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Man k am Mi seiner > irgend« Man l cr.!9 S-; lö Itellcn Fcuerbrändc! Li; ^2- -^'777^^ Räder rüstet und laßt ins Loni. brennend nicdcrroUen! jeder lege ans Werk die Hand, Sie Ein Wer wird hier sciern wollen! — O. schöne. Johannisnacht, Johannisnacht! Wir feiern Sonnenwende! — Aus alten Höl)cn schürt und sacht Die ' Von Pulsnitz nach dem Hochstein. (Nachdruct verboten.) An einem schönen Junitage, deren dieser Monat bis seht so herzlich wenig hotte, war cs, daß ich mich ausmachtc, den Bergen zwischen Pulsnitz und Bischofswerda wieder einmal einen Besuch abzustattcn. Mit dem Frühzugc kam ich im freundlichen Städtchen Pulsnitz an. Vorbei brachte mich der Weg am Friedhosc der Stadt, an dem ich niemals vorüber gehe. Stets besuche ich Rictschels Eltcrngrab und erinnere mich immer dessen, was Ernst Rietschei aus seiner Kindheit von seinem lieben Elternhausc erzählt. Wie lag doch den Eltern daran, aus dem Knaben einen frommen, tüchtigen und brauchbaren Menschen zu machen. Wie viele könnten sich gerade heute an seinen beiden braven Alten bei der Erzieh ung ihrer Kinder ein Beispiel nehmen! — Mit Recht ist Pros nitz stolz aus Ernst Rictschcl, dessen Standbild den Markt platz am Rnthause ziert. Ein Ort, der seine verdienstvollen Männer ehrt, ehrt sich selbst! — Eine Sehenswürdigkeit des Pulsnitzer Friedhofes ist der Ehrenhain. — Reben dem Friedhöfe das Schügenhaus, in dem eine Anzahl Schützenscheiben aus alter Zeit anibewahrt werden. In wenigen Wochen wird es ans dem Schützenvlntze Iebhu,t zachen, wenn das aus weitester Umgegend jo gern besuchte Marienschießen abgehalten wird. Da vergessen einmal die lieben Pulsnitzer aus einige Tage' ihre Sorgen. Einen sröh lirl)en Tag im Jahre soll sich doch jeder Mensch gönnen! Das Leben hcuzutage ist ja so ernst genug! — lind die Pulsnitzer verstehen es, den Frohsinn zu pflegen . Jeder, der voriges Jahr das so harmonisch schön verlausene Heimatfest besuchte, wird dessen sich erinnern! — Am Schützenhause aus dem Weltinplatze eine alte Post säule aus den Tagen August des Starken. Was könnw uns jene erzählen! Was hat sie erlebt, was an Leid und Freud der Neiße und Spree berichtet die Sage, daß diese Flüsse nach uraltem Wajserrecht der Nixen am Johannistage rin Opfer fordern. Alsel-emalige Opserstättc bezeichnet die Sage die Hcidensteine bei Weigsdorf östlich von Hirschseldc. Von alters her rverden dieselben an festlichen Togen, besonders am Johannistage, von ihren Umwohnern aus Sachsen und Böhmen besucht. Es ist verständlich, daß der Zauber der Sonncnwend- und Johannisnacht von jeher aus die Dichter unserer lausitzer Heimat einen starken Reiz ausgeübt hat. Der gegenwärtig als Universitätsprosessor in Kiel wirkende Verfasser der cpi- jchen Dichtung „Jäger Martin", deren Schauplatz der Löbauer Berg und Kottmar ist, Max Eckert, gedenkt nicht nur der Wundcrblumensagc, sondern läßt seine Handlung auch in der geheimnisreichen Johannisnacht ihren tragischen Abschluß Puden. In der Johannisnacht erreicht auch die wertvolle Opcrndichtung „Die Drud", die aus dem sagenrcichen Bieleboh rMd an dessen Fuße sich abspielt, ihren Höhepunkt Ihr Verfasser und Vertoner, Musikdirektor und Kontor an der Dresdner Frauenkirche Paul Schöne, hat sich leider bisher nicht bereit finden lassen, sein Heimalwerk der Oeffent- iichkeit zu übergeben. Ernst Willkomm, ein äußerst fruchtbarer älterer lausitzer Romandichter, läßt seine Mär- 'chennovellc „Der Goldkeller", die den Löbauer Berg zum Ort der Handlung hat, in der Johannisnacht ihren fol genreichen Anfang nehmen. Möge die Johannisnacht mit ihren Geheimnissen und Wundern, mit ihren sinnvollen Bräuchen und ihrem uralt heiligen Volksglauben den Bewohnern unserer Heimat in der gegenwärtigen nüchternen und sorgenvollen Zeit eine Anregung bieten, sich immer wieder aufs neu? in den jugcnd- siisck)en Quell unseres Volkstums zu taucl-cn und das deutsche Volksbewußtsekn damit zu vertiefen: der Stadt Pulsnitz gesehen! Sic trägt die Jahreszahl 1731, zeigt ein Posthorn, das sächs.-polnische Wappen und die Ent- fcrnungsangaben von 64 Ortschaften, zu denen man von Pulsnitz aus mit der Post gelangen konnte. — Ich wanderte nun die Schieß-Straße hinaus, breit und stimmungsvoll angelegt. Früher hieß sie die Schieß-Gasse. Wieviel gemütlicher klang doch diese Bezeichnung! Warum man den Namen änderte? — Bon besonderem Interesse ist aus der Schieß-Straße das Haus Nr. 12. Es trägt eine Gcd-ei k'afcl mit der Inschrift: Gewidmet zur Erinnerung an die 100jährige cdenkfeicr der durch den Bürge: Lunzc erfolgten Grundsteinlegung zum 1. Hause dieser Straße 1794-1894 Hinter der Stadt liegt rechts drüben vom Wege ein eigenartig geformter Hügel, fchlangenähnlich aufgebaut, Siegcsberg nennt man ihn im Volksmund. Ihn krönt eine mächtige Doppcllinde, unter der eine Bank aufgestellt ist. Von hier oben aus hat man einen schönen Blick auf die ganze Stadt, deren Hintergrund nach Westen zu der Eicrberg bil det.—Mein nächstes Wanderziel, den turmgckröntcn Schwe- dcnstein, sah ich nun vor mir. Von rechts drüben grüßte der Ohorner wchleißbcrg mit dein schmucken Fvrsthause im oberbayrischen Baustile. Es begegnet mir ein alter Mann aus Obcrsteina, der einen Blumcnnapf mit einem blühenden Stiefmütterchen trägt. Sorgfältig hält er ihn aus seinem Arme. „Nun," sage ich zu ihm, sic wollen gewiß zur Geburtstagsfeier und jemandem mit dem hübschen Blumcnstöckchen eine Freud«, machen." — „Ja," spricht er, „ich will aus den Friedhof. Mein Vater hat heute seinen Geburtstag und ich will's auf sein Grab setzen!" — Was könnten daraus so viele lernen! Wie ,-.jgcn oftmals die Gräber von Vater und Mutter, daß so ».onchcs Kind kein 4. Gebot mehr erfüllt. — Wie habe ich mich über jenen Alten gefreut, der da wußte, welche Pflichten auch ihm noch das 4. Gebot auserlcgt! — Am ehemaligen Restaurant zum Schwcdcnstein brachte mich jetzt der Weg vorüber, und nun gings aus schönen Pro- mcnadcnwcgen durch den Wald aufwärts zur Höhe de? Schwedcnsteincs. Seit Jabren war ich nicht wieder hier oben gewesen. Vorteilhafte Veränderungen waren inzwi- lchcn vor sich gegangen. Gleich rechts am Eingänge zum Vorploge liegen in trerssörmiger Anordnung jene rätsel haften und von der Volksjage jo lieblich umrankten Fels blöcke, die von Archäologen als alte Opfersteinc bezeichnet werden. lieber ihre Bedeutung werden die Meinungen de: Gelehrten immer geteilt bleiben. Fieuen wir uns, daß sie e-nnlte» geblieben sind: denn vor Jahrzehnten hat man, wie Spuie» noch verraten, versucht, sie zu sprengen. Der höchste Fclsblock unter ihnen trägt die Namen: Ziegenbalg — Rieischel — Lessing — Fichte — Kühn. Aus jene Männer müssen wir Westlausitzcr stolz sein! — Ihre Namen sind unsterblich. — Den sagenreichen Opferstcin gegenüber liegt der Schwe deusteinlurm. durch dessen Erbauung der rührige Gebirgs- und Verschönernngsverein Pulsnitz und Umgegend den Dans oller Vreimal lind Ralursreundc sich gesichert hat sür alle Zeilen. Im Geiste versetze ich mich zurück in die Zeit, da der Tuim eines Tages unter zahlreicher Beteiligung geweiht wurde. Mir ist cs, als sei das erst vor einigen Monaten ge wesen, und doch ist cs schon 28 Jahre her. Wie schnell dcm, die Jahre fliehen, wenn man älter geworden ist! — Erbarck wurde der Schwedensteinturm 1898. Neben der Auf-iongs- rür zum Turm eine Gedenktafel mit der Inschrift: In dankbarer Erinnerung seinem verdienstvollen Ehrcnmitoiiet Herrn Paul Raupach gewidmet Der Gebirgs- und Vcrschöncrungsverein Pulsnitz und Umgegend. ^909. ' Vor der Erbauung des Aussichtsturmes war der Bljch vom Schwedcnstcin aus durch den Wald vielfach gchennnjfr 8 6