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und Anzeiger Mr das Erzgebirge verantwortlicher Redakteur- 7rl» HnftvU. Für die Inserate veiantwortlich: Welter krai,. Beide in Aue i. Lrzgeb. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbellage: Illustriertes Sonntagsblatt. m. b. lf. Sprechstunde der RedaVon mit Ausnahme der Sonntag» nachmittag, von «—s Uhr. — Lelegramm-Adreff«: Tageblatt Au». — Fernsprecher in Aue i. Lrzgeb. Für unverlangt eingesandt« Manuskript« kann Gewähr nicht geleistet «erden. — ! Bezugspreis: Durch unser« Boten frei in. Hau, monatlich »0 pfg. Bet der Geschäftsstelle abgeholt monatlich pfg. und wSchentlich 10 pfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich I.LO Mk. — Durch den Briefträger frei ins kjaur vierteljährlich 1.-2 Mk. — Einzeln» Nummer <0 pfg. — Deutscher Postzeitung»- katalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Annahme von Anzeigen bi, spätesten, Uhr vormittag». 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Der Vatikan richtete ein scharfes Ultimatum an die spanische Regierung, so daß ein völliger Bruch in den t> eid erseitig e n Beziehungen erwartet wird. HW- Mutmaßliche Witterung am SV. Juli: Südostwind, Heiter, »arm, trocken, Gewitterneigung. -Mc RiMche Pottttk. Seit einiger Zeit tauchen bald von der einen, bald von der andern Seite Nachrichten auf über bevorstehender Zusam menkünfte zwischen dem deutschen und russischen Kaiser, sowie von den beiderseitigen Ministern des Aus wärtigen. Zuerst hieß es, Kaiser Wilhelm werde anläßlich sei ner diesjährigen Nordlandreise mit dem Zaren zusammentreffen, dann wurde berichtet, die Entrevue werde erst später erfolgen, und jetzt liegt die Nachricht vor, Iswolski werde im September mit Herrn von Kiderlen-Wächter zusammenkommen. Es wird dieser inzwischen von anderer Seite bereits wieder dementierten Meldung noch hinzugefügt, daß man gleichzeitig in Petersburger Hofkreisen immer bestimmter von einer Begegnung der beiden Kaiser spreche, obgleich der Ort der Zusammenkunft noch nicht genannt werde. Wenn es sich auch bei dieser letzten Mitteilung nicht nur um eine Kombination handelt, dann könnte vielleicht diese Zusammenkunft in Darmstadt erfolgen, wo die beiden Monarchen sich schon wiederholt gesprochen haben. Denn vor eini gen Tagen kam aus Frankfurt am Main die Nachricht, der Zar werde zuin Besuch seiner hessischen Verwandten im Friedberger Schlöffe erwartet, eine Meldung, die viel Wahrscheinlichkeit für sich hat, obgleich man in Darmstadt noch nichts davon wissen will. Eine Begegnung der beiden Monarchen wäre sicherlich von Bedeutung, wenn auch im allgemeinen den Zusammenkünf ten der Oberhäupter von großen Staaten lange nicht mehr die große Wichtigkeit beigelegt wird, wie in früheren Jahren, als sie noch seltener waren. Durch die hauptsächlich vom verstorbe nen König Eduard eingeführten Rundreisen sind derartige GÄrevuen in ihrem Wert für die Meltpolitik ganz bedeutend herabgqsunken. Auch Kaiser Nikolaus ist im Laufe der Zeit wiederholt, außer 'tziit unserem Kaiser und König Eduard, mit anderen Monarchen und dem Präsidenten der verbündeten fran zösischen Republik zusammengcSommen.Md hat stets die Frie denspolitik Rußlands besonders betont. Deshalb muß es apffallen, daß vor einigen Tagen ein bekanntes Mitglied der russischen Duma, GrafBobrinsky, in Belgrad einem Jour nalisten gegenüber sich recht kriegerisch Ausgesprochen hat. Gr knüpfte an die Befestigung Kronstadts an, die in erster Linie sich gegen Deutschland richte, von welcher Seite angeblich Ruß land Gefahr drohe. In chauvinistischer Weise trat dieser Herr Wr den Zusammenschluß aller slavtschen Völker ein und lobte über das Bohnenlied Herrn I »wo l«ki. der beim Zaren keineswegs in Ungnade gefallen sei, sondern sich allent halben in Petersburg der größten Sympathie erfreu«. Ob Bo- brinsbs mit seinen Ansichten vereinzelt dasteht, oder ob der von ihm gepredigt« Deutschenhaß in Rußland allgemein verbreitet ist, läßt sich von hier aus nicht beurteilen. Kaiser Nikolaus har au» seiner Freundschaft für seine Stammesgenossen niemals ein Hehl gemocht, er hat bet jeder Gelegenheit den Fürsten von Montenegro ausgezeichnet, und auch Bulgarien wär« ohne ihn wohl niemals Königreich geworden. Daß er aber ein Feind Deutschland» ist, dürste kaum zutreffen, denn die Erfahrung hat gelehrt, daß er stet» bestrebt war, mit un» in Frieden zu leben. Wrft «Älow hielt an den Trcchitionen Bismarck» fest, de. immer die Bedeutung guter Beziehungen Mischen Deutschland und Rußland in den Vordergrund seiner großzügigen Politik stellte, und Herr von Bethmann-Hollweg besitzt auf dem Gebiete der: auswärtigen Politik nicht solche Erfahrungen, daß er in dieser Hinsicht eine Aenderung riskieren könnte. Unser Kaiser aber läßt keine Gelegenheit vorübergehen, seine Wert schätzung für den östlichen Nachbar besonders zu betonen. Ruß land befleißigt sich den anderen Staaten gegenüber ebenfalls der größten Zurückhaltung, wie die vorübergehende Spannung mit Oesterreich gezeigt hat und hat durch seinen neuerlichen Ver trag mit Japan bewiesen, daß es weit davon entfernt ist, sich in neue Verwicklungen zu stürzen. Denn chauvinistischen Aeuße- rungen des Grasen Bobrinsky muß man daher wohl jede Be deutung absprechen. Politische Tagesschsm «ne, 29. Juli. * Beteranen-Beihilfe. Wie verlautet, hat der Reichs kanzler im Auftrage des Kaiser» eine Beschleunigung der noch immer währenden finanziellen Vorarbeiten für die den Veteranen zugedachte Staatshilfe veranlaßt. Es besteht an lei tender Stelle der feste Wille, die Aufbringung der Mittel für die Vertancnbeihikfe Lis spätestens zu der bevorstehenden vierzig jährigen Wiederkehr der Errichtung des deutschen Kaiserreiches durchzuführen. * Deutschlaad und da» protestierend« Nicaragua. Die Pro ¬ testnote der Republik Nicaragua gegen die nordamerikanische Ein mischung wird von dem Berliner Kabinett erst nach Einvernahme mit Len übrigen Dreibundstaaten beantragt werden. Diese Ver handlungen schweben noch. Deutschland wird aber aller Voraus sicht nach irgendein offizielles Vorgehen gegen die Vereinigten Staaten n i ch t mitmachen. , , * Di« Besetzung de« Erzbischosssitz« Posen^Snesen soll nach der Nowa Reforma während der Anwesenheit des Kaiser« in Posen erfolgen. Das Polenblatt will aus guter Quelle wissen, die Regierung sei geneigt, die Stelle noch einmal einem Polen, aber nur einem älteren, anzuvertrauen. Als Aussicht besitzende Kandidaten werden genannt Weihbischof Litowski und Prälat v. Jagdzewski. Allerdings, so meint die Reforma, könnten die Posener Kaisertage auch noch Ueberraschun- gen bringen. Das glauben wir auch. * Kommt oder kommt sie nicht? Das anmutige Rätselspiel geht weiter. Gegenüber verschiedenen widersprechenden Meldun gen will di« Post in der Lage sein, festzustellen, daß tatsächlich an einer neuen preußischen Mah l r echtsvorlag e im Ministerium sehr eifrig gearbeitet wird. Es seien bereits be stimmte Entwürfe ausgearbeitet, die zur Zeit der Beratung der maßgebenden Stelle unterliegen. Wann der Entwurf an den Landtag gebracht werden soll, darüber sei noch keine Entschei dung gefallen. ...... . * Oreste, krltain. Staatssekretär Birrel gob im Eigity- klub die Eiklärung ab, daß die Föd-eration des briti schen Weltreiche» auf Grund eine« allgemeinen Humerle- Gesetzes bevorstehe. Auch im Unierhause herrscht die Ueberzeugung vor, daß das Ergebnis der Verhandlungen -der «chterkonserenz jedenfalls die irrische, vielleicht sogar die schottische Selbstver waltung sein wird. * Schücking H? Der seit etwa 29 Jahren in Tondern am tierende Bürgermeister Rathie teilte der Regierung in Schles wig mit, daß er sein Amt als Bürgermeister und Polizeidirektor niederlege. Ms Grund dieser plötzlichen Amtsniederlegung wird ein Einspruch des zuständigen Landrates in städtische An gelegenheiten angegeben. * Ein offener Bruch der spanischen Regierung mit dem Vati« kan. Dem Berliner Tageblatt wird aus politischen Kreisen Ma drids gemeldet, daß die letzte Note des Vatikans den Charakter eines Ultimatums trägt, in dem die Zurücknahme aller De- trete, insbesondere des Dekrets über die Dissidenten, verlangt wird, bevor eine Weiterberatung über die Reform des Konkor dats möglich sei. Die spanische Regierung könne und wolle sich auf diese Forderungen nicht einlaffen. Man erwartet, fall» der König der Politik der Regierung zustimmt, den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zum Vatikan. Die unnachgiebige Haltung de» Vatikans werde die Regierung mit der sofortigen Ausarbeitung eines Vereinsgesetzes und anderer Maßregeln be antworten, die sich speziell auf den Volksschulunterricht beziehen. Ans dem Königreich Sachse«. Ein«irkung der «rmenunterstützung ans öffentliche Riecht«. Zur Handhabung de» Gesetzes über die Einwirkung von Armenunterstühung auf öffentlich, Rechte vom 21. MArz 1910 UL Wg v»n irz 1999 hat das sächsische Ministerium des Innern in einer Verordnung u. a. folgendes ausgeführt: Das Ministerium des Innern setz Mar der in der Gesetzgebungsdeputation der Zweiten Kammer gegebenen Anregung, daß der Krankenunterstützung die Armen unterstützung wegen Alt«r»gebrechlichkeit oder Erwerbsunfähig keit oder vermiderter Erwerbsfähigkeit gleichgestellt, also die Ausübung öffentlicher Rechte auch durch solche UnteHtiitzüngsfälle nicht beschränkt werden solle, nicht beigetreten, es habe aber da für zugssichert, daß der Begriff der Krankenunterstützung von allen mit der Handhabung des Gesetzes betrauten Behörden in durchaus entgegenkommender und weitherzigster Weise werde ausgekegt werden. Das Ministerium erwarte daher, daß das Ge setz entsprechend dem sozialpolitischen Geiste, in dem es. erlassen mpxdeir sti, diese zugesagte Auslegung jederzeit in allen feinen Punkten bei den beteiligten Behörden erfahre. Weiter habe da» Ministerium des Innern in der genannten Deputation erklärt, daß es Schulkinderspeisungen und Fälle von Für sorgeerziehung als unter Ziffer 3 des Gesetze» mitfallend ansehe und unter vereinzelten Leistungen zur Hebung einer augenblicklichen Notlage,im Sinne von ZWr 4 des Gesetzes auch solche Unterstützungen verstehe, die in Fällen vorübergehender Arbeitslosigkeit, «sonders infolge außerordentlicher Notstände, gewahrt würden. Auch hiernach sollten sich die be teiligten Behörden jederzeit richten.. Endlich chird in.der ver, ordnung noch darauf,.hingapiesen, Laß all«, was im Vorstehen den A Hinblick auf La- sächsische Gesetz yom 21. März — gesprochen worden sei, ebenso bei der Anwendung der tenden Vorschriften des Reichsgesetzes über die Einwh Armenunterstützung auf öffentliche Rechte vom 15. A zu befolgen sein würde. * Wiesa bei Annaberg, 28- Julii I ug e»dlich« Mes ser st « ch e r. Zwei auf hiesigen Mtergutsfluren beschäftigte Schul knaben im Alter von 12 Jahren kamen beim Heuwenden m Streit, wobei der eine sein Messer zog und damit den anderen in den Rücken stach, daß dieser blutüberströmt ohnmächtig nkederfiel und sofort in ärztliche Behandlung gegeben werden mußte. Sein Zustand soll besorgniserregend sein. * tzlnerhych i. P., „28. M. Eipwe t s u ng. Leiter der Königl. Amtshauptmannschaft Auerbach, Amtshauptmann von Nosti z-Wallwitz, wird am 1. Äugust im VeihaMungs- saale der Amtshaupftnannschast durch Kreishauptmann M L-rqu- stadt aus Zwickau in sein Acht eingewicsen. — Das n e Bezir ks fiechen stift, bas erst.vor einigen Wochen seiner, Be stimmung übergeben wurde, ist bereits von etwa SO Siechen be- wohnt. . - . ^1 , . j * Rodewisch, 28. Juli. E l e k tr i sch er « n s ch.lnchp.An das hiesige Elektrizitätswerk werden die beiden Orte Röthenbach und Wildenau angeschloffe«. Der Betrieb wird am 1. September eröffnet werden. — Ein Kind verbrannt. In Bürmchen bet Waldkirchen ist ein Wohnhaus durch Feuer zerstört worden. Hierbei kam eir» dreijähriges Kind in den Flammen um. Fünf Familien wurden obdachlos. * Themnstz, ?8. Juli. 0 d e S f a ll.„ In SpiegM,,jstr bayrischen Wald starb infolge eines Schlaganfalles am VoMepd seines Geburtstages der hekangje ..Großindustrie Ernst Uetz - 0 l d, der Inhaber der Drahtbürsten- und HolzwarenfahzÜ Wold, in Chemnitz. Zu dem wirtschgftlichfn. Ssusschwang der Cheaznitzer und sächsischen Industrie hat ter Verstorben«, dessen Fabrik deute 500 Arbeiter zählt und zwei Filialen in Spiegelau sowie in Heidel berg i. Erzg. besitzt, viel beigetragen. — Klotzsche, 2K Juli. Die Gartenstadt Heller»» bei Klotzsche schreitet in ihrer Entwickelung immer mehr voran. Am 1. Juli konnten 58 Kleinhäuser bezogen werden, so daß Pi« Genossenschaft jetzt 84Häusermit9S Wohnungen -esttzt. Neue Häusergruppen find im Bau. Zum 1. Oktober sollen ins gesamt 159 Wohnungen fertig sein. , — Pirna, 28. Juli. Tschechische Masseneinwan derung. In der letzten Zeit haben hier zahlreiche tschechisch« Masscneinwanderungen stattgefunden. In den Leiden letzte» Wochen sind au» Qberleutensdorf In Böhmen und in umliegen den Ortschaften über SO tschechisch« Bergarbeiter- famtlien nach den sächsischen Kohlendistrikten wie auch in das westliche Industriegebiet Sachsen» «ingewandert. — Riesa, 28. Juli. Wagenunfall. Geistern nachpzit- tag kam vom Kaiser Wilhelmsplatz her ein führerlose» Gespann dahergerast und stieß gegen einen Gaskandelaber. Durch die Wucht de» Anpralles wuäw da» Geschirr zertrümmert, tn» Tier stürzt«, sprang aber wieder auf und jagte davon. Der Ga». kandelaber ist ebenfalls demoliert. Wie e» heißt, ist da» Pferd aus dem Pionierübungrplatz Neuweida durchgegangen, wöbet hi« Insassen au» dem Wagen geschleudert wurden.