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L Beilage zu Nr. 156 de» Auer Tageblatte» und Anzeiger» für da« Erzgebirge. Sonnabend, den 9. Juli 1910. Politische Wochenschau 'gp Der Mini st «»wechsel in Preußen und im Reiche hallt noch immer nach. Lebhafte Komentare knüpfen sich an da» Drum und. Dran. Immer mehr verstärkt sich der Eindruck, daß Herr von Bethmann Hollweg hat reinen Tisch machen wollen, um sich mit Männern seine» Vertrauens zu umgeben. Auch der Austritt des Freiherrn von Rheinbaben scheint nicht ganz ohne politischen Hintergrund gewesen zu sein. Wie sich die Dinge jetzt gestalten, kann man mit ziemlicher Sicher« heit annehmen, daß nicht lediglich der Wunsch, auf dem Posten eines OLerpräsidiums der Rheinprovinz Ruhe vor den politi schen Kämpfen zu suchen, allein ausschlaggebend gewesen ist. Ls mußte schon auffallen, baß in der dem Minister nahestehenden Kreuz-Zeitung ausdrücklich betont war, daß das Rheinbaben- sche Demissionsgesuch ohne Vorwissendes Herrn von Beth mann an den Kaiser abgegangen sei, während doch sonst ein ausscheidender Ressortschef hiervon vorher den Ministerpräsi denten zu benachrichtigen pflegt. Später ließ das genannte Blatt auch durchblicken, daß gewisse Reibungen bestanden hätten und diese haben sich wohl nicht nur auf Differenzen mit deni Staatssekretär des Reichsschatzamtes, Wermuth, erstreckt, sondern es ist allem Anscheine nach auch nicht ohne kleine Aus einandersetzungen mit Herrn von Bethmann Hollweg abgegan gen. Wie dem nun auch sein möge, jedenfalls ist jetzt Herr von Rheinbaben Oberpräsidcnt in Koblenz und der Magdeburger Obevbürgermeister Lentze Finanzminister. Man hat verschiedentlich in der Berufung des neuen Finanz ministers eine Konzession an die Nationallibera len sehen wollen. Ob das aber tatsächlich der Fall ist, entzieht sich vorläufig wenigstens allgemeiner Wissenschaft. Wahrschein lich ist Herr Lentze nur berufen worden, weil man in ihm einen tüchtigen Verwalter der preußischen Finanzen erblickt. Dagegen spricht Vieles dafür, daß Herr von Bethmann Hollweg keines wegs vollständig in einseitigem Fahrwasser schwimmen will, daß er, wie er bereits bei seiner kurzen Antrittsrede im Reichstag ausgesprochen hat, vielmehr eine Politik der Sammlung betreiben will. Die Notwendigkeit einer solchen dürfte sich ihni aus den Resultaten der letzten Ersatzwahlen ergeben haben, die auf das Deutlichste zeigen, wessen wir uns bei den n äch st en Reichstagswahlen zu gewärtigen haben. Zur Bekämp fung der Sozialdemokraten will wohl Herr von Bethmann Holl weg die mittleren und rechtsstehenden Elemente einigen, in der Hoffnung ,daß er damit ebenso Erfolg haben wird, wie Fürst Bülow nach der Reichstagsauflösung bei den Januarwahlen des Jahres 1907. Ob diese Hoffnung in Erfüllung gehen wird, kann freilich mehr als fraglich gelten. Denn auf der einen Seite ist die Mißstimmung im Volke zu groß, andererseits dürfte auch der schroffe Hader zwischen den bürgerlichen Parteien selbst derartigen Bestrebungen kaum günstig sein. Wohl im Hinblick auf die wünschenswerte Beschwichtigung der Gemüter wird auch berichtet, daß Herr von Bethmann Hollweg im preußischen Land tage sehr schnell einen neuen Wahlreformvorschlag ein bringen wolle. Ob er in Lieser Hinsicht mehr Glück als das letztemal haben wird, ist recht unsicher. Es kann vielleicht sogar dahin kommen, daß ein neuer Wahlrechtskampf die Gemüter noch weiter erregt und daß sodann das Gegenteil von dem erzielt wird, was man anstrebte. Eine wirkliche Klärung hat nach alle dem unsere innerpoltttsche Lage durch den Wechsel in den höchsten Staatsstellen kaum erfahren. Mit einer schwierigen inneren Situation hat man jetzt auch wieder in der Donaumonarchie zu kämpfen. Kaum ist endlich einigermaßen Ruhe in Ungarn eingekehrt, so geht es in der österreichischen Reichshälfte nun erst recht los. Man hat den Reichsrat schließen müssen, weil es nicht möglich war, die slove- nische Obstruktion wegen der Frage der italienischen Fakultät nieder zu zwingen. Die Regierung wollte es sich angelegen sein lassen, endlich den italienischen Wünschen entgegenzukommen, um Ruhe zu haben und aus diesem Grunde hatten sie eine entspre chende Vorlage im Parlament «ingebracht. Hier erhob sich aber scharfer Widerstand, namentlich von slooenischer Seite aus, der schließlich in eine Obstruktion durch die Slovenen ausartete, wo bei es zu recht unliebsamen Szenen kam. Mit den Slovenen allein wäre man schließlich noch fertig geworden, wenn diesen nicht im letzten Moment die Polen Leigesprungen wären, die da meinten, das, was dem einen billig, auch dem anderen recht sei. Sie traten nun ihrerseits, mit der Forderung auf, daß der Bau des Donau—Oder-Kanals in Angriff genommen werde, was die Regierung angesichts der mißlichen Finanzlage ablehnen mußte. Darauf sind auch die Polen in Obstruktion getreten so daß schließlich die gesamte parlamentarische Arbeit lahmgelegt wurde und nichts anderes übrig blieb, als den Reichsrat zu ver tagen. Diese leider unabwei,glich notwendige Maßnahme hat auch für die cingeürachte Finanzreform böse Folgen, weil deren Erledigung auf diese Weise beträchtlich verzögert wird, und Millionen dem österreichischen Staate verloren gehen. Diese österreichische Finanzreform hat im übrigen eine Ähnlichkeit mit der letzten deutschen, indem auch hier neue Steuern auf Erb schaften, Dividenden und Tantiemen sowie eine Erhöhung der Einkommensteuer vorgeschlagen wird. Ihre Verabschiedung wird sich, wie es den Anschein hat, unter den obwaltenden Um ständen ebenso lange hinziehen, -wie es bei uns der Fall war. Mißliche innere Verhältnisse drohen auch wieder einmal in Frankreich und zwar ist es wiederum ein großer Streik, der ben Machthabern viele Sorgen macht. Die Eisenbahner sind willens, zur Durchsetzung ihrer Forderungen in den Gene ralstreik zu treten, indem sie hoffen, durch Lahmlegung des gesamten Verkehrs zum Ziele zu kommen. Ein derartiges Ge waltmittel würde dein gesamten Staatsleben schwere Wunden schlagen und die französische Regierung trifft daher bereits ihre Gegenmaßnahmen. Ähnlich wie seinerzeit in Italien plant sie die Einberufung der militärpflichtigen Eisenbahner, die man als dann auf diese Weise zwingen will, Dienst zu tun. Dabei könnte man aber leicht in ein Wespennest greifen und das Unheil nur noch vergrößern. Jedenfalls droht Frankreich eine schwere Kala mität und es wäre dringend zu wünschen, daß es zu einer Eini gung kommt, bevor zu den äußersten Mitteln gegriffen wird. Auf dem Gebiete der Außenpolitik steht noch immer der Orient im Vordergründe des Interesses und diesmal nicht bloß der nähere, sondern auch der fernere Osten. Hier ist jetzt ein Abkommen geschloßen worden, dessen Tragweite nicht hoch genug eingeschätzt werden kann: Rußland und Japan haben ein Eisenbahn abkommen getroffen, das nicht nur in Wirtschaftlicher Hinsicht von großer Wichtigkeit ist, sondern auch auf da,s politische Gebiet hinüberspielt, da man sich gegenseitig di« Respektierung der Interessengebiete zusagt und die Aufrecht. «Haltung -es statu» ijuo vereinbart, mit der Maßgabe, gegen jeden Dritten vorzugehen, der hieran rütteln würde. Damit ist die Rivalität zwischen beiden bisher einander feindlich gegen« überstehenden Mächten gebrochen, man hat eingesehen, daß es am besten ist, sich gütlich zu einigen, um nicht andere al» lertiu« gaullvui! zu sehen. Dieser Dritte ist Nordamerika, das mit allen Kräften in Ostasien festen Fuß zu fassen und die andere Konkurrenz hinauszudrängen sucht. Schon der famose Vorschlag auf Internationalisierung der mandschurischen Bahnen zeigte deutlich genug, wohinaus man wollte. Diesem Bestreben der Ver einigten Staaten dürfte jetzt durch den neuesten Vertrag ein Rie gel vorgeschoben sein. Im näheren Orient dagegen zeigen die Ding» kein so freundliches Gesicht, wenngleich vieles daftir spricht, daß die jetzt einigermaßen energische Intervention der Mächte ihren Eindruck auf die aufsässigen Kreter nicht verfehlen wird. Während man bisher den Forderungen der Mächte den schärfsten Widerstand entgegensetzte, soll man nach beiden Nachrichten zu einer gewissen Nachgiebigkeit bereit sein, nachdem die fremden Kriegsschiffe im Hafen von Kanea vor Anker gegangen sind und die Landung fremder Truppen drohen. Was aber bei alleedem herauskommen wird, wissen nur die Götter. (Schluß de» redaktionelle« Teils.) llebersllerksltlick Uefer-M «les flsnr. null itsiien stssll. ssbsküezien Einen recht guten Wagenbitter sowie andere hochfeine Liqueure erhalte» Sie billigst in der Apotkeke in lleultäcklel Der beste klulreinigungste« ist Variier ^«e. Echt ur erhältlich in der Apotkeke in veultäcklel. kiÄe mit 8»! Wer mit Oss brütet »panl äLglivk Lolel, Knbwtt unci 2!«i0. Ourck äie eiZenarti^e Kauart cier Oas-Fpparate rvercien vn«1«n sättig«»», uuokl,vknivoit«iick«n unck «»»tone»«»»» uuvnig«»« ^«ttru«»*L. f^lirstulil in alle Etagen. Lrknscliunx^rsum It. Ltsge. -8»cl>»ei>-ail«sdura> »slvn Oieger Rabatt erstreclct sicti suk sämtliche Artikel meines Hauses unci wirä an 6er Ks8se in Zebruckt. /'n /eck«/» Fröre», paraok. ksosr- k»ri ni »mörr/oöa/oösv, -///<§» k. st/1 srisnstrasss 16,16, 20. Wi itislmsirssss 15,17,19, 21. 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