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DerSSHWLrMer Zörscholtzweröaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Die« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amwhaupt- Mannschaft, der Schulinspektion und de« tzauptzallamta -u Bautzen, de« Amtsgericht», de« Finanzantte» und de» Stadtrat» zu Bischofswerda. 6Mrge6Lcrtt<» Unabhängige Leitung für alle Ständern Stadtunh Land. DichtesteVerbreitung inallenVolLsfchichten Beilagen: Bilderwoche, Jugend u. Deutschtum, Mode von» Lugch Km» und Heim, Landwirtschaftliche Beilage — Druck und Verlag tzo» Friedrich May G.m.b.H.inVischos«v«da. FeruftnechaNtzG-tuickÜ« Srfchetuungowrtf«: Jeden Werktag abend» für den folgend. Lag. B«,»go»r«io Nir die Fett eine» halben Manat»: Frei in« Hau» halbmonatlich Md. U20, bet« Abholen in der Geschäftsstelle wöchentlich SV Pfg. Einzelnummer 10 Psg. (Sonnabend- und Sonntagsnummrr tS Psg.) — Alle Postanstallrn, sowie unsere Jrltungsausträger u. di« Geschäftsstelle nehmen Bestellungen entgegen P»stsch«ck»«,»t0: «ml Dresden -l». 1521. Gemeinde« »erbandogtro Kaste Bischöfen»erd« «r. «4. Im Falle höhmr Gewalt — Krieg oder sonstig irgend welcher Störung de» Betrieb«, der Fettung ob« der BefSrdenmäeetnrich- tungrn — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung ober Nachliesenmg der Zeitung oder aus NackHahbmg dw »ezug «preis e«. von Aiyeigm in besttnmüen Rmmnm, Mw «, baituemÄ» Plätzen Kew« Gewahr. — Rabatt nach Tarif. — Mr GmmuÄ «mzei-zen tarifmäßigen Ausschlag. — SrfMlungöort VstchostNmttd«! Nr. 277 Sonntag, den 28. November 1S26. 81. Jahrgang n- Man nach Die Denkschrift Mahrauns. Die Erklärungen des Reichswehrministers im Reichs tag geben denjenigen Kreisen im rechten Lager, die die Welt nur durch ihre Parteibrills ansehen, Veranlassung zu einer sinnlosen Hetz« gegen den Führer des jungdeutschen Ordens. Bor allem zeichnen sich die Dresdner Nachrichten, die ja dem Orden stets feindlich gegenüberstanden, durch .gehässige Angriffe auf Mahraun aus. Was ist denn nun eigentlich geschehen? Im Februar dieses Jahres hatte der Hochmeister des Jungdeutschen Ordens bei der Kanzlei des Reichspräsidenten eine Schrift elngereicht, worin er auf ganz bestimmte Fälle hingewiesen hat, in denen abenteuer liche Politiker die Autorität der Reichswehr der Agitation für ihre Pläne zugrunde gelegt hatten. Diese Schrift ist durch den Staatssekretär Meißner dem zunächst zuständigen Reichswehrministerium zur weiteren Behandlung übersandt worden. Mahraun hatte weiter durch Vermittlung der Kanzlei des Reichspräsidenten um eine Unterredung mit dem Reichswehrminister Dr. Geßler nachgesucht. Dieser Wunsch war aber abschlägig beschieden worden. Cs war dem Hochmeister des Jungdeutschen Ordens vielmehr an- heim gegeben worden, sich schriftlich zu äußern. Das ist die erste Merkwürdigkeit in dem ganzen Komplex. Ts ist bis heut« nicht recht ersichtlich, weshalb es Herr Dr. Geßler für unnötig befunden hat, Herrn Mahraun persönlich zu emp fangen.' Cs haben nur Besprechungen zwischen der Leitung des Jungdeutschen Ordens und Referenten des Reichswehr ministeriums stattgefunden. Mahraun hat dann unterm 18. März den Wunsch des Reichswehrministers, etwas Schriftliches von sich zu geben, in der Denkschrift erfüllt, die gegenwärtig im Brennpunkt der politschen Erörterung steht. Ihr Inhalt ist unsern Le sern bekannt. Kein vaterländisch denkender Mensch, der sich seine gesunden fünf Sinne bewahrt hat, wird Mahraun nicht dankbar sein, daß er gegen die verderbliche Desperado politik überspannter Hitzköpfe Stellung nimmt und sie un schädlich zu machen sucht. Wir stimmen mit den „Leipziger Neuesten Nachrichten" vollkommen überein, wenn diese schreiben: Was hat denn Mahraun getan, das angeblich zum Himmel stinkt? Er hat al« Staatsbürger, der sein Vaterland vor außenpolitischen Wirrungen ernstester Art bewahrt sehen möchte, die zuständigen Stellen auf gefähr liche Machenschaften unverantwortlicher Heißsporn« auf merksam gemacht. Das ist nicht Land««vekrat, sondern Lan desschutz. Eine solche Handlung entspringt nicht dem Wil len, dem Vaterland« Unbill zuzufügen, sondern es vor Un glück zu bewahren. Die Vorfälle, die Mahraun zu seinem vorgehen ver anlaßt haben, liegen in der Vergangenheit. Laß sie «rneut in die Oesfentlichkeit gezerrt worden sind, ist nicht die Schuld de» Verfasser« der Denkschrift. Er hat Stillschweigen be wahrt, solange er nicht durch die Jndi«kr«tionen anderer öffentlich zu reden genötigt ivar. wir wollen hoffen, daß inzwischen die Konsolidierung der Verhältnisse in der Reichswehr so weit gediehen ist, da- derartige Annähe- rungsvorstöße der wehroerbLnde an di« Reichswehr zu ge fährlichen Zwecken wirkungslos abprallen, denn unter ollen Umständen mu- o-«rft,r Seift«- klar Ltz Reichmoe-r «l» Organ der Reichsverteidigung hat au« aller Darteipotttik hundert Jahren kein Geringerer als der Reichsfreiherr vyu heräuszubleiben. Aber dann bitte auch keine Unklarheiten Stein über di« Machenschaften der Tugsndbündler fchri«S gegenüber Männern, die in sachlich begründeter weise hem- „D«r Staat bedarf nicht der Pfuscherei, welche der Lugmd» mungslose Abenteurerpolitik anprangern. Und schließlich verein in beinahe allen Zweigen der Administration beab» Zu den mit * bezetchneten Meldungen finden dl« Leser Au», iührliches an anderer Stelle: V . « Fraktion von d«r Tagesschau. * Im Reichstag begann am Freitag die Beratung über das Gesetz gegen die Schmutz- und Schundllleratur. Der Vertreter der preußischen Staatsregierung erklärte sich ge gen dis Annahme des Gesetzes in der Ausschußfassung- * Ueber die GekreldezSlle fand am Freitagnachmlttag «ine Parleiführerbesprechuag beim Reichskanzler statt- Dem Reichstag wird in den nächsten Tagen eia dritter Nachtragsetat zuaehen, in dem u. a. die deutschen Anteil- kosten für die Mitgliedschaft zum Völkerbund angefvrdert werden. * Nach Meldungen aus Innsbruck sind die italienischen Truppen in Südtirol in der letzten Zeit nicht unerheblich verstärkt worden. noch eins. Gegenüber allen unverantwortlichen Treibereien irgendwelcher verbände gilt noch heute, wa« vor reichlich Oer Reichstag und der Kamps gegen Schmutz und Schund. Vertin, w. Roo. Präsident Vöde eröffnet die Sitzung de« Reichstages um S Uhr nachm. Auf der Tagesordnung steht die zweit« Lesung des Gesetze» zur Bewahrung der Ju gend vor Schmutz- und Schundschriften. Bon den Sozial demokraten, den Kommunisten, den Demokraten und der Deutschen Bolkspartei sind zahlreiche Aenderungsanträge bereits eingegangeü. Reichaianeuminlfier Dr. Sülz ergriff sofort da» Wort und wies, einleitend, daraus hin, daß die Einbringung eine» Gesetzes zum Schutze der Ju gendlichen gegen Schmutz und Schund dem einstimmigen Verlangen des Parlaments, des Ausschusses der deutschen Jugendverbände und der im Vordergrund der Kampfes gegen Schmutz und Schund stehenden behördlichen und frei willigen Körperschaften entspreche. Der Kampf gegen Schmutz und Schurid Müße auf dop pelte Art geführt werden, prohibitio, indem man dss Schundliteratur der Jugend fernhält, und positiv, indem man ihr .wertvolle Literatur zuführt. Der letztere Weg sei selbstverständlich der wertvollere. Es sei beabsichtigt, als Seitenstück zu der auf körperliche Ertüchtigung gerichteten sportlichen Bewegung die geistige Ertüchtigung der Jugend und die Versorgung der Jugend, des ganzen Volkes mit besten Erzeugnissen des deutschen Geistes durch eine großan- gelegte Aktion mehr noch als bisher zu fördern. Es werde eine Einladung an die Autorenverbände, an den Verband der deutschen Hochschulen, an die Tagespresse, an die Bil- dungsvereine, an die Volkshochschulen, an die Bibliotheken, an die Lehrervereine, an die Geistlichkeit, an die mit Kul turfragen sich beschäftigenden Verbände der Arbeitnehmer, an die Jugendverbände, an die Deutschtumsverbände, an den Buchhandel usw. ergeben, um in einer gemeinsamen Besprechung Wege und Ziele dieser Aktion festzulegen. Alle positiven Versuche würden jedoch wirkungslos bleiben, wenn nicht Schund und Schmutz aus dem Wege geräumt würden. Die äußere Zielrichtung des Gesetzes sei Kampf gegen Schmutz und Schund, die innere Zielrichtung Schutz der Jugend. Dieser Schutz der Jugend schließe keine Gefährdung der geistigen Freiheit in sich. Das- was mit dem vorliegenden Gesetz getroffen werden solle, habe überhaupt keine Berührungspunkte mit Literatur, mit Kunst und Wissenschaft und liege völlig jen seits der Grenze geistigen Schaffens. Freiheit verKunst habe niemals etwas zu tun Mit schmutzigem Geschäft. Die Schundliteratur dürfe überhaupt nicht vom Standpunkt der Würdigung einer geistigen Bewegung angesehen werden, sondern von dem der Bekämpfung eines kulturwidrigen, gewissenlosen Geschäftsunternehmens, da» mtllionenfaltig die deutsche Jugend verseucht. Im Kampfe gegen diese widerliche kapi talistische Entartung der Masfenschundliteratur hoffe er auf die Bundesgenosfenschaft des deutschen Schriftstellertums und der deutschen Kunst, die sich ihrer sozialen und mensch lichen Verantwortung gegen die Folgen ja du.chaus bewußt feien. Die Dichter-Akademie sagt: „Das Gesetz verletze di« Würde der Kunst." Nein. Das Gesetz achte l.i« Würbe der Kunst, denn nichts verletze diese mchr, als daß Schmutz und DAund sich der Kunst, die zum Volke will, in den Weg wa» ist Schmutz und Schund? Man könne mit Goethes Faust antwortcn: „Wenn Jh.'s nicht fühlt, Ihr werdet'» nicht erjagen!" Einen kulturellen Begriff in enge Bestimmungen eines Gesetzesparagraphen fassen zu wollen, sei immer mißlich. Die Zusammensetzung der Prüfstellen biete Gewähr dafür, daß in der Hand habung de» Gesetze» keine mißbräuchliche Auslegung de» Begriff, Schmutz und Schund «intreten werde. cänderprSffiellea oder «eichiwrSfstellea sei eine umstrittene Frage gewesen. Die Rrgierunasvor- läge hübe Reichöprüfstellen vorgesehen, aber der Reichsrat Hove sich für Länderprüfftellen entschieden. Dr. Külz sprach zum Schluß die Hoffnung au», daß diese Zielrichtung de» Gesetze» erkannt werde, und daß alle Betelttgten sich darüber klar seien, da- der Schulder deut- licheL Gebotst' sichttgt, und seine Regeneration muß auf einem ander« al» von diesem Bunde vorgeschlagenen Wege beginnen.^ Es kam dann zu einer großen Sensation. Al» B««lll- mSchtigter der preußischen Staatsregierung gab der Staat«» sekretär Dr. Weißmann die Erklärung ob, da- preuhen gegen das Gesetz lm Reichsrak Einspruch erheben werde, falls es in der Ausschußfassuna angenommen würde. DW gegenwärtige Fassung des Gesetzes sei außerordenttlch ge fährlich, da durch das Verbot eines kleinen Lande« ein« Entscheidung für <das ganze Reich geschaffen werden könne, und es leicht möglich sei, daß die Vertreter der künweri» scheu und literarischen Interessen in der jeweiligen Prüf stell« leicht überstimmt werden könnten. Darauf sprach der sozialdemokratische Abg. Schreck, «n dem jeder Zoll Ablehnung des Gesetzes bedeutete. Er bat das Haus, mit Rücksicht auf den Einspruch Pr«u-en«, da« Gesetz an den Ausschuß zurückzuverweisen. Reichsinnenminister Dr. Sülz sprach gegen diesen An trag, und erklärte, daß die Bedenken Preußens im Reichs rat erörtert werden könnten. Der Antrag der Sozialdemokraten wurde gegen dH« Stimmen der Sozialdemokraten, Kommunisten und wenk- gerDemokraten abgelehnt. Abg. 0. Mumm (Dnat), der von den Kommunisten mit lautem Hallo empfangen wird, hält schleunige Verab schiedung der Äorlage für geboten. Die bestehenden Zu stände seien unerträglich, die Jugend müsse geschützt werden. Die ablehnende Haltung der Linksparteien sei bedauerlich und unverständlich. Durch die Beseitigung der niedrigsten Schundliteratur werde die Kaufkraft für gute Literatur nur gehoben. Die Linke kämpfe nicht für die Freiheit der Kunst, sie verteidige nur ein schmutziges Geschäft. (Lärm links.) Es lägen mehr Eingaben für das Gesetz vor, als dagegen. (Lärmende Rufe bei den Kommunisten: Bestellte Arbeitl) Wenn eine Münchener illustrierte Zeitung «ine Sonder nummer gegen das vorliegende Gesetz herausgab, so sollt« man sich einmal den schmutzigen Inseratenteil gerade dieser Nummer ansehen. Für das Zentrum erklärte Frau Weber, daß das Zen trum die Vorlage nicht als verfassungsändernd betrachte. Dos Fehlen einer klaren Begriffsbestimmung sei für da» Gesetz kein Schaden. Die Befürchtung, daß das Gesetz zu mißbräuchlicher Anwendung gegen bestimmte Richtungen führen könnte, müßte durch die Sicherungen, die der Aus schuß geschaffen habe, zerstreut sein. Für die Deutsche Volkspartei bedauerte der Abgeord- nete Dr. Runkel, daß die Erklärung der preußischen Regie- rung, die, wie der Staatssekretär Dr. Weißmann betont habe, einstimmig gefaßt worden sei, so spät gekommen sei. Der Ausschuß hätte sonst sicher den preußischen Bedenken Rechnung getragen. Für die Kommunisten erklärte der Abgeordnete Rosen baum das vorliegende Gesetz für schädlich und für überflüs sig, das Gesetz gehöre in die Wolfsschlucht. Um 1/2? Ubr wurde die Weiterberatung auf Sonn- abend mittag 1 Uhr vertagt. Getreidckzölle und Futtermittelgesetz. Die Haltung -er Parteien. Berlin, LS. November. (Drahtb.) 2m Laus« de, heutigen Nachmittag» hatte ReichsernShrungsminister Ha»ltnd« Über die Frage der Getreidezölle und des Futtermittelgesehe» Lftprechun- gen zunächst mit den Führern der Regierungsparteien, sodann mit denen der sozialdemokratischen Partei und schließlich mit den Füh rern der Deutschnationalen und Völkischen. Bei den Getreidezöl- len handelt «» sich um die demokratisch« Anregung, di« Geltung», dauer der jetzt geltenden Setreldezälle über den 1. Januar 10S7 hinaus ouszudehnen. Gegen da» Suttermittelges«- b«st»h« selbst unter den Regierungsparteien noch einig« Bedenken, smoett darin ein, Beschränkung de» Handel» und der Einfuhrmöglichkeiten er- blickt wird. Zur Frag« der Getreidezöll» erfährt di« Lnemavben- Union ergänzend, daß da» Nei' «in« Börlas« fertiggestellt hat der gesetzlich am K Dezember sen verlautet, Ist di« deut Aufrechterhaltung chrer U autonomen Zölle unter gewissen N« da mi Di»