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1. Verbrat -» Sbnmaer 258. Au» de« Gerichtssaal. Lsrudsesicht in Bautzen. (Nachdruck vrrbottn.) 2a den dringenden verdacht, sich an einem Mädchen unter 14 Jahren unsittlich vergangen zu haben, war der Werkmeister Johannes Gübner aus Sebnitz gekommen. In der Verhand lung vor dem Schöfsengericht daselbst konnte der Schuldbewei» nicht erbracht werden. Er war deshalb freigesprochen worden. Die oün der Staatsanwaltschaft eingelegte Berufung wurde verworfen. Line merkwürdige Fundgeschichte erzählte heute wieder der -S Jahre alte, wegen Betrugs und Hehlerei mit Gefängnis vorbe strafte Schlosser Max Schöbel au» Neschwitz, der wegen Fahrraddiebstahls angeklagt, vom Amtsgericht Bautzen nur wegen Unterschlagung zu 1 Monat Gefängnis verurteilt worden wär. l Die Staatsanwaltschaft, die davon überzeugt war, daß Schöbel sich I eines Diebstahls schuldig gemacht habe, hätte Berufung eingelegt. I Ln Abend des 10. April 1S26 war dem Wirtschaftsgehilfen Ernst Rentsch aus Zescha im herrschaftlichen Gasthof in Neschwitz aus der I -au»slur sein Fahrrad gestohlen worden. Kurz zuvor hatte er sich t am selben Abend in Säuberlichs Gasthaus daselbst aufgehalten, wo b Schöbel Billard gespielt hatte. Dort hatte Rentsch auch geäußert, I dch er noch im herrschaftlichen Gasthof zu tun habe. Zur Zett I als das Rad dort gestohlen worden war, hatte sich Schöbel aus I Zöuberlichs Lokal ca. l-L Stunde entfernt. Er hatte angeblich von Deiner Mutter 5 Mk. geholt. Dem Gendarmeriehauptwachtmeister I kräuer, Neschwitz hatte die Mutter aber angegeben, ihr Sohn habe lom ihr kein Geld geholt. Es wurde dann ermittelt, daß Schöbel Itas Fahrrad des Rentsch eines Abends nach dem Diebstahl im I Finstern in die Stube des Melkers Müller auf dem Rittergut 1 Neschwitz gebracht und es ihm für ein angebliches Darlehn von ! M verpfändet hatte. Das Fahrrad wurde auf einem Boden des Rittergutes unter Streu versteckt vorgefunden. Müller hatte inzwischen die Lenkstange des gestohlenen mit der seines eigenen Fahrrades vertauscht. Dem Gendarm gegenüber hätte Schöbel dreist geleugnet. Vor dem Amtsgericht hatte er angegeben, er habe das Fahrrad erst am Abend des 11. April im Finstern durch Zufall in: Walde am Rittergut, an einem Strauche lehnend, gefunden und es sofort zu Müller geschafft und verpfändet. Hauptwachtmei- ster Bräuer erklärte noch, Schöbel stehe schon einige Zeit im Ver dachte, ein Fahrraddieb zu sein, es habe deshalb schon früher ein mal bei ihm eine nächtliche Durchsuchung stattgefunden. Das Be rufungsgericht kam zu der Ueberzeugung, daß Schöbel selbst das Rad Rentsch'»..gestohlen habe. Schöbel erhielt wegen Diebstahls 2 Monate 2 Wochen Gefängnis. wegen einfacher Körperverletzung bezw. Beleidigung hallen dec Landarbeiter Josef Dittrich und die Hofearbeiterin Therese Nimschke aus Lawalde Prwatklage und Widerklage gegen seitig erhoben. Die Nimschke sollte den 8 Jahre allen Jungen des Dittrich geschlagen und Dittrich sollte die Nimschke dritten Personen gegenüber eines Hausfriedensbruchs und der Unehrlichkeit beschul digt haben, Vom Schöffengericht Löbau war Dittrich freigespro- chm, die Nimschke zu 20 RMk. Geldstrafe oder 2 Tagen Gefängnis murteilt worden. Heute wurde die Berufung der Nimschke ver worfen und Dittrich erhielt ebenfalls eine Geldstrafe von 20 RM. «der 2 Tage Gefängnis. — Anstel umhergezogen ist fett Jahren der schon sechzehnmal vorbestrafte 36 Jahre alte Kutscher Paul Richard Kahle aus Naundorf a. d. Eigen. Im Jahre 1919 hatte er seine Familie verlassen, zeitweilig gearbeitet, ober nirgends lange. Zwischen den einzelnen Arbeitsgelegenheiten hatte er sein Leben durch Bet tel gefristet. In Niederneukirch war er zuletzt aufgegriffen und vom Amtsgericht Bischofswerda wegen Landstreichens zu 4 Wochen haft, sowie Ueberweisung an die Landespolizei verurteilt worden. Dabei blieb es heute, seine Berufung wurde verworfen. — Ein Sektgelage im vahnhossholel zu Königsbrück hatte zur Folge gehabt, daß der damalige Pächter des Hotels, der 43 Jahre ilte Gastwirt Karl Emil Baase aus Kamenz vom Amtsgericht Königsbrück wogen Ueberschreitung der Polizeistunde zu 40 RMk. oder 4 Wochen Gefängnis und wegen Verabfolgung von alkoholi schen Getränken an einen Betrunkenen zu SO RM. Geldstrafe oder S Tagen Gefängnis verurteilt worden war. Baase hatte Berufung Der Sächsische Erzähler «tft-chwt. Sn der Nacht -um d8 November 10» «ar der «4 Jahr« äst« Waffenmeister a. D. Kchler, nachdem er schon vorher in zwei anderen Lokalen Bier und Schnaps getrunken hatte, gegen 12 Uhr in angezechtem Zustand in das genannte Lokal gekommen. Nach seiner beschworenen Aussage hatte der Gastwirt Baase die beiden Gäste alsbald zum Trinken von „echten Haftmann" animiert. Als -egen XI Uhr die Kellnerin Wünsche aus Drkden zurückgekehrt war, war Sekt getrunken worden. Um X2 Uhr hatte sich Wähnert entfernt. Keßler hatte mit Baase und der KekkNerin weiter Sekt gezecht. Das edle Getränk war zum Teil vergossen worden, weil Keßler das Glas nicht mehr halten konnte. Die Tischwäsche war mehrmals gewechselt worden. Nach seiner Behauptung hatte Keß ler die klare Besinnung verloren. 10—13 Bullen Sekt waren ge leert worden. Die Rechnung hatte 147 RMk. betragen. X4 Uhr hatte sich Keßler auf den Hennweg gemacht, war jedoch vor seinem Grundstück auf der Fahrbahn der Staatsstraße zu Fall gekommen, im Schnee liegen geblieben und wurde erst X7 Uhr in halberstarr tem Zustand und ohne Besinnung von seiner Wirtschafterin auf gefunden. Um 10 Uhr vormittags kam er wieder zu sich. Heute wurde die Strafe von SO RMk. aus 25 RMk. ermäßigt, bei der Geldstrafe von 40 RMk. wegen Ueberschreitung der Polizeistunde blieb es aber. — * Schwere Beleidigung des Reichspräsidenten. Im Juli er schien im „Knüppel" ein ganz geschmackloses Gedicht, worin Reichs präsident v. Hindenburg in übelster Weise verunglimpft wurde. Dieses Machwerk wurde dann in der gesqmten kommunistischen Presse und auch in einigen anderen Blättern nachgedruckt. Diese Zeitungen, die das betreffende Gedicht nachgedruckt hatten, wur- den auf Grund des Republikschutzgesetzes auf vierzehn Tage ver boten. Gegen die verantwortlichen Schriftleiter wurde gerichtlich vorgegangen und wegen Beleidigung des Reichspräsidenten usw. . Hebrclcen m!t Or. Lucicprrlvvr Oer ^ürdetelx kann m!t bv!ieb!xev» xekoektea Okllt delesst «erden, ruüerdeai kann man ikn undejext einixe l'a^e ivLkdevrnreo. DsmterstzB, de»^4.Mm»e«Ver.. 182- Anklage erhoben. Auch die ArbeiKrst^nne in Dresden hatte-da« betreffende Gedicht nachgedruckt, der verantwortliche. Schriftleiter der Freitaler kommunistische Stadtverordnete Willy. Schneider stapd, wie bereits berichtet worden ist, vor Wochenfrist vor,dem Ge meinsamen Schöffengericht Dresden, er, wurde im Sinne der .er hobenen Anklage zu drei Mongten Gefängnis verurteilt. L« Schriftleiter der „Roten Fahne" iyOerliy hatte sich am Sännabend zu verantworten. Das betreffende Berliner Gericht warf nett» Monate Gefängnis aus. Von dem Verbot «ar auch die Arbeite» stimme betroffen worden. Als Ersatz erschien alsbald im gleichen Verlage ein Mitteilungsblatt, das eine Fortsetzung der auf vierzehn Tage verbotenen. Arbeiterstimme darstellte. Dies brachte nun auch dem Klempner und Gewerkschastssekretär, dem Dresdner komm» nistischen Stadtrat Friedrich Martin Schneider eine Anklage wegen Vergehens nach 8 21 Ziffer 2 des Republikschutzgesetzes ein, in» der sich am Montag das Gemeinsame Schöffengericht Dresden « befassen hatte. Schneider wurde zu dgr gesetzlich zulässigen nied rigsten Strafe von drei Monaten Gefängnis verurteilt. * Lin originelles Khediveufkückcherr hat das Reichs gericht beschäftigt. Abbas II., der al» streitsüchtig bekannte frühere Khe- dioe von Aegypten, mußte von zehn deutschenSeeleuten, die er in Kiel für seine Lustjacht geheuert hatte, auf Nachzahlung der Heuer verklagt werden. Er ist in diesem Streitfall, der fetzt vor dem Reichsgericht seinen endgültigen Abschluß fand, vollständig unterlegen. Nachdem der Kheoioe mit Lohnzahlungen im RüL- stande war und auch wegen schlechter vertragswidriger Behandlung der deutschen Schiffsleute Klage laut geworden war, wurde dir Kapitän der Jacht, Graf von der Recke, wegen seines Ein tretens für die Besatzung entlassen. Als der Kapitän ttn Piräus, dem Hafen von Athen, in einer frühen Morgenstunde Ab schied nahm, brachten ihm die deutschen Seeleute nach allem Sw- mannsbrauch ein dreifaches Hurra aus. Das erschreckte den Khe- diven so sehr, daß er im Nachthemd auf da» Deck stürzt» und -- nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte — die deutschen See leute von seiner Privatpolizei, einer Negerhorde, verhaft«,» ließ. Dann wurde den Seeleuten eine Derzichterklärnng aus alle Ansprüche abgepreßt. Auf die Klage der Seeleute hin ist der Khedive trotzdem zur Zahlung von Lohn und Schadenersatz ver urteilt worden. Das Reichsgericht hat das Urteil des Obcrlandes- gerichts Kiel bestätigt t Xutaten: */« Lkunck Lutter, >/r Lsciccöeu von Dr. Oeticer'« 2 Lier, < fLeclcpuIvor „Leclciu", 100 g 2uclcer, /.,^ ... 300 g --ebl. LokereNilliei NIer und 2ucAr verdeo mit einem "teil d« mit dem k»ckin xe- misctiten Lledle« verrüiiM Venn »rbejtet men die kelvreeteUt» und Io Stückcden ecrxtiüclcte Sutter mit dem lteet »ekler unter <li« Ke-se und küst nätiLenkells »MNei Uedl dinru, veü sicii <ier 1>iA eusrelieq Wt. üso direkt den ritzei^rrücken virilen Io einer butterdtstricdenen und nüt Neidevrot »iveeotrcutcn Sprtnxtorm bei mäüjeer ltitre in ekre.1/, Stund» dmldreun. Vies« ^nvei)m>L «Idt r-z Kucben. Vie Torlrndödrn beieet men mit deiiedixem xricockirn Obst, vie Stecdeideeren, Nrädeeren, Xirrcben, Ä-etecben uev. ven Ob-trei! verdickt men mit vr. Oetker s keinem Sterkepuder Oustio und zidt ibn keiS über die prticbt«. Verienx-en Sie des neu« ksrbiz Illuetr. ltereptbucb, ^usxede v kür 15 pkx. kn den Oesckäiten, nenn verxrikken, xcxen Ünsendunx von Werken von /L. ÖerAer, Lr'e/e/e/Ä. leäumtteiin.: Seckpu>ver„L»ckin"I0?iß., 2 Stck. 25 pfx., Suddinzpuiv-r VenIIIe — ttendei S Pix.» Linmecke-ikülie 7 k>te.. V«niiiin-2ucker u. VLlllUeSoüenpuivcr 5 Pie. * Die G. m. b. h. mit 4Z Mark Kapital. Aus Coburg wird geschrieben: Hinter die Kulissen eines: G. m. b. H. leuchtete eine Pik handlung vor dem großen Schöffengericht in Coburg. Angeklagt war der .Kaufmann" Emil Herr ist Coburg wegen Konkurö- oergehens. Er hatte im Juni 1923 zusammen mit seiner Frau und seiner Schwiegermutter eine G. m. b. H. gegründet, wozu die Grün der ganze 43 Goldmark besaßen. Bretts im Dezember 1923 MÜ- dete die Gesellschaft ihren Konkurs an, der aber aus Mangel an Mitteln nicht eröffnet werden konnte. Die Passiven betrugen über 50000 Mark, die Außenstände 13 000 Mark, von denen jedoch nür ganze 1000 Mark beigezogen wetvrn konnten. Die Buchführung war nach der Aussage der Sachverständigen trostlos. Das Geriqst verurteilte Herr zu vier Monaten Gefängnis, währe» der Staatsanwalt sechs Monate beantragt hatte. —,. Neues aus aller Well. — Sühne Projekte an dör AAspihe. Seit dem Ab flauen des großen SommervHkehrs auf der Zugspitzbahn — man rechnet Heuer mit rund 4V 800 Fahrgästen, der doch pelten Zahl der Iahresannahnhk werden auf den Wagen in der Hauptsache Materials zum Bau'des Höhenhotel» befördert. Dieses Bauwerk erMt im Anschluß an die Berg station unterhalb des WetterstMkaMmes in rund 2800 Me ter Höhe, zum großen Teil aus Holzwerk bestehend, mit 75 Betten ausgestattet. Dieser HokelbaL ist schon lange beschlos sene Sache gewesen; im Zusammenhang damit steht aber ein anderes Werk, das jetzt in Angriff genommen worden ist. Ein Stück oberhalb deskKotsitls und der Bahnstation ten. So ist sein Verhalten, bei Licht besehen, nichts anderes als feige Drückebergerei!" Bernarda hatte die ganze Zeit über den Mund nicht aufgetan, aber in großer Erregung das Gehörte überdacht, und seine Tragweite abzuschätzen versucht. Sie, die allein wußte, daß er Lola liebte, war vom er sten Augenblick an überzeugt gewesen, daß die geheimnis volle Dame keine andere als ihre Schwester sein konnte. Sie war entsetzt, daß Lola fähig gewesen, diesen Ver rat an dem Geliebten zu begehen — zweifellos nur, damit ihres Mannes Reichtum sich dadurch noch vermehre und ihrer Verschwendungssucht neue Goldquellen eröffnet würden. Bernarda begriff auch sehr gut, warum Lukas den Klageweg nicht betreten wollte. Er wird doch die Frau, die er so wahnsinnig liebte, nicht an den Pranger stellen, dachte sie bitter. Seltsamerweise fuhr sie jetzt, wo Dolfi doch nur das, was sie selbst gedacht, wenn auch in bedeutend schärferer Form ausgesprochen hatte, gereizt auf ihn los. „Du solltest dich schämen, Dolfi, einen Äbwesenden, der sich nicht verteidigen kann, so gemein zu verleumden! Dr. Lukas ist weder feig, noch kann ihm jemand etwas Schlech tes nachweisen. Und überhaupt ist es ja doch wohl allein ganz seine Sache, was er tut oder nicht tut!" „Ei, sieh mal," lachte Dolfi spöttisch, „wie du Lanzen brichst für diesen Mann! Ich dachte immer, du magst ihn so wenig wie ich, aber es scheint, daß dieser Apostel nicht nur Tante Betty, sondern auch dir ins Herz gewachsen ist!" Bernarda zuckte zusammen, warf dem Bruder einen zornslammenden Blick zu und sagte in völlig verändertem kühlen Tom „Ich verbitte mir derartige schlechte Scherze, bloß weil ich Ungerechtigkeiten in meiner Gegenwart nicht dulde! Lukas ist gewiß der letzte Mann, für den ich Lanzen brechen möchte, aber in diesem Fall tust du ihm genau so unrecht wie Papa und Tante Betty ihn überschätzen. Nein, er verdient keine Bewunderung! Aber er verdient auch dei nen weawerfenden Spott nicht, Dolfi, denn niemand als er kann^elbst alle Gründe kennen, die ihn bestimmen, so zu Sie rollte ihre Handarbeit zusamen, erhob sich, wünschte „Gute Nacht!" und verließ hastig das Gemach. In ihrem ZiMMer angelangt, schloß sie die Tür hinter sich ab und warf sich, ohne Licht zu machen^ angekleidet aufs Bett, wo sie in leidenschaftliches Weinen ausvrach. Warum sie weinte? Sie wußte es selber nicht. Sie fühlte sich nur namenlos elend und unglücklich. Weil sie so gut begriff, was er in dieser Stunde leiden mußt«, nachdem er erkannt hatte, an wen er fein Herz weg- Muß ist hart, aber beim Muß allein kann ber Mensch zeigen, ^/"wle'S Inwendig mit ihm steht. Willkürlich leben kann jeder. Goethe. Denn das mußte er jetzt endlich doch begriffen haben! Weil sie sich für Lola schäime. Weil es sie unbeschreiblich quälte, Lukas nun in einer so peinlichen Läge zu willen, endlich aber auch, weil sie selbst trotz allem leidenschaftlichen Willen nicht vermochte, dos Bild dieses Mannes aus ihrem Herzen zu reißen... « - ' Nein, sie konnte nicht. Je' mehr sie sich mühte, ihn zu vergessen, desto lebendiger stand-er vor ihr. Immer mit dem ernsten, traurigen, fragenden Blick der letzten Zeit, der so deutlich sprach: Was tat ich dir zuleide? Und obwohl Bernarda sich dann alles vorsagte, was sie zwingen mußte, Lukas zu verachten, hatte sie zuletzt sekt samerweise doch immer das peinigende Gefühl, ihn unge recht zu beurteilen... Dieser stete KamM mit sich selbst machte sie krank und elend. ' i « XIX. Engelbert Grischke war, obwohl auch Tante Betty ihn im Interesse des Familiensriedens beschwor, von Gewalt schritten abzustehen und die Farbstoffangelegenheit lieber friedlich, vielleicht durch einen Vergleich mit Hollweg beizu legen, doch unerschütterlich bei seinem Entschluß geblieben. Schon am nächsten Morgen ging ein langes, ausführ liches Schreiben an Lola ab. Grischke war so fest überzeugt, daß Lola daraufhin nur eine Antwort haben konnte — nämlich die, sich sofort in den Schutz des Vaterhauses zurückzubegeben — daß er seine Schwester beauftragte, alles zu Lolas Empfang bereit zu machen. - Er rechnete ihr sogar genau den Tag der Ankunft au». Am so und so vielten mußte sein Brief drüben eintreffen. Am so und so vielten ging dann der nächste Schnelldampfer ab. Am 2. Juni mußte sie in Hamburg landen,, am ü., längstens 6., daheim eintreffen,... An Hollweg selbst schrieb er nicht. „Er ist ein Dieb und Betrüger und mit solchen Leuten führe kch nicht persönlich Korrespondenz!" Dafür batte er täglich Beratungen mit seinem Anwalt, Mit Mitgliedern der Gewerbekammer und Regierungrbe- nmten. ' Denn diese Sache ging nicht bloß die Firma Grischke an, in deren Namen der Prozeh geführt werden sollte, son dern auch das Reich, dem man «in« Erfindung gestohlen hatte... ; Alle bisher Eingeweihten waren bedingungslos davon Iberzeugt, daß Grischke im vollen Recht war. „Aber", setz ten «fahren« Leute bedachtsam hinzu, „ob man diesem Recht auch zum Sieg verhelfen können wird, steht auf einem andern Blatt!" Gorffeßimq folgt.) , n Oer Weg zum Licht. Roman von E. Eben st ein. Urheberschutz durch Stuttgarter Romanzentrale C. Ackermann, Stuttgart. ,29. Fvryrtzun,» !Nachdruck verboten., Dolfi war heute sehr schlechter Laune, da er sich bei der .Familiensimpelei" daheim zum Sterben langweilte und doch nicht fort konnte, weil ein vom Friseur am Morgen schlecht operiertes Hühnerauge ihm so viel Schmerzen ver ursachte, daß er keinen Stiefel anziehen konnte. Außerdem war er sehr erbost auf Lukas. Denn er brauchte dringend wieder Geld, und als er sich vor ein paar Tagen deshalb abermals an Lukas wandte, hatte dieser nicht nur glatt abgelehnt, sondern sogar ihn selber ernstlich an sein bisher in keiner Weise eingehaltenes Versprechen, eine andere Lebensweise zu führen, gemahnt. Daher nun der bissige Ausfall, den Tante Betty indes sofort energisch Mrückwies. Denn Lukas war wirklich ihr ausgesprochener Liebling. „Mein lieber Dolfi, du tätest viel besser, dir an Lukas ein Beispiel zu nehmen, anstatt diesen in jeder Hinsicht außerordentlichen Menschen bet jeder Gelegenheit lächerlich zu machen!" sagt« sie trocken. „Gerade in diesem Fall spre chen doch einfach die Tatsachen! Niemand — du am wenig- sten — würde in solcher Angelegenheit so selbstlos und edel handeln!" „Ganz gewiß würde ich nicht so albern sein! fiebrigen» ist von „edel" und „selbsllo»" daoei kein« Rede und ich stau ne nur, daß weder du noch Papa die Komödie durchschaut. Mir war sie nämlich vom «firn Augenblick an klar! „So?" sagt« Suchte strnrunMch, „dann würde «v mich wirtlich hlterMev«, », «fichrm, anw dem tdGskr Verstand sich ausgVnüäali HO?" „Run, die Sache ist fit sehr ei , Papa: Di« betref fende „Dan«" ist zweif«o» «st» « awtt Frau, mit der Lukas «in verhältnt, bat, darum !r st« nicht pret^r- ben. Einerseits au» Galanterie, anderseits, w«il ja sonst die ««schichte aufgedeckt wllrd« und d«r beleidigte Gatt« über ihn käme. Klag« geaen Hellw«g aber P»agt er «rst recht nicht zu erheben, um dwim nicht zu veranlassen, sein« Qu«l- e zu nenn««. Aus di«fem Grund bemüht er sich auch, dich '>> einer weiter«, vtrfolMing der Angelegenheit abzuhal-