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Erhebung findet sie im 193 Meter siche» Schwarze» Berge. — Ve- vor wir m den Wald eintreic», halten wir einmal Umschau. Ei» malerisches Bild gibt Kamenz, über des en Häuser die oomarlige Stadtkirche zu Sankt N! nsn emporragt. Im Hintergrund der alten Sechsstadt die kleine G.virgskette, die sich vom Drauuaer Schloß- berge u. vom Hutberge nach Elstra Hinzieht. Fast könnte man meinen, eine kleine Alpenlandschast vor sich zu haben. Wie eine Fatamorgaiia erscheint es uns. Lange habe ich mich in den An blick dieses fesselnden Bildes versenkt. Wenn ich doch ein Maler wäre! Am Schwarzen Berge gehen wir nicht vorüder. Ihm statten wir einen Besuch ab. Wir betreten eine kulturgeschichtliche Stätte. Ungefähr 500 Meter östlich van unserem Wege liegt am Südab hange des Berges ein riesiger Eranitblock von ganz eigenartiger Gestalt. An seiner unteren Seite zeigt er ringsum eine tiefe Schramme, als hätte etwa jemand eine Kette um ihn gelegt gehabt. Das Volk hat jene Felsen von jeher als den Teufelsstein bezeichnet, und die Gruben, die sonst neben ihm sich befanden, als die Teufels gruben. Hier soll es nun gar nicht ganz geheuer sein, selbst wäh rend der hellsten Mittagsstunden habe sich am Teufelsstein so man ches Wunderbare zugetragcn. Die Sage erzählt uns folgendes: Als drüben in Kamenz die erste Kirche gebaut wurde, konnte LH der Teufel hierüber furchtbar aufregen. Er wollte nun den Baumeister überreden, doch diesen Felsblock zum Grundsteine zu nehmen und versprach auch dem Baumeister, den Felsen bis Mit ternacht selbst an Ort und Stelle bringen zu wollen. Der Bau meister ging darauf ein, wenn dem Teufel solches möglich sein sollte. Da legte nun sogleich der Teusel eine Kette um den Stein und hob ihn in die Höhe. Schwer war der Felsblock, sehr schwer. Das mußte sich der arme Teufel selber gestehen. Gar gewaltig mußte er sich plagen. Da schlug es auch schon Zwölf. Der Teufel erschrak. Er hatte sein Spiel verloren und ließ aus Aerger und Verdruß den Block wieder nlederfallen. Der schlug ein Stück in die Erde ein, so daß er jetzt noch ganz schief liegt, nach Mehla zu hoch, nach Ka menz hin geneigt. Und so liegt der riesige Stein noch heute hier. Die ringsum laufende Schramme rührt von der Kette her, die da mals der Teufel um den Felsen schlang. — In den Gruben neben dem Teufelssteine habe der Teufel zuweilen gekocht und man hat «a in der Tiefe brodeln hören, wie wenn etwa ein Hirsebrei tpcht. (Dgl. Dr. Meiches Sagenbuch des Kgr. Sachsen, 1903, S. 479 und 480!). Einst hüteten Knaben aus dem nahen Dorfe Mehla am Teu felssteine das Weh der Bauern. Aus Langeweile warfen sie Steine m die Teufelsgruben. Da kamen drei große, schwarze Raben auf sie zugeflogen und haben sie und ihr Bich mit ihren Flügeln und Schnäbeln gar übel zerhackt und geschlagen, also, daß sie mit knap per Rot sich haben ins Dorf retten können, und das Vieh hat lange Zeit statt Milch nur Blut gegeben. — Da ist es verboten worden, da» Bieh künftig am Teufelssteine zu hüten. — Einst versuchte ein Bauer aus Mehla den Felsblock zu spren gen. Es gelang ihm auch, aus dem oberen Teile ein Stück loszu brechen; das ist ihm aber schlecht bekommen; denn von Stund an drfa^e ihn eine solche Unruhe, daß er nirgends mehr ein Bleiben fand. Er erkrankte schwer und hat bis zu seinem Tode keinen ge sunden Tag mehr gehabt. Wohl suchte jener Bauer Heilung in <Len Bädern, aber er fand keine Genesung und ist elend und siech gestorben. Nach dem Volksglauben wird jedem, der sich etwa fre ventlich am Biehlaer Teufelssteine vergreifen sollte, schweres Un- Kell treffen. — Am Borabend der Walpurgisnacht erhält der Teufelsstein hohen Besuch. Auf seiner Reise nach dem Brocken im Harz macht der teufä mit seinem Gefolge hier Station und hält sein Nachtmahl. Seine höllischen Geister müssen ihn dabei mit Speise und Trank be- Wnrn. Darrntt pflegt er der Ruhe und setzt dann seine Reise fort. Der zu jener Stunde zum Teufelssteine kommt; der kann ihn hier Ab hastig sehen. — Es findet aber freilich nicht jeder den nötigen Nut, am Vorabend der Walpurgisnacht Hierher zu gehen; denn man kann doch nicht wissen, was einem begegnen könnte. — Unter dem Teufelsstein» sollen auch unermeßliche Schätze lachen. Sicher ist es, daß kn Kriegszeiten von Umwohnern in sei- M Nähe Geld -ergraben sein mag. — In früheren Zeiten ist auch tzach jenen sagenhaften Schätzen fleißig gegraben worden. Davon Mögen wahrscheinlich jene Gruben und Vertiefungen herrühren. Jedenfalls zählt der Teufelsstein zu den sogenannten Wander- Böcken, wie wir fokh« in der norddeutschen Ebene, auch im nörd- Aen Sachsen, da und dort finden. Daß an ihm die Volkssage un- Dewuht schon Heimatschutz ausgeübt Hot, ist zu begrüßen; denn sonst wäre jener denkwürdig« Felsblock wohl längst verschwunden. Archäologe« wollen wissen, der Teufelsstein sei eine altheldnl- gewesen. Darauf hin deuteten ja schon die vielen Agm, die an ihn sich knLssen. Auf Mr Höhe des Schwarzen Berges Kegen einige Hauser, ein Weiner vrMell von Bichla: Auf den Bergen. — Weithin in die Mögend reicht von hier oben aus der Blick und wer eine recht Wch-M» Sommerfrische wählen möchte, der möge in dem Dörfchen Wns chM Bergen sich einmal auf einige Wochen meberlassen. r. Am Fuße de» klein«, Brrgplatrau» liegt das malerisch schöne Bors Mehla. Seine Flur ist rings vom Heidewalde umrahmt. M einiger E-'.:fer»ung nördlich vom Dorfe breiten sich eine Anzahl Teiche aus, unter bene» der Biehlaer Groß-Teich und der Weißiger Groß-Teich kleine See» bilden. Wir folge» dem »ach Straßgräbche» führenden Wege, der ab wechselnd durch Wald, Wiesen und Felder führt. Einsam ist der Weg. Gleich hinter dem ecste» Walde öffnet sich die Landschaft, und man blickt hinüber nach Hausdorf, an dein hart vorbei der Schie- ucnstrang Kamenz—Lübbenau geht. Eine Haltestelle wäre Haus dorf zu wünsche», und men» auch nur »ach Bedarf gehalten wer de» könnte. Die nächste» Haltestelle» für Hausdorf sind Cunners dorf und Straßgräbchen, jede beinahe eine volle Stunde entfernt. Der Weg führt nun »och eine lange Strecke durch den Wald. Birken säumen ihn. Ei» alter Landauer rollt an mir vorüber, des sen Besitzer wohl etwas zu tief ins Glas geguckt haben mag; den» er weiß kaum noch, wie er sich in'. Wage» platziere» soll. Bald dreht er sich rechts, bald links, bald wieder legt er sich und hängt die Beine heraus. Einmal rollt ihm auch der Hut auf die Straße. Nun, glückliche Fahrt! Straßgräbchen tauch! auf, ein schöiigelezencs Dorf, das durch die Glasindustrie ein?» bedeutende» Aufschwung genommen hat. Vor 10S Jahre» gerade hatte der Ort nur 21 Wohnhäuser. Unser» Weg kreuzt der Schiew.mstrang einer kleine» Industriebahn, die ihr Ende drüben in de» Graiiitsteinbrüche» des Weißiger Berges fin det. Wir wenden uns am Rittergute westwärts durchs Dorf. I» der Nähe des Gemeindeamtes steht hart an, Wege ein verwittertes Steinkreuz. Ich habe über seine Bedeutung nichts Genaueres er- fahren können. — Der Weg führt hoch über die Bahn, und von der Brücke überschauen wir nach Westen hin eine weite Aue, aus deren, Hintergrund Großgrabe grüßt. Dazwischen breitet sich ein kleiner See aus, der Großteich. Wir folge» dem nach Waldhof führende» Wege, so bezeichnet man eine kleine Häuserkolonie an der Straße Größgrabe—Bernsdorf in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes Straßgrübchen. Links am Wege steht eine alte Windmühle, deren die Gegend mehrere hat. Nach stundenlanger Wanderung haben mir das Bedürfnis, nun eine längere Rast zu halten. In einem der freundlichen Einkehr häuser von Waldhof nehmen wir Aufenthalt und sind hier gut ge borgen. Wir versäumen nicht, das Freibad von Straßgräbchen — Wald hof — zu besichtigen. Ein Viertelstündchen vom Orte in der Rich tung nach Wiednitz zu liegt mitten im Kiefernwalde und ehemali gen Dünengelände der Sportteich, der eine Grube von ungefähr 700 Meter Umfang ausfüllt, die in früheren Jahren für die Tafel glashütten Straßgräbchens und Bernsdorfs den nötigen Sand lie- ferte. Der Sportverein hat diesen kleinen, stimmungsvollen Wald- fee in mustergültiger Weise zu einem Bad hergerichtet und an man- chen Tagen könnte man meinen, in einem Seebade zu sein. Der weiße Dünensand gibt dem Ufer des Teiches ein ganz besonderes Gepräge. Mele nehmen hier auch ein Sand- und Sonnenbad. Der Teich selbst ist freilich von großer Tiefe, die an den meisten Stellen 20—30 Meter beträgt, und daher kann er nur guten Schwim- mern freigegeben werden. Für Nichtschwimmer ist ein ungefähr liches Stück abgegrenzt. Der Sportteich wird von einer starken Quelle gespeist. Ein Abfluß sorgt dafür, daß das Wasser, das von einer seltenen Reinheit und Klarheit ist, niemals schlecht werden kann. — Die Badezeit ist streng geregelt. Ein alter Kriegsveteran führt die Aufsicht. — Am östlichen Ufer des Teiches stehen die Ka binen, der 10 Meter hohe Sprungturm und eine Imbißhalle. Ein täglicher Aufenthalt an diesem stillen Waldsee kann eine Badereise ersetzen. Dazu kommt hier noch die ozonreiche Luft, die so wohltuend auch auf Lunge und Herz einwirkt. Auch dafür ist gesorgt, daß die Badegäste Speise und Trank in vorzüglichster Güte erhalten können. — Jedenfalls hat der Sportverein durch Herstellen dieses Freibades sich ein großes Verdienst erworben und ist darum des Dankes aller Einsichtsvollen gewiß. Viele Orte könnten daran sich ein Beispiel nehmen. — „Straßgrübchen hat ein Rittergut, das 1770 die Gräfin von Holtzendorsf, eine geb. Gräfin v. Beust, besaß. — In alten Zeiten war das Dorf Straßgräbchen Eigentum der Stadt Kamenz, ging ihr aber durch den unglücklichen Pönfall 1548 verloren. Bei Straß gräbchen hatte Kamenz das Kirchholz, aus dem die Kamenzer Geistlichen ihre Deputate empfingen. Auch erhielten sie von hier und aus den anderen, ebenfalls vom Kaiser eingezogenen Dörfern, Besoldungen anderer Art, ein Umstand, der wohl vorzüglich beige tragen haben mag, daß diese Güter der Stadt Kamenz endlich, auf vieles Bitten wahrscheinlich, restituiert worden sind. Wenigstens war sie nachher noch lange im Besitze, und Straßgräbchen nebst eini gen anderen Kamenzer Dörfern, ist erst nach dem 30jährigen Kriege zur Bezahlung der Stadtschulden verkauft worden. — Nach jener Zeit scheint es an die Herren v. Schönberg gekommen zu sein, ags welcher Familie es wahrscheinlich der Graf v. Holtzendorsf in Dres den erhielt, der es noch 1755 besaß." Fr. Bernh. Störzner. DrG und «erlag von Friedrich May, L m. b. tz,, oerKtwortlich für die SchrMitmra Max Niederer» > sämtlich in BtschofswervL -