Volltext Seite (XML)
Grunamühle, Niederteich, Rammenau, Oberteich, Hofe- mühle, Waldscheibe, Mittel- und Grubenteich. Unweit da von ist mitten im Rammenauer Rittergutswalde die Quelle zu suchen, nur 500 Meter von der Röderquelle bei Röder brunn. Der Name Großharthau — 1562 Hartha — hängt zusammen mit der Großen und Kleinen Harthe, jenem umfangreichen Waldgebiete zwischen Fischbach, Dit tersbach, Arnsdorf und dem Rossendorfer Schenkhübel, das einst viel weiter östlich reichte. Die Orts- und Flurbezeich nungen Harthau, Hartha, Harte und Harthe kommen in Sachsen außerordentlich häufig vor. Ich erinnere an die Stadt Hartha bei Waldheim, an die Dörfer Hartha bei Tha randt, Gauernitz, Augustusburg, Chemnitz, Zwickau, Wech selburg, Waldenburg, Zittau, ferner die Haarth bei Zwenkau-Leipzig, eine Waldung, die in diesen Jahren durch den vom Finanzminister geplanten Abbau der unter ihr befindlichen Kohlenlager viel genannt worden ist, an den Berg Harta bei Zöblitz und einen Bach Hartha, der in den Chemnitzsluß fließt. Wir wanderten von Großharthau am Grunabache ab wärts. Links das Schloß mit seinem Parke. Alte Eichen rauschten von da zu uns herüber. Nahe der Mündung der Gruna gings unter der Görlitzer Bahn hinweg, die hier die ansehnliche breite und tiefe Wesenitz kreuzt. Die Wiesen zur Rechten waren noch vor wenigen Jahrezehnten Torf stiche. Bei der Dietzeschen Kunstmühle betraten wir Klein harthau. Ein schöner Wiesenpfad führte uns hier an den mit sonnigen Glasveranden geschmückten netten Häuschen vorüber, die auf dem flachen nach Süden sich nei genden Hange erbaut sind. An einem eine alte Sonnenuhr, davor ein mit Weiden bestandenes Wässerlein. Unten die Wesenitz, dahinter die hohen, bewaldeten Hänge, die sich bis zum Hut- oder Bühlauer Berg hinanziehen. Frühlingsau müßte man den lieblichen Weiler nennen, zu dem vom son nigen Süd her die Zinnen des Stolpener Schlosses über den rauschenden Forst hereingrüßen. Hinter den Fischteichen hielten wir uns links, bis wir zu dem von der vielbesuchten Buschmühle nach dem Bahn hof Großharthau führenden Touristenwege kamen, der uns auf einer Waldpromenade zur Station führte.. In ihrer Umgebung ist in den letzten Jahrzehnten ein neuer Ortsteil entstanden. Postamt, Gasthaus zur Erholung, Sägewerk und Möbelfabrik von Artur Lange, Schuh- und Pantoffelfabrikation, jenseits der Bahn das Forsthaus, neben ihm am Rande der Masseney, eines großen, sagen reichen Waldgebietes, die im Entstehen begriffene Krieger siedlung, etwas entfernter die ehemalige Schaalsche Braue rei, jetzt wohl Malzindustrie und Nährmittelfabrik nicht zu vergessen die vielen hübschen Landhäuser, die sich an der einst so leeren Landstraße jetzt fast bis Großharthau hin ziehen als Zeugen eines aufblühenden Gemeindewssens in unserem lieblichen Wesenitztale. (Fortsetzung folgt.) Gin heimlicher Fischer. Von Helmut Schlegel, Schmiedefeld. Ein schöner, sonniger Tag, zu schade, ihn im Zimmer zu verleben. .Also die Bücher zugeklappt und das Dorf hin ab ins Wesenitztal. Unterwegs kommt natürlich noch die Zugmaschine und verpestet die Luft mit verbranntem Oel- dunst. Na, desto mehr freue ich mich auf die gute Wald luft. Hinter der Pappenfabrik bleibe ich erst unter den Lin den auf der Brücke stehen und sehe dem Wasser zu, wie es tosend über die Wehre schäumt und unter der Brücke verschwindet. Dann biege ich rechts ein. Links der abge holzte Hang, die Fichtenbäumchen von Farnkraut und Himbeeren überwuchert. Darüber nicken die gelben Blüten des Kreuzkrauts. Prahlerisch winkt ein Fingerhut mit roten Glocken, der giftige Gesell, und überall, wo nur ein freies Plätzchen ist, leuchten die blaßroten Blüten der Heide. Rechts rauscht die Wesenitz, eingefaßt von hohen Büschen der Wesenitzblume (UuübeelüL), deren gelbe Blütensterne weithin leuchten, so weit, als ich den Wasserlauf zwischen den Erlensträuchern verfolgen kann. Ich setze mich zwischen zwei Büsche gleich neben die alte Buche, deren weit aus ladende Zweige bis übers Wasser hängen und mir willkom menen Schatten spenden. In der Mittagssonne zirpen ringsum die Grillen. Weiter abwärts singt eine Ammer unverdrossen ihr müdes, langweiliges Liedchen. Am Stamm der Buche klettert kopfunter ein Kleiber herab, deutlich ist der schieferblaue Rücken zu sehen, die schwarzen Aeuglein. Sowie er mich sieht, fliegt er ab. Wieder Ruhe, Mittagsstille. — Da fliegt ein blauer Pfeil vorüber, blitzschnell, leuchtend in der Sonne. „Ziit, tiitl" Durchdringend tönts von der Brücke, ein zweiter Pfeil schwirrt aufwärts, Eisvögel sinds. Schon manches Mal habe ich sie hier beobachten können, doch noch nie aus der Nähe. Da kommt der eine ab wärts und sitzt auf einem der überhängenden Zweige der Buche nahe am Ufer, kaum drei Meter von mir entfernt. Wie ein Märchenwunder aus tropischen Urwäldern leuchtet er. Ein putzwunderliches, possierliches Kerlchen, mit dem langen, spitzen Schnabel und dem kurzen Stummelschwänz chen kaum Spatzengröße erreichend. Aber die Farben, die Farben! Wie ein Edelstein blitzt er in der Sonne. Tief dunkelgrün mit Hellen blauen Fleckchen sind Kopf und Häubchen geschmückt, dazwischen der leuchtendrot« Augenstrich. Atlasweiß schimmert die Kehle, rostrot glän zen Brust und Bauch. Wie der Kopf, so sind auch die Flügel gefärbt. Das Wunderbarste, Märchenhafteste ist aber der Rücken, ein Blau, so leuchtend und strahlend, wie es kein Edelstein aufweisen kann. Es ist ein Farben wunder, wie wir es nur noch an der Blauracke kennen, aber noch viel schöner, viel leuchtender! Ein kleines, feines, seltsames, märchenhaftes Vögelchen, so sitzt es auf zierlichen, roten Füßchen vor mir, der wunderschöne, drollige Fischer. Wenn er sich wendet, ist's als wenn von Kopf und Rücken grüne und blaue Strahlen blitzten, ein Anblick, den man wohl nie vergißt. Unverwandt starrt er hinab. Plötzlich ein Ruck, kopf über stürzt er sich ins Wasser, daß es über seinem Rücken zusammenschlägt. Gleich darauf sitzt er auf seinem Platze, schüttelt sich, daß die Tropfen sprühen, und starrt wieder ins Wasser. Der erste Tauchversuch war ohne Erfolg. Wieder stürzt er hinab, und diesmal landet er mit einem Fischchen im Schnabel aus dem Zweige. Kaum fingerlang ist seine Beute. Ein Schlag gegen den Ast, ein Ruck, das Fischchen schleudert in der Luft, gewandt fängt er cs auf und würgt cs mit dem Kopfe voran hinab. Und bei jeder Bewegung das Funkeln des buntglänzenden, noch feuchte.n Gefieders! Von oben klingt der scharfe Ruf: „Ziit, tiit!" Gespannt blickt er auswärts. Da naht das Weibchen, fliegt vorbei, er schwingt sich vom Zweig ihm nach, und die zwei blauen Pfeile verschwinden schwirrend hinter den Ikrlenbüschen an der Biegung. Eine Zeitlang bleibe ich noch sitzen, sie kommen nicht mehr. So stehe ich aus und gehe hinter dem Dorfe heim wärts, froh und zufrieden über mein kleines Erlebnis mit dem heimlichen Fischer, dem Eisvogel. Die Kirche von Großpostwitz im neuen Gewände. Unter den Lausitzer Dorfkirchcn ist die von Großpostwitz eine der markantesten. Das muß sie schon früher gewesen sein, wenig stens berichten alte Chroniken, daß „sie unter den Landeskirchen zu den schönste» unserer Provinz zu rechnen" ist. Das war noch die alte Kirche. Um wie vieles stattlicher bietet sich erst die jetzige Kirch« dem Ange dar! Vor allem ist es der Turm, der nicht wie in üb licher Weise in quadratischer, sondern in rechteckiger Form aufge führt worden ist und der darum das Augenmerk in besonderer Weise auf das Gotteshaus lenkt. Es ist nicht zu leugnen: Sem Kleid war im Lause der Jahrzehnte unscheinbar geworden. An dir vierzig Jahre hatte es gehalten. Wahrlich eine lange Zeit! Gern hätte man der Kirche schon längst ein neues Kleid gegeben, doch die Gemeinde ist arm. Wer sollte cs bezahlen? Bereits im vorigen Jahre wollte man an die Erneuerung gehen. Doch taten sich un überwindbare Schwierigkeiten auf. Jin Frühling dieses Jahres endlich konnte man an die Vorarbeiten gehen, und heute steht sie da in neuem, Hellem, festlichen Kleide. Am 27. Juli dieses Jahres wurden die Arbeiten ln Angriff ge- nonunen, am 5. September waren sie vollendet, sie haben also eine Zeit von rund S Wochen in Anspruch genommen. Und was sitz: