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I Nl.M. StltM IM MrrHEKeünrch L»onntcrgs-Aovkage zmn KächsischerrLrzcchldr die biederen Burger nicht nachstehen. Wer nur konnte, half nrit, und wenn es mit bloßen Span, war. Meister Johann Georg Förster aus Berggießhübel baute das Gotteshaus. Warum man auf ihn gekommen war?. Er hatte zehn Jahre vorher bereits die Spitzkunnersdorfer Kirche bauen helfen, mit Meister Ionas Kirchstein au« Bautzen zusammen, und dieser wiederum, es ist dies eine etwas komplizierte Geschichte — hatte abermals fünf Jahre vorher die Kirche in Hainewalde oufaeführt. Das ist es ja, weshalb die Festtage nicht Oderwitz allein angehen, sonder» eben das gesamte „Schleinitzer Ländchen". In den Jubel der Leute von Oderwitz wird in diesen Tagen die Erinne rung derer von Spitzkunnersdorf und Hainewalde mit hin- einklingen. Die drei Gotteshäuser haben wahrlich mehr denn eine Aehnlichkeit. Alle sind sie im Eingang des 18. Jahrhunderts geweiht. Hainewalde 1711, Spitzkunnersdorf 1716 und Niederoderwitz 1726. Ihre Baumeister waren — zum Teil wenigstens — dieselben. Auch gingen die Begeh ungen der Herrschaft herüber und hinüber: Oberst Canitz, der auf Hainewalde saß, war gleichzeitig Kollator für Rie deroderwitz, er hat die Kirche von Spitzkunnersdorf wie di« von Hainewalde geweiht; die von Rüdinger wiederum hat ten gleichen Teil an Spitzkunnersdorf wie an Riederoder witz. Und nicht genug damit. Vorbild für alle drei Gottes häuser war letzten Endes das vom nahen Bertsdorf, da» Klengel im Jahre 1672 fertiggestelllt hatte. Grund genug, das Kirchenfest im ganzen „Ländchen" festlich zu begehen. Zum mindesten aber sind Hainewalde und Rieder oderwitz „verschwägert". Was Wunder, daß auch die Got teshäuser beider völlig gleich sind, außen wie innen, bis aufs kleinste, bis auf die Verwendung des Pelikan als Sym bol des Lichtes. Die Kirche in Niederoderwitz ist nicht nur eine der größten Dorfkirchen der ganzen Lausitz, gibt sie doch mehr denn 2000 Andächtigen Raum, sondern sie hat auch man cherlei Besonderheiten, die sie zu einem anziehenden Bau werke machen. Ihr Inneres spricht in voller Ursprünglich keit zu uns und redet eine deutliche Sprache von der lau- sitzer Kirchenkunst vergangener Jahrhunderte. Der statt liche Altar, der an Stelle bildlicher Darstellung das Abend mahl im Holzrelief zeigt und den die Statuen de» Mose« mit den Gesetzestafeln und des Johanne» mit der Kreuzes fahne und dem Lamm flankieren; die prächtige Kanzel mit dem reichen Schnitzwerk und der prunkvollen Bekrönung; die schlichten Emporenbrüstungen und Bänke mit den farbi gen Malereien; die Herrfchaftslogen mit dem Gold der Ledergestühle. Das alles ist noch so erhalten, wie es vor 200 Jahren war. Nur die Orgel hat ihre einstige Gestatt nicht mehr. Was aber besonders sehenswert ist, dar ist der Taufengel. Man findet dergleichen in der südlichen Lausitz nicht wieder. Holzgeschnitzt und reich vergolde Fesiisge im „SchLeinitzer Ländchen." Bon Otto Flösse!, Bautzen. Mancher wird dabei an das Huldschiner Ländchen den ken und das „Schleinitzer Ländchen" in Oberschlesien oder Anhalt suä-cn oder sich dabei ein Fürstentum vorstellen im Format der einstigen Thüringer „Ländle". Und dabei ist es nichts von atlendem. Mitten in der Lausitz liegt das Schleinitzer Ländchen. Freilich wie dort die Fürsten, so sind auch hier die Herren des Ländchens nicht mehr, die ihm sei nen Namen gaben: die Ritter von Schleinitz. Darum ist auch sein Name mehr und mehr in Vergessenheit geraten und lebt nur noch in den Pergamenten der Geschichte fort. Die heutige Zeit hat einen vertrauteren Namen dafür: Oderwitz. Wie vor wenigen Tagen Göda am westlichen Rande der Lausitz, so will jetzt auch Niederoderwitz im südlichen Zipfel der Lausitz Kirchenfesttage feiern. Zwar ist das Gotteshaus nicht so alt wie jenes. Das heißt: das heutige Gotteshaus. Denn eine Kirche besessen hat Oderwitz wohl schon seit Menschengedenken. Sicher ist, daß schon um das Jahr 1100 eine Kirche dort gestanden hat und zwar nicht weit entfernt von der heutigen. Aber Wind und Wetter haben ihr arg zugesetzi, und zuletzt mag sie wackelig dage standen haben wie das einstige Pfarrhaus dabei. Von dem wird berichtet, daß es dermaßen zerfallen gewesen ist, daß Magister Pelz, als er 1689 als neugewählter Geistlicher in feierlichem Zuge eingeholt wurde, an der Haustür seinen Schritt hemmte und sich fürchtete, die Pfarre zu betreten, weil er nicht wußte, ob er sie lebendig wieder verlassen werde; und ein l>albes Jahrhundert später, nachdem man sie inzwischen mit Sparren und Balken gestützt, heißt es in einem Schreiben an den Zittauer Stadtrat, daß „die alte, sehr baufällige Pfarre ihrem völligen Ruin entgegengehet und es zu besorgen stehet, daß sich ein Unglück ereignen könne, sofern der Pfarrherr noch länger darinnen bliebe." Man hat es zu dem Unglück nicht kommen lassen, auch bei der Kirche nicht. Im Jahre 1726, also genau vor 200 Jah ren, wurde sie niedergerissen. Nicht eher freilich, als die neue fix und fertig daneben stand. Zu ihr war bereits sie ben Jahre vorher der Grund gegraben. Es mag kein leich ter Entschluß für die doch immerhin nicht sonderlich mit Glücksgütern gesegnete Gemeinde gewesen sein; denn es herrschte damals Teuerung im „Schleinitzer Ländchen", und die lieben „Schleinitzer" alias Oderwitzer hatten nichts zu beißen noch zu brechen und wußten nicht, woher sie die Opfergroschen für den Klingelbeutel nehmen sollten. Doch gingen die „Fürsten" des Ländchens, die Herren Otto Lud wig von Canitz auf Hainewalde, Johann Adolf von Rüdin- geu auf Mitteloderwitz und die Ratsherren von Zittau mit gutem Beispiel u. hohen senden voran rr. da wollten auch