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DerSWscheLrMer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt« Mannschaft, der Schulinspektion und de» Hauptzollamt» zu Bautzen, d-.s Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Unabhängige Zeitung für alle Ständern StddtmH Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksfchichten Beilagen: Bilderwoche, Jugend «. Deutschtum, Mode vom Frau und Heim, Landwirtschaftliche Bellage. — Druck und Deüag vqn Friedrich May G. m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Re. 44tnädM» Erscheinungsweise: Jeden Werktag abends für den folgend. Tag. Nezngspret, für die Zeit eines halben Monats: Frei ins Hans halbmonatlich Mk. t.2V, beim Abholen in. der Geschäftsstelle wöchentlich SO Pfg. Einzelnummer 10 Pfg. (Sonnabend« und Lonntagsnummer 15 Pfg.) — Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsausträger ».die Geschäftsstelle nehmen Bestellungen entgegen Postscheck-Konto: Amt Dresden Nr. 1521. Gemeinde- ^^irokasse Bischofswerda Konto Nr. S4. Im Falle Hübner Gewalt — Krieg odn sonstiger irgend welch« Störung des Betriebe« der Zeitung odn der BefördnungsetnrU. tungen — hat der Bezieh« keinen Anspruch aus Lteseruna oder Nachlieferung der Zeitung odn aus »Ückzahürg de, B§chÄrets«. Nr. 243 Sonntag, den 17. Oktober 192«. 81. Jahrgang Regierungskrists in Wien. Wien, 15. Oktober. Die österreichische Regierung ist heule abend um 7 Uhr zurückgekreten, nachdem mit den Le- amtengewerkschaften keine Einigung erzielt werden konnte. Der Rücktritt der Regierung ist auf einen Beschluß der Beamten zurückzuführen. Die Regierung hatte den Beamten« Vertretern gestern das letzte Angebot gemacht. Diese» Angebot wurde abgelehnt. Der Kanzler erklärte, daß die Regierung mit Rücksicht auf die finanziellen Verhältnisse de» Staates und mit Rücksicht auf die Volkswirtschaft nicht in der Lage sei, über dieses Angebot hinauszugehen. Es kam zu einer neuen Besprechung der Beamtenorganisationen, dl- nachmittags abermals beim Kanzler erschienen und ihm mit« teilten, daß sie unter diesen Umständen auf ihrem Streik beschluß beharrenmüßten und morgen mittag 12 Uhr mit dem Streik einsetzen würden. Der Kanzler teilte den Beamten mit, daß die Regierung unter diesen Umständen ihre Demission erklären werde. Ob es angesichts des Rück tritts der Regierung zur Durchführung des Streiks kommen wird, ist vorläufig noch fraglich. Die P ostbeamten haben bereits erklärt, daß sie nicht in den Streik treten, sondern mit derneuenRegierung die Verhandlungen wieder auf nehmen würden. Gin Kabinett Seipel? Wien, 15. Oktober. Im Zusammenhang mit der durch die Demission der Regierung geschaffenen politischen Lage hat Bundeskanzler a. D. Dr. Seipel die Gesamtparteileitung der Christlich-Sozialen Partei Oesterreichs für den IS. Oktober zu einer Sitzung einberufen. Am gleichen Tage versammeln sich auch der Parteivorstand und der Abgeordnetenklub. In politischen Kreisen rechnet man mit einem Kabinett Seipel. Ausschreitungen streikender englischer Arbeiter. London, 15. Oktober. Mehrere Hundert streikend« Bergarbeiter überfielen die Grubenanlagen im Aoontale in der Grafschaft Glamorgan. Die Polizei griff ein, um die Mmge zu zerstreuen, 12 Polizeibeamte und 35 andere Per sonen wurden zum Teil ernstlich verletzt. Oefsnung der französischen Archive? Paris, 16. Oktober. In einer Unterredung erklärte V'r bekannte französische Historiker und Professor an der Sor bonne, Aulard, die Oefsnung der französischen Archive, die von der deutschen Oeffentlichkeit so energisch gefordert werde, sei nur noch eine Frage von Monaten. Briand habe vor einem Jahre die Erschließung der Archive formell versprochen. Diese Zusage werde nunmehr eingelöst wer den, falls die Regierung die hierfür notwendigen Kredite bewilligt erhält. Die Anklage gegen die Krttder Karnrat. Verkauf der Anklageschrift. Berlin, 15. Oktober. Wie jetzt feststeht, wird die Der- Handlung gegen die Brüder Barmat am 31. Januar 1927 in Moabit unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Dr. Neumann beginnen. Das Gericht hat vom Landgerichts- Präsidenten einen mehrmonatlichen Urlaub zur Dorberei- tung der Verhandlung erhalten, da die Anklageschrift nicht weniger als 600 Seiten umfaßt; auch 65 Bände Akten material gehören dazu, die vom Kammergericht zusam mengestellt worden sind. Zwei Beamte des Gericht» wer den in den an den Verhandlungssaal angrenzenden Be ratungszimmern lediglich damit beschäftigt sein, die Akten bündel zu ordnen und sie dem Vorsitzenden zu überbrin gen, damit unnötige Verzögerungen vermieden werden. Der Prozeß bringt auch insoweit ein Novum, al» di« Anklageschrift, die sonst jedem Angeklagten gewöhnlich in zwei Exemplaren ausgehändigt wird, diesmal gekauft wer den muß. Bekanntlich haben zahlreich« Reich»- und Lan desbehörden an dem Verfahren ein große» Interesse und so sah sich das Gericht veranlaßt, die Darlegungen der Staatsanwaltschaft zu drucken. Die Anklage, ein Buch im Lexikonformat, erforderte in ihrer Herltrlumg ungewöhn liche Kosten, und so wurde sie vom Gencht auch nur g^en Entgelt an die Ministerien usw. abgegeben. Selbst di« Ver teidiger der Brüder Barmat mußten die , di» öS -tl kostet, kaufen, da e» technisch gar nt - gewesen wäre, 600 Druckseiten abschreiben zu l n ist es neu, daß die AnNage durch den Anwalt, also indirekt durch den Angeklagten bezahlt werden muß, «Md mög licherweise wird nun diese» Verfahren zur Senkung der Gerichtstosten allgemein «Inführen. unaufhörlich die Präsidenkenglocke, während der Präsident Vartels selbst eine andere Glocke ergriff, um Ruhe zu schaf fen. Er schloß den kommunistischen Abgeordneten Kasper von der Sitzung aus. Nunmehr machten die Kommunisten Front gegen den Präsidenten. Aktenbündel flogen im Saale herum. Der Präsident schloß einige weitere Kommunisten ebenfalls ans Kriminalbeamte versuchten inzwischen, die Tribünenbe-,. cher zu entsernen, die jedoch Widerstand leisteten. Aus den Korridoren kam es noch zu stürmischen Auftritten. Erst nach langer Mühe gelang es,. Ruhe zu schaffen. Cs folgte nun im Saale die Abstimmung über die kom munistischen Mißtrauensanträge. Der Antrag gegen das Staatsministerium wurde mit 202 gegen 14 bei 118 Enthal tungen abgelehnt. Dann kam der nächste Mißtrauensantrag gegen den Ministerpräsidenten zur Abstimmung, er wurde mit 20 l gegen 52 Stimmen bei 82 Enthaltungen abgelehnt. Nachdem auch die - übrigen kommunistischen Miß trauensanträge gegen die einzelnen Minister mit ähnlichem Stimmenverhältnis abgelehnt worden waren, vertagte fick das Haus auf Mittwoch den 3. November. Gegen das Wohnrecht des ehemaligen Kaisers. Die sozialdemokratische Partei hat einen Gesetzentwur eingebracht, dessen erster und wichtigster Paragraph im wesentlichen lautet: Mitgliedern solcher Familien, vm denen ein Angehöriger bis November 1918 in einem ehe maligen Bundesstaate regiert hat, ist von der Reichsreg>- rung das Betreten des Reichsgebietes oder der Aufenthalt darin zu untersagen, oder auf bestimmte Teile und Orte zu beschränken, falls die Besorgnis gerechtfertigt ist, daß an dernfalls das Wohl der Republik gefährdet wird. Dem ehe maligen Kaiser und Köng von Preußen wird das Betreten des Reichsgebietes und der Aufenthalt darin untersagt Die Regierungsumbildung in Preusterr. Die Verhandlungen abgebrochen. Die Fraktion der Deutschen Volkspartei im Preußischen Landtag hat gestern vormittag vor Beginn der Plenarsitzung noch eine vertrauliche Beratung abgehalten und folgenden offiziellen Beschluß bekanntgegeben: „Die Landlagsfraktion der Deutschen Volksparkei sieht nach dem bisherigen Verhalten der Regierung und der Re gierungsparteien die Verhandlungen über eine Erweiterung der Regierung als abgebrochen an." Die Fraktion sieht, wie wir hören, in dem Verhalten der Regierung und der Regierungsparteien denMangel des ernsten Willens, zu einer Einigung zu kommen. Es wird darauf verwiesen, daß bereits die Ernennung des Mi nisterialdirektors Abegg zum Staatssekretär, die erfolgte, ohne daß man mit der Volkspartci sich in Verbindung gesetzt hatte, diesen ernsten Willen vermissen ließ. Besonders ver stimmt hat auch die Tatsache, daß von dem Ergebnis der Be sprechung des Ministerpräsidenten mit den Fraktionsführern der Regierungsparteien der Deutschen Volkspartei offiziell keine Mitteilung gemacht wurde, daß diese vielmehr erst aus der Presse Kenntnis erhielt. Die Innungsmeister bei Kindenbnrg. Braunschweig, 15. Oktober. Der Reichspräsident be grüßte nach dem Empfang im Rathaus die Jnnungsmri- ster, die sich im Gildehaus versammelten. Der Vorsitzende der Handwerkskammer richtete folgende Worte an Hinden burg: „Nach Handwerksbrauch und Gewöhnung mit Gunst und Erlaubnis Herr Reichspräsident, empfindet das braun schweigische Handwerk es als besondere Ehre, auf diesem historischen Platze und hier in seinem Hause, im GIldchause, den Reichspräsidenten begrüßen und dem Ehrenmcister des deutschen Handwerks einen Ehrentrunk darbieten zu dürfen!" Hindenburg dankte mit folgenden Worten: „Meine Herren! Hauptsache ist, daß wir uns alle Zeit verstehen und uns darin zu schicken versuchen, wenn auch z B die Rentner leider unzufrieden sind, so ist e« doch nicht möglich, allen gerecht zu werden. Die Hauptsache ist, daß wir stark und treu zusammenhalten zum Besten de» ganzen deutschen Vaterland«»!" D«r Vorsitzende der Handwerkskammer erwiderte: Tagesschau. * Der Hohenzollernvergleich wurde im Preußischen Landtag mik großer Mehrheit angenommen. Bei der Ab- stimmung kam es zu großen Lärmszenen und einem Hand gemenge der kommunistischen und rechtsstehenden Abgeord neten. * Die Landtagsfraktion der Deutschen Volkspartei in Preußen gibt bekannt, daß sie die Verhandlungen über eine Erweiterung der Regierung als abgebrochen ansieht. * Die sozialdemokratische Reichstagsfraktion hat einen Gesetzentwurf über den Aufenthalt der Mitglieder vormals standesherrlicher Familien im Reichsgebiet eingereicht. Da nach soll u. a. dem ehemaligen Kaiser das Betreten des Reichsgebietes und der Aufenthalt darin verboten werden. Der französische Historiker Professor Aulard erklärte, daß die Oefsnung der französischen Archive nur noch eine Frage von Monaten sei. * Die österreichische Regierung ist zurückgelreten, nach dem mit den Beamtengewerkschasten keine Einigung erzielt werden konnte. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- tzihrliches an anderer Stelle. Annahme des Hohenzollern-Vergleichs. Berlin, 15. Oktober. Der weitere Verlauf der dritten Lesung des Hohenzollernvergleiches im Preußischen Land tage wurde durch die Taktik der Kommunisten charakteri siert, die angesichts der umfassenden Sicherheitsmaßnahmen ms gewaltsame Vorstöße verzichteten .dafür aber mit gs- Mftsordnungsmäßigen Mitteln eine auffallende Berzö- zsrung der Arbeit hervorriefen. Nachdem sie zunächst eine Flut von Abänderungsanträgen einbrachten, griffen sie dann zu dem Mittel, über jeden Paragraphen und jeden Übänderungsantrag namentliche Abstimmung zu »erlangen. Da sie sich heute mehr in acht nahmen, um den Üusschluß eines ihrer Mitglieder zu vermeiden, behielten sie die ausreichende Fraktionsstärke, um die namentlichen Übstimmungen auch durchsetzen zu können. In der sachlichen Aussprache sprach u. a. der preußische Finanzminister Dr. Höpker-Aschoff, der die Frage einer eventuellen Rückkehr der Hohenzollern erörterte rind dabei auf den bekannten Paragraphen des Republik- schutzgesetzes hinwies, der die Erlaubnis zur Rückkehr des früheren Kaisers vom Reichskabinett abhängig mache Das tm Hohenzollern-Vergleich vorgesehene Anrecht auf Wohnung im Schlosse Homburg v. d. Höhe könne nur im Rahmen dieser Auffassung Geltung haben. Die Abstimmung über den grundlegenden Paragraph sand noch ohne namentliche Stimmabgabe stakt und ergab die Annahme des Paragraphen gegen die Stimmen der Kommunisten bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten. Alle weiteren Abstimmungen mußten dann namentlich vorgenommen werden und ergaben mit demselben Stim menverhältnis jedesmal die Ablehnung der kommunistischeu Anträge und die Annahme der einzelnen Paragraphen. Die Kommunisten leisteten sich dabei auch eine Fälschung des Stimmenergebnisses, indem einmal ein kommunistischer Ab geordneter acht Zettel, ein anderer sechs Zettel abgab. Beide erhielten Ordnungsrufe und die Androhung des Ausschlus ses im Wiederholungsfälle. Die Annahme. Nach fast vierstündigem Abstimmungskampf kam es zur Schlußabstimmung Vie ebenfalls namentlich stattfand und die die Annahme der Vorlage mit 258 gegen 37 Stimmen bei 60 Stimmenthal tungen ergab. Farrstkarnpf und Mrmfrenen. Vie Kommunisten erhoben daraufhin einen ohren- vetä übenden Lärm, in den sich Beifallskundgebun gen der Rechten mengten. Jetzt griffen auch zum erstenmal am heutigen Tage die Tribünen ein, und vor dem Redner pult kam er zu einem Handgemenge zwischen Kommunisten und «cht»skehenden Abgeordneten, die mit Häuften u«4«inunder lo»schlugen. Laute Schreie ertön ten ynd 'kräftige Schläge wurden au»geteilt. Der PräN- denk unterbrach sosorl die Sitzung, «vorauf der Kommunist Pieck auf dar Rednerpult trat und an die Trlbünenbefucher „„— ... , und -le Abgeordneten ein« Ansprache richtete, in der er von „MU Gunst! Im Handwerk und für» Vaterland s-ststehen einem Schmach- und Schaadvertrag sprach, der soeben «m- immer, still« ftthen nimmer!" — Hiermit war der klein« «ommen worden ' Gin anderer Kvmmuuist «b^wnolweftatt beendet.