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Der sächsische Erzähler : 07.08.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192608071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260807
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260807
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-08
- Tag 1926-08-07
-
Monat
1926-08
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 07.08.1926
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Durchs Krgebirge und Mbezchls Reich nach Hirsthberg Eine srucht-fr-hii-r Wanderung der S. T. kann ble Ehre dieser Welt dir keine Ehre gehen, was dich in Wahrheit hebt und hält, muß in dir selber leben. Theodor Fontane. „Grüß dich Gott, Meretlein", sagte da Liane leise und innig neben ihr und legte beide Hände, froh überrascht, auf die Schultern eines jungen Mädchens, das schon am Tisch saMund eifrig zeichnete. Ein junges, feingliedriges Dingel chen. Ein sehr einfaches, graues Kleid, das aber offenbar nach einem künstlerischen Entwurf gefertigt war, fiel in wei chen Falten an ihr nieder. Das reiche, dunkle Haar war in Schnecken aufgesteckt, und das feine Oval des Gesichtes zeigte den Schmelz der ersten Jugend. Ihr« großen, dunklen Augen ruhten versunken auf dem Entwurf, an dem sie arbeitete. Erst der Anruf Lianes ließ sie aufschauen, und mit einem Ausruf der Freud« sprang sie vom Stuhl auf. Ihr blühen der Mund preßte sich auf Lianes Lippen. „Liane, du!" sagte sie stürmisch und schüttelte die schma len Schultern der anderen in frohem Ueberraschtsein. „Ich bin gestern erst von München zurückgekommen und wollte heute nachmittag zu dir." „Erlaube, liebe Ingeborg, daß ich dir Fräulein Meret Aumüller vorstelle, das Meretlein. Ich habe dir ja schon oft von ihr erzählt." „Tuten Morgen, meine Damen". In der geöffneten Tür stand Matthias Aumüller. Er war offenbar von einem Ausgang zurückgekehrt, denn er sah erhitzt aus und hatte den Hut in der Hand. „Entschuldigen Sie die Verspätung, ich hatte einen dringenden Geschäftsgang." Groß und breitschultrig stand er jetzt mitten im Zimmer. Seine scharfen Augen blieben sofort an Graces mißlungener Landschaft hängen. Kopfschüttelnd trat er näher: „Nicht weiter, Miß Hiorns. Es ist eine Versündigung an der Kunst, die Sie da treiben, und ich kann sie unmöglich zugeben. Und zudem würden Sie meinem Ruf als Lehrer einen derartigen Stoß versetzen, daß keine Mutter der obe ren Zehntausend dieser edlen Hansestadt mir je wieder ihre Tochter anvertrauen würde, verließe diese» Machwerk das Atelier. — Sie haben kein Talent für di« Malerei, gnädiges Fräulein, ich sagte es Ihnen schon so oft. Weshalb plagen Sie sich eigentlich? Die Kunst ist eine spröd« Dame . .." Wütend stampfte di« schöne Grace mit dem Fuße, und ihre Augen sprühten ihn feindselig an. „Sie sind grob, teacher. Ein Bayer, ein ungelenker Bär sind Sie, daß Sie es wissen. Well es mir Spaß macht, zu malen mir selbst ein Bild. Ich werde es nehmen mit nach Whitechapel-Hall und werd« es hängen aus in meinem Sa lon zum Andenken an deutsche Grobheit." — Er trat achselzuckend von ihr fort an den Zeichentisch. Für den ersten Augenblick konnte man Matthias Aumüller für häßlich hatten. Auf den breiten Schultern saß ein Kopf mit scharfen, unregelmäßigen Zügen. Ein großer, «nergi- scher Mund zeigte zwei Reihen tadelloser Zähne, und di« Nase gab dem Gesicht einen kühnen Ausdruck. Starkes, dunkle» Haar fiel dicht und kraus tief über ein« scharfkantig« Stirn, unt«r der «in paar dunttz Augen bervorblt-t«n. ßttnr perrend uns «in Bild wildester Verwüstung bietend, da» hätten wir niemals geglaubt. In Karlstal kehrten, wir ein und wurden freundlichst bewirtet, gut und billigt Alsdann führte uns der Weg durch da» Tofselsloch nach Neuwelt. Hier erledigten wir unsere letzten Einkäufe und wanderten auf herrlichem Waldwege zum Mummelfall (728 m), dem breitesten und einzigen ungestauten Wasserfall des Riesengebirge». In gewaltiger Breite stürzt hier die Mummel, «in Nebenfluß der Iser, über 8 w hohe Felsen wild- aufschiiumend talabwärts. Und weil hier di« Sonne endlich wieder einmal vom völlig blauen Himmel herablachte, hielten wir hier Vesperpaule. Wie wild das Wasser rauschte, wie herrlich die Sonne schien — ein Viertelstündchen, das wir nie vergessen wer den! Nun kam der Endsport des Tages: Der Ausstieg über Wos- sekerbaude zuni Neisträger. Rückwärts schauend erblickten wir vom Wege aus in der Ferne Berge unseres Lausitzer Landes; tief un ten lag zu unseren Füßen der Wald, aus dem heraus das Singen der Vögel, das Rauschen der Bäche und manch frohes Wanderlied erklang. Höher ging es, immer höher! Die Bäume wurden im mer kleiner» ost merkwürdige Formen bildend, ohne Krone, krumm und schief geworden im Kampfe gegen Winterstürme und er drückende Schneemassen. Knieholz — weite Abhänge mit Knieholz, unterbrochen von eigenartigen Felsgebilden. Endlich auf dem Reifträger (1365 m). Hier sollte unsere Ruhestätte sein, eine vor nehme, nicht zu teure Baude. Wir bezogen gemeinsam Quartier mit Frankfurtern. Da kamen zu unserer größten Freude auch noch 13 Schwaben, d. h. 7 Schwaben mit sechs Begleitern. Wir haben mit ihnen allen unten in der Baude gesessen und Lieder zur Laute gesungen. Jungens mit anderer Sprache — aber deutsch! Cs ist ein Fehler der Deutschen in Ost und West, Nord und Süd des Reiches, daß sie den als „Ausländer" betrachten, der nicht ihrem Talwinkel entstammt oder ihre heimatliche Mundart spricht. Wir aber merkten es in dieser Abendseierstunde: wir waren heute von einem Schlage, einig in unserem Ziel, feststehend im hohen Kampfe um unsere deutsche Sache. Und erst, als uns der Schlaf mehrmals zum Aufbruch erinnerte, trennten wir uns am Abend, und wir schliefen wie die Ratten. Der nächste Morgen aber zeigte uns den Himmel voller Wolken. Und der Sturm raste und der Regen klitschte an die Fenster. Einer nach dem anderen ging hinaus! Hu, wie war es kält geworden! Nachdem wir lange gezögert, begannen wir bei strömendem Regen den 2. Tag der Fahrt durchs Riesengebirge. Rübezahl neckt sich gerne. Daß er aber uns so einen Schabernack spielte, das war alles andere denn schön. Die Schneegrubenbaude mußte uns gastlich ausnehmen. Hier saßen wir und war- teten im überfüllten Saale fast drei Stunden, und mit uns warteten noch Jungens und Mädels aus Insterburg, Schweinfurt, Frankfurt, Leipzig, Nürnberg, Schwaben. Dem Rübezahl zum Trotz sangen wir, als wollten wir den Petrus erweichen. Da endlich — es regnete 5 Minuten nicht! Doch neue Nebelschwaden kamen, und so mußten wir denn über das Hohe Rad den Kamm weg antreten. Eigentlich wollten wir ja in den Weihwassergrund. Heraufkommende Turner rieten uns ab, da es auch unten abscheu lich gieße. Ab und zu regnete er nicht und als wir am Kleinen Rad angelangt waren, sahen wir das Tal zu unseren Füßen mit seinen vielen Teichen. Ja, an der Prinz Heinrich-Baude ließen die Nebelmassen einen herrlichen Blick auf Teich und Teichbauden offen. Nun wanderten wir an der Wiesenbaude vorbei hinab zur RicUerbauds (1206 m). Für 33 Pfennige erhielten wir ein gutes Nachtlager. Die Verpflegung war ziemlich gut, für böhmisches Land zu teuer. Auch hier trafen wir Turner. Es wurde gesungen und gescherzt und mit der Hoffnung, daß sich nunmehr endlich die > Wolken abgeregnet haben würden, gingen wir schlafen. Zur schönen Königin. Roman von Käte Lindner. Copyright 1923 by A. Bechthold, Braunschweig. i13. Fortsetzung.) lNachdruck verboten.) Ingeborg sah Liane lächelnd von der Seite an. „Sieh da, wie gut du doch Bescheid weißt in allem, was den Meister angeht", sagte sie neckisch. „Vielleicht schöpft er Zeit und Kraft aus der Hoffnung auf zukünftige, bessere Zeiten. Er sieht aus, als hätte es das Leben niemals son derlich gut mit ihm gemeint, und er hätte sich ihm gegenüber recht fest auf seine Füße stellen müssen. — Jedenfalls im poniert er mir, trotzdem er arm und unbekannt ist, viel mehr, als der Legationsrat von Appen-Ellinger." Ein dankbarer Blick aus Lianes Augen traf Jngebora. „Gelt, er ist ein ganzer Mqnn? So unverbraucht, so jung, trotz aller Arbeit und Sorgen die ihn plagen. Und so fröhlich kann er sein, Inge. Ich glaube, um dieser golde- nen, sonnigen Fröhlichkeit willen, muß ich ihn lieben. Gegen- sätze ziehen sich bekanntlich an. — Er will keine reiche Frau, hat er einmal gesagt." Liane senkt« traurig das Köpfchen. — „Er will dem Geld seiner Frau nichts zu danken haben, nur seiner Arbeit." Sie traten durch das Tor einer der großen Mietskaser nen und stiegen vier Treppen empor. „Matthias Aumüller, MÄschule" stand auf einem Porzellanschild an einer Tür, die der Treppe gegenüberlag. Eine alte, freundlich aussehende Frau öff nete auf das Klingelzeichen und half den jungen Mädcken beim Ablegen. Dann öffnete sie eine Tür am Ende des Flurs, die nur angelehnt war. Sie traten in ein großes Gemach, durch dessen gardinen lose Fenster das Licht auf eine ganze Anzahl blonder und dunkler Mädchenköpfe fiel, die bereits bei der Arbeit waren. Einige zeichneten an einem breiten Tisch am Fenster. An dere standen vor ihren Staffeleien mit der Palette in der Hand. Unter letzteren war auch Grace Hiorns. Sie hatte eine große Malschürze um und wandte eben das schöne, rotblonde Haupt nach den beiden Eintretenden. „Der Meister ist noch nicht erschienen", sagte st« und schüttelte ihnen die Hände, daß sie schmerzten. Sie müht« sich an einer total verzeichneten Landschaft herum, die vor ihr auf der Staffelei stand. Ihre großen, kalten Augen mu sterten verstohlen Ingeborg, die sich an dem Zeichentisch nie- verließ. Es war etwas anderes, was uns zum S. Jugendtreffen der _ utschen Turnerschast nach Hirschberg rief, al» sonst zu Turn- und ' Sportfesten; den» diesmal galt es nicht zu zeigen, wer tm Wett- ! tampf der Meister sei oder wer Gewaltiges leisten konnte. E» war die Erfüllung des großen Gedankens unseres Jugendführers Neuen dorff: Führet die Jugend in Weihestunden zusammen! Fühlet sie ein, in das, was unserem Turnvater das Heiligste war: deutsch sein, deutsch lieben und deutsch handeln! Bereitet die Jugend vor zum Dienste am Baterlande, der von dem hohen Gedanken der Volks einigkeit getragen wird! Haltet die Jugend frei von der Partei schablone, frei auch von dem leider unsinnigen Streit zwischen Tur- nen und Sport! Gebt der Jugend Gesundheit und Kraft! — Darum Vie Jugendtreffen 1922 in Weimar, 1924 in Marburg und am 1. August in Hirschberg. So war denn auch das Losungswort deut- icher Jungen und Mädel in den letzten Wochen: Auf nach Hirsch, berg! Mit 20 Jungens, im Alter von 14—18 Jahren stehend, trat denn auch ich am Dienstag abend die Wanderfahrt nach Hirschberg an. Die Anfahrt ins Jsergebirge brachte uns bis Reichenau. Hier wurden wir von unserem 1. Gaumännerturnwart Hewert gegen .'.<10 Uhr am Bahnhof empfangen und in das 1. Quartier, die Turn- Halle zu Reichenau, geleitet. Auf einer großen Ringkämpfermatte träumte wohl mancher von dem, was die nächsten Tage ihm an herrlichen Aussichten und klarem Sonnenschein bringen sollten. Nachdem uns unser lieber Turnbruder am nächsten Morgen ^5 Uhr aufs herrlichste bewirtet hatte, begann der 1. Wandertag: Durchs Jsergebirge. Kalt war die Morgenluft. Nebelschwaden umlagen die Tafelsichtei Regenspritzcr ab und zu, als wir uns aus den Weg nach Cunners dorf machte». Die Schmalspurbahn brachte uns nach Friedland. Von da aus gi. :g es nach Weißbach an der Tafelfichte. Da wir nur Fahrkarten bis Heinersdorf erhalten hatten, mußten wir im Zuge nachlösen: eine überaus schwierige Ausgabe für den Zugschaffner, der nicht begreifen konnte, daß 20 mal 22 — 2,40 -st ist und nicht 2,80 -st. Der Zug erlitt darum gegen 10 Minuten Verspätung, weil erst der Bahnhofsvorsteher in Heinersdorf befragt werden in»hte. „Na, Jungens, ihr seid doch sicher aus der Lausitz!" klang es plötzlich i^ben uns- In unserem Abteil saßen vier ältere Herren im Alter von über 60 Jahren aus Neusalza-Spremberg, echte Lau sitzer Gestalten, die — das sei besonders hervorgehoben — am selben Tage über Wittighaus, Jakobstal bis Schreiberhau wandern wollten. „Sie wollten auch etwas von der Welt sehen!" Wir tra fen sie am nächsten Tage bei strömendem Regen in der Nähe der Wiejenbaude. Männer von über 60 Jahren, die noch zu Fuß bis auf die Schneekoppe wollten!! Wer macht es ihnen nach? In Weißbach trennten wir uns von ihnen und wanderten durch das Wittigtal, die Serpentinen der Paßstraße mehrfach schneidend, über die Brücke der Weihen Wittig zum Wittighaus (841 w). Nachdem wir uns hier gestärkt hatten, zogen wir bei schönem Wetter die Jjcrstraße entlang, ansteigend zur Kammhöhe, abwärts nach dem herrlich gelegenen Klein-Jser, eine der höchsten Ansiedlungen des Jsergebirgcs. Vor uns lag der höchste Basaltkegel Mittel-Europas, der Buchberg (999 m). Unser Weg führte uns nun an der Kleinen Iser entlang, die vor wenigen Tagen sich wildreißend einen neuen Weg suchen wollte. Wie mag hier das Unwetter gehaust haben! Furchtbar waren dis^Verheerungen, die wir auf dem Wege nach Karlstal schauten. Brücken waren weggerissen, andere halb zer stört, so daß ein Begehen als „lebensgefährlich" gekennzeichnet wurde. Und das Schlimmste: der Wald! Hier hatten im vorigen 'November Stürme böse gehaust. Man liest ost von Unwetterns Daß aber Bäume von solcher Stärke und in solchen Mengen ein fach wie dünne Hölzer umgeknickt waren, teilweise den Weg ver- Auf Vie Schireßroppr« Unser« Hoffnungen war«»zu «asstrr es r«xt« s Auch dann nach, aü wir durch d« herrlich gelegenen tippelten. Mr wollten darum den Leg abkürzen und , -inen steilen Abhang hinunter «« den ' ' Aupa wild und übervoll dahlnsloß. ! Brunnenberg (1S70 w) in seltener Kl, rend im NO. die Schneekop , i seltener Klachett vor uns liegen. MM' Schneekopv« sich hatte tüchtig einsacken lmfin. Am ' gedachte hi« der Worte Paul Kell«:» in seiner «rgötzllchenM- schichte: »Her Bergkrach", wo der Zotaberg der vMeievqnm.'M^ ruft: „Schniekuppe, du bist am Ssftesten benabett." Neu« N«M masten rasten herab, neu« Regenmengen mit sich brinaepd. so SU wir in Häusern, unter «Lumen Unterschlupf suchten. An der Lentz, schmiede vorüber ging e, dann aufwärts, tm steilen Anstieg dW - Plan« zu. Vom Brunnenberg herab stünüen sich Silberbach«. M und zu ließ der Regen nach und von der Stelle, auf der vor Jahr«« durch Lawinen ein Bergführer tödlich abstürzte, hatten wir den schönsten Blick über den Grund, wett, weithini von olle« Leitet, wälzten sich neue Nebelmassen heran, «in selten schöne» LchauspH, das Toben der Natur. Je höher wir kamen, desto gewaltiger wurtzx der Wind. In einem pi" aphischrn Atelier ließen wir unsew Sachen zurück und begai m den Ausstieg auf die Kopp«. An einem Reiseführer los ia, :r etwa «0 Tage sind heiter." L« uns wurde aber das Wette: ,nmer hellerer. Der Sturm tobt«, daß er uns fast abtrieb. Er peitscht« un» Ei» und Regen in» Gestchd Nebelschwaden verhinderten jede Ausslcht. Aber wir waren obmf, 1605 m über der Nordsee, auf Mitteldeutschland» höchstem Ber« In der böhmischen Baude kräftigten wir un», und dann ging « unter fröhlichem Geplauder, dem Rübezahl zum Trotz» hinab vWd den Melzergrund nach Krummhübel. Hier war endlich schönmq» Wetter. Es regnete nur ganz wenig. Di« Bahn brnchk uns nach Erdmannsdorf, wo wir im Schloff« eine «ttMt ordentlich freundliche Aufnahme fanden. Das Schloß, da» bi» ÜiL Kron-Fideikommihgut war, ist seitdem Privatbesitz und gchörtmt 6 Jahren dem Fabrikbesitzer G. Rudolph au» Walddorf b. Elba«. Ich hatte ihm zuvor geschrieben. Im früheren Wintergarten w« uns ein dickes Strohlager bereitet. In der Waschküche könnt« wir unjere Sachen zum Trocknen aushängen. Bon XS We abends bis früh 9 Uhr unterhielten wir dauernd ein kräftig«» Hotz- euer. Bis 12 Uhr und von 3—6 Uhr haben wir zu vieren Nacht wache gehalten, Sachen umgehängt, gefeuert, gesungen und « ge- pielt. Die Verpflegung war vortrefflich. Wir haben zu dreien m ?er herrfchastlichen Küche gesessen und X Std. lang Kaffeebohnen gemahlen — ein Vorrat für eine Nöpsige Familie auf S Woche». Der Kaffee, die dick mit Butter versehenen „Stullen" mundeten, und die erfochtenen Eier lieferten eine gute Zuspeise. Den nächsten Vormittag verbrachten wir bei regenfreiem Wetter tm herrlichen Schloßpark, in der Nähe der großen Teiche, betrachteten auch am nördlichen Ufer des Inselteiches den 5 w hohen Bogen, der Äs dem Unterkiefer eines Wals gebildet ist. Schnell verrannen hi« Stunden in diesem so gastlichen Erkmannsdorf — und nun ging ist nach Hirschberg. Hier kamen wir gerade an, als der Sonderzug die Rheinländer brachte. War das ein begeistertes Heilrufen. Hirschberg HM» Ach wohl vorbereitet zum Empfang der vielen Tausenden. Rstchach 10 000 Jungens und Mädels, aus allen Teilen de» deutsch«» LäM des waren trotz der schweren wirtschaftlichen Rot und d«k ewDg zentralen Lage Hirschbergs zusammengekommen. 10000 nachte Hirschberg und seine Vororte beherbergen. Mit drei der Mitwme- dernden hatte ich meine Bleibe in Boberröhrsdorf in einer Schema bei einem Landwirt erwischt. 17 Rabenauer teilten sich «t « das dicke Haferstrohlager. Den Sonnabend verbrachte ich d«Wst in Boberröhrsdorf. Auf allen Plätzen der Stadt al» auch in du» Vororten fanden öffentliche Teeabend« bei Sang, Spiel und Plstst derei statt. Am nächsten Morgen war um 8 Uhr in der Gnaden kirche eine erhebende Morgenfeier. Das Gotteshaus «ar überfistch als bei leisem Orgelspiel der Einzug der Wimpelträger erftchv^ Welch buntes Bild all die vielen hundert farbiger Wimpel. Dm und Augen gaben dem harten, unschönen Gesicht Bedeutststg und verrieten ein reiches Innenleben. Und wie Sonnenschein leuchtete es aus den.dunklen Lugen, herzbezwingend und est« dere froh machend. Es war das Leuchten einer schönest Seele, über dem man das Unvorteilhafte, Häßliche der Ai- sichtszüge vergaß. Der Maler betont« nicht mit Absicht den Künstler'N Kleidung und Aeußerlichteiten. Sein tadelloser, grauer Ast zug verriet einen guten Schneider, die großen Hände war« gut gepflegt. Er trug keinen Bart, und nur die dichte, dunkle Mähne über der Stirn gab ihm ein geniales Mjs« sehen. „Fräulein Iansson, Ihre letzten Entwürfe haben mir recht gut gefallen. Sie verraten Talent und viel Hingabe an die Arbeit. — Das Kunstgewerbe ist Ihr Feld, Sie könn ten da vielleicht noch einmal Bedeutendes leisten. — Aber freilich" — bedauernd zuckte er die Achseln — „auch eifer süchtig ist die Kunst: Den ganzen Menschen fordert sie chch duldet keine Götter neben sich. Ein freudiges Rot war über Lianes Wangen gehuscht bei den Worten der Anerkennung. Aber dann senkt« st« wieder traurig den Kopf. Ja, freilich, da war er wieher, der leise Tadel, der sich hinter seinen Worten barg: „Du, di« du wandelst auf den Höhen des Leben», was weißt du davon, wie viel Lohn und Lustigkeit in der Arbeit liegt, an die wir anderen hingegeben sind in rastlosem Schaf fen um das tägliche Brot. — Den Segen der Arbeit, den spürt wohl der nur ganz, dem sie Lebenszweck ist. Sei «s auch Frondienst im öden Tagwerk, sei es sm heißen Kampf mit der Pflicht. Was weißt du davon?" . . . Da sagte das Meretlein: „Lange hat der Matthias über deinen Entwürfen ge sessen, Liane. Hat verglichen, deine und die meinen, und du hast den Sieg davongetragen. „Soviel Großzügigkeit liegt in den Arbeiten", hat er gesagt. Ich hätt' mögen ganz eifersüchtig werden." Da war es wieder, das leise, ftohe Glücksgefühl, da» ihr das Herz höher schlagen ließ. Stumm drückte Lian« de» Meretleins Hand. Nach der Stunde winkte ihr diese: „Laß die andewn einstweilen voraufgehen", sagte sie leise. „Er will dir seist Bild zeigen, ehe er es einschickt. Von den anderen soll «s niemand sehen, nur du, hat er gesagt." „Nur du", klang und jauchzte es in ihrem Herzen. „Nur du". „Warte ein wenig auf mich an der Straßenbahn, Inge, ich komme sofort nach. Ingeborg ging inmitten dem Schwatzen und Lachen -er anderen di« Treppe hinunter. Unten kam Grace an chre Seite. Die Hände tief in den Taschen de» eleganten Petz mantel» vergraben, schlenderte sie neben ihr. (Fortsetzung folgt.) ' Der Sächsische Seste. Wi!WWW!ii!W ' Vorstand. "AW »NAG llliiiiiiül I 20 uhen l. rri4 srsi rA«. I2« »20 »2« Del S Llhr: inlung WWWWiliM ude I -20 !lgst M,
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