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uer Anzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: fiuer Sonntagsblatt. EprechchmSe »er Ne-attl»« mit stusnahm» »er «ormtag» oachmittag» 4—s Uhr. — Lelegramm-ff-^ff», Lagebla« stwey-wirg«. Iumspwch« «. Iü» ouverlna-1 etogrfaa-t» Manuskript» kaaa Srwähr nicht geleistet wer»««. Nr. 263. Liese Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Der sächsische Landtag ist in Dresden zusammen- getreten. Zum Präsidenten der ersten Kammer wurde Graf Vitzthum von Eck st L d t ernannt.*) * Die dänische Negierung hat ein« namhafte Summe zur offiziellen Beteiligung Dänemarks an der internationalen Buchgewerbeausstel lung Leipzig 1914 bewilligt. * Die fünfprozentige Zollvergünstigung des neuen amerikanischen Tarifs wurde völlig außer Kraft gefetzt.*) Di« griechisch, türkischen Verhandlungen stnd wieder aufgenommen worden, nachdem Rumä nien aufdie Türke leinen Druckzugunsten Grie chenlands ausgeübt hat. * DerengltscheMarinemtntster stellte für da» nächste Jahr große Mehrforderungen für die Flott« in Aussicht. - -> eiLh««« stih« IM «n«r« »Nll«. Abermals neue Balkangefahren. Geheimnisvoll und vieldeutig wie ein Orakel von Delphi, und gerade darum etwas beunruhigend klingt die Aufklärung, die die Norddeutsche Allgemeine Zeitung in ihrer letzten Wochenrundschau veröffentlicht hat. Sie stellt fcht, daß die griechisch-türkischen Verhandlun gen, die schon vor 14 Tagen dem Abschluß nahe schienen, ins Stocken geraten sind, und bemerkt dazu: Weder dieses Zwischenspiel noch da» Wiederaufleben von anderen Sonderwünschen einzelner Orientstaaten ist an sich bedenk« lich, solange sich nicht die Großmächte zu einer einseitigen und für Las Einvernehmen unter ihnen selbst unerwünsch ten Parteinahme bestimmen lasten. An welche Adresse mag diese an und für sich gewiß berechtigte, dem europäischen Desawtintereste entsprechende Mahnung wohl gerichtet sein? An die Mächte des Dreiverbandes Saum. Denn das Organ unseres Auswärtigen Amtes betont nachdrücklich die ruhige Zuversicht, mit der Sir Edward Grey in New Tastle und der russische Ministerpräsident Kokowzow in Pari» sich über die Lage im Orient geäußert haben. Nun soll sich zwar Griechenland von Frankreich nachdrücklichste Unter stützung seiner Ansprüche auf die Aegäisinseln sowie auf Südalbanien versprechen, aber man braucht sich nur des Mittwoch» 12. November 1913. Katzenjammers zu erinnern, der in Frankreich der Partei« nähme für Griechenland während der Bukarester Verhand lungen folgte, v's sich die russische Presse und Diplomatie wider Erwarten stark darüber auttegt«, um da» Unwahr- scheinliche einer neuen französischen Extratour zugunsten Griechenlands zu « kennen. Sollte jene Mahnung nicht gerade an die Wiener Regierung gerichtet sei, von der be fürchtet wird, daß sie die Hoffnung der bulgarischen Re vanchepolitiker auf Begünstigung ihrer Pläne mehr nähre als den europäischen Friedensinteresten entspricht? In Bel grad wird behauptet, daß bei der Anwesenheit König Fer dinands in Schönbrunn eine militärische Scheinkonvention zwischen Bulgarien und Oesterreich. Ungarn abgeschlossen worden sei mit der Spitze gegen Serbien. König Fer - dinand bezwecke, indem er dadu-ch in seinem Volke die Hoffnung auf baldige Revanche unterhalt«, die seiner Dy nastie drohenden Gefahren abzuwenden. Gewiß trägt dies« Meldung Len Stempel der Gründung an der Stirn abe- sie lehrt, mit welcher Vo-sicht bulgarische Annäherungs versuche, di« ohne weite"«» zurückzuweisen gewiß kein An- laß vorliegt, von der Wiener Regierung behandelt zu wer den verdienen. E» hieße alle Erfahrungen der Balkankriege in den Wind schlagen, wenn man am Ballplatze die öfter- reichtsche Freundschaft durch irgendeinen Balkanstaat für Revanchebedürfniste mißbrauchen ließ«. E, ist verdächtig, daß di« bulgarische Politik plötzlich wieder merkwürdig lebendig wird. Man hätte in Sofia aus der internationalen Entrüstung über die von bulgari schen Truppen in Feindesland verübten Greuel die Ähre ziehen sollen, daß Bulgarien sich etliche Jahr« ernst haf- ter innerer Kulturarbeit widmen Este, bevor es wieder Anspruch daraus erheben könne, in. Westeuropa al» eine zivilisierte Nation geachtet zu «erden. Statt dessen glaubt man jetzt, sich dadurch wieder «in moralische» Ansehen geben zu können, indem man die Gegner nachttäglich zu Barbaren zu stempeln sucht. Unter dem Vorsitz der Witwe de« ehemaligen Ministerpräsidenten Karavelow hat in Sofia «ine stark besuchte Versammlung, bulgarischer Frauen stattgefunden, die gegen die griechischen Greuel an Bulga rien in Südmakedonien und di« Mißhandlungen bulgari scher Kriegsgefangener protestierte und von der Regierung energ'sche Maßregeln forderte. Wen gedenkt man wohl in Sofia mit dieser Methode, politische Absichten in moralische umzulügen, zu täuschen? Ohne jeden moralischen Kredit lassen sich bewährte Methoden britischer Weltpolttik denn doch nicht nachahmen. Jedenfalls stimmt der bulgarische Lärm über griechische Atrocities sehr gut überein mit dem veränderten jüngsten Verhalten der türkischen Friedens delegierten in Athen. Diese haben dem Ministerium des Auswärtigen neue Instruktionen ihrer Regierung mitgeteilt, nach denen es scheint, als ob die Pforte nicht nur keine weiteren Zugeständnisse mache, sondern sogar neue Forde- rungen über die bereit» durch den bisherigen Verhandlun gen festgesiellten Punkte, nämlich Wakufts, Zehnten und s. Zrchrgrmg. Staatsangehörtgkett erhebe. Die Beleb««» der leoantini. schen Gewässer mit englischen, italienisch«» und französisch« Kriegsschiffen, die teil» bereits erfolgt ist, teil» bevorstcht, ist gewiß nicht geeignet, die neuen Balkangefahren z» ver ringern: denn durch jede» der betreffenden Geschwader wer. den bestimmte Sonderwünsche einer der miteinander streiten den Balkanstaaten unterstrichen. Die Nüstungskornrnission. Wie nunmehr halbamtlich mitgeteilt wird, sind di« Ver handlungen über die Bildung einer Kommission zur Prüfung der Rüstungslieserung «n tzum Ab schluß gelangt. Den Vorsitz wird der Stellvertreter des Reichskanzlers, Staatssekretär de» Innern, Staatsminister Dr. Delbrück, führen. Von den Ressort» werden vertreten sein: La» Krisgsministerium, da» Reich» mattnr- amt, da» Reichsamt de» Innern, da» Reichsschatzamt, da» Finanzministerium, da» R«ich»postamt, da» Ministerium für Handel- und Gewerbe; und das Ministerium der öffent lichen Arbeiten Don diesen Ressort» find die fünf zuerst ge nannten umnittelb-7? beteiligt, die drei zuletzt genannten find um ihr« Mitwirkung ersticht worden, weil st« auf dem Gebiete de» Lieferungswesen» große Erfahrungen gesammelt haben. Für die Auswahl der Mitglieder de» R«ich»tage» ist der Grundsatz maßgebend gewesen, daß die großen Parteien durch je zwei, di« kleineren durch je einen Abgeordneten vertreten sein sollen; innerhalb der Parteien sind die betreffenden Gtatsreferenten sowie durch ihre Sachkunde geeignete Abgeordnete ausgewähkt worden. Hiernach sind im Einvernehmen mit den Parteien des Reichs tage» folgende Abgeordnete in die Kommission berufen wor den: für die Konservativen: Dietrich und Graf von Westarp; für die Reichspartei: Schultz-Bromberg; für die Wirtschaftliche Vereinigung: Behren»; für das Zentrum: ErBevger und Spöck; für di« Polen: Gras von Brudzcewo-Mielzynskt; für die Nationalli- bera len: Roland-Lücke und Dr. Ballett; für die Fort schrittliche Volkspartei: Müller-Meiningen und Liesching; für die Elsässer: HauH; für die Sozialdemo kraten: Noske. Die sozialdemokratische Frak tion hatte neben dem Slbgeordneten Noske den Abgeordne ten Dr. Liebknecht vorgeschlagen. Der Reichskanzler aber hat wegen der prononzierten Stellung, die der Abgeordnete Dr. Liebknecht persönlich in der öffentlichen Erörterung der sogenannten Kruppaffäre eingenommen hat, Bedenken ge tragen, diesem Vorschläge zu entsprechen. Der sozialdemo kratischen Fraktion ist mitgeteilt worden, daß es ihr frei stehe, neben dem Wegordnelen Noske noch ein anderes Frak- tionsmitglied für die Berufung in die Kommission in Vor schlag zu bringen. Bisher hat die Fraktion auf diese Mit teilung noch nicht geantwortet, sie behält sich vielmehr vor, zu dem Vorgeben der Regierung Stellung zu nehmen. Warmespenäer. vachd.uck »«rbotin. Die wichtigste Frage de» Winters ist di« Heizungsfrage, sie beginnt, noch ehe der Winter seinen Einzug gehalten, sie ist noch nicht beendet, wenn der Winter bereits im Weichen ist, denn sie ist ein Problem, da» im Leben der modernen Kulturmenschen seine endgültige Lösung noch nicht gefunden hat. Die meisten Menschen sind mit der Heizung unzufrie den, schon deshalb, weil ihnen der «Zeitpunkt, an dem sie mit der Erwärmung der Zimmer beginnen sollen, nicht klar vor Augen steht, und weil es eine einheitliche Regelung dieser Frage nicht gibt. Maßgebend für die Benutzung der häus lichen Wärmespender sollte nicht der Monat sondern die Außentemperatur sein. Man Muß nicht mit dem Heizen aushören, wenn der Kalender den Lenz ankündet, man soll damit schon beginnen, wenn der Herbst dem Winter auch noch nicht gewichen ist. Niemals dürfen dem Körper durch den Aufenthalt in einem Raume zu viel Wärmegrade ent zogen werden. Die Heizung und di« Wärmespender find in allen Länder» verschieden. Am idealsten ist die Heizung in Rußland, dem Lande der eigentlichen Kälte. Dort fin den wir in allen Wohnungen, selbst in denen, di« sich schon der modernen Zett angeschlossen Laiben und Zentralheizung besitzen, riesige Kachelöfen, die aber nicht etwa vom Zimmer au», sondern di« von draußen her erwärmt werden. Die Feuerungsöffnung geht durch die Wand, mün det in den Korridor, und hier wird der Ofen von «in«r Person, von der man Zuverlässtgkett und Genauigkeit er- wartet, gespeist. Mächtige Holzscheite weiden hereingescho- ben, die Wärme ist außerordentlich angenehm und behag lich. InAm « r 1 ka, dem Lande der Schnelligkeit, will man stch mit de^ Erwärmung der Räume durch besonder» dazu an gestellte Personen nicht aufhalten. Auch die Zentralheiz ung sieht man al» überwunden an, und gleich der Br leuch- tung einer Stadt durch Ga» oder Elektrizität will man auch die Heizung zentralisier-n. Man übergibt die Hei zung einer Stadt einer großen Gesellschaft in die Hände, die Wärme führt man auf einfache Weise durch Röhren in die einzelnen Wohnungen. E» bleibt jedem Menschen un benommen, sich -ei jedweder Außenwitterung von dieser Wärme so viel zuführen zu lassen, als er augenblicklich be- nötigt, und am Ende des Monats oder am Ende der Woche begleicht man die Heizungsrechnung ebenso, wie man seine Beleuchtungsnota bezahlt. Das halten die praktischen Ame rikaner für den Jdealzustand der Wohnungsheizung; und man muß zugebe», daß diese Regulierung schr viel für sich hat. An kalten Sommertagen werden Haupfrauen, die kleine Kinder haben, die Versorgung der Wohnräume durch Wärmerühren gewiß besonders angenehm empfinden, da Kinder ja bekanntlich gegen Kälte wett empfindlicher sind als Erwachsene und ihnen di« niedrige Temperatur auch viel schlechter bekommt als den erwachsenen Menschen. Die Zentralheizung, die alle Räume gleichmäßig er wärmt, scheint vielen Menschen schon al» bedeutender Fort schritt, und ist wegen ihrer Reinlichkeit, nicht zuletzt wegen der großen Annehmlichkeit mit freundlichen Augen zu be- trachten. So viele Anhänger der Ofen heute noch haben mag, so ist «» andererseits doch nicht zu leugnen, daß seine Herrschaft tm Aussterben Legrtffen ist, und daß wir ihn eines Tages nur noch in den Museen für Altertümer schauen können. Mit ihm »schwindet auch da» Symbol de» häus lichen Herde», da» im Ofen noch immer seinen AuÄrruck fand. Die Feuer st ätt« galt bei fast allen Völkern al« heilig, namentlich in der antiken Welt spielte sie ein« her- vorragende Rolle. Allerdings kannte man weder bei den Römern noch bei den Griechen jene Art von Oefen, die wir heut« in den Wohnungen antreffen. Der Küchenherd der antiken Hau»haltungen befand sich stet» im Hintergründe eine« Hause», lag i ,ben dem Atrium, da» nach sem .> m- mel zu geosf >tt war u»d da» gletchzettia den Kückendämp- fen al« Abzug diente. Man kannte nicht den Schornstein, «rKt» nicht, was -in Rauchfang war. Sank die rempelst«? draußen so tief, daß man eine Erwärmung de» Körper» durch künstliche Heizung nötig hatte, dann wurden bei den Römern Kohlengefäße aufgestellt, die mit kostbaren Decken behängt, den Gästen zur Erwärmung der Hände angeboten wurden. Ts waren prachtvoll gearbeitete Pfannen, aus kunstvoller Schmiedearbeit hergestellt, und die vornehmen Römer hielten sich einen Diener, der damit betraut war, den Feuerpfanne,, immer neue Nahrung zuzuführen. Im modernen Italien, in Spanien und anderen süd lichen Ländern finden wir dies Kohlenbecken, das heute noch den gleichen Zwecken dient, aber hauptsächlich bei der unbemittelten Bevölkerung angewendet wird. So fitzen die Straßenverkäufer an kalten Tagen ausschließlich mit dem Kohlenbecken, an dem sie ihre Hände und Füße wärmen. Die Bemittelten hingegen bedienen sich de»,K ami« ne s als Wärmespender, der aus den südlichen Ländern sei nen Weg nach Holland und England genommen hat, wo er heute noch immer als Erwärmer der Zimmer dient —> nicht umgekehrt, wie meistens angenommen wird. Die klimatischen Verhältnisse der südlichen Länder bedingten von jeher «in geringe» Bedürfnis der Zimmererwärmung, und der Kamin war eigentlich zuerst nicht» andere», al» eine Verbesserung der Kohlenbecken. In den Käufern der Reichen versammelten sich am Nachmittag di« Damen um die Feuerstätte, und während die Flammen Wer die Ge- fichter zuckten, erzählten sich die Frauen — nun, was sich Damen von jeher mttzutetlen haben: Liebes- und Haus« haltungegeschichten. Bald kam man dazu, die Feuerstätte künstlerisch auszugestalten, denn sie erhielt einen wichtigen Platz im Leben der Familien; die Feuerzange, der Blase- balg, die von Len Händen der Damen ost und gern benutzt wurden, bekamen künstlerische Verzierungen, damit sie sich in die -arten Händen nicht grob und ungeschickt ausnahmen. Luch reizend gestickte Handschuhe lagen daneben, die die hol den Frauen übe» die Fing« streiften, sobald st» sich am häuslichen F«uer zu schaffen machten. Gab es in einer Ma- Anilie heirat«fähige Töchter s-> ließ man nicht selten dos