Volltext Seite (XML)
Dresdner Plaudereien. rln der Bahre des frühere« Oberbürgermeister,. — Dresdner Hochsaison. — Die Sommerblumenschau. — Di« Stadl im Zeichen de« Iahrrades. — Hexerei im Zirkus. — Ein« schwarze Gesellschaft. MaibdrrrS »«».t«») «luter ungewöhnlich starker Beteiligung und in Gegen wart de« offiziellen Dresden wurde auf dem Tolkewitzer Friedhöfe draußen vor den Toren der Stadt ein Mann de- graben, dessen Name mit der Entwicklung des modernen Dresden untrennbar verknüpft ist. Nach längerem Leiden war im 73. Lebensjahre der einstige Oberbürgermeister der Landeshauptstadt, Geh. Rat Dr. jur. et ing h. c. Otto Beut- le r gestorben. Ueber zwanzig Jahre stand er an der Spitze der städtischen Verwaltung und seiner weitschauenden Tätig keit war die Entwicklung Dresdens zu einer modernen Groß stadt zu danken. Unter seiner Leitung wurden 17 Vororte dein Stadtgemeindewesen eingegliedert, viele Neu- und Um bauten entstanden, unter ihnen das imposante Neue Rat haus, und segensreich war sein Wirken auf dem Gebiete der sozialen Fürsorge. Oberbürgermeister Beutler, der 1915 in den Ruhestand trat, war der geborene Repräsentant, ein aus gezeichneter Redner und somit recht geeignet, bei offiziellen Veranstaltungen den Rat der Landeshauptstadt zu vertreten. Diese verlieh ihm denn auch beim Scheiden aus seinem Amte die höchste Auszeichnung, die sie zu vergeben hat: das Ehren bürgerrecht. Unter einem Berg von Palmen und Kränzen hat man die sterblichen Ueberreste dieses verdienten Mannes in die Gruft gesenkt. Von der Stätte ewiger Ruhe und des Friedens wieder hinein ins brausende Leben. Elbflorenz hat jetzt Hochsaison. Neben der Gartenbau-Ausstellung, die sich geradezu als ein Magnet erweist, sind es jetzt Feste und Kongresse, die Tau sende von Fremden hierher führen. Kaum war der Deutsche Schneidertag vorüber, so kamen die Gärtner, die nun als Leute vom Fach die Ausstellung besuchten. Sie enthielt gerade die vierte große Sonderschau, die sich auf Som merblumen und Kakteen erstreckte. Die mit dunk lem Grün ausgeschlagenen Hallen boten wieder einen entzük- kenden Anblick. Besonders die Abteilung der Kakteen und Sukkulenten war von einer Reichhaltigkeit und Vielgestal tigkeit, wie sie noch keine ähnliche Ausstellung in Deutsch land zeigte. In einer Halle glaubte man sich in die tropische Welt versetzt, wozu die künstlerische Bemalung der Wände wesentlich beitrug. Immer wieder mußte man aber die herrliche Raumgestaltung durch den genialen Schöpfer der Ausstellung, Gartenarchitekt Gustav Allinger bewundert, der auch im Rahmen dieser Sonderschau prachtvolle und neu artige Bilder entstehen ließ. Auf die letztvergangene Woche zurückblickend, läßt sich mit Fug und Recht sagen, daß Dresden in diesen Tagen voll ständig im Zeichen des Fahrrades gestanden hat, Denn der Bund der Deutschen Radfahrer hielt hier sein 43. Bundesfest ab. Man muß einmal 40 Jahre zurückdenken. Da staunte man noch über die unförmigen Hochräder, auf denen Wagelustige längere Fahrten unternahmen. Mit dünner Gummibereifung mag es ein mäßiges Vergnügen gewesen sein, über das höckerige Pflaster einer Kleinstadt zu steuern. Dann kam das Niederrad und nun begann der gewaltige Aufstieg der deutschen Fahrradindustrie, die hervorragende und immer mehr verbesserte Erzeugnisse auf den Markt brachte. Und au« dem einstigen .Luxurfahrzeug de« kleinen Mannes" wurde der .Gegenstand de» täglichen Bedarf»", denn nun gab es für den werktätigen Mann keine Tntfer- nungen mehr. Sportliche Veranstaltungen förderten das Interesse für das Rad und die Fabrikanten traten selbst in die Kampfbahn und verteidigten auf dem Zement ihre Mar- ken. Auch sportliche Auswüchse blieben nicht au«, wie die unsinnigen Sechstagerennen, die wir gehorsam den Amerika nern nachmachen mußten. Sehr bald schlossen sich die Rad ler zu Vereinen, Verbänden und schließlich zum großen deut schen Bund« zusammen, der abseits jeder Politik steht und nur den Interessen der Radler dienen will. Sechs Tage hat das Dresdner Bundesfest gedauert und ich muß sagen, daß das etwas reichlich war. Das Gesamtprogramm wies eine solche Menge von Cinzelveranstaltungen auf, daß es ganz unmöglich war, sie alle mitzumachen. Aber einen guten Eindruck wird unser Dresden bei allen Teilnehmern sicher lich hinterlassen haben. Im goldenen Sonnenschein grüßte die Stadt ihre aus ganz Deutschland, und auch aus den ent- legentsten Teilen des Reichs, herbeigeströmten Gäste. Viele waren überhaupt gleich per Rad gekommen und erwiesen da mit dessen Bedeutung als Verkehrsmittel. Von den Massen veranstaltungen seien nur zwei herausgegriffen, weil sie alles auf diesem Gebiete bisher Dagewesene übertrafen. Da war es zunächst derFestabendanderElbe. Das Gelände auf beiden Ufern zwischen Augustus- und Carolabrücke war den Gästen und Festteilnehmern vorbehalten. Die weltbe rühmte Brühl'sche Terrasse, der „Balkon Europas", war zu einer großen Sommer-Gastwirtschaft umgestaltet worden. Hüben und drüben an der Elbe und auf den Brücken mögen weit über 100000 Menschen versammelt gewesen sein, selbst die altersgraue Kuppel der aus dem Häusergewirr heraus ragenden Frauenkirche war von Schaulustigen besetzt. Als die Dämmerung hereingebrochen war, begannen die Vor führungen auf dem Elbspiegel, dessen Fluten flüssigem Küp ser glichen. Schiffe und Kähne, reich illuminiert, glitten lautlos dahin und dann folgten mit leuchtendem Kopfschmuck 150 Schwimmer, Sterne auf die Wasserfläche zaubernd. Einer endlosen feurigen Schlange glich nun der von den Dresdner Sportvereinen gestellte Fackelzug, der sich über beide Brücken bewegte. Das Grandioseste war aber das zum Schluß auf dem Neustädter Ufer abgebrannte Riesenfeuer werk, ein pyrotechnisches Schauspiel, wie man es selbst in Dresden bisher noch nicht gesehen hatte. Märchenhaft schöne Flammengarben leuchteten in allen Farben hoch am nächt lichen Himmel auf, ganze Raketenbündel zischten empor und zum Schluß ergossen sich zwei breite silberne Wasserfälle von beiden Brücken in die Elbe. Bengalische Feuerherde tauchten zuletzt die ganze Altstadt mit ihren herrlichen Architekturwer ken in magisches Rot. Dieser Feuergruß Dresdens an seine Gäste rief natürlich große Begeisterung hervor. Nicht min der imposant war der Fe st k o rs o am Haupttage, an dem über 20 000 Personen, 50 Musikkapellen, 4000 Banner und Fahnen und viele Festwagen und Kostümgruppen beteiligt waren. Genau 2 Stunden und 20 Minuten währte das Vorübergleiten des schier endlosen Radlerzuges. Man konnte dabei ein bißchen Geographie studieren, denn das ganze deut sche Reich war vertreten. Den Gästen, insbesondere jenen aus den besetzten und abgetrennten Gebieten, wurden stür mische Huldigungen bereitet. Durch die verschiedenen Klei dungen der einzelnen Gruppen und den Schärpenschmuck ent stand ein buntfarbiges Bild, das noch durch kostümierte Ab teilungen gehoben wurde. Stundenlang haben die Men ¬ schen wie die Mauern gestanden, über so etwa« sieht man nur selten und deshalb wurde auch manche Unbequemlich keit mit echt sächsischem Humor ertragen. Bei solchen Massenveranstaltungen, di« sich auf Straßen und Plätzen oder wenigsten» im Freien abspielen, komme» in der Regel die Theater schlecht weg und die sonst nicht immer beliebten »Freiberger" müssen di« Häuser mit „fal len". Ein« Ausnahm« bilden hiervon die Vorstellungen, die gegenwärtig der Zauberkünstler Kaßner im Zir kus Sarrasani gibt. Di« erste Vorstellung war sogar total ausverkauft, was ein« Anwesenheit von 4800 Personen be deutet. Aber man läßt sich eben gern ein wenig tidüchen, und dies besorgt Herr Kaßner in ausgezeichneter Leise. Etwa 1Z4 Stunden lang unterhält er mit alten aber noch mehr neuen Kunststückchen sein Publikum, da» au« dem Staunen buchstäblich nicht herauskommt. Nächsten« will der Hexenmeister 12 Personen aus dem Publikum von der Büh- ne weg verschwinden lasten. Ich wüßte einige Persönlichkei ten, die für diese» Experiment besonders geeignet wären. Aber Herr Kaßner müßte feierlichst versprechen, sie nicht wie derkommen zu lasten. Erne schwarze Gesellschaft hat vor kurzem ihren Einzug in unseren mit allerlei exotischem Setter reich beschick ten Zoologischen Tarten gehalten. Somalineger sind es aus dem dunkelsten Afrika, aus dem Reiche des «ölst so mächtigen Kaisers Menelik, der sich vor Jahren zu seinen Vätern versammelt hat. John Hagenbeck und L. Ruhe, die beiden bekannten deutschen Tier-Jmporteure, haben diese Schau zusammengestellt, Vie ein .interessante« Stück fremd ländischen Kulturlebens darbietet. Nicht weniger als 65 Köpfe — Männer, Frauen und Kinder — zählt diese Ka rawane, zu welcher auch noch Zebras, Zebus, Pferde und viele Somalischafe gehören. Man sieht also inmitten des aus niedrigen Hütten bestehenden „Dorfes" weit mehr, al« in jenen Schaustellungen, die einst von Jahrmarkt zu Jahr- markt zogen und wo man für zwei Groschen einen „Wilden" bestaunen konnte, der sich am folgenden Morgen friedlich am Abbruch des Schauzeltes beteiligte. Aber ein bißchen Ro mantik umgab doch jene Jndianerbuden und ein gelinder Schauer ergriff stets die auf dem Platze harrende Menge, wenn rechts von der Kasse ein Gatter geöffnet wurde m»d „Sambo" zähnefletschend sein holdes Antlitz unter tierischem Gebrüll zeigte. Das Somalidorf in Dresden ist eine hervor ragende Sehenswürdigkeit. Seine Bewohner sind zwn Teil prachtvolle Gestalten und erweisen sich als handlich reiht geschickte Leute. Da braucht man nur einmal an den Stän den der Schmiede, Sattler und Weber zu verweilen, um da von überzeugt zu werden. Auf einem Podium weichen hei matliche Tänze und Gebräuche vorgeführt, aber mehr «uh lohnt sich das Beobachten der kampflustigen Krieger außer halb der Vorstellungen. Viel Vergnügen bereitet die abes sinische Schule, deren Zöglinge sogar mehr laut wie schön das Deutschlandlied singen. Die Vorstellung beschließt r«el- mäßig der gefeierte Liebling des Zoos, der Schimpansen jüngling „Charlie". Zu Ehren der aus ganz Deutschland her beigekommenen Radler hat er noch das Radfahren gelernt und saust ohne jede Hilfe auf einem eleganten ZweirÄ) auf der Bühne herum. Wenn dann Charlie nach jeder sedier Leistungen selbst aufmunternd in die Hände klatscht, dann kennt der Jubel der belustigten Zuschauer kein« Grenzen und der haarige Held des Gartens erntet einen Erfolg, um den ihn jeder Künstler beneiden könnte. Auch Emil. /^Ve Ehre Ist das äußere Gewissen, und das Gewissen die innere Ehre. Schopenhauer. Zur schönen Königin. Roman von Käte Lindner. Copyright 1923 by A. Bechthold, Braunschweig. >23 Fortieyung.) «Nachdruck verboten.) Achmed stand in seinen weißen Burnus gehüllt neben seinem Herrn und schloß den Schlag. Dann berührte er Lippen und Brust mit seinen Fingerspitzen und neigte den lockigen Knabenkopf tief. Der volle Schein des Lichtes fiel aus dem geöffneten Haustor auf die weiße Gestalt und gab ihr etwas Phantastisches, Märchenhaftes. Ein letztes Grüßen und das Auto schoß davon. Es war um die Mittagszeit. Vor der Börse flutete das Leben. Makler mit Ringellocken an den Schläfen ver schwanden eilig hinter dem dunklen Tor, standen eifrig gesti kulierend und an den Fingern verrechnend bald hier, bald dort in Gruppen zusammen, neben anderen, die ihre Abkunft nicht durch irgendwelche Aeußerlichkeiten verrieten. Bewe gung und Summen gingen durch den hochgewölbten Raum, ouf dessen Galerien sich Nugierige drängten und in das Ge wimmel zu ihren Füßen mit staunenden Augen sahen. — Es war, als wären alle Geister der einst so stolzen, alten Hansa- stadt lebendig geworden um diese Stunde. Auf- und ab flauend in fortwährendem Kommen und Gehen. Soeben verabschiedet« sich Peter Janston von dem Se nator Perthes, der, eine hochgewachsene, schöne Greisenge stalt, vornehm inmitten eines größeren Kreises stand. Er konnte auf eine ganze Reihe Ahnen zurückblicken. Stolze aufrechte Hanseaten waren es gewesen, die Königen glän zende Gastmahler gegeben und klugen Rat dazu. In sei nem Potrizierhause hingen sie, schauten herab aus uralten nachgedunkelten Rahmen. Manch einer darunter, der auf dem Ratsherrnkleide schwer« goldene Ketten trug. Zeichen von kaiserlicher Huld oder Ehrenketten, verliehen in Tagen, da die Hansa hoch in Glück und Ansehen stand. — In Stahl und Waffen gehüllt ein anderer, der einstmals als ein Tap ferer von der Lüneburger Heide bis zum alten Rom als Führer gekämpft und geblutet hatte, des Reiches Glanz und Ansehen zu mehren ... Peter Janston trat auf den Konsul Diuoara zu, der mit untergescküagenen Armen an einer Säule lehnt« und mit den düsteren Augen in das Gewimmel starrte. „Kommen Sie, lieber Freund. Ich bin fertig. Sie woll ten mich doch nach dem Hasen binunterbegleiten?" Zustimmend nickte der andere. Sie traten hinaus auf die Straße. Um Haupteslänge überragt« Djuvara die «eine, gedrungene Gestalt Janssons. Sie waren beide gut geklei det, doch wirkte auch hier Janston unbedeutend und hob durch seine Erscheinung nur die Vorzüge des anderen. Aufmerk same' Blicke aus Frauenaugen streiften verstohlen die schwer mütige Schönheit Diuvaras, folgten seiner schlanken Gestalt mit den eleganten Bewegungen. Auch am Hafen herrschte reges Leben. Nicht ganz so bunt und mannigfaltig mehr, wie es in früheren Jahren bei der Anwesenheit Djuvaras in Deutschland hier in glän zenden Bildern an ihm vorübergegangen war. Wo das hohe Lied der Arbeit erklang und alles in Bewegung gesetzt hatte in regem, geschäftlichem Treiben. Wo Deutschlands Güter auf allen Meeren schwammen und hier im Hafen die Flag gen aller Länder flatterten neben der deutschen, die stolz vom Mast wehte . . . Als lese er dem Fremden die Gedanken von der Stirn, nickte Peter Janston traurig mit dem Kopfe. „Ein anderes Bild als vor Jahren. Nicht wahr, lieber Freund? Ein Ungewohntes, Klägliches auch noch für uns. Im Lebensnerv getroffen und zu Boden geschlagen wurde der deutsche Handel. Ob er sich je wieder erholen wird von den Schlägen, die man ihm versetzte noch lange, als der Krieg beendet war . . . Deutschland war ein zu gefürchteter Konkurrent überall, auch bei euch drüben. Da war jedes Mittel reckt, ihm den Garaus zu machen. Ich bin ein alter Mann, Diuoara, und habe keinen Sohn. — In früheren Jahren ist mir das ost ein Schmerz gewesen. Jetzt bin ich zufrieden, daß nicht nach mir einer das traurige Erbe an treten muß und draußen in der Welt zusehen, wie er sich noch einmal ein bescheidenes Plätzchen und einen zugeworfe nen Bisten da erobert, wo wir die Herren waren ... Sie waren auf eine Dampfpinaste gestiegen und fuh ren dem Freihafen zu. Janston deutete mit der Hand hinüber nach den Dockanlagen. „Sehen Sie da drüben. Da hat einmal der „Imperator" gelegen. Und die „Kronprinzessin Cäcilie". Alle diese Denk mäler deutschen Fleißes und deutscher Intelligenz. Stolz sind wir gewesen darauf und voller Neid die anderen. Und England hat seine Netze ausgeworfen und mit Klugheit und Bedacht Feinde geworben für Deutschland ... Feinde, die es erdrücken sollten, mußten. Damit Britannien für sich selbst nicht um den Platz in der Sonne kam... Gut ist es ihnen gelungen. Allzu gut..." Djuvara hatte den Hiü abgenommen und fuhr sich mit der Hand, die weiß und weich wie die einer Frau war, durch di« schwarze Mähne, die ihm tief in die Stirn siel. Er mied das schwierig« Gebiet der Politik, seit er in Deutschland weilte, fast gänzlich. Ls paßte so gar nicht in sein« Pläne. So sagt« er auch jetzt beschwichtigend: „Alles wird wiederkommen. Kein Volk kann auf die Dauer ohne das ander« bestehen. Auch hier werden wieder Handel und Industrie aufblühen, werden fremder- Nationen Schiffe sich wiegen und der Haß, mit dem die Völker sich be- fehden, wird endlich begraben werden. Traurig schüttelte der andere das graue Haupt, und er klang wie ein verhaltenes Schluchzen aus seiner Stimme: „Ich bin alt, Djuvara, und werde kein Aufblühen mehr erleben. Und es ist ein großer Jammer in mir, den nur der verstehen kann, der seine Lebensaufgabe mit Deutsch lands Macht und Herrlichkeit versinken sah . . . doch was plage ich Sie mit meinem Schmerz, lieber Freund? Sie sind kein Deutscher. Verzeihen Sie mir." Da neigte der andere das dunkle Haupt eifrig zu ihm herüber: „Schon lange habe ich eine Frage an Sie stellen wollen, Jonsson, und ich bitte Sie, mir dieselbe zu beantworten. Offen und ehrlich, so wie ein Mann zu dem anderen spricht. Ich liebe Ihre Nichte, Janston, so, wie ein gereifter Mann ein junges Mädchen lieben kann, vom ersten Augenblick an, wo ich sie gesehen habe. Aber so sehr ich mich auch bemühe, um -zu ergründen, ob meine Neigung erwidert wird . . . immer ist da ein scheues Zurückweichen, ein Jnsichselbstver- sinken, das mich unsicher macht und mir Bedenken schafft. Vielleicht ist es nur die übliche Madchenscheu ... sie ist so jung und unberührt und so köstlich in ihrer Frische und Rein heit . . . Aber es wäre wohl auch möglich, daß mir ein anderer zuvorgekoMmen wäre. Misten Sie etwas davon, Janston?" Erstaunt blickten Peter Janssons kluge, graue Augen in die seinen. „Donnerwetter, die Inge? Ja, bester Djuvara, warum stellen Sie eine solche Gewissensfrage nicht lieber meiner Frau, die in derartigen Herzensangelegenheiten doch viel kompetenter ist als ich? Wo sollte die Inge übrigens hi» jetzt einem ihr Herz geschenkt haben? Sie ist im aller hintersten Weltwinkel aufgewachsen und erzogen worden. Weilt erst seit kurzer Zeit in unserem Hause ... Ich glaube, Sie könnten in dieser Hinsicht den Sturmlauf wohl wagen." Ein befreiter Atemzug hob die Brust des anderen. „Und ich wäre schon längst wieder drüben", murmelt« er. „Und ich hätte mir schon längst Gewißheit geholt, wäre nicht immer dieses scheue Ausweichen . . . Janston, Sie wissen von drüben her, daß die Frauen mir nicht auszu weichen pflegen. Und bier stehe ich immer wie ein Schul bube, versäume meine kostbare Zeit und komme nicht vor wärts. Die gnädige Frau ist übrigen« ganz auf meiner Seite, auch Ihrer Zustimmung darf ich wohl gewiß sein? Sie kennen meine Verhältnisse, ich habe mein väterliches Vermögen um ein beträchtliches vermehrt, und mein Ge schäft gewinnt täglich an Ausdehnung. Und ich siebe sie, liebe Jngeborg Larson, wie ich noch nie eine Frau gesiebt." (Fortsetzung folgt.)