten Mels mach der Revolution »erbettelt und aus gehungert ins Haus kamen, wollten nicht die alten Löhn« zahlen; so waren seit 1796 die Dienstbotenlöhn« stark zurück gegangen, und sie blieben bis in die napoleonische Zeit be- scheiden. Der alte Nimbus der Kammerdiener war verflo gen, und die 'Kammerzofen, einst der oft gewählte Borwurf der galantem Dichtung, wurden in der Biedermeierzeit von der öffentlichen Meinung unsanft behandelt. Verliebte Dienstmädchen haben schon Unfern Großmüt- tern manchen Verger Lebtet, und di« soldatenfreundltche Köchin ist keine neue Erscheinung. Da» Dienstbotenelend, von dem «ine jede Hausfrau ihr traurige» Lied zu fingen weiß, ist so alt, wie die Dienstboten selbst; ein schlechtes und arbeitsscheues Gesinde kennen die Chronisten de» Mittel- alter», und einer berichtet auch von einem behördlichen Mit- tel, sie -u bessern. In «in Fcch. da» an einem langen Lab ken beseitigt war, wurde Anno Iböv noch zu Wien die zaule und männ« tolle Dienstmagd gesteckt und vom Büttel einige Mal« in die Fluten der Donau getaucht zum Gaudium und abschreckenden Beispiel der Genossinnen. Man hatte früher viel mehr Zeit in der Wett umd kümmerte sich um den lie ben Nächsten ausdauernder, als dies heute geschieht. Die Hausfrauen hielten es Mr ihre GhristenMicht, von den Dienstboten eine gesittete Lebensführung zu fordern. M« de" Meister seine Gesellen in die Kirche schickte, so sah die Meisterin strenge darauf daß die Mägde Schlag neun in ihren Veiten lagen. In Wien erlosch beim Schlage des Bierglöckleins, das um die neun'« Abendstunde vom Ste- fansdome schallte, jegttches Leben; so wurde es auch in ganz Deutschland gehalten. Zeitig Wiafengehen hieß das Gebot, aber auch frühzeitig die Arme rühren ; beim ersten Hahnen schrei wurde es in der Gefindeftube schon lebendig. Ein« alte Schrift erzählt vom dem Aufstand der, Stubenmädchm, die das Recht Mr «sich beanspruchten, auch silbern« Schnallen an den Schuhen tragen tzu dürfen. Diesen bescheidenen Zierat versagten die städtischen Kleiderordnungen auf da» strengste allen dienenden Jungfern. Di« Frage brachte die Gemüter in Aufruhr, Es war in den Tagen Kaiser Jo sef» II., und viele Schriftsteller verspritzten ihre Tinte in dieser hochwichtigen Frage. Die Stubenmädchen aber behiel ten recht und durften ihre Stlberschnallen wieder an den Stöckelschuhen glänzen Lassen, sogar seidene Leibchen -u tra gen, bewilligte ihnen der Hochweise Magistrat. Wie wür den Vie Damen der guten alten Zeit vor Staunen und Neid vergehen, könnten sie ihren Schwestern von heute im Sonn- tagsstaat begegnen. Wie armselig würde ihr Tand erschei nen neben den aufgedonnerten Mchenfeen unserer Groß städte. ' /