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Anders heute! Der Turm überragt die ringum stehenden 'Säume und frei kann das Auge von der Zmne Ausbau in das umliegende Getane halten. — Eine reizvolle, lieb lich« Landschaft liegt da uusgebreitet, eine Landschaft, die lebhaft an Thüringen erinnert. Tausende von Natur- und Heimatfreunden sind im Lause der letzten 28 Jahre hier oben gewesen und alle mutzten bekennen, datz der Schweden stein eine landschaftliche Perle ist, die verdient, recht ost be sucht zu werden! — Dem Turme gegenüber eine freundliche Veranda, in der man Schutz gegen Wind und Wetter hat. — Und an der Nordseite des kleinen Bergplateaus das malerische Raupach' sche Landhaus. Als Rarität sehen wir an ihm ein altes Bier zeichen von anno 1780. — Es fiel mir wahrlich schwer, Abschied zu nehmen! Ich wanderte nun hinüber nach der idyllischen Luchsenburg. Am Tollerwege im Walde die Reste eines ehemaligen Kalkofens. Schon von manchem ist das turmartige Gemäuer für eine Burgruine gehalten worden und zwar für den letzten Rest der alten Luchsenburg. — Ein idyllisches Plätzchen, die Luchsenburg, ein ehema liges Forsthaus mit Gastwirtschaft. Wer seinen abgearbei- teten Nerven einmal Stärkung verschaffen möchte, der gehe einige Wochen nach der einsamen und so lieblich von Wald und Wiesen umrahmten Luchsenburg. Er wird gewiß mit neuem Lebensmut heimkehren. Die köstliche Waldlust wird Wuicher an ihm tun! — Rach der Sage stand die Luchsenburg ursprünglich oben am Westabhange des Hochsteines, die einst vom Teufel selbst aus riesigen Felsblöcken erbaut worden war und zwar als eie» Jagdschloß. Aber durch den Jagdsegen eines frommen Mannes hatte der arme Teufel später kein Glück bei der Jagd mehr. Alle seine Geschosse gingen fehl. Er mußte er kennen, daß ihm ein sogen. Waidmann gesetzt worden war. Darüber ergrimmte der Teufel so sehr, daß er sein schönes Jagdschloß eines Tages selbst zerstörte und voller Grimm di« Felsblöcke wütend umher schleuderte. Daher soll es kom men, daß am Westabhange des Hochsteines so viele Stein blöcke liegen. Aus den Trümmern der zerstörten Luchsenburg sollen dann später Jäger in der Nähe, und zwar am Fuße des Westabhanges des Hochsteines ein Jagd- und Forsthaus er baut ha-en, dem sie zur Erinnerung den Namen Luchsenburg gaben, und jenen Namen führt das einsame Forsthaus heute noch. In früheren Zeiten gab es in den Waldungen rings um den Hoch- oder Sibyllenstein viele Wölfe. Ihnen stellte man dadurch nach, daß man mitten im Walde Gruben anlegte, solche Wolfsgruben finden wir heute noch in der Nähe der Luchsenburg, die in Kriegszeiten den Anwohnern als Zu fluchtsstätte dienten. Rach längerem Aufenthalte in der Luchsenburg stieg ich »um Hochstein empor. Der Weg da hinaus ist nicht zu ver fehlen. Eine kleine Strecke unterhalb des mächtigen Felsen- altares steht am Wege ein« Tafel mit folgender Aufschrift Unser ist der Wald, und unser soll er bleiben! Ruft ihr! — Recht so! — Aber merket: Er wird nur dann und sc lange euer sei«, wann und wie lange ihr ihn zu schützen und zu schätzen wißt äls ein köstlich Gut, als den unversieglichen Jungbrunnen, darin ihr euern besten, Menschen badet! Und wo es hinauf zum Felsenaltar geht, trägt neben ickner Ruhebank und Tafel eine andere Tafel die Worte. Flaschen, Tüten, Packpapier sind dem Walde keine Zier. Bringst Du sie gefüllt bis her, trägst Du heimzu auch nicht schwer Unter drei stattlichen Buchen ein lauschiges Plätzchen mit Minken und Tafeln. Da steht zu lesen: Wer Sinn und Hem hat für Natur, der schützt vor Frevel Wald und Flur! Der Höchstem gilt bei den Archäologen für eine altheid- Mche Opferftätte. Die schiHelartigen Vertiefungen auf den Masten Felsen sollen die Bkutschüffeln sein. — Zahlreiche Möge» knüpfen sich an den Hochstein, die noch heute im DeSe leb«. Uever sie und über die Geschichte des Hochsteins W» nVWe Mal. Fr. Bernh. StSrzner. Die große Wasserflut im oberen RödertaLe anno 1804. .Nachdruck verdvirn, Die Hochflut, von welcher in diesen Tagen die Ortschaften des oberen Rödertales so schwer heimgesucht morden sind, weckt Erin, nerungen an ähnliche elementare Ereignisse. Der Monat Juni scheint verhängnisvoll zu sein. Im Ium 1804 durchbrauste das Rö- dcrtal eine Wasserslut, wie die damaligen Bewohner es noch nicht erlebt hatten. Der Winter von 1803 zu 1804 mar ein sehr grün- miger gewesen. Sämtliche Wassermühlen des Rödertales froren ei» und das Eis in Flüssen und Teichen reichte bis auf den Grund. Die Keller vermochten nicht die Külte abzuhalten. Das Röhrwasser in Radeberg fror ein, und die Brunnen hörten auf zu fließen. Infolgedessen trat großer Wassermangel ein. In Pulsnitz' zer sprengte die Kälte den großen Wassertrog auf dem Marktplatz. Die Bewohner Stolpens mußten das Wasser unten in Rennersdorf holen und den Leuten daselbst abkaufen. Auch in Radeberg war man ohne Wasser. Die Wintersaaten hatten miter der furchtbaren Kälte so gelitten, daß sie im Frühling nmgepflanzt werden muhten. Der Frühling brachte günstige Witterung, doch bald wurde es anders. Anfang Juni hatte die Sonne acht Tage hindurch strahlenloses, milchweißes Licht, cs war das gerade zu der Zeit, da der Vesuv und der Aetna furchtbar wüteten. Da begann es am 12. Juni zu regne». Der Regen wurde bald ein wolkenbrucharti ger, und cs schien, als hätten alle Fenster des Himmels sich ge öffnet. Bald stiegen die Wasser der Gräben und Bächlein ans ihren Usern. Von den Bergen herab stürzten wahre Gießbäche, und die Röder vermochte die Wasjermengcn nicht mehr zu fassen. Sie trat aus ihren Usern und überflutete weithin das angrenzende Gelände. Den höchsten Wasserstand erreichte die Flut am 14. Juni in Groß- und Kleinröhrsdorf, Wallroda und Radeberg. In Wall roda und Radeberg standen viele Wohnhäuser — bis ins 2. Stock — unter Wasser. Die Wege und Stege waren zerrissen, alle Brücken zerstört, die Wiesen mit Schlamm, Sand und Geröll über- schüttet, das Getreide der überfluteten Felder sortgeschwemmt. Es mar ein namenloses Elend. Menschen und Vieh waren vielfach er trunken. Die Erde war, soweit man hier eingrub, durchnäßt und mit Wasser überladen. Allerorten brachen neue Quellen hervor. An dem Wege des oberen Kirchberges in Großröhrsdorf, nicht weit von der Schule entfernt, der jetzigen Kantorei, schoß ein starker Wasserstrom aus dem Berge, den man in einen besonderen Graben ableiten mußte. Nachdem die Wasserflut sich verlausen hatte, trat wiederum Regenwetter ein. Es regnete den ganzen Sommer hin durch. Das wenige Getreide, das die Wasserfluten verschont hatten, fing an auszuwachsen. An ein Ernten war gar nicht zu denken, und so kam es, daß das.Getreide auf dem Felde verfaulte. Die Menschen wollten verzweifeln. Mit Bangen sah man dem kommen- den Winter entgegen. Der Preis eines Schesfels Korn war indes sen auf 9 Taler gestiegen, ein Scheffel Weizen kostete 2 Taler, eben- so auch ein Scheffel Erbsen. Eine große Teuerung mar die nächste Folge der furchtbaren Ueberschwemmung und des nassen Sommers. Im Juli 1805 kostete ein Scheffel Korn 18 Taler. Ein Lot Brot mußte mit 10 Pfennigen bezahlt werden, für so vieles Geld waren noch selten Korn und Brot zu haben. Auf den Märkten schlug man sich um das Korn, bei den Bäckern um das Brot. Ein kleines Brot kostete einen blanken Taler und noch mehr. Die Not mar groß. Die Leute griffen zu ganz unnatürlichen Nahrungsmitteln. Viels aßen Gras und allerlei Kräuter. Wurzeln grub man aus der Erde und genoß sie teils roh, teils gekocht. Die hungrigen Kinder aßen das unreife Obst von den Bäumen. Bleiche und abgezehrte Gestalten schlichen umher. Die Arbeiter mußten hungrig an ihre Geschäfte gehen. Obgleich der Lohn verhältnismäßig ein hoher war, so reichte er doch kaum hin; denn ei» sogenanntes Guldenbrot reichte für die Person des Arbeiters allein kaum aus. — Der da- malige Kurfürst ließ die staatlichen Getreide-Magazine öffnen, ließ Korn in das Land fahren. So erhielt Großröhrsdorf am 22. Juli 1805 gegen 60 Scheffel Korn, desgleichen am 2. August 60 Zentner Mehl, fenier 3 Zentner Reis und abermals 26 Scheffel Korn, da auch die Ernte in der Radeberger Gegend 1805 infolge anhalten der Nässe mißraten war. — Fast hat es den Anschein, als sollte das Jahr 1926 ein solches werden wie 1804. Gott verhüte die Wieder kehr solcher Zeiten! Ist doch die Not im lieben deutschen Vater lande so schon groß genug. Fr. Bernh. Störzner^ Sinnsprüche. - Vorwürfe sind oft versäumte Ratschläge. * Unverfälschter als in dem, was einer von sich selbst er- zühlt, kommt sein Charakter darin zum Vorschein, wie er über andere urteilt. * Mildernde Umstände sind nicht bloß zum Eigengebrauch da. Druck und Verlag von Friedrich May, G. m. b. H.« verantwortlich für die Schriftleitung Max Niederer, sämtlich in Bischofswerda.