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-t« nalle, Kornweib, Weizenniutter, Gartenmuller, Wilde Frau. Ma» stellt sich diese oor als alles häßliches Weib, im Bilde ist sie de» weiblichen Walddämonen nachgeahmt. In männlicher Gestalt Horen wir oom: Alten, Kornmann, Kornoater, Wilden Mann (Walddämon). Bor diesen Geistern warnt man die Kinder, da sich eine Art Fetischglaube an sie knüpft. Bor allem lassen sich die Geister in der Mittagszeit sehen, dann darf zu dieser heiligen Stunde niemand auf den Feldern weilen. Der Fetischglaube ähnelt dem Königsopfer, «ach welchem Glauben der unfähige König geopfert, d. h. getötet »erden muß (später abgesetzt). Der Forscher Freisten führt wenig stens diese Riten auf die Dämonen zurück. So z. B. den „Hahnen- schlag". Bei schlechter Ernte schlug man dem Hoshahn den Kopf ab, bei gutem Erfolg wurde er geschmückt in die letzte Garbe gebun den <1- u.). Schließlich erblickte man in der letzten Garbe den Feti,q. Diese wurde geschmückt und besonders ausgestellt. Die Schnitterin sagte: „Gott woll uns wohl bewahren, das ist die letzte Garben!" Auch auf die erste Garbe wird das übertragen. Der Schnitter bindet sich einige Halme der ersten Garbe als Gürtel um, dann kann ihm der „Bilmesschnitter" nicht schaden. (Der Bilmesschnitter ist von der Wissenschaft in Person des Hasen erkannt worden. Auch Feld-, Woll- und Waldmäuse, Hamster usw. legen dem Bilmes schnitt ähnliche Gänge im Getreide, auch in Bohnen an.) Schon bei den Griechen und Römern läutete man bei nahen dem Unwetter die „Wetterglocken". Die letzte Garbe will niemand schneiden oder binden; denn der Betreffende erhält den Namen des Dämons, der sich in di« letzte Garbe geflüchtet hat. Er ist dessen Verkörperung und die Schnitter rufen ihm zu: „Du hast den Alten, du mußt ihn behalten". In diese letzte Garbe bindet man auch häufig einen Hahn, den „Getreidehahn" ein. Dieser muß, wenn die nächste Ernte gut aus fallen soll, getötet werden. Man läßt ihn aus dem Felde los, hascht ihn und erschlägt ihn. Oder man gräbt ihn bis zum Kopse ein und schlägt ihm den Kopf ab. Ost entfedert man ihn auch auf dem Felde und mischt die Federn unter das Saatkorn. Noch heute darf in Westfalen beim Erntefeste der Hahnenbraten nicht fehlen, er wird Schnitthahn, Stoppelhahn usw. genannt. Mancherorts findet das Hahnenschlagen auch zur Kirmeszeit statt. Bom Hahnenschlagen hat sich nur noch als Ueberbleibsel da» Topsschlagen der Kinder erhalten. Allgemein sieht der Glaube in der letzten Garbe den Geist de» Feldes, deshalb schmückt man und mntanzt sie. Im 13. Jahrhundert wurde ihr noch geopfert. Di« Binderin muß ihr einen Kuh geben. Darauf wird sie dem Guts herrn überreicht, der sie entblößten Hauptes begrüßt. Es schließt stch dann rin Festesten an. Nun ist die Garbe der Talisman des Gehöftes, sie wird hinter der Haustüre oder in der Scheue? aufbe wahrt, ihre Körner kommen unter das Saatgut. Das letzte Fuder schmückt man noch heute überall. Kein echter Landmann läßt den letzten Erntewagen ungeschmückt zum Hostor einsahren. Das ganze Dorf aber verlacht den Bauern, der « zuletzt fertig wird. Der Erntekranz oder die Erntekrone zieren das letzte Fuder. Ost sieht man auch ein goldenes Hahnenbild. Man pflanzt gern die Erntemaie, einen Birkenbaum, oft ohne Zweige, nur mit Blätterbüscheln, Bändern und Blumen geschmückt oben auf. Andernorts begießt man den letzten Wagen mit Master (Frucht- barkeitsritus). Den Kranz, die Krone erhält der Gutsherr unter Anhören eines Lerses. Der Kranz muß das ganze Jahr ausge hoben werden. Auf abgeernteten Feldern sieht man auch ein Büschel Aehren ragen, das letzten Endes als heidnisches Totenopfer, Wotan, dem Herrn der Toten» galt (Nikolaus Grusau). Das Erntedankfest fin det statt im September—Oktober, manchmal erst zu Martini. Das Bolkssest fand im Wirtshaus statt oder in einem Zelte oder aus der Tenne. Heute ist es zu einem kirchlichen Feste geworden. In unserer bewegten Zeit hat mancher Landmann die letzten Sitten und Gebräuche aus aller Zeit als töricht abgelegt, nur hier und da in rein landwirtschaftlichen Gegenden findet man noch dies und das, aber selten sind sich Herr und Knecht bewußt, daß L ese Bräuche uralt find, entstanden in grauer Heidenzeit und verschmol zen mit christlichen Auftastungen, nicht sinnlos und albern, sondern voll tiefer Gemütskraft. Es ist wohl schade, daß durch die neue Zeit Zeugen urwüchsigen Bauerntums und harmloser Bolksfreude »«rfchwinden, doch wird sich der echte Landmann noch lange gern erinnern der Sitten und Gebräuche seiner Borfahren. Und die Ge wohnheit des Bauersmannes, am Alten zäh festzuhalten, gewährt »ms die Freude, ein gänzliches Verschwinden der alten Sitten ver hindert zu sehen. Das Laubegaster Denkmal der Karolirre Neuber. Zur «rst»«eruag an den 17. September 1377. Bor SV Jahren, am 17. September 1877, wurde das vordem gwoimal verfallen gewesene und wiederholt neu eiugeweihte Deuk- ' Ma^E« die deutsthe Schauspielerin Frideeicke Karotin« Neuber in . d««bimst «eu geweiht. Dieser Weiheakt «ich insofern von frühe» - a»dtqirM« a», ch, «r »cht, wie z. B. der boy einem Emil Devrient am 17. September 1852 glanzvoll vollzogene, in Gegen wart von Hunderten festlich gestimmten Menschen stattsand, sondern diese Neuweihe, die man vor SO Jahren oornahm, war eine stme bescheidene, aber dafür um so ergreifendere Feier. Die damalige Hoftrauer um die Witwe des Königs Johann, Die ehemalige Köni gin Amalia von Sachsen, war die äußere Veranlassung, daß man den Weiheakt in aller Stille vollzog. Sein Mittelpunkt war die schöne Rede, die der damalige Dresdner Hosschauspieler Walther an der Spitze einer kleinen Abordnung von Kollegen hielt. Walther war in seiner Eigenschaft als damaliger Großmeister der Dresdner Freimaurerloge „Asträa zur goldenen Raute" ein Meister in der Redekunst. Nach der Weiherede legte man als äußeres Zeichen einer stillen Huldigung zum Gedächtnis an die erste große Schau spielerin deutscher Zunge, die am 30. November 1760 in Laubegast verstorbene Neuberin, einen prächtigen Lorbeerkranz nieder. Und 25 Jahre später am gleichen Datum sprach wieder ein Dresdner Kollege der Neuberin, Hosschauspieler Carl Porth, zufällig auch wieder ein Freimaurer und hervorragender Redner, und wieder be kränzte man den schlichten Denkstein und noch oft an deren Ge burtstag wie an deren Sterbetag ist das geschehen. Zahllose Dresd ner und Fremde, deren bunte Schwärme an schönen Tagen durch Laubegasts Straßen ziehen, haben dieses kleine Denkmal erblickt, aber nicht jeder von ihnen dürfte sich seiner Bedeutung bewußt ge worden sein, an die man ihn heute wieder erinnern muh, an den oor SO Jahven erfolgten letzten Weihetag jenes Denkmals, das einst dem Andenken der Karoline Neuber an den sächsischen Ufern der Elbe errichtet worden ist. Die alten deutschen Völker ohne Herbst Bei den alten deutschen Völkern gab es noch keinen Herbst; Bei ihnen war das Jahr nicht nach vier, sondern nur nach drei Abschnitten eingeteilt. Sie kannten nur den Frühling, den Som mer und den Winter. Ihr Sommer dauerte in den jetzigen Herbst hinein, und dann begann sogleich der Winter. Konnte das Vieh nicht mehr ausgetrieben werden, war das Laub von den Bäumen gefallen und brausten die Stürme über das Land, so war der Win ter eingekehrt. Daß der Herbst noch nicht vom Sommer unter schieden und getrennt wurde, lag vor allem an den wirtschaftlichen Verhältnissen der alten deutschen Völker. Diese waren Hauptfach- lich Hirtenvölker; Ackerbau, Obstzucht usw. waren bei ihnen noch wenig oder gar nicht bekannt. Da vieles von dem, was jetzt im Herbst reift, nicht angebaut war, also auch nicht geerntet werden konnte, machten sich auch, abgesehen von den Temperaturschwan kungen, wenig Unterschiede zwischen Sommer und Herbst bemerk bar. So lange noch Rinder, Schafe und Pferde auf die Weide gelassen werden konnten, blieb es Sommer, auch wenn es schon wieder merklich kühler geworden war und die Tage bedeutend ab genommen hatten. Der entsetzliche Hut. Selten hat die Einführung einer neuen Mode solches Aufsehen erregt, wie die des Zylinderhutes vor 130 Jahren. Wir fin den in einer alten Londoner Zeitung vom 16. Januar 1797 fol genden amüsanten Polizeibericht: ,Zohn Hetherington, Schnktt- warenhändler, stand als Angeklagter vor dem Lord Mayor, der ihn wegen ungebührlichen Benehmens und Anreizung zu Aufruhr zu einer Geldstrafe von 500 Pfund Sterling verurteilte. Mr. He therington, mit der offenbaren Absicht, die Leute in Schrecken zu versetzen, erschien in der Oesfentlichkeit, einen seltsamen hohen Hut tragend, der mit sehr glänzender Seide überzogen war, die das Auge blendete. Laut Aussage einiger Polizeibeamten wurden inehrere Frauen bei dem Anblick ohnmächtig, Kinder schrien oor Angst, die Menge floh in panischem Schrecken, und eine Person stürzte in der Aufregung und brach ihren Arm." September. Es wallen Silbernebel in der Frühe Und in der seltsam klaren Abendstille, Wenn späte Lerchen aufwärts steigen. Wenn hoch der Mond in goldner Fülle Wie eine Frucht am Baum des Himmels schaukelt. Die Luft erbebt vom steten Grillensingen. Die Schwalben sich wie dunkle Abendfalter Durch goldenlichte Himmel schwingen. Die große Schwermut der Septembertage Weht wie ein zarter, sanfter Schleier über Wiesen, In denen seltsam blaß die Kelche Der wehmutsvollen Herbstzeitlosen sprießen. HansGäfgen. Druck und Verlag von Friedrich m, b. oerantwvrtlich für die Schriftleltung Max F l ed erer, lilmltich di Llfchofewerda. . "