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Der Sächsische ErMer irtner zwinkerten Hermann Thiedes kurzsichtige Augen sie mißbil- fährem Umfang und ähnlicher Schwere wie der entnom ligend an. Als ihn aber eine Wolke feinen Veilchenduftes mene kostbare Inhalt! 33-44 20-31 15-19 81-83 81-82 -80 77-79 75-70 58-68 esden 83-85 76-81 71-75 58-70 93 Kälber, Stuttgart !. 10.26. 54-56 46- 51 40-45 51-53 47- 50 re unk rachtri !irii6» Sw!! per 6,5 !2 " SV- 3,80 bis rikknrtos. ,00. 2 Betblat zrr R«»»er 257. «M»och, de« s. Rovember 1V2« Aus Sachsen. Dresden, 2. Nov. Hindenburg an den Dresdner Män nergesangverein. Reichspräsident von Hindenburg, dem der Dresdner Männergesangverein anläßlich der Feier seines Vor der endlichen Veilegung des Vergarbellerftrelks ln England. Die englischen Bergarbeitersiihrer haben vorgestern mit dem englischen Schatzkanzler Churchill, der den bereits im Wochen- end-Urlaub weilenden Premierminister Baldwin vertrat, über die Beilegung des Bergarbeiterstreiks verhandelt. Da die Zahl der zur Arbeitsstätte zurückkehrenden Bergarbeiter sich in den letzten Tagen wieder um mehrere Zehntausend erhöht hat, so daß jetzt schon über eine Diertelmillion die Arbeit wieder ausgenommen haben, ist der Streik für die Bergarbeiter aussichtslos geworden. Infolgedessen haben die Bergarbeiter-Führer wesentliche Zugeständnisse gemacht, und sich mit provisorischen Bczirksabkommen einverstanden «Söst. Dan feiten der Regierung wurde insofern ein Zugeständnis gewährt, als diese einzelnen Bezirksabkommen nach gemeinsam für da» gam» Land geltenden Grundsätzen aufgestellt werden sollen. Es bestcht auf Grund dieses Entgegenkommens die Hoffnung der Beilegung des Streiks. Churchill, dem es gelungen ist, diese Annäherung zwi schen Reglerunaund Bergarbeitern herbeizuführen, hat sich nach der englischen Presse damit den Namen des „Retters Englands* verdient. Unser Bild zeigt die Wiederaufnahme der Arbeit, die in einem Teile der Gruben bereits begonnen hat. Im Ooak den glücklichen Unterhändler, Schatzkanzler Churchill. SOjährigen Bestehens eine künstlerische Huldigungsadreff« überreicht hatte, sandte dem Jubelverein folgende« Schrei» den: „Dem Dresdner Männeraesangverein spreche ich für di« freundliche Uebersendung der Huldigungsschrift anläßlich der Feier seine» SO jährigen Bestehen» meinen herzlichen Lank au». Ich verbinde damit meine besten Wünsch« für «ine» schönen Verlauf Ihres Jubelfestes und für eine weiter« er» folgreiche Tätigkeit Ihre» Vereins. u,ut freundlichem Gruß v. Hindenburg." Die Feier des angesehenen Verein» nahm unter Anwesenheit seines Ehrenmitgliedes Reichsinnen» Minister Dr. Külz und Bolksbildungsminister Dr. Kaiser einen sowohl in künstlerischer wie in gesellschaftlicher Hinsicht glänzenden Verlauf. Vresdeu, 2. Nov. 100 Mark Belohnung. Einem aus wärtigen Kaufmann ist am 30. 10. 26 gegen 11L0 Uhr vor mittags auf dem hiesigen Hauptbahnhof aus einem »Abteil des V-Zuges Berlin—Wien ein R. H. gezeichneter Hand» kosser gestohlen worden. Neben verschiedenen Reiseeffekten, 1 Trauring und Brillantring befanden sich in dem Koffer wichtige Geschäftspapiere auf die Firma „Heilborn L Haa», Brünn" lautend, an deren Wiedererlangung dem Geschädig ten besonders gelegen ist. Cs ist nicht ausgeschloffen, daß der Dieb, der sich sicher einen wertvollen Inhalt des Koffers ver sprochen hatte, die Eeschäftspapiere, die für ihn wertlos sind, von sich wirft. Für die Wiederherbeischassung des Koffer» Aber dem Reichstag« erwächst dl« Pflicht, durch ein Notgesetz, wenn di« Abwicklung der bevorstehenden groß:.- allgemeinen Re form unsere» Strafgesetzbuch«» k«in schneller)« Tempo ermöglicht, unverzüglich je«, Lücke in ihm auszufüllen. E» ist beklagenswert, daß im Jahr 18SS die Gelegenheit versäumt wurde, al» (mertwür- digerweise auf Anregung Eugen Richter») durch ein Spezialgesetz die Todesstrafe sür verbrecherische Anwendung von Explodierstof- fen eingeführt wurde. Bei einer allgemeinen Revision des Strafgesetzbuches wird hoffentlich auch In den unseligen S 214 die Todesstrafe hineinge- bracht werden, der gegenwärtig Diebe und dergl, die bei ihrer verbrecherischen Tätigkeit oder auf der Flucht Störungs- oder Er greifungsversuche mit Dassen abwehren, sogar im Tötungsfalle mit dem Zuchthaus davonkommen läßt. Man kann die Strenge der allen Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. verstehe», die schon den Dieb, der aüf seinen Schleichwegen eine Waffe bei sich trug, selbst wenn er sie nicht gebraucht hatte, zum Galgen schickte! Jedenfalls dürfte das Bolksempfinden, das bei Schandtaten nach Art von Leiferde mindestens gleich strenge Züchtigung fordert als für den juristisch einwandfrei definierten „Mord", Berücksichti gung durch eine Umgestaltung der widerspruchsvollen bisherigen Paragraphen im Gesetzbuche verdienenl Eine Lücke rm Strafgesetz. I r- wird gemeldet, daß die gegen die Eisenbahnverdrecher von I Leiferde erhobene Anklage auf Mord laute. E» ist begreiflich, daß I die öffentliche Meinung eine solche Wertung der schändlichen T<tt ^grüßen würde. Aber es stehen ihr doch erhebliche strafrechtliche Bedenken entgegen Das geltende Strafgesetzbuch hat in einem be- I sonderen Abschnitt lß 306 ff.) ausdrücklich gemeingefährliche Verbre chen, auch wenn sie mit Vorsatz und Ueberlegung ausgeführt sind und Todesopfer gekostet haben, von den Handlungen, auf die sein« Desimtion des Mordbegriffes zugeschnitten ist, gesondert und al» Hochstrase für sie lebenslängliche» Zuchthaus angevroht. Man kann zweifeln, ob der Wille des Gesetzgebers es gewesen ist, Unholde, die durch ihre Anschläge Dutzende von Menschenleben vernichtet haben, milder zu behandeln als den Buchstaben gerecht ! als Mörder abgestempelten Verbrecher, dem nur ein einziges zum Opfer gefallen ist. Die Erklärung dieser Unstimmigkeit liegt offen bar in de.- Abneigung beschlossen, die zur Zeit der parlamentari schen Beratung des Strafgesetzbuches die öffentliche Meinung gegen die Todesstrafe erfüllte. Im Reichstage hatte eine starte Mehrheit in der zweiten Lesung sür deren völlige Abschaffung gestimmt, und Bismarck mußte das schlvere Geschütz einer Drohung mit seinem > Rücktritt auffahren, um sie bei der dritten in die §8 80 (Anschlag auf Kaiser und Landesherren) und 211 (Mord, also Tötung mit Vorsatz und Ueberlegung) wieder hineinzubringen. Bei diesem Erfolg, der auch nur mit ganz winziger Mehrheit erreicht wurde, nahm die Re gierung die Inkonsequenz in den Kauf, daß in dem Abschnitte über die gcmeingesährlichen Verbrechen (Brandstiftung, Verursachung von Uebcrschwemmungen und von Eisenbahnunfällen) das mildere Strafmaß auch bei Todeserfolg solcher Untaten stehen blieb, wäh rend z. B. das vorher in Preußen geltende Strafgesetz ausdrück lich auch sür solche Fälle den Tod bestimmt hatte. Wie stark die Strömung in dem ganzen achten Jahrzehnte des vorigen Jahrhunderts gegen die Todesstrafe überhaupt ging, zeigte sich in den ausnahmslosen Begnadigungen, die in Preußen wie in den anderen Bundesstaaten, abgesehen von Braunschweig und Hamburg, während jener Zeitspanne verfügt wurden; selbst in den abscheulichsten Fällen von Vatermord und dergl. Es mag gerade ein ähnliches Ereignis wie das von Leiferde gewesen sein, das. einen Umschwung der b' ,enden Meinung elnleitete: die E;plo- fion einer Höllenmasch'... auf dem Kai vonBremerhaven beim Ver laden einer Kiste, die bestimmt war, ein Schiff auf hoher See zur Erlangung der Versicherungssumme zu vernichten, aber durch einen Zufall vorzeitig im Abfahrtshafen geschah. Bismarck überschätzte damals die besonderen juristischen Schwierigkeiten dieser Sachlage, wohl kaum im vollen Ernste, tn solchem Grade, daß er im Reichs tags in seinem Hinweise aus die Unzulänglichkeit des geltenden Ge sches die Ansicht aussprach, der Täter (der durch Selbstmord ge endet hatte), würde, am Leben geblieben, mit einer Woche Gefäng- nis davongekommen sein! Zu einer Verschärfung der betreffenden Paragnaphen ist es aber weder damals noch später gekommen. Nun ist freilich, ungefähr um jene Zeit, in die Methodik der Urteilsfindung der Begriff des vielerörterten ciolus ovsntuali» aufgenommen worden. Es ist möglich, daß das allgemeine Ent setzen über die schreckliche Katastroph von Bremerhaven schon da- m'als ein Geschworenengericht auf diesem Umwege zur Bejahung der Mordfrage gedrängt hätte, und auch das demnächst zur Abur- isilung berufene Gericht in Hildesheim mag sich vielleicht über die Bedenken Hinwegsetzen, die einer Anwendung jener stark umstrit- teucn Krücke des Strafrechtes nach wie vor entgegenstehen. Sicher ist es nicht, und anfechtbar wäre ein solches Urteil durchaus, da der 8 315 des Strafgesetzbuches mit ausdrücklichen Worten für die mit Menschenverlust verknüpften mutwilligen Beschädigungen von Eisenbahn-Anlagen usw. bloß lebenslängliches Zuchthaus als Höchststrafe festsetzt. - Die schöne, junge Dame erblaßt merklich. Nicht nur - weil sie sich van ihrem „Opfer" durchschaut und überlistet i sieht, sondern auch, weil der Reisegefährte ein tieferes Ge- ! fühl in ihr entzündet hatte. „Sehr geschickt", lobt Grossing voll höhnender Anerken- > nung. „Er muß diese . . . Auswechselung während der Zeit seiner ersten Entfernung aus dem Abteil vorgenommen haben", stammelte sie fassungslos. „Die einzige logische Erklärung," spöttelte Grossing weiter und fügte hinzu, „übrigens — in Erwägung, daß mein . . . bisheriger Kassierer der Versuchung nicht wider stehen werde und Ihre Geschicklichkeit, mein Fräulein, ver sagen könne, habe ich zuvor den Empfänger in Hamburg davon unterrichtet und für alle Fälle ein nur mit Kieseln angefülltes versiegeltes Päckchen, sowie einen Scheck Über geben, dessen Uneinlösbarkeit selbst dem geübten Auge mei nes gewesenen Kassierers entging." In diesem Augenblick klopfte es. — Ohne eine sichtbare Spur von Erregung stand Hermann Thiede vor seinem Chef. Auch er erstattete, durchaus sachsich, seine Meldung. „Im Abort steckte ich den kostbaren Inhalt der Tasche zu mir und tat die Reiselektüre hinein. Ich,hielt nämlich diese „Dame" — und er zeigte mit einem Ausdruck der Ver achtung zu der Detektivin hin, — „sehr bald für eine Hoch staplerin. Zwar mit Ueberwindung, aber aus Klugheit, er trug ich vorher ihre aufdringlichen Zärtlichkeiten. In etwas habe ich mich wohl geirrt. Sie ist in Wahrheit eine von Ihnen, Herr Bankier Grossing, gemietete Detektivin, um mich zur Strecke zu bringen. Gleichviel! Jedenfalls hatte ich den lebhaften Wunsch, mich möglichst schnell von dieser Person zu befreien. Das noch nicht Berührte ist Ihnen natürlich aus dem anderen Bericht bekannt. Bis auf . . . eine Kleinigkeit." „Sie müssen mich verstehen, Thiede", sagt« Grossing, wie abbittend. „Vollkommend", bestätigte Hermann Thiede kalt, „wol len Sie sich nur beim Generalkonsul erkundigen. Sofort, als ich ihin den Millionenwert au»HSndigt«, sagte ich ihm, daß — weil ich die Wertlosigkeit Ihrer Schecks bei nochmaliger Durchsicht, kurz vor Hantburg, entdeckte — da« Päckchen gleichfalls wertlosen Tand enthalten müsse. Ich hatte recht!" ' „Bestimmen Sie die Höhe de» Entschädigungsanspru ches an mich, Hermann", bat der Bankier. „Außerdem werden Sie demnächst mein Kompagnon." „Ergebensten Dank für Buß« und Ehre, Herr Grossing. Ich erbitte lediglich meine sofortig« Entlastung au» Ihren Diensten. Unser Konto ist hierdurch wohl «wgeallchen, nicht wahr? Bon morgen ab stehe ich in Herrn Generalkonsul Mögental» Diensten." — Die» war di« erst« Niederlage der schönen, jungen Dame sckwohl als Weib wie auch al» Detektivin und der erst» vom Bankier Grossing ausgestellt« Wechsel, der nicht tu Vrd- nuag Ding. iir 1 Ztn. Schlach! 'ich! »smark Mißtrauen. Skizze von Käte Subowski. Bankier Grossing, sonst ein wortkarger Mann, hätte sich über eine bestimmte Angelegenheit gar zu gern mit jemand, der sein Vertrauen verdiente, ausgesprochen. Einen solchen glaubte er zwar in seinem Kassierer Hermann Thiede zu besitzen, — doch da es den Genannten selbst an- . ging, konnte er unmöglich mit ihm Rücksprache nehmen. Grossing hatte vor zwanzig Jahren den elternlosen Thiede als Lehrling angenommen und sich bald von dessen kauf- männischer Begabung überzeugt. Er stellte dem Lernbegie- rigen die für seine Ausbildung erforderlichen Mittel zur Verfügung. Dafür diente ihm Hermann Thiede seither in stets gleichbleibender Dankbarkeit und umgab insgeheim den kühlen, einsamen Chef mit seiner Liebe und Verehrung. Sein Ehrgeiz gipfelte denn auch in dem heißen Wunsch, eines Tages von dem auffallend mißtrauischen Chef mit warmen, aus tiefem Herzen kommenden Gefühlen behan delt zu werden. Das Schicksal hatte Grossina scheinbar übel mitgespielt. Nach kaum zweijähriger Ehe lief ihm sein junges Weib mit dein einzigen Freunde davon. In Wahrheit hatte Grossing selbst durch sein immer wachsendes Mißtrauen die unschul dig Geqälte dem andern in die Arme getrieben. Jetzt trug er sich ernsthaft mit dem Gedanken, Hermann Thiede als Teilhaber in seine Bank aufzunehmen. Das erschien ungewöhnlich. In Wirklichkeit wäre es jedoch eine seiner größten kaufmännischen Taten geworden. Nur bohrte noch eine Frage quälend dagegen ... Ob Hermann Thiede in der Tat gegen jede Versuchung gewappnet bleiben werde? Die unwiderlegbare Antwort mußte so schnell wie möglich erbracht werden. An einem Tage hörte Hermann Thiede seinem Chef und Wohltäter mit gespannter Aufmerksamkeit zu. „Also," wiederholte der Bankier, „Sie haben diesen Scheck über 200 Mille, sowie dies — bitte sich zu überzeugen — mit unbeschädigten Banksiegeln versehene Paket, das einen Schmuck IM Werte von einer Million enthält, an mei nen ältesten Geschäftsfreund, Generalkonsul Mögental in Hamburg, persönlich zu übergeben. Mögental ist unterrich- tet. Er erwartet Sie «ine Stunde nach Ankunft de» abend lichen Schnellzuges. Angenehme Reise, lieber Thiede." Hermann Thiede hatte ein Gefühl prickelnden Wohlbe hagens, als er — vorläufig allein — in dem Abteil zweiter Klasse Platz genommen hatte. Auf seinen Knien, von der Staubdecke verhüllt, lag die kleine, gelbe Ledertasche mit ihrem kostbaren Inhalt. Die Gewißheit, daß der Ehef ihm, mit Uebergehung der älteren Kollegen, diesen Auftrag er teilte, erfüllt« ihn mit Stotz. Ja, ließ ihn hosten, daß er Grossing bald mehr bedeuten dürfe, al» die stet» gleichmäßig laufende Arbeitemaschlne. Plötzlich legte er die Rechte fest auf di« Schutzdecke. Eine überraschend schöne, jung« Dam« betrat nämlich sein Abteil. „Verzeihen Sie." entschuldigte sie sich mit allerliebster Schelmerei, ,^b»r in den anderen Wagen ist entweder ein Kindergarten oder eine Rauchkabine ausgetan." — Anfang» überhauchte, nickte er ihr gönnerhafte Erlaubnis zu. Bis- . lang hatte er für das Weib keine Zeit und Neigung gefun den. An Gelegenheiten, es kennenzulernen fehlte es ihm nicht; aus ihnen hatte der sonst auf dem Gebiet der Liebe noch Unerfahrene die Fähigkeit geschöpft, selbst unter der lockendsten Maske die Echtheit oder Falschheit der Frauen- seele herauszusvüren ... In Verlauf der nächsten Stunde kam ihm der Veilchenduft äußerst nahe. Vor seinen Augen schimmerte eine Wolke köstlichen Haares. Und . . . Her mann Thiede fühlte, daß er ein Mann war! Als nach einer Weile ein dicker, alter Herr, der bislang in den Gängen herumgestanden, bei ihnen Platz nahm, emp fand Hermann Thiede das dringende Bedürfnis nach fri scher Luft. Er ging aus dem Abteil, nicht ohne seine kleine gelbe Tasche mit sich zu nehmen. — Auf der nächsten Halte stelle verließ der oicke, alte Herr den Zug. Aber schon nach wenigen Minuten verlangsamte sich abermals das Tempo der Fahrt. Thiede nahm seinen Platz wieder ein. Die schone, zärtliche Frau stand indessen — ihn den Rücken zu wendend — vor dem herabgelassenen Fenster und spielte lässig mit ihrer silbernen Handtasche. Hermann Thiede überlegte gerade, wie er sich ihr gegenüber zu verhalten habe, als von ihren Lippen ein Schrei ertönte. Blitzschnell fuhr ihr Köpfchen zu ihm herum. „Wie herrlich, daß Du wieder da bist. Ach, der Zug steht einen Augenblick . . . Bitte, hole mir mein Silber täschchen wieder. Es ist mir eben entglitten. Ich selbst käme gewiß zu spät. Mein unlängst verknaxter Fuß gestat tet mir noch keinen Halt." . . . Und sie schob ihn sanft hin aus, nachdem sie mit triumphierendem Blick sestgestellt hatte, daß der verliebte Reisegefährte seine bisher angstvoll behütete gelbe Ledertasche nunmehr auf dem Sitz liegen ließ. Als Hermann Thiede das Silbertäschchen draußen auf gehoben hatte, lief er noch eine Weile hin und her, um beim Schaffner die Ursache dieses nicht vorgesehenen Aufenthaltes als eine völlig harmlose Störung zu erkunden. Der Zug setzte sich bereit» wieder in Bewegung, als er endlich auf das Trittbrett sprang . . . Allein, so sehr er sich auch in sei nem wtedergesundenen Abteil umschaute, weder die schöne, zärtlich« Dam« noch seine zurückgelaffene gelbe Ledertasche ließen sich erspähen. Gegen zwölf Uhr mittag» am folgenden Tage stand die schöne, jung« Dame vor Bankier Grossing. „Nun? forschte der, und seine sonst herrisch kühle Sttmm« zitterte leicht, „welche Meldung haben Sie mir zu Machen, Fräulein Döring?" „Liese" antwortete sie und überreichte ihm eine gelbe, verschlossene Ledertasche. Darauf erstattete sie ihm, knapp und klar, wie e» sich für «inen gewiegten, weiblichen Delek- iv gaziemt, ihren Bericht. Ohne sie zu unterbrechen, mit »«ängstigend steinernem Gesicht, ließ der Bankier sie zu knd« sprechen. Dann erst öffnete er mit dem zweiten, in einem Gewahrsam befindlichen Schlüffe! die Ledertasche. Sie birgt nicht» »w ein Unterhaltung»buch von unge-