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Mittwoch, 12. Juli 1V11 Iliftk ckvoo »UM Wiinin Nr. 15V. sechster Jahrgang. fluer Tageblatt und 5lnzeigsr Mr das Erzgebirge DrranttvoiUichr Re^ak'.ui frits Rrnkoltt >iir öie Inserat« verantwortlich M»Ir«r «r,i>. Beide in ?Iue i Eriaeö. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntagsblatt. Sprechstunde der Redaktion mit Ausnahme der Sonntage nachmittags von s Uhr. — Celegramm-kidreffe: Tageblatt Aueerzgebirge. — Fernftrrcher sr. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Druck und Verlag kloep stnicli-11. Vei>!eg»-St»ell,eii»kk m. b. ff. in Rue i. Lrzgeb. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei ins Baus monatlich 5N psa. 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Kaiser Franz I 0 sef hat für die durch da« Erdbeben geschädigten Einwohner von KecSkemet l Otto 00 Kronen aus einer Privatschatulle ge spendet. * De: ru' > iscde Ministe > des -i u a ivä r t ig c n Sasonow hoff', gegen Ende "des S 0 m in e r s wieder in sein Amt zurückkehren zu können. Die spanische Regierung soll entschlossen sein, sich einer Wieder!) esetzunq von Elksar durch die marokkanischen Truppen mit Waffengewaltzu wider- sehen. Der Erpreßt ug von BridgeportnachBoston (Nord- amenfai ist unterwegs von einem V i a d n k^- a d g e.st t> r - t. Etwa 3 0 Personen wurden getötet und viele verletzt. -E- Mutmaßliche Witterung am IS. Ault: Westwind«, meist heiter, Niedcrschlagneigung vorhanden. -MC Was wird aus Persien werden? Man schreibt aus Teheran: Zurzeit ist es die Finanzreform, die in erster Linie die hiesigen maßgebenden Kreise beschäftigt. Denn ohne geregelte Finanzen und ohne Geldmittel wird die Ruhe des Staates nie hergestellt werden können. Gegenwärtig ist das Chaos in Persien so unentwirrbar wie möglich. Von allen Seiten kommen Meldungen iiber Unruhen, denen die Zentralrcgtcrung mangels jeglicher Mittel ohnmächtig gegen übersteht. Hier in Teheran selbst herrscht zwar Ruhe und Ord nung, und man hofft allseitig, daß die Hauptstadt wenigstens vor dem allsommerlich hier üblichen Schuluch (Unruhe, Aufstand) dies Jahr verschont bleiben wird. In den Provinzen ist die Lage aber andauernd bedenklich. Die nach Süden seinerzeit ge schickte Expedition ist einfach verschwunden, hat sich ausgelöst kein Wunder bei dem chronischen Geldmangel. Die Malieh, die Schund im Bilde. Von Dr. Bal. Scherer. Mit erfreulicher Energie hat in den letzten Jahren der Kampf gegen die Schundliteratur eingesetzt. Immer weitere Kreise sind über diese Schädigung unseres Volkes und nament lich der Heranwachsenden Jugend aufgeklärt worden, und er schreckend sind die Ergebnisse, die über die Verbreitung dieses Liicraturzweiges bekannt geworden sind. Daher ist die immer stärker einsetzende Bewegung hiergegen und namentlich die Ver breitung guter und billiger Dolksschriften mit größter Freud« zu begrüßen und mit allen Kräften,zu unterstützen. Aber nicht nur gegen das gedruckte Wort sollt« sich dieser Kamps richten. Nicht minder groß ist der Schaden, der durch den Schund im Bilde angerichtet wird. In einer.Beziehung allerdings trifft der Kamps gegen die Schundliteratur auch die.bildliche Darstel lung: indem nämlich jedes der jetzt so eifrig bekämpften Kolpor- lagehefte mit einem Bilde versehen ist, da« «in« besonder« mar- kante Szene des schauderhaften Inhalte« , darstellt. Da wird irgendein grauenhafter Mord begangen, da sehen wir di« Ent- deckung.irgendeines entsetzlichen Verbrechen« und ähnliche»; auch das Pikante ist bei einer gewissen Sorte dieser Heft« nicht aus geschlossen. Natürlich ist alle» in roher Weift ausgeführt und in schreienden Farben koloriert und hat den Zweck, möglichst reklam«. haft zu wirken, möglichst viel Schaulustige an da» Ladenfenster und damit zum Kauf« zu locken. Gegen dies« niedrige bildlich« Darstellung arbeitet, wie gesagt, schon die Bewegung gegen di« Schundliteratur, da ja beide», Bild und Text, veveint dargeboten werden. , Weniger beachtet, aber nicht weniger schädlich erscheinen mir dagegen die zahlreichen bildlichen Darstellung«», di« ohne Text ihren Weg in« Publikum finden, und di« hauptsächlich durch An sichtspostkarten verbreitet Verden. Der künstlerisch« Geschmack de, Wolke» ist ja trotz aller Besserung-bestreLungen, trotz aller Vorträge und Verbreitung billig«, Kunftreproduktionen noch direkte Grundsteuer des Landes, geht nicht ein. Mit der Absetzung dieses öder jenes Gouverneurs ist da nicht abzuhelfen, und auch die besten Instrukteure werden nichts leisten können, wjrnn in sämtlichen Staatskassen eine entsetzliche Leere ihnen entgegen, starrt. Die amerikanischen Ft nanzbeiräte sehen' sich einer Riesenarbeit gegenüber. Ob sie diese werden überwältigen können, erscheint zurzeit mindestens zweifelhaft. Zunächst scheint der Chef der Mission Mr. Shuster darum bemüht zu sein, sich für seine Tätigkeit die erforderlichen Vollmachten zu sichern. Kürz lich hat denn nun auch das Parlament den betreffenden Gesetz entwurf angenommen, und es ist aus seinen Paragraphen zu ersehen, daß die Vollmachten, di« di« Amerikaner erhalten sollen, allerdings sehr weitgehend sind. Es wird danach der General schatzmeister — also Mr. Shuster — mit der Aufsicht und Kontrolle aller Einnahmen und Ausgaben der Kaiserlich Persischen Regie rung, welcher Natur sie auch immer seien, beauftragt; er wird bevollmächtigt, eine genauer definierte völlige Reorganisation der Buch- und Geschäftsführung des Finanzministeriums und nach Vollendung dieser Arbeit auch die Bildung der Verwal tungsabteilungen der Steuern in den Provinzen vorzunehmen. Ferner wird der Eeneralschatzmeister mit der Verwaltung der Staatskasse beauftragt, und keine Staatsausgabe darf ohne seine Unterschrift bezahlt werden. Dies sind etwa dis wichtigsten Be. sti.mmungen des neuen Gesetzes; aber trotz dieser großen Voll machten bleibt doch noch immer abzuwarten, ob den Amerikanern nicht von anderer Sette ungeahnte Schwierigkeiten werden in den Weg gelegt werden. Interessant wird es auch für die Folge zeit sein, zu beobachten, wie die in belgischen Händen befindliche Zollverwaltung und die amerikanische Finanzverwaltung zusam- menarbeiten werden. Vorläufig erwarten die Perser anscheinend von den amerikanischen Beratern große Dinge. Ueberhaupt scheint Persien seine letzte Hoffnung auf fremde Berater gesetzt zu Haben. Das Parlament hat die Berufung dreier schwedischer Offiziere für die Gendar merie und zweier Franzosen Mr die Justiz und das Ministerium des Innern bewilligt. Auch für die Post verwaltung sollen fremde Berater zugezogen werden, fe.c.er euch ägyptische Gesetzeskundige für die Justiz. EigentümUa;erw'ise verlautet noch nichts über fremde Instrukteure für sie Arn :e. Die persische Arme« soll nach Aussage des jKriegsv Bisters auf eine Stärke von 45 000 Mann gebracht werden; die Zahl soll völlig genügend sein, die Ruhs in Persien selbst zu verbürgen. Von dem Erlöse der mit der Imperial Bank of Perfia abgeschlos senen Anleihe soll die Hauptmasse zur Bildung einer Truppe von 15 000 Mann wandernder Truppen verausgabt werden, mit denen man auch den Eingang der Mr das Land so notwendigen Steuergelder nötigenfalls erzwingen will. Hieraus rechnet man 6 Millionen Mark; es verbleiben dann von'der Anleihe nach Abzug der früheren Schulden -und der Vorschüsse, sowie infolge des Ausgabekettses pon 87jH der Regierung etwa nut noch vier Millionen Mark, und diese sollen zur Anzahlung von Waffen käufen, zur Begleichung rückständiger Gehälter der Gendarmerie und der Polizeitruppen, zur Gehaltszahlung an die auswärtigen Vertreter verwendet werden. Cs ist bestimmt zu erwarten, daß das Geld recht bald wird verausgabt sein; es,warten zu viele daraus. Es werden hier tagtäglich neu« Pläne gesüßt; im Parlament und in den ungezählten Kommissionen, welche das Land retten sollen, .wird unendlich viel geredet, alles durcheinander besprochen und wieder fallen gelassen. Was aber tatsächltchwerden kann und soll, weiß niemand. So verworren wie äugen. blicklich,ist di« Lage"nie gewesen. Von allen Seiten wird an der Staatskarr« gezerrt, die auf diese Weis« natürlich nicht vom Fleck kommt, sondern immer mehr im Sumpfe der Mat. und Tatlostg- leit versinkt. Eine bedeutende Persönlichkeit in Teheran sagte mir nicht mit Unrecht, Persien sei viel zu alt geworden, als daß «s sich selbst noch helfen könnte, das Land bedürfe ein«s Mannes, und der sei «ben nicht zu finden; auch sei kaum Hoffnung vor handen, daß Persien noch imstande sei, einen Mann hervorzu bringen. Man lebe hier von der Hand in den Mund, an morgen wolle niemand denken. Zu helfen sei da nicht mehr viel. Ein Land, da- ,sich ausgelebt habe, könne man nicht verjüngens Begründung YeS Urteils im Falle Jathv. Dem Pfarrer Jatho ist, wt« di« Köln. Zeitung meldet, 00m König!. Konsistorium der Rheinprovinz ein Schreiben vom 10. Juli zugegangen, in dem ihm die Gründe de» Urteils in dem Fest stellungsverfahren gegen ihn vom 24. Juni d. I. mitgeteilt wer den. Im einzelnen gründen sich die llrteilsgründe auf folgende Feststellungen: 1: in bezug auf das Erundverhältnis von Gott und der Welt lehrt Pfarrer Jatho: Gott ist die ursprüngliche Kraft, von der wir nicht wissen, ob sie ursprünglich blind war und erst in ihrer Verfeinerung zur Geisteskraft im Menschen selbst geworden ist, oder ob sie als ewige Vernunft und ordnende Weis heit die erste Bewegung im All hervorrtef, Solche Lehvverkün- dung des Pfarrers Jatho steht mit der christlichen Gotteserkennt- nis im Widerspruch; 2. in bezug auf di« Lehre Jatho» über die Offenbarung sagt das Urteil u. a.: Im Unterschied vom christ lichen Glauben schiebt hier ein unbeschränkte« subjektives muß die geschichtliche Offenbarung beiseite. Auch das Christentum mutz nach Pfarrer Jatho durch Offenbarungen der Gegenwart weiter geführt weiden; 3. in bezug auf Jathos Lehre über Schuld und immer durchaus primitiv. Dies ist auch ganz natürlich und selbstverständlich Sicherlich wird ein Kunstwerk, richtig er läutert und auch dem Verständnis des naiven Beschauers näher gebracht, durch seine siegreiche Macht auch auf das einfachste Pu blikum leine Wirkung nicht verfehlen. Aber das Gegenständliche wirkt dabei immer stärker als das rein Künstlerische. Weder der Rythmus der Linie noch die Farbenharmonie, noch der geistige Gehalt des Werkes steht obenan. Dagegen wird die dargestellte Szene, werden Einzelheiten oft ganz nebensächlicher Art sofort bemerkt und besprochen. Eine täuschend die Natur nachahmende Blume, Lichtreflexe auf blanken Gegenständen, das Auge eines Bildnisses, da» einem nach links und rechts hin folgt, das sind Erscheinungen, die eine unmittelbare Wirkung auf den Beschauer ausüben. Wenn dies gegenständliche Interesse schon Lei Kunst werken im Vordergrund steht, um wie viel mehr bet Szenen, in denen das Künstlerische vollständig zurücktritt, die lediglich auf den primitiven Geschmack des Beschauer» wirken sollen. Diesen Geschmack aber kennt niemand besser al» gerade diejenigen, die sich «in Gewerbe daraus machen, ihm entgegenzukommen und ihn noch w«tter herabzudrücken. Sicherlich ist nicht da» geringste gegen diese Industrie etnzuwenden und wohl jeder hat sich schon der schönen Städteansichten und Landschaftsbilder erfreut, die er um wenige Pfennig« erstehen kann. Aber was Mr Geschmack- losigkeiten laufen schon Lier mit unter: transparente Mondschein landschaften, mit Glasflimmer überstreute Schneebilder und an- derer m«hr l Doch ha» sind Erscheinungen, die nicht «rnst zu neh- men sind. Um so schärfer aber .müssen mir uns gegen «inen an- deren Zweig wenden, der immer m«hr überhand zu nehmen droht. G» sind di« zahlreichen Karten, die, ohne jede Spur von künstlerischem Wert, nur dazu dienen, da« Gemetnstnnlich« her. vorzuheben und di« niedrigen Triebs anzuregen. E» handelt sich hier nicht um di« gröbsten Ausschreitungen, dte schon an und für sich unter da« Strafgesetzbuch fallen. Di«, sind Schäden, di« da» Licht scheuen und, wenngleich st« im Berborgenen weiter fress«» und Unheil genug anrichten, doch, wo st« sich hervorwagen, g«bührend« Zurückweisung finden. Aber w« unendlich »i«l«n Darstellungen begegnet man, die ungehindert sich an der Oeffent- lichkeit breit machen und die Phantasie besonders unserer Heran wachsenden Jugend schwer schädigen. Ich will nichts sagen von den Stößen von Postkarten, die dem abendlichen Besucher eines Kaffeehauses angeboten werden. Sie wenden «sich nur an Er wachsene, di« es mit sich selber auszumachen haben, ob sie auf derartiges hereinfallen. Aber was wird schon alles in den Schau fenstern eines Postkartenlädchens ausgeboten. Da find zuerst die sogenannten Scherzkarten, roh gezeichnet, grell koloriert mit ihren schon nicht mehr zweideutig zu nennenden Anspielungen. Noch schlimmer aber sind jene Karten, die angeblich auf höher« künstlerische Vollendung Anspruch machen und in verschleierter und deshalb um so widerlicherer Weise dte niedrige Sinnlichkeit betonen. Dämchen und Herrchen aller Art, allein und iN Pär chen, in fragwürdigen Situationen, alle« hübsch in Gichtdrucken, die zur besonderen künstlerischen Wirkung noch mit der Haiid koloriert sind! Und was das schlimmste ist, auch Kinderbilder werden zu diesen Zwecken verwendet. Man erlasse mir «ine nähere Schilderung dieser Art von Darstellungen! Jeder wird sie, die einzeln und zu ganzen Siethen vereint ausstehen und noch durch besondere Reklame hervorgehoLen werden, schon zur Ge nüge gesehen haben. Da« traurigst« aber ist, datz gerade diese Karten sehr häufig von halbwüchsigen Kindern, Jungen und Mädchen, mit Vorlieb« gekauft werden. Der Schaden, der durch diesen Schund,im Bilde angerichtet wird, ist nicht minder groß, als der durch die Schundliteratur. Wi« aber Abhilfe schaffen? Der Weg der Gesetzgebung ist hier kaum einzüschlagen, da die gröbsten Ausschreitungen schon unter da, Strafgesetzbuch fallen und Lei den übrigen die Grenze de, Erlaubten schwer ftstzustellen ist. Gin Zustand, dessen Schwierigkeiten sich ja auch seinerzeit bet der lex -«tntze gezeigt batten. Datz «in« gesetzlich« Abhilfe aber nicht völlig ausgeschlos. ftn, wär«, da» zeigt doch der Umstand, datz e» der Post gelungen ist, d«n Unfug der sogenannten Neujahrssch«»« — «» handelt» sich dabei um di« grökst«n Ausschüttungen — durch d«r«n Nicht- b«f-rderung etngusthvänkeu. wichtig« ab« «scheint mir auch