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* * - den Teich und lange unter Wasser gesetzt wurden. Sie kamen aber mit dem Leben davon. Damals war der Teich über 600 Schritt lang und gegen 400 breit. Von der Goldbacher Wesenitzbrücke wanderten wir dicht am linken Ufer weiter abwärts. Bald nahm uns ein schönes Wäldchen auf. Der weltabgeschiedene -am wird wohl kaum einmal von Heimatfreunden aufgesucht, und doch haben wir auf unserer Wesenitzfahrt kaum wieder dreb einen so schönen verborgenen Rastplatz gefunden. Am Ende des Gehölzes vereint sich der von Weickersdorf und Drebnitz kommende Bach mit der Wesenitz. Hinter der großen Goldbacher Bunt- und Lu xuspapierfabrik A.-G., die sich aus kleinen Anfän gern zu einem weltbekannten Unternehmen entwickelt hat, nahm der Großharthauer Rittergutswald uns auf. Ein Wildzaun hegt ihn ein. Hübsche Laub- und Nadel waldgehölze, Hochwaldbestände, dann wieder eingestreuts Wiesen oder auch Felder mit Obstbäumen, an anderen Stel len Fischteiche, Sumpf und Ried beleben das Waldbild. Auf der alten Ziegelbrücke wurde die Wesenitz gekreuzt, dann gings durch parkartige Bestände zum arg verschilften Mühlteich u. zur Hofemühle. Links ein schuppenartiges Nebengebäude des Rittergutes, mit Elchköpfen und -ge- weihsn geschmückt. Daneben der Schloßpark mit den übli chen Anpflanzungen, Promenaden, Statuen und Ruhe plätzen, viel an Dittersbach erinnernd. Zu dem Rittergut Großharthau gehörten vor 100 Jahren ein Gasthof, Mahl- und Schneidemühle, mit dem Goldbacher Gute, 311 Acker Feld, 128 Acker Wiese, 93 Acker Hutung, 283 Acker Wald, 12 Acker Gärten, ein Lust garten am Schloß, und bedeutende Fischteiche. Die Schä ferei — das Gebäude dicht östlich von der Kirche — wies 800 Schafe auf. Als Besitzer der Herrschaft finden wir u. a. 1612 Chri stoph von Staupitz, 1713 die Gräfin Christine Charlotte von Flemming, 1760 den Hofmarschall Grafen von Einsiedel, vor hundert Jahren einen Herrn Haußner. Seit einigen Jahr zehnten gehörte Großharthau dem Prinzen Günter Sizzo von Schwarzburg-Rudolstadt, der am 24. März 1926 starb. Er war vermählt mit einer Prinzessin von Anhalt. Don der Landstraße führte uns der Weg durch die Wirt schaftsgebäude hinein in den Schloßhof, an dessen südlichem Ende auf einer Insel das vierstöckige Schloß steht — eine alte Wasserburg. In den Kämpfen von 1813 hat es gleich dem Dorfe viel durchgemacht. Damals weilte Napoleon hier, 1793 wütete hier ein furchtbares Gewitter, das nicht weniger als achtmal in das Rittergut und Schloß einschlug und zündete, so daß bald die ganze Besitzung ein riesiges Flammenmeer bildete. Das Volk sah darin die Rache einer Zigeunerin, die beim Betteln vom Schloßherrn mit der Reit peitsche ins Gesicht geschlagen worden war. Auch habe sie das Schloß verflucht, daß vor Schlangen, die selbst bis in die Betten kamen, niemand mehr Ruhe finden sollte. Eine ganz ähnliche Sage erzählt man sich von den Fröschen im Schloß teiche zu Wachau bei Radeberg. Bei der breiten Schloßeinfahrt, die von nicht üblen Fi guren geschmückt wird, eine Hochwassermarke vom 4. Febr. 1909. Eine zweite fanden wir im Dorfe an einer Haustüre. An der Landstraße vorm Rittergut der stattliche Gast - Hof zum Kysfhäuser. Seinen Namen trägt er zu Ehren der Schwarzburg-Rudolstädter Schloßherrschaft, da ja das Kysfhäusergebiet bis zur Revolution zu dem ehe maligen Fürstentum gehörte. Hinter dem Gasthof das Gotteshaus, 1813 heiß umstritten. Der Kirchhof birgt einige erhaltenswerte Grab denkmäler, so Bröders Ruhestätte und Richters Grab. Letz teres schmückt ein Baumstamm mit Gewehr und Totenschild, wenn ich mich recht erinnere. Hier in Großharthau vereint sich der forellenreiche Grunabach, auch Rammenauer Bach genannt, mit der Wesenitz. - Er ist auf dem gesamten Laufe vom Hohwald bis zur Elbe ihr stärkster Zufluß. Eine Wande rung durch das Tal des Grunabach ist Heimatfreunden sehr zu empfehlen. Der Weg durch den flachen Wiesen- und Waldgrund berührt flußaufwärts folgende Punkte: Groß harthau, Wirtshaus Grenze, Frankenthal, Weiler Beigut, 48 Hufen Feld. Leineweberei und Fabrikarbeit waren neben Landwirtschaft die Erwerbsquellen. Eine kurze Wanderung entlang der Bahn brachte uns zum Teichoorwerk, einem zu Kleindrebnitz gehörigen Gehöfte mit schönem Walmdach. Es wurde 1812 erbaut, als im genannten Jahre der Weickersdorfer Amtsteich vererbt wurde. Heute lesen wir an dem Gebäude „Maschinenfabrik Kleindrebnitz". Neben dem Vorwerk steht eine Mühle. Hinter diesem Gebäude zieht sich im Tale Kleind n i tz entlang, das gleich dem anschließenden Großdreb nitz um 1500 Herzog der Bärtige als Kammergut be saß. Der Drebnitzbach bildet die Flurgrenze gegen Weickers dorf, und so erklärt es sich, daß alle Häuser von Kleindrebnitz auf dem linken Ufer dieses Wässerchens erbaut sind. Bon Kleindrebnitz kamen wir nach Großdrebnitz, dessen alte Kirche neben dem gegenüberliegenden Gotteshaus von Goldbach das Wesenitztal unterhalb Bischofswerda be herrscht. Der erste evangelische Pfarrer hier war Wolfgang Schmelzer von Altenberg. Als Lehnrichter wird uns 1460 Märien Richter genannt. Muß ein reicher und angesehener Mann gewesen sein, der außer Schank- und Braugerecht same, die trotz allen Bierzwangs den Bischofswerdaern viel Abbruch machte, auch Fischerei- und Niederjagdgerechtigkeit besaß. Der Ort hieß damals nur Drebnitz, die Namen Groß- und Kleindrebntz find erst später aufgekommen. Alte Einwohner wissen heute noch von ehemaligem Bergbau zu erzählen. So soll hier ein Vcnetianer na mens Berso mit seinen Gehilfen auf Gold geschürft haben. Auch-weisen Flurnamen wie Silberberg, bei der Silber wäsche, Goldbörnel und Seiffen tatsächlich auf Bergwerks betrieb hin. Bon Drebnitz kehrten wir, die Bahn kreuzend, zur Wese nitz zurück. Ehe wir aber ihr weiter folgen, sollte noch Gold bach ein kurzer Besuch abgepattet werden. Dicht an der Flußbrücke, dem Fabrikgebäude gegenüber ein, Landhaus, vor dem man vor einer Reche von Jahren inmitten einiger Anpflanzungen einen Bismarck-Denkstein errichtet hat, Er zeigt die Jahreszahlen 1815—1898 und das bekannte Reichs kanzlerwort: „Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts auf der Welt!" Im Goldboche, der sich beim Gasthof mit der Wesenitz vereint, sollen einst Italiener Blättchen dieses Edelmetalls ge funden haben. Daher der Ortsname. Wäschen und andere bergmännische Anlagen scheint es tatsächlich früher hier ge geben zu haben, ob sie aber lohnende Ausbeute gaben, wird uns nicht berichtet. Der Ortsname Goldbach kommt in Deutschland noch mehrfach vor, so zweimal in Schlesien, bei Marklissa und bei Sorau in der Riederlausitz. Einen Goldbach finden wir als Zufluß der Zschopau bei Augustusburg, ein anderer verstärkt die Kamnitz und ein dritter Goldbach fließt bei Hermsdorf in die Weißeritz. Bon ihm heißt es, der Bach habe ehedem den feifsenden Italienern viel Goldkörnlein gegeben. Bis zum 30jährigen Kriege war Goldbach ein unmittel bares Amtsdors, wurde aber 1627 an den Oberhofmarschall Dietrich von Taube vererbt und mit dem schriftsässigen Rit tergut Hartha vereinigt. Beide Fluren waren damals 268 Husen groß: Das Goldbacher Vorwerk wird uns schon 1612 genannt. Ein wohlhabender Mann muß vor 100 Jahren der Gold bacher Schulmeister gewesen sein, stand ihm doch die Nutz nießung eines Halbhufengutes zu. Das Gotteshaus, ursprünglich der Mutter Gottes ge weiht, ist im 30 jährigen Kriege nicht weniger als dreimal geplündert worden. Doch halfen ihm später die Herren von Milkau und von Taube durch Legate und Geschenke wieder auf. Richt zu vergessen den Bischofswerdaer Bür germeister Mag. Feßke, der 1654 der Kirche einen Ichönen Altar vermachte. Er besaß das Eoldbacher Erb- lehngericht, das dann seine Erben an die Gräfin von Flem ming aus Harthau verkauften. In alten Tagen war Goldbach reich an Fischteichen, wie sich solche noch heute südlich der Bahn nahe bei Klein drebnitz finden. Der ansehnlichste war der sogenannte Goldbachteich am linken Wesenitzufer. Die Gerichte benutzten ihn früher zur Bollstreckung verschiedener von ihnen verhängter Strafen, z. B. des grausamen Säckens. 158O wird uns berichtet, daß Frauen und ein Wende als Felddiebe unter grotzM Zulauf des Volkes wiederholt in l olL «r L r: Z 88 LZ3 Z