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Tomlersta«, 13. Juli 1V11 Ilibir 4000 ttdiiist chiiinin Rr. lvst. Sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge ^>elu>i>n>^r>lichei Re^akieur Fritz ttrnkoict. ur die Inserate verantwo^Ii>ch M»lr«r llr»u». Beidr in Ni e i. Er?yeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntag» nachmittag» von «—i Uhr. — Telegramm-Adrrffe: Tageblatt Nueerzgebirge. — Fernsprecher »s. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag ilaee druck-». veeiag»-s«»«IlKdZli m. b. H. in klue t. Erzgeb. Bezugspreis: Durch Misere Boten frei ins Haus monatlich so pfg. 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W Dem nächsten Reichstage soll der Entwurf eines Petroleum monopvls vvrgelegt werden ch BieinerExvlosionindcr Dynamitfabrik Wür- 0 c 11 d 0 ' s bei Liegen wurden achtPerson en getötet (2. N. a. a. Welt) ch Der bekannte Publizist und Verleger Dr. GeorgHirth in Mltnchen vollendet heute sein 7 0. Lebensjahr. ch Der amerikanische Gesandte in Caracas meldet, daß keine Svur von Castros Anw esenhcit entdeckt werden könnte. Die L a n d u n g s.n a ch rt ch t wird teShalb be zweifelt Mutmaßliche Witterung am 14. Juli: Nordwoftwlud«. wolkig, etwas kälter, zeitweise Niederschlag. Zur Marolko-Kr fis. Allem Anscheine nach befindet sich die Marokkoaffäre, die eine starke Zuspitzung erfahren hatte, bereits wieder im Sta dium der Entspannung. Auf allen Seiten liegt ersichtlich das Bemühen vor, es nicht zum äußersten kommen zu lassen, son dern eine friedliche und zufriedenstellende Einigung herbeizufüh. ren. Freilich fehlt es nicht an Störenfrieden, die es sich ange legen sein lassen, den Lärm nicht so schnell-um Schweigen zu brin gen, weil sie hoffen, bei Anstiftung von Wirrnissen im Trüben fischen gu können. Auf das <Konto dieser guten Leute tst wphl auch die Meldung zu setzen daß der Sultan von Maroüo di« Absicht habe, den vordringenden SpaniernTruppen ent gegen z u s e n d« n. Nach dem Herzen jener interessierten Kreise wär das zweifellos, weil hierdurch neuer Konfliktstoff gehäuft würde. Aber man braucht wohl der Nachricht sonderliche Bedeutung nicht beizumessen, bei ihr dürfte wieder einmal der Wunsch der Bater des Gedankens gewesen sein. In Regierungs kreisen dagegen sucht man alles zu entfernen, Was irgendwie *ölfp an der Oftgrenze Plauderei von Fritz Skowronnek. (Nachdruck verboten.) Im Belauf Claffenthal der Oberförsterei Lyck wurde am 2. Juli ein Woff geschaffen, der 87 Pfund wog, 1.75 Meter lang und 0.87 Meter hoch war. Es gelingt im Sommer sehr selten, den schlimmen Gast zur Strecke zu bringen, weil es sehr schwer ist, sein Tagesversteck aus. findig zu machen. Der Wolf tst keineswegs da» dumme Tier, als das ihn die Tterfabel hinstellt. Im Gegenteil! Gr tst «mit viel feineren Sinnen begabt, al» der Fuchs, er ist auch schlauer und infolge der fortaqährenden Verfolgungen vorsichtiger al» der über Gebühr gelobte Reinecke. Erft mit Einbruch der Dun kelheit tritt er seinen Raubzug an, der ihn über wett« Strecken führt. Meistens ist er schon lange über alle Berge, wenn man an den Ueberbleibsel seiner Beute erkennt, welch böser Besuch da gewesen ist. Nur in einem wildretchen Revier hält er sich einige Tage auf. Dann sucht er sich aber für den Verdauungsschlaf ein undurchdringlichs Dickicht, am liebsten ein von Gestrüpp und Röhricht bestandene» Bruch, und schiebt sich beim ersten Morgen, grauen ein. Nur wenn er in der Nacht kein« Beute gemacht hat, strolcht er auch am Tag« umher und läuft dann manchmal den Jäger ad. Aber selten gelingt e», «inen Schuß anzubrtngen, denn die Begegnung verläuft sehr schnell, und ddr Wolf tst längst im Dickicht verschwunden, «he d«r Gvünrock da» Gewehr von der Schulter gerissen hat. vor etnigen Jahren »erlief solch eine Br- gegnung etwa» ander». Ein hoher Forstbsamttr, der Landforst, meister W pllrscht« eine» schönen Abend» im Mat in einem Belauf der Johanntsburger Heide. Der Püöschgana galt einem kapitalen Rehbock, der vertraut auf einer WaldwtA, äste. Im Begriff, dem Bock die Kugel anzutragen, erblickt der Grünrock den gelbgrauen Räuber, der den Bock zu beschleichen sucht. Nun er. hielt natürlich der Wolf die dem Vock zugedacht« Kugel, während der Kapitale mit dem Schrecken daoonkam. wirken könnte. So ist man denn auch übereingekoinmen, über die zwischen Pari» und Berlin schwebenden Verhandlungen nichts zu veröffentlichen, außer der bereit» von uns wiÄergege- benen Mitteilung über die Eröffnung der Aussprache, die einen durchaus befriedigenden Verlauf genommen hat. Wie es jetzt den Anschein hat, wird nicht nur keine Konferenz stattfinden, vielmehr tst man sogar davon abgekommen, eine diplomatische Aussprache zwischen den an Marokko interessierten Mächten abzu halten. Man beschränkt sich vielmehr statt dessen aufdirekt« Verhandlungen zwischen Deutschland und Frankreich Be merkenswerterweise werden diese aber nicht in Paris, sondern inBerlin geführt, «ine Parallelaktion in Paris tst Nicht vor gesehen, weil man wohl glaubt, mittels der gewählten Methode die Erledigung des Zwischenfalles beschleunigen zu können. Welch große Bedeutung man übrigen» der persönlichen Auseinandersetzung beimißt, geht daraus hervor, daß der erste Berliner Botschaftsrat von Bergheim, der während der Ab wesenheit des Herrn Eämbon in Paris als Geschäftsträger in de: deutschen Reichshauptstadt fungiert«, nach Paris'gereist ist, um Bericht über die erste Unterredung zwischen Tambon und Kiderlen-Wächter zu erstatten und wohl auch um die selber an Ort und Stelle gewonnenen Eindrücke über die Absicht Deutschlands mitzuteilen. Zu begrüßen ist es weiterhin, daß jetzt der überwiegende Teil der Pariser Presse sich gleichfalls Zurück- Haltung auferlegt, um d«n Gang der Dinge nicht zu stören. Auch di« Haltung der noch in Frag« kommenden Entente-Mächte, England und Rußland, weist vollständige Reserv« auf. Man begnügt sich, über den Gang der Besprechungen dauernd auf dem laufenden gehalten zu werden. Bei Verhandlungen, die von solchem Geiste getragen werden, ist zu hoffen, daß man zu einer befriedigenden Einigung kommen wird. An diesem Ausgang wird hoffentlich auch die lange Dauer der Verhand lungen nichts ändern, da man di« Marokkofrage möglichst gründ lich erörtern und eine dauernde Regelung der maroikka- nischen Verhältnisse herbeiführen möchte. Es ist darum ganz gut, wenn die Sache nicht überstürzt wird, da neue Unzulänglichkei ten — wie beim Algecirasvertrag —- leicht spätere Konflikte heraufbeschwören können. Die Geschichte von ver Kartoffel und der Fouragierleiue. Man mag über die dichterischen Qualitäten von Otto Ernst denken, wie man will; mit dem Satz«: Beim heiligen Bureau- kratismus ist nichts unmöglich — hat er den Jdeensatz der deut schen Sprache entschieden bereichert, und gern summiert man die Sünden des Bureaukratismus unter dieser Rubrik. Es war vor vielen Jahren. Da unternahm eine deutsche Kreuzerkorvette «in« längere Fahrt nach Westen und gelangte, einem bekannten geo- graphischn Gesetz zufolge, nachdem sie viele Häfen angelaufen und dort die Flagg« des Reichs gezeigt hatte, schließlich von Osten her wieder in der Heimat an. E» tst verständlich, daß der Kom mandant de» Schiffe», nachdem er in Kieil sein« dienstlichen Ob liegenheiten erfüllt, seine Rechnungsbücher abgeliefert und den Kreuzer in, Dock gebracht hatte, einen längeren Urlaub nahm und sich den Genüssen «in«r Sommerfrische htng«ben zu dürfen hoffte. Diese Periode wurde aber jäh gestört durch ein Schreiben des betreffenden Bureau» der Martneoerwaltung, worin ihm mit. geteilt wurde, daß die von ihm abgelegte Rechnung zwar sonst in Ordnung sei, aber doch in einem Punkt« nicht stimme. Bei der Abfahrt von La Guayra ergebe sich nämlich «ine Differenz: es fehle der Nachweis über den Verbrauchvon0,25Kg. Kar lo f f e l n. Ob der Herr Kommandant vielleicht in der Lag« sei, darüber Aufschluß zu geben usw. Di« nächsten Tage sah man den Herrn Kapitän sehr nachdenklich durch die Wälder und Felder spazieren gehen. Aber soviel er auch sann und grübelte: er konnte sich nicht entsinnen, wo jene 0,26 Kg, Kartoffeln, über deren Verbleib ein rechnerischer Nachpipis fehlte, geblieben sein könnten Schließlich gab ihm ein Zufall seinen Seelenfrieden wie- der. Auf einem Spaziergang traf er mit einem Bauern zusam men, der in dem Rufe stand, die größten Kartoffeln der Gegend zu bauen. Vom diesem erwarb er eine halbpfündige Kartoffel, verpackt« sie sehr sorgfältig al» portopflichtige Dienstsachs nach Kiel und schrieb dazu, der Irrtum in der Rechnung kläre sich erfreulicherweise schnell auf: durch «inen rätselhaften Zufall müß ten jene 0,25 Kg. Kartoffeln -wischen sein Gepäck geraten fein, er erlaub« sich sie anbei der Marinooerwaltung zu übersenden. Man hat dann nie wieder etwas von der Sache gehört. Don einem ähnlichen Bravourstück de» heiligen Bureaukratis mus wird der Franks. Ztg. berichtet. Es Haiwelt sich um fol gendes: Ein Regiment hat vor einem Jahve fürFouragier- leinen 1.60 b^ahlt. Im Mai 1911 stellt di« Intendantur fest, daß diese Leinen nur 1.50 kosten. Mithin sind zehn Pfennige zuviel gezahlt. Von einem Ausgleich kann abge sehen werden. Das ist der Weisheit Schluß au» der Tatsache, und die Reichskaffe behält 10 H. Damit aber alle Welt von diesem freudigen EreigaisiKunde bekommt — alle Welt, will heißen, die interessierten Dienststellen — ist folgender Kräfteaüswand nötig: Bei der Intendantur: Der expedierende Beamte entwirft auf Kon-eptpapier die Verfügung 1 Person Der Kanzlist tippt sie säuberlich aus Kanzleipapier 1 „ Der höhere Beamte unterschreibt den Ma» 1 „ Eine Ordonanz — zählt nicht — schleppt da» Ding Es ist unglaublich, wieviel Rehwild dem Wolf zum Opfer I das Gewehr erst dann an den Kopf heben, wenn der Wolf in , obwohl das R«h ihm an Schnelligkeit überlegen ist. Daß i schußgerechter Entfernung an ihm vorüber will. «ei der gering- n kam«, mehrer« Jahrzehnt«, 1 Rußland erhielten, aber nur großen Treibjagden begannen. Da- fällt, obwohl , , , . _ . . er es durch längere Verfolgung ermüden könnt«, steht wohl außer Frag«. Er braucht sich jedoch selten so anzustrengen, weil schon sein Erscheinen genügt, dem Reh einen panischen Schrecken ein zujagen Es springt dann kopflos auf der Stelle hin und her und fällt ihm leicht zur Beut«. Daß man im Sommer den Wolf einkreist und durch eine Treibjagd erlegt, gehört zu den größten Sel.cnheiten. Durch einen Zufalls wurde in dem zu Eingang die ser Zeilen gemeldeten Fall der Wolf von einem Jäger abends be obachtet, wie er in die Königliche Forst einwechselte. Er be, nachrichtigt« sofort den Hegemeister, der am nächsten Morgen den Wolf etnzukreisen versuchte. Es gelang, weil di« Wege de» Re vier» sandig sind. Und die Grünröcke dort an der Grenze, denen der Besuch eine» Wolfe» nicht» Neue» ist, wissen schon aus Er. fahrung, wo sie den Urian zu suchen haben. Da ich in derselben Oberförsterei aufgewachsen bin und manche Wolfsjagd mttgs. macht haben, kann ich mit Hilf« eine» Briese», der mir eben zu- ging, den Verlauf etwa» auimalen: Mit Hilfs de» Telephon», da» jetzt in jedem Forsthau» -u finden tst, gelang e», elf Schützen und die nötigen Treiber zusammen-ubrtngen. Da» Jagen wurde umstellt, di« Treiber begannen vorzugehen, da erschien der Wolf vor dem Jäger, der ihn am Abend vorher gesehen hatte, und wurde durch einen Blattschuß zur Strecke gebracht. Und dann der Jubel, al» der Schuß kracht«! Nämlich da» pflegt immer «in gut«» Zeichen zu sein, wenn'» nur einmal knallt, denn dann tst «in «etter und dritter Schuß nicht mehr nötig gewesen. Mit lautem Kola stürmten di« Treiber auf die Schützenkette zu. Da lag der stark« Grauwolf. Nun gab', «in Händeschütteln, ein Weidmann», heil! über da» andere. Natürlich muß solch «in Ereiani, gebüh. rend begossen werden, wa» denn auch mit Energie und Lu»dauer besorgt wurde. Di» SV Mark Schrchprämte, di« der glückliche Schütz« vom Forstfiiku» erhält, «erden wohl nicht -an- gelangt haben... Der Wolf läßt sich leicht treiben. Sobald di« Treiber sich be merkbar machen, sucht er sich nach der entgegengesetzten Seit« davonzuschleichen. Der Schütz« muß nur sehr ruhig stehen und ten Bewegung prallt der Wolfs zurück. Es kommt aber sehr elten vor, daß er auf die Treiberkett« zurückgeht unV durchbricht. So eigensinnig —Vorsicht kann man es nicht nennen — sind nur Reh und Ha e. Fuchs und Wolf gehen lieber gegen die Schützen kette. Es kommt leider nur zu oft vor, daß Jäger beim Erscheinen des Wolfes vom Jagdfieber erfaßt werden und die Ruhe ver. lieren. Da» Gewehr flattert in ihren Händlen wie «in Lämmer schwanz, und ein Fehlschuß ist namentlich -ei geringer Entfer nung die Folg«. Ja, es ist sogar vorgekommen, daß «in tüchtiger Jäger und sicherer Schütz« beim Anblick de, Wolfe» all« Selbst- beherrschung verlor und beide Schüsse, ohne auch nur zu zie len, aidrückte. Der sine fuhr dicht vor ihm in die Erde, der an dere in einen Baum. Der Wolf sieht durchaus nicht so furchtbar au«. Er ist nicht größer al» ein starker Hühnerhund, aber etwa« langgestreckter. Daß er «inen Menschen anfällt, tst ganz ausgeschlossen. Im Ge genteil, er geht jedem Menschen, so weit er kann, au» dem Weg«. Auch den im Freien weidenden Schafen und Ziegen wird er nicht gefährlich, wenn ihn nicht gerade der wütendste Hunger plagt. Da» tst ab«, im Sommer wohl kaum der Fall, da er im Notfall auch «mit Mäusen und anderem Getter vorlieb nimmt. Früher war «in Wolfsbesuch im Sommer «in« sehr groß« Seltenheit, denn der Wolf ist al» Standwild schon länge auegerottet. Im Jahre 181L erobert« er da» östliche Deutschland noch einmal. Da kamen hinter dem zertrümmerten französischen Heer ganze Scharen au» dem Innern Rußland» gezogen und verfolgten e, weit nach Deutschland hinein. Und da» dauert« dann bi» in di« sechziger Jahr«, eh« sie wieder »«tilgt mären. Deutlich erinnere ich mich noch au» meiner Jugendzeit, daß in Masuren und Litauen jung« Wölf« gefangen wurden. G» gab Leut«, di« den Sockton der wolstmutter's» täuschend nachzuahmen wußten, daß di« Jungen sich in ihrem versteck verrieten. Dam kamen mehrer« Jahrzehnt«, in denen wir r^elmäßig Besuch au» Rußland erhielten, ab«r nur im Winter, sobelld drwen di« großen Treibjagden begannen. Da-