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Der sächsische Erzähler : 12.12.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192612128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19261212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19261212
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-12
- Tag 1926-12-12
-
Monat
1926-12
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 12.12.1926
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Der Sächsische Erzähler mit Risot. ur >r wenn fie nicht kommt?' V- Litcr oder gend großer, Ird aus einer en Tomaten- hee von ma lt ein wenig und mit ver- se überzogen t sich eine er geschälten zwei Schei- gibt. Eine einen Tört- ascremc tre- nfer Schlag- den 12. Dezemder 1V2S ist kein >t voll- Auch mpfeh- uß ge- l. Ge- »edingt iser zu oerden Der Senftenberger StadtbankprozeH. Am Mittwoch wurden die Äerhandlungcn wegen fahrlässigen Kreditgewährens fortgesetzt. Weiterhin wurde die Vergebung der Gelder für Mittelstandskredite erörtert. Hierbei kam zur Sprache, die Teller und auf das Tl Tassen mit der Brüh« btw bereintn^- kannte d Der- ildern- en ge« Lein- in ein lf Ge- )icnste flogen 4 Beiblatt z« Rn»«er 2S9 n. sfeln. ms. ikompott. issoße. ifund Reis, kßlösfel ge- >uß. — Zu quirlt, soll en. Dann chüttet den ihren, hell- gwiebel zu ja nicht zu )en braun- Iter heißer ellen) und msquellen, leis, wenn stellt und lich'wcich, enen Käse iurze Zeit vor dein stürzt ihn Is schmeckt Beilage zu nen. Ein ade stin oder ein Flöck- vei Töpf- Mandeln In >nit je Teil der «es ange- Den an- >amin zu zu breite läßt die eis wird, was steif auf, und man die mzc läßt nan de» en-Plötz- t, nachdem fl, und ein Sla, eine mit zwei strogon, Thy. chdem er zehn » Ma»« fügt m die Mari- atenrest« (auf man in zier- Fett von der Geflügel und gelee längere übergießt es inade schmeckt etts gegeben Koteletts ein Aus dem Gerichtssaal, Schwurgericht Bautzen (Nachdruck verboten^ Unter dem dringenden Verdacht de« Meineid, hatte sich dte 28 Jahre alte Landarbeiterin Anna Auguste Pinkau aus Lreba bei Niesky zu verantworten. Sie war angeklagt, in dem Alimen tenprozeß ihres unehelichen Kindes Hermann Pinkau gegen deN Arbeiter Hermann Neumann aus Ruhetal am 2V. Februar lÜLS vor dem Amtsgericht und am 14. Februar 1924 vor dem Landge richt Bautzen unter Eid falsch ausgesagt zu haben. Es wurde unter Ausschluß der Oeffcntlichkeit verhandelt Dem Antrag ihres Ver teidigers, R.-A. Dr. Weißpflog-Bautzen entsprechend, wurde sie kostenlos freigcsprochen. «bestens len die ng und m mei- Die Gans, die sie gemästet hatte für das erste Mahl mit I den Söhnen. — Tat nichts, daß es die einzige war! Tat nichts, daß die Flasche Wein aus dem Keller di« letzte war. <Ne trat in das Nebenzimmer. „Jungens! Zum Essen!" Cs war selbstverständlich, daß ihr August den Arm bat und sie zu Tisch führte, und nun saßen sie beisammen. Wieder seltsam jetzt war es fast wie Freude in ihr, daß Viktor und Edith gefahren waren. Daß sie allein war mit ihren Söhnen. Trotzdem ein schweigsames Mahl. Sie hatten nicht viel Worte, die drei, und der baltische Einschlag im Mut machte sie nicht redseliger, aber sie aßen mit gutem Appetit auch August, der Aelteste. Sie waren eine gesunde Rasse, der auch trübe Gedanken den Hunger nicht verschlugen. Sie nahmen, was ihnen die Mutter zulegte und dankten mit kurzen, warinen Blicken. August füllte den Wein in dis Gläser und sie tranken der Mutter zu. Und während sie stumm um deren Tisch saßen und aßen, die Gans völlig verschwand, und was sie sonst ihnen bot, war es ihr, als wären unzählige gute, liebe Worte ge sprochen, nur, daß es nicht mit den Lippen geschah, sondern mit den Augen und mit den tapferen, treuen Herzen. Und da schwand aus ihr der Kummer um die Zukunft und sie wußte, daß die drei da das Leben meistern würden. Dann standen sie auf und küßten der Mutter Hand und Wangen, wie sie es gewöhnt waren, und gingen wieder in das andere Zimmer. „Wann wollt ihr fahren?" Sie hatten auch miteinander nicht gesprochen und doch antwortete August für sie alle: „Morgen mit dem Frühzug." „Dann wollen wir früh schlafen gehen." Sie rauchten noch ihre Zigarre, während die Generalin das Obst schälte, dann brachen sie auf. Die Mutter hielt August zurück und die beiden andern verstanden, aber sie taten, als sähen sie es nicht und gingen hinaus. Dann nahm sie feine Hand. „Wie wird es mit Edith?" August fah fie an. „Natürlich aut/Mutter." Di« Generalin seufzte. „Sie hat mich ja lieb. Denke dir, sie war jchst Jahre bei ihrem Later. Sie weiß ja nicht, was ich will. Sie kennt die Männer nicht, die ich bringe. Sie wird scheN, wie vchwe- chau achersteht und sie müßte nicht Edith sein mein« Edith, wenn sie nicht käme. „Wäre es nicht bester gewesen, du hättest noch mit ihr gesproßen?" klar.' „Und - Der Jugend gegenüber sind derartige Reden erst recht unange bracht und völlig unpädagogisch, denn das Kind soll jedes Ge schenk gleich achten: es soll keine Unterschiede machen und soll sich über die Kleinigkeit.ebenso zu freuen lernen, wie über die Kostbar keit. Wer dem Kinde bei der Geschenkübergabe sagt: „Dieser Gegen stand ist besonders teuer: den mußt du mit besonderer Sorgfalt hüten! der sagt ihm dadurch zugleich: „Minder kostbare Geschenk« könnst du mißachten!" Ein Kind merkt dergleichen mehr, als Er wachsen« ost denken. Aber auch Erwachsenen gegenüber llt es unzart und unschön, von der Kostbarkeit, von der besonderen Mühewaltung bei der Aus wahl des Geschenkes zu sprechen. Wie inan dies auch cinkletden mag, der Geschenkempfänger hört Immer nur heraus, daß er dem Geber zu besonders großem Danke verpflichtet sein soll. Empfindet er das nicht durch das Geschenk selbst, so wird der Abstand zwischen der Scheingröße des Geschenkes in der Rede des Gebers und der eigentlichen im Empfinden des Empfängers nur um so größer. Natürlich ist beim Schenken auch in Betracht zu ziehen, wem man etwas schenkt. Man schenkt einem Angestellten, einein Dienst boten, dem das Weihnachtsgeschenk gleichsam ein Teil des Gehalts oder Lohnes ist, das sie zu erwarten berechtigt sind, natürlich in anderer Weise, als solchen Personen, denen wir ohne irgendeine Verpflichtung eine Aufmerksamkeit erweisen wollen.. Von jenen haben wir kein Gegengeschenk zu erwarten, und, wenn es auch, wie erwähnt .unschön und unklug ist, das Geschenk, das wir ihnen geben, durch unsere Rede zu vergrößern, so ist es ebenso unnötig und unklug, von einer bescheidenen oder geringen Gabe zu sprechen. Denn der Angestellte oder Dienstbote, dem wir sagen würden: „Ich Hobe Ihnen nur eine kleine, bescheidene Gabe zum Weih nachtsfest geschenkt!" würde mit Recht annehmen, daß wir niit ihm unzufrieden seien. Er soll unsere Zufriedenheit mit seinen Leistun gen auch aus dem Werte des Geschenkes erkennen, und wenn wir ihm auch nicht sagen: „Mein Geschenk hat diesen Wert!, so kann man ihm doch wohl sogen: ,Zch hoffe, daß Sie aus meinem Ge schenk ersehen, daß ich mit Ihnen zufrieden bin!" Dagegen wirkt es recht unschön, an die Uebergabe des Ge schenkes — sowohl bei Angestellten wie bei Kindern — Bedingun gen, pädagogische Lehren, Ermahnungen und dergleichen zu knüp fen» wie z. B.: „Ich hoffe. Sie nehmen sich nun weiter zusammen!" oder: ,Zch schenke Ihnen das aber nur unter der Bedingung, daß ich weiter mit Ihnen zufrieden sein kau»!" Oder zum Kind« gar: „Aber, wenn d »nicht fleißiger oder artiger bist, dann nehme ich dir das Geschenk wieder fort! Man setzt den Wert einer Gabe leicht herab, indem man zu wenig feierlich bei der Uebergabe verfährt. Nicht selten geschieht das Dienstboten und Angestellten gegenüber. Ein Handwerksmei ster, der einem Lehrling während der Arbeit zuruft: „Gustav, ich muh dir auch noch dein Christgeschenk geben!" und damit aus dem Portemonnaie neun einzelne Markstücke und zehn Zehnpfennig stücke zusammensucht, raubt seiner Gabe jeden Wert. Der Geschenk empfänger fühlt dabei, daß dem Meister das Geschenk weiter nichts ist, als ein Teil seines Lohnes, den er womöglich widerwillig gibt. Ebenso unschön ist es, wenn die Hausfrau dein in der Küche rackernden Mädchen das Geschenk herausbringt mit den Worten: Hier, Auguste, ist auch Ihr' Weihnachten! Hoffentlich sind Sie zu frieden damit! Halten Sie sich aber jetzt nicht damit zu sehr auf! Sie können sich die Sachen nachher, wenn Sie fertig sind, ansehen!" Das Weihnachtsgeschenk soll ein Weihegeschenk sein. -Die Freude des Schenkens und Beschenktwerdens ist um so größer, je enger der Kreis ist, in dem Geber und Beschenkte sich be finden. Daher sind auch die Massenbescherungen, die von manchen Vereinen veranstaltet zu werden pflegen, nicht sonderlich schön, ebensowenig die öffentliche Bescherungen von Armen. Girre zeitgemäße Mahnung. Bon E. Isolaai. Wie soll man schenken? Das ist die Frage, die zum Weihnacht-- fest eine große Bedeutung Hot. Man könnt« kurz antworten mit dem Goetheschen Worte: „Leget Anmut tn das Geben!" Aber das wird nur der verstehen, der Anmut besitzt. Die meisten Menschen glauben, daß da» Schenken darin besteht, daß sie einen Gegenstand kaufen — oder womöglich nicht einmal das, sondern nur das Geld nehmen — und das Geschenk dem, den sie damit ersreuen wollen, übergeben, womöglich noch gute Lehren daran knüpfen und Dediimut»gen stellen. Wer etwas schenken will, muß vor allem eines im Auge haben: den Wunsch, eine Freude zu bereiten. Ehe man kaust, soll man sänge nachsinnen, was erfreuen könnte? und beim Kauf sich in das Innere gleichsam desjenigen zu versetzen suchen, den man beschenken will. In vielen Familien ist es z. B. Sitte, den Kindern auf den Weihnachtstisch die Bücher und Hefte zu legen, die man ihnen, wenn inan sie nicht zum Weihnachtsfest gäbe, eine Woche später doch kaufen müßte. Vom Kinde zu verlangen, daß es sich sreuen soll über etwas, das cs sowieso erhalten muß, für das cs womöglich, wenn das Kind es nicht erhalten würde, In der Schule eine Strase bekäme, ist eine Hartherzigkeit. Man erzieht Kinder geradezu zu Lügnern und Heuchlern durch derartige Geschenke: denn die Kinder fühlen sich bewogen, Freude zu heucheln über derartige Gaben. Besitzt inan nicht so viel, den Kindern außer ganz nützlichen Gegenständen, die man sowieso kaufen muß, etwas zu schenken, so kaufe man ihnen eine Kleinigkeit für wenige Pfennige, und man wird eine aufrichtige, wahre Freude erzielen. Natürlich gibt cs auch Abstufungen. Der neue Anzug und das neue Kleidchen erfreut jedes Kind, wenn auch die Eltern es ohne das Weihnachtsfest anschasfen müß ten, weil ein Kind meist es nicht so empfindet, wenn jene Gegen stände der Erneuerung bedürfen und deshalb das neue Kleid als einen neuen Schmuck gleichsam mit Freuden begrüßt. Der Gattin den Braten zu schenken, den wir zum Feste kaufen müssen, ist ein Unsinn, aber ihr eine Näscherei zu kaufen, die sie besonders liebt, aber sich nicht gönnt, ist ihr eine Freude. Aber auch durch die Art und Weise der Uebergabe eines Ge schenkes kann inan zur Erhöhung der Freude beitragen, wie ander seits die Freude verringern und stören. Jeder hat an sich und andern im Leben gewiß schon die Er fahrung gemacht, daß die Ueberraschung, die ein Geschenk Hervor rufen soll, vermindert wird, wenn vorher allzu viel davon gespro chen ward, wie sie anderseits erhöht wird, wenn das Geschenk ganz unerwartet kommt. Es ist daher sehr ungeschickt, vorher darüber zu sprechen, wo möglich denjenigen, den wir beschenken wollen, raten zu lassen, was wir schenken. Regen »vir doch dadurch die Phairtasie des Empfän gers an, sich großartige Vcnsiellungen zu machen von dem Ge schenk, das er zu erwarten hat, und oie Phantasie geht leicht höher hinaus, als die Wirklichkeit zu folge», vermag. Eine andere Ungeschicklichkeit ist es, den Geschenkempfänger bei der Uebergabe des Geschenkes in irgendeiner Weise über den Wer» des Geschenkes aufzuklären. »Ich habe die beste Ware ausgesucht, die ich bekam!" oder „Es hat »nir viele Mühe gemacht, gerade dies Stück zu finden!" Das sind eigentlich Dinge, die selbstverständlich sind. Wentt° auch nicht die beste Ware, aber gute soll der Geber wählen, er soll sich Mühe geben bei dem Einkauf und nicht das erste Beste kaufen, das ihm in die Hand fällt. Gemeinsames Schöffengericht Bautzen Einen interessanten Einblick in ein unreelles Geschäftsgebaren bot die Verhandlung gegen den 25 Jahre alten Schlosser Theodor Walter Henke ausBautzen und den 35 Jahre alten, in Straß burg geborenen, jetzt in Kamenz wohnhaften Kaufmann Fritz Brandenstei n. Henke, der mehrfach vorbestraft ist, war wegen Betrugs im Rückfall, Brandenstein, der eine Strafe wegen gewinn süchtiger Urkundenfälschung und Betrugs verwirkt, aber Bewäh rungsfrist erhalten hat, war wegen einfachen Betrugs angeklagt. Als Verteidiger für Brandenstein war Referendar Liebler aus der Kanzlei des R.-A. Dr. Reichner-Zittau tätig. Henke war seit Herbst 1625 ohne feste Arbeit Brandenstein war bis Anfang 1926 in Zittau Inhaber eines Wäscheversandhauses. Er hat aber bereit» einmal im August 1925 vor dem dortigen Amtsgericht den Offen barungseid geleistet. Beide hatten sich im Januar 1926 in einem Lokal in Zittau kennengelcrnt. Sie gründeten alsbald die Firma „Walther Henke, Versandhaus in Bautzen". Henke engagierte Brandenstein als Geschäftsführer. Es wurde auch eine Kontoristin angestellt. Die Finna vertrieb allerlei Waren, und Gebrauchs gegenstände. Brandenstein hatte früher mit einem gewissen Mar tin, der in Zittau ein kleines Korbwarengeschäft betrieben hatte, ober seit März 1926 flüchtig ist, in Beziehungen gestanden und von ihin eine Anzahl Akzepte erhalten, die bei der Mittellosigkeit Mär tins wertlos waren. Wie die Beweisaufnahme ergab, hatten sich Henke und Brandenstein Geschäftsleuten gegenüber als zahlungs fähig und zahlungswillig ausgegeben, sie durch ihr sicheres und , gewandtes Aufwarten getäuscht und teils gemeinschaftlich, teils allein, zur Lieferung von Waren bez. zur Gewährung von Dar lehen bewogen. Bei mehreren solcher „Geschäfte" waren die wert losen Martin'schen Wechsel teils als „Bezahlung", teils als „Sicher heit" gegeben worden. Die Wechsel wurden nicht eingelöst und die vertrauensseligen Lieferanten und Geldgeber wurden mitunter empsindlich gefchädigt. In den zur Verhandlung gekommenen Fäl len fuchten die Angeklagten wiederholt einer dem anderen die Schuld zuzuschiebcn. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft bean tragte gegen Henke 2 Jahre 3 Monate Zuchthaus, gegen Branden stein 2 Jahre 8 Monate Gefängnis, gegen beide auch Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte und Richtanrechnung der Untersuch ungshaft. Das Urteil lautete gegen Henke ans 2 Jahre 3 Mo nate Zuchthaus, 150 RM. Geldstrafe oder weitere 10 Tage Zuchthaus und 5 Jahre Ehrenrcchtsverlust. Die Untersuchungshcht wurde nngercchnet. Brandenstein erhielt 4 Mo na te 3 W o ch e.n Gefängnis ohne Ehrenrcchtsverlust. Brandensteins Strafe gilt durch die früher erlittene Untersuchungshaft als verbüßt. Er nahm das Urteil an. Die drei Brüder von Korst. Roman von O. von Han sie in. Copyright 1925 by Karl Köhler L Co, Berlin-Zehlendorf. (4. Forhetzung.) »Nachdruck verboten.« War das der Höhepunkt gewesen? Die erste, die weinen mußte, das war die Änne, als schon am nächsten Tage der Kutscher Heinrich mit dem Jagdwagen verunglückte und sie ihn tot heimbrachten. Es ist ein schweigsamer Schlag da droben im Osten und auch die Anne machte nicht viel We sens, aber sie blieb nun im Hause und sah keinen von den andern Burschen mehr an. So wurde sie langsam die „alte" Anne Und erlebte das Schicksal des Hauses. Erlebte es, wie aus dem Oberst von Korfs der General wurde, erlebte es, wie der große Bankkrach kam und d'as Vermögen verlorev wurde, wie der General schweren Herzens die größere Hälfte des alten Stammgutes an den Emporkömmling Ver mählen verkaufen mußte, wie dann die Krankheit kam und der Tod, und wie endlich die drei Söhne hinauszogen in den Weltkrieg. Damals zog die Generalin in das kleine Wit wenhäuschen, draußen, im entlegenen Vorwerk und nahm niemand mit, als die Anne, weil ja die Männer doch alle fort mußten, und wollte das Gut während des Krieges in Pacht geben, aber es kam nicht dazu. Dafür kam es zu furchtbaren Wochen, in denen die Russen drüben in den« Gute hausten, und kam zu einer Nacht, in der sie den Feuer schein voin Herrenhause leuchten sah. Damals waren nur wenige in der Gegend. Die mei sten waren geflohen, nur die beiden Frauen in dem kleinen Häuschen nicht. Wie schnell doch der Mensch denkt! Das alles flog der Generalin durch den Kopf, wie die Bilder eines Films, wäh- «end die Anne wartend in der Tür stand. Wie wohl tat es der Exzellenz, daß sie jetzt niemand im Hause hatte als die Anne und daß diese ein so ruhiges, stil les Gesicht machte, auf dem nichts zu lesen stand, daß Ne es gesehen hatte, daß des ältesten Sohne« junge Frau fortfuhr, ohne daß der Gatte ihr das Geleit zum Wagen gab. „Darf ich anrichten?" Atme wiederholte in ihrer ruhigen Weise und die Ge» Neralin erwachte aus ihren Gedanken. „Gewiß, Anne." Da war auch schon wieder das Lächeln um den kleinen, fein geschnittenen Münd und das Glücksgefühl lm Herzen. Im Nebenzimmer saßen ja ihre Jungen! Ähre drei großen Söhne und zum erstenmal wieder sollten sie an ' einsamen Tisch sitzen. Schnell trat sie an die Las«, in der die Herbstblumen blühten, nahm sie heraus und legt« sie um " —" such, während die Anne di« und dann den Gänsebraten „Dann muß ich auch das tragen dann hätte ich mich in ihrer Liebe geirrt." „Mein Junge!" Er schüttelte den Kopf. „Nein, Mutter, ich weiß, daß sie kommt. Ich will es wissen. Ich will diese Gewißheit mit mir nehmen. Hatte ich jetzt mit ihr gesprochen, es hüte den Riß erweitert. Sie findet von selbst den Weg! Gute Nacht, Mutter, schlaf wohl." Trotzdem war die Generalin in dieser Nacht die ein zige, die nicht zu schlafe«« vermochte, aber fie ließ es die Söhne nicht merken, als sie an« Morgen ain Frühstückstifch schon auf sie wartete. Es «var Spätnachmittag, als die drei Brüder den Bahn hof Friedrichstraße verließen. Auch unterwegs hatten sie kaum miteinander geredet und doch war ihnen die Zeit rasch in ihren Gedanken vergangen. Jetzt gingen sie die Treppe hinab und jeder trug selbst seinen kleinen Koffer. Die beiden älteren sahen, wie es schmerzlich um Erichs Mund zuckte. Die lange Fahrt hatte dem Beinstumpf Schmerzen gebracht. Und jetzt wurde ihin das Gehen und der Koffer schwer. Trotzdem boten sie ihm nicht ihre Hilfe, denn sie wußten, daß es ihn peinlich berührte, wenn man ihn an seine Be schädigung erinnerte und daß er lieber die körperliche Qllal litt. Am Ausweg begegnete ihnen ein Mann, der stehen blieb, Erich ansah und dann fast militärisch stramm stand und den Hat zog. „Guten Abend, Herr Leutnant!" Erich nickte ihm zu. „Guten Abend, Schulze! Na? Wie geht cs? Kann nicht klagen, Herr Leutnant." . „Alles gut getroffen?" „Alles in Butter! Habe das väterliche Geschäft über nommen. Sie wissen, Otto Schulze, Maurer- und Zimmer- aeschäft, Bauausführungen. Geht ja langsam jetzt, aber wird schon werden. Hauptsache, daß man mit gesunden Knochen zurückgekommen ist." Er blickte in das Gesicht des Leutnants und erschrak, weil er an dessen künstliches Bein dachte. „Verzeihung, Herr Leutnant Herr Baron — wie geht es Ihnen denn ' Erich lächM. . ' „Danke schön, wird auch wieder werden. Guten Abend und lasten Sie es sich gut gehen." Der junge. Maurermeister zog den Hut und Erich wandle sich zu den Brüdern. „War Unteroffizier in meiner letzten Kompagnie...Ein braver, fleißiger Mensch, dem gönne ich es, wenn ei? es zu «twas bringt. Er nahm den Koffer wieder auf und August sah da« Mutter, denn jetzt ist sie sich selbst noch nicht schmerzliche Zucken. ' „Kinder, wir nehmen gleich da« Zentralhotel, was fsl- — w«nn sie nicht kommt?' s«n wir die Koffer s^lan^tnr^m' -sss——SS Wie soll man schenken?
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