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dich nähmst und tatst mit dem Geld« nicht machen, was du willst!" „Lenel!" antwortete Andreas und war fast traurig da bei, „das tut mir hoch herzlich weh, daß du denkst, das Geld da macht mir Freude und als hätt' ich dein Geld naben wollend (Schluß folgt.) Die Auskaufung von vier Kauerrr- giitern in Mehrsdorf im Kahre 1699» Es inuß für die Bauern in früheren Jahrhunderten, als die Gutsherrschaften die Gerichtsbarkeit ausübten und über Wohl und Wehe ihrer Untertanen entschieden, eine schwere steit gewesen sein. Ganz besonders in den Zeiten der Aus laufungen von Bauerngütern. Oft entwickelten sich jahre lange Prozesse. Berge von Sorgen türmten sich vor den Augen der bedrohten Bauern aus! Immer wieder hofften sie, endlich ihr gutes Recht doch noch erlangen zu können, sind für Gerichts- und Advokatenkost«» mußten sie nicht ge rade geringe Summen ausbringen. Wahrlich, eine schwere' Zeit, die sie ertragen mußten! Im 17. Jahrhundert entstand bei den meisten Ritter gutsbesitzern der Wunsch, da sich im Lause der Jahre der landwirtschaftliche Betrieb immer ertragreicher gestaltete, das von ihnen selbst bewirtschaftete Land, das sogenannte Dominium oder Dominialland zu vergrößern. In den wen dischen Dörfern konnte der Gutsherr dem betreffenden Bauern, die bloße Lassiten, d. h. Untertanen ohne Eigen tumsrecht, zu „ungemessenen" Diensten, zu ungezählten Frohntagen verpflichtet waren, die anvertrauten Aecker und Wiesen ohne weiteres entziehen und ohne jede gerichtliche Entscheidung zu seinem Dominialland schlagen. Ob man diese Bewohner für ihre früher aufgebrachte Mühe und Ar beitsleistung entschädigte, wissen wir nicht, da über das „Ein ziehen" lassitischer Bauerngüter in wendischen Dörfern aus älterer Zeit bis beute fast gar keine genaueren Nachrichten aufgesunden woroen sind. Am Ende des 16. Jahrhunderts lesen wir von „Auskaufungen" auch in wend. Gemeinden, bei welchen man jedem „ausgekauften" Bauer Entschädigun gen gezahlt hat. So war cs von vornherein durch Vertrag geregelt bei den deutsch angelegten oder bei den deutsch um gestalteten Orten. Die einst überwiesenen Hufen, die als erb liches Eigentum eingetragen waren, konnten einzig und allein durch gerichtlichen Verkauf vom Gutsherrn zur Ver größerung des Dominiallandes erworben werden. NatürliH galt die Weigerung eines Bauern, sein Gut dem Gutsherrn zu verkaufen, für „Ungehorsam". Sofort berief sich der Gutsherr auf die alte „Observanz", daß „ein der Herrschaft ungehorsamer Untertan zu verkaufen schuldig sei". Die mit der Auskaufung bedrohten Bauern erhoben gegen die Ver treibung von ihren Gütern bei den Aenrtern Klage, ja, sie wandten sich in ihrer Sorge in Gesuchen an den Landes herrn, an den Kurfürsten selbst. Eine solch trübe Zeit lastete bleiernschwer auch einst auf vier Bauern von Wehrsdorf. Einen Trost aber hattM sie: die ganze Gemeinde trat für sie ein. Denn alle Einwoh ner von Wehrsdorf fühlten, welch großes Unrecht jenen Bauern zugefügt werden sollte. Und so, wie es denen in Wehrsdors ergehen sollte, so ist es unzähligen Bauern in der Oberlausitz ergangen. Davon zeugt ein dickleibiger Akten band im Sächs. Haupt-Staatsarchiv zu Dresden, „Akts, die Auskaufung derer Unterthanen ini Markgrafthum Oberlau sitz betreffend." Wir lesen dort gleich am Anfang, daß im Jahre 1699 die Gemeinde Wchrsdorf dem Kurfürsten dar- legte, wie Friedrich Ferdinand v. Ziegler und Klipphausen auf Guttau und Wehrsdorf — er war hier Rittergutsyerr in den Jahren von 1686 bis 1708 — ohne jeden Grund vier Bauern ihres Dorfes auskaufen wollte. In dem Schreiben iwird betont, daß diese nicht das Geringste verbrochen haben, daß der Herr aber, da sie sich weigerten, ihre Güter zu ver^ kaufen, sie unaufhörlich und auf das äußerste drangsalierte. Die Gemeinde setzte sich auch deshalb so intensiv für ihre vier Nachbarn ein, weil durch diese Auskaufung der Güter alle Gutsuntertanen stärker belastet und damit benachteiligt würden. Denn die Abgaben von Getreide der einzelnen Dorfgemeinden an den Landesherrn und an den Bischof blie ben dieselbe-, obwohl durch die Auskaufung die Anzahl der leistungsfähige- Bauern im Harfe verengert wurde. Jeden falls müßte das festgelegte Quantum Getreide von der Ge meinde aufgebracht werden. Jever einzelne Untertan war gezwungen, deshalb mehr denn zuvor zu entrichte«. Daher also das einmütig Einsteh->n der gesamten Geii'einde für die Bedrohten. Und das mag oft, auch in unserem Wehrsdor:«" Falle von bestem Erfolg gekrönt gewesen sein, obwohl die Landstände der Oberlausitz, darunter versteht man die Ver tretung der gesamten Rittergutsbesitzer der Oberlausitz, inr Jahre 1700 ebenfalls an den Kurfürsten ein Gesuch dahin gehend richteten, sie bei ihren „Privilegien zu mamitomrou (d. h. die Sonderrechte in deren Händen zu belassen), da es sonst zu einer öffentlichen seüition (Aufstand, Aufruhr, Em pörung) der gesamten Unterthanen in diesem Markgrafthum ausschlagen möchte." Sämtliche Rittergutsbesitzer „kuter- ceclirken" (traten ein) für den Gutsherrn von Wehrsdorf. Ain Schluß des Schreibens baten sie den Kurfürsten, „diese ungebührlich qnerulirencion (sich beklagenden) Bauern all priwnm instAnttrun (d. i. der Amtshauptmann zu Bautzen) zu verweisen und diese unruhigen Querulaniten und ihres Advokati Unfug in terrorem nliorum (zum Schreck für an dere) empfindlich strafen zu lassen." Doch der Kurfürst Friedrich August der Starke dachte nicht daran, den Willen der Rittergutsbesitzer zu erfüllen. Er schrieb an den Amtshauptmann Landvogt Niko laus II. von Gersdorff (1692—1702) zu Bautzen, „er wolle nicht geschehen lassen, daß sein Land durch Austreibung der Unterthanen wüste gemacht werde." Er verfügte zugleich, daß der Amtshauptmann diesen Schriftfatz dem Gutsherrn v. Ziegler zu erkennen geben möge." — Ein solches Urteil hatte der Oberlausitzische Adel nicht erwartet. Non einem von der Ritterschaft in Aussicht gestellten Bauernaufstand in der Obcrlausitz ob dieser Entscheidung lesen wir nichts. Aber in der Gemeinde Wehrsdorf mag damals wohlberechtigt gar eitel Freude geherrscht haben. Quellen: Sächs. Haupt-Staatsarchiv, Loc. 5886, Alta, die Auskaufung derer Unterthanen im Markgrafthum Ober lausitz betreffend, 1 ffg. — N. I-. H. I-. XII, S. 99 ffg. Paul JohannesFlechtner. Nordwärts von Kamen;, i. (Nachdruck verboten.) Dahin zu wandern, halten so viele nicht für lohnend, und doH hat auch die Heide ihre Reize und ihren besonderen Zauber. Wohl finden wir hier nicht himmrlanstrebende Berge, dafür aber eine stille und liebliche Anmut der Landschaft. Und wer durch die Heid« mit offenen Augen wandert, der sieht so viel Schönheit, daß es wie der und immer wieder dahin ihn zieht: Welliges Gelände, Dünen aus grauer Vorzeit, dazwischen weite Auen mit bunten Wiesen und wohlgepflegten Feldern und vielen größeren und kleineren Teichen, Mit freundlichen Dörfern und einsamen Mühlen und Forsthäusern. Wir folgen von Kamenz aus der über Bernbruch führenden Straße. Jy vollster Blüte stehen an ihr die Obstbäume und ver heißen eine reiche Ernte. Wo die Straße die Stadt verläßt, fällt der Plick auf Ans weste Aue, die vom Schwosdorfer Wasser, das sich unterhalb Schiede!» mit der Schwärzen Elster vereinigt, durchzogen ryird. Weit darüber hinaus dehnt sich nordwärts, nach dem Flach land« zu, der Heidewald Bafeln, Wobraschken und Lug, hinter dein die Höhen um Weißig und Oßling aüfsteigen. Ein zarter blauer Dunst schwebt über ihm. — Nach Osten hin schaut das Aua« Sesau und Deutsch-Baselitz mit dem Baselitzer See, dem Großteiche. Da hinter dehnt sich der Sankt Mariensterner Klosterwald. Der Aus blick nach Westen wird durch den Hutberg und durch den Braunaer Schlößberg gehemmt. Zwischen beiden lugt der Wallberg hindurch. Die Straße senkt sich und kreuzt Bernbruch in seinem oberen Teile. An beiden Ufern des Schwosdorfer Wassers breiten sich die schmucken Häuser, von denen so manche noch mit Fachwcrkbau ver sehen sind, aus. „ Es macht Bernbruch einen frcundl. Eindruck. In den hübschen Gärtchen grünt und blüht es. Eine Mutter steht, "Ä den Anne», unter einem blühenden Apfelbaum und halt mit i.,rem Wo die Straße Bcrnbruch verläßt, liegt inbrcNer Behaglichkeit ein schöner Bauernhof, zu dem ein inalerischesTor s hrt. Die Bahn nach der Ladestelle Kamenz-Nord kreuzt " lern Weg ,mk» kämen wir nach Liebcnnu und geradeaus ""K Cunnersdorf. Ww wenden uns am Bahnwärtcrhause rechts. Der Weg fuhrt durch Gelder und Wiesen Da und dort sind Leute noch mit Kartoffel« ttaen b schäsM' - Die Wiesen sind mit Wiesenschaumkraut be- nii-liebt als läge Schnee oder ein weißer Schaum Ahnen, und >na>?v'ersteht, warum das Volk jener Pflanze diesen Namen gegeben hat. — Einige Geschirre überholen mich. Bauern aus Biehla und Hausdorf sind es, die vom Kamenzer Wochenmarkt beimkehren — Eine mit Nadelwald bedeckte Hügelwelle bildet den Nördlichen Abschluß der Aue, in der Bernbruch liegt. Ihre höchst«