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2 Vella-e^Ar. 150 de« Auer Tageblatt» und Anzeiger» für da« Erzgebirge. Sonnabend, de« 2. gutt 1S1N. PoMsche Wochenschau. Der Lucanus geht uml — so hieb es früher. Herr von »alrnttnt ist noch nicht allzu lange im Amte, aber in seiner Funk, tion al» Ueberbringer blauer Briese für Minister hat er schon reichlich ,u tun gehabt. Erst die Herren von Moltke und vonArnim, deren Rücktritt sich nach bisher unwidersproche. nen Jnforniationen in einer etwa» sehr unsanften Form voll» zogen halben soll. Und nun ist auch in zwei anderen wichtigen hohen Staatsstellen ein Wechsel erfolgt. Herr von Rhein- baben zieht aus dem Kastanienwäldchen nach Koblenz, und Staatssekretär von Schoen geht al» Botschafter nach Paris, wo der greise Radolin — wohl auf einen deutlichen Wink hin — zurückgetreten ist, um sich angeblich lediglich der Verwal tung seiner großen Liegenschaften zu widmen, der er nach dem Tode seines ältesten Sohne,» nicht mehr länger entziehen könne. Mit Herrn von Nheinbaben tritt eine der markantesten Persön- liAeiten vom Schauplatz seiner Tätigkeit zurück und es ist wohl kaum anzunehmen, datz man ihn wieder an einer leitenden Stelle in Berlin sehen wird. Man hat ihm oft genug nachgesagt, daß er darnach strebe, Reichskanzler zu werden, ob mit Recht oder Unrecht, kann er nur selbst sagen. Jedenfalls kann ihm auch der Gegner die Anerkennung nicht versagen, datz er sich in seinem Wirkungskreis durchaus bewährt hat, ja, daß er es verstanden hat, auf die Geschicke Preutzens einen Einfluß auszuüben, der wett über sein Restart hinau»ging. Einen wirklich politischen Hintergrund hat sein Rücktritt wohl weniger. Es klingt durch aus plausibel, datz ein Mann, der zehn Jahre lang das schwierige Amt des Finanzministers versorgt hat, sich endlich nach Ruhe sehn^ und die sich ihm durch Freiwerden des rheinischen Ober präsidiums bietende Gelegenheit ergreift, sich auf einen duvn retirc» zurückzuziehen. Den Außenstehenden ist die Einreichung seines Entlastungsgesuches ziemlich unerwartet gekommen, ja, es heißt, daß selbst der Reichskanzler in hohem Maße davon über rascht war. Denn Herr von Rheinbaben saß durchaus fest in sei nem Sattel und es war nicht damit zu rechnen, daß er trotz man cher Mißerfolge im Parlament abgeworfen werden würde. Gleich zeitig mit ihm verläßt Freiherr von Schoen das Auswärtige Amt, Paris für die Interessen Deutschlands zu wirken. Ein innerer Zusammenhang zwischen den beiden Demissionen besteht nicht, höchstens insofern, als beide den geeigneten Moment ergriffen, um Lieblingswünsche zu verwirklichen. Man weiß, daß das Stre ben des Herrn von Schoen schon seit langem darnach ging, Nach folger Radolins zu werden, und während seiner Tätigkeit im Auswärtigen Amte widmete er sich mit Vorliebe der Aufgabe, dis Beziehungen zu Frankreich freundlicher zu gestal ¬ ten. Da» ist ihm zweifellos gelungen. Allerdings ist in ge wissen Kreisen die Anschauung verbreitet, datz die«, namentlich in der Mannesmannasfäre, auf Kosten Deutschlands geschehen sei. Wie man denn überhaupt von dieser Sette dem Staatssekre tär vollständige Unfähigkeit auf diplomatischem Gebiete vorwarf und darüber verärgert ist, datz er ausgerechnet nach Pari» al» Vertreter Deutschland» geht. Nun kommt es aber gerade bei einem exponierten Botschasterposten sehr viel auf di« persönliche Beliebthett des Betreffenden an, und in dieser Hinsicht fin det man für Herrn von Schoen «inen günstigen Boden in Paris, von wo die Kommentare zu seiner Berufung überaus sympathisch lauten und gleichzeitig dem Wunsche Ausdruck verliehen wird, daß die so glücklich eingeleitete Besserns der Beziehungen in weiteren Uebereinkllnften sich dartun möchte. Auch seinen Nach folger im Auswärtigen Amte begrüßt man freundlich, wenngleich man im stillen doch die Befürchtung nicht los wird, daß unter ihm ein etwas energischer Zug wieder in die Auslandspolitik Deutsch lands kommen würde, im besonderen auf dem Balkan. Herr von Kiderlen-Wächter hat jahrelang dort gelebt, er kennt die Verhältnisse auf das Genaueste, hat auch mehrfach den Botschafter in Konstantinopel, Baron von Marschall, ver treten, so daß er mit allen Schlichen der gerade dort am meisten intrigierenden Diplomaten auf das Intimste vertraut ist. Unter diesen Umständen wird auch allseitig seine Berufung begrüßt und von ihr für den Gang unserer Außenpolitik Gutes erhofft. Hat Herr von Bethmann Hollweg mit seiner Ernennung eine recht geschickte Hand bewiesen, so kann das Gleiche auch von der Wahl des Magdeburger Oberbürgermeisters Lentze zum Nachfolger Rheinbabens behauptet werden. Herr Lentze steht in politischer Hinsicht den Nationalliberalen nahe, allerdings ohne direkter Parteimann zu sein und durch seine Ernennung zeigt der Mi nisterpräsident, daß er nicht gesonnen ist, eine Politik nach dem Herzen der extremen Rechten zu treiben. Der neue Finanzmini ster gilt als eine Persönlichkeit, die sich auf kommunalem Gebiete überaus bewährt hat und man erwartet nun ein Gleiches von seinem Talent in der Verwaltung der Finanzen. Ob das zu treffen wird und ob feine Berufung einen Einfluß in politischer Hinsicht ausüben wird, muß abg«wartet werden. Die National liberalen haben kürzlich Herrn von Bethmann Hollweg den Fehde handschuh hingeworfen: ob man nach der Umbildung des Mini steriums dabei verharren wird, wird sich über kurz oder lang zeigen können. Eine vollständige Klärung hat man auch nach dieser Rekonstruktion des Kabinetts noch immer nicht, nur das weiß man, daß die Stellung des Herrn von Bethmann Hollweg allem Anscheine nach gefestigt ist und daß er sich mit Männern seines Vertrauens umgeben hat, nach Beseitigung der Maßgebenden, die er von seinem Vorgänger noch mit über nehmen mutzte. Die erregte politisch« Diskussion wird dadurch allerdings noch lang« nicht zum Schweigen gebracht «erden. Im Hinblick auf di« großen Veränderungen innerpolttischen Charakters in Deutschland hat man in der letzten Woche den Vor gängen auf dem auswärtigen Gebiete begreiflicherweise mindere Beachtung geschenkt. In Frankreich hat da» Ministerium Brtand kaum etwa» zu befürchten. Der Ministerpräsident hat vor der Kammer seine Ziele erneut dargelegt und ein beträcht liche» Vertrauensvotum erhalten, so datz man nun in aller Ruh« an die Ausführung der einzelnen Aufgaben herantreten kann. Mißlicher sieht es dagegen wieder in England aus. Die Si tuation schien sich jenseits Les Kanals bedeutend zu verbessern, da die Schroffheit des Gegensatzes zwischen Nationalliberalen und Konservativen anscheinend «schließ; hatten doch bereits zwischen den maßgebenden Persönlichkeiten Besprechungen begonnen. Hier bei ist allerdings nicht viel herau»gekommen. Es heißt, daß die Verhandlungen abgebrochen, ja ganz aufgegeben seien. Dazu kommt, daß ein Teil der Regierungsgefolgschaft unzufrieden zu werden beginnt, die Radikalen erblicken einen Fehler in den gan zen Verhandlungen, die lediglich in Versprechungen gipfeln und verlangen, daß die vom Unterhaus während der letzten Session gefaßten Beschlüsse hinsichtlich des Vetorechts der Lords entschieden durchgeführt würden. Die durch den Thronwechsel herbeigeführte Schonzeit wird ja wohl noch mit Rücksicht auf den Könrg einige Zeit andauern, aber vieles verspricht dafür, daß später der Tanz mit unveränderter H- stigkeit wieder losgehen wird Auf dem Bal' an ist die Lituaricn unverändert, der Aufgang der Krisis läßt sich noch imm'r nicht voraussehen. Der Zwischeni^N zwi'ltcn Rumänien und Griechenland dürste allerdings binnen kurzem vollständig be-gelegt sein, so sehr man auch mit dcm Säbel gerasselt hat, Tagegcn muß man hinsichtlich der Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei sich Besorgnissen hin geben. Die Mächte haben zwar ihre Unterstützung zugesagt, daß auf Kreta nichts passiert, was die Souveränität des Sultans verletzt. Man weiß ober, daß sie die türulischen Wünsche nur lau und mit halbem Herzen unterstützen, was den Kretern sehr wohl bekannt ist. Ob sich ein Zusammenstoß auf die Dauer ver meiden lassen wird, kann als fraglich gelten, denn ein etwaiger Anschluß an Griechenland könnte die türkische Regierung schon im Interesse des eigenen inneren Friedens nicht ruhig hinnehmen. (Schlich des redaktionellen Teils.) Amssiclie llrtikel rill' HrsiibeiiMge in bester kesckakkenkeit empkeklen iSnIvi» a va. Htzuv, Vlai'tt s Mein diesjähriger grosser käumungs-Varkauf stat krsitag, 6eo I. sink begonnen. Ium Verkauf kommen: Lrosse Posten Herren- und jetzt Mk. 10.-15.^20.-25.-28. krülier d>3 Mk. 22.— 2g— 33.— 38 — 48.— Nvaben-klvrüge S.!7- LssMeilMW!.L^" vslrluselkss w« °u- 3." Zwickau Zwickau Löwen-Passage. ME Löwen-Passage. Hintelns Artikel bedeutend unter Einkauf Auf olle reguläre Artikel, als: kerren- und ttnaben-Anrügs, kerren- und knaben-paletots, kosen, kantasiewesten, Ouininiinäntei, Livreen, Sckiafröcke, kodenbekleidung, ...... V/asck- und Lüster-Konfektion, Lerufskisidung usw JE" bedeutende Preisermässigung. 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