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«I II K K V K rir Walli und ihre Liebe. den und die betrach- mit den zog. hören!" rief Walli laut, drehte sich um und sah ihrer Mutter ernst in die Augen. „Brauchst mich nicht so anzusehen," sagte die Mutter. „Ja, wenn sich weiter kein Mensch um dich kümmern würde! — Aber du weißt doch, daß vorgestern Herr Golmer hier war. Das ist doch gewiß ein ehr licher Mensch . . ." „Dagegen will ich ja gar nichts sagen. Gewiß, das ist er," meinte Walli, Kopf senkend Handschuhe tend, die sie Fingern lang „Aber Mädchen, so sei doch vernünftig und zieh' dich nicht so lang' und so unnütz mit dem Sekretär herum! Ich versteh' dich nicht! — Warst doch sonst immer so verständig!" „Ja, ja — gewiß; du magst ja auch in allem recht haben —" murmelte Walli, noch immer an ihren Hand schuhen ziehend. „Ja, ich habe auch recht!" sagte die Mut ter nachdrücklich. „Und trotzdem —" wendete Walli ein. „Was denn — Skizze von Hans Ostwald (Berlin). kD^ein, Mutter, ich kann es ihm nicht sagen!" ant- " Az wartete das junge Mädchen. Sie stand vor dem Spiegel, der über der Kommode zwischen den beiden Jenstern hing, und -steckte sich den Hut fest. „Du mußt es ihm sagen!" beharrte die Mutter. Sie räumte den Tisch ab, auf dessen Heller Wachs- tuchdecke noch die Tel ler von der Mittags mahlzeit standen. „Es ist ja geradezu ein Berbrechen, das er an dir begeht!" Ihre Lippen zuck ten und ihre Augen sahen starr die Toch ter an. Wie sie so frisch und lieb aussah in dem leichten Som merkleid und dem Hut mit dem schwarzen Band. Wie das blond« Haar leuchtete in dem Sonnenstreifen, der von den hohen Dächern herab kam . . . Wie die rosigen Ohren glühten . . . und wie weiß der Hals aus dem viereckigen Aus schnitt hcrausschaute. Und das sollte nun warten und warten, bis der junge Mensch einmal ein« hohe Stelle erhalten würde! Das wer weiß, ob Peinz Friedrich Wilhel» »,» Preisen IN» seine i-nsie Semnhlin. <Iex> s. 8 rnn. trotzdem? Di« Mut- das je geschah . . . Und ter stellt« die Teller schließlich wurde Malli inzwischen welk und grau. Ihr Haar leuchtete nicht mehr so; die Ohren waren blaß und der weiße Hals faltig, und aus dem schlanken Mäd chen von heute war ein« alte, hagere Person geworden. wieder auf den Tisch. Sie ging hin zu ihrer Tochter und legte ihre Hand auf den Arm des Mädchens. „Ich werde dir was sagen: du tust mir einfach leid. Ich kann das nicht mit ansehen, wie du deine Jugend so unnütz ,Ha, ja — es ist geradezu ein Ver brechen von ihm!" wiederholte die Mut ter, eindringlicher und schärfer als vorher. Walli bastelte noch immer an ihrem Hut. Sie wehrte ihrer Mut ter ab: „Aber red' doch nicht so was!" „Na, wenn du ein bißchen vernünftig wärst, würdest du auf mich hören. Ich mache keinen Spaß. Ich habe doch Erfahrung. Ich weiß doch wie's zu geht . . . Wenn's so weit ist, nimmt er schließlich doch eine mit Geld. Und er hat ja Recht . . ." „Mutter — ich will das nicht immer alle» »er We». l lei, l S. 2I1.>