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Beiblatt M R«««er 136 Der Sächsische Erzähler. Dteaata-, Den 15 J«nt 1V26 Mjähriaes Jubiläum -er Freiwilligen Feuerwehr zu Burkau. von, 12.—14. Juni 1926. Im festlichen Gewände zahlreicher Ehrenpforten mit Emblemen und Wittkommensgrüßen präsentierte sich unser langgestreckter Ort zum Ehrentage der Freiwilligen Feuer wehr und bekundete dadurch die Liebe und Anteilnahme der ganzen Bewohnerschaft und den Dank dafür, daß sie sich, wie schon ost, in der Stunde der Gefahr auf ihre Freiwillige Feuerwehr verlassen kann. Dazu herrschte noch prächtiges Festwcltcr, und so konnte es nicht fehlen, daß die ganze Jubelfeier ihren ungestörten programmgemäßen Verlauf nahm. — Die Feier begann mit einem sehr gut besuchten Kommers am Sonnabend abend in Katzers Gasthof, der von Herrn Sleigcrzugsführer Hcrbach, der auch sämtliche Festanordnungcn ausgcarbcitet hatte, geleitet wurde. Die geladenen 53 Ehrengäste waren sämtlich erschienen, und alles lauschte mit Spannung den ^verschiedensten Begrü ßungsreden und Ansprachen sowie dem Bericht über die Wehr aus den verflossenen 60 Jahren, allwo die Wehr unter dein 1. Hauptmann Heinrich König mit 18 Mann gegründet wurde, während sie z. Zt. unter Hauptmann Bahlc 70 Mann zählt. Von den Gründern waren folgende anwesend: Clemens Teich, Friedrich Lange, Reinhold Gnauck, August Steglich, Ludwig Winter, August Preuschc, Gustav Anders, Emil Käppler, während Müller-Dresden und Pötschke-Hauswaldc durch Krankheit am Erscheinen ver hindert waren. Dieselben erhielten unter ehrenden An sprachen durch Herrn Branddirektor Höhne die für 50jäh- >ige Dienstzeit vorgesehene Medaille überreicht: mit je eiizem Dipldm von der Gemeinde wurden für 25jährigc Dienstzeit ausgezeichnet Otto Gierig I, Otto Gierig II und Hermann Herbach; für 16jährige Dienstzeit Alfred Huste. Ebenfalls unter Ueberreichung eines Diploms wurden, zu Ehrenmitgliedern ernannt: Max Höhne, Clemens Kittiier, Emil Käppler, Gustav Hornuf, Franke, Gustav Ledrich. Gotthold Stephan, August Grünert, Richard Schuster und Wilhelm Teich. - Am Sonntag vormittag nach einem Weckruf erfolgte die feierliche Kranzniederlegung am Ehrenmal für die aus den Reihen der Wehr im Weltkriege gefallenen Kameraden, worauf nach Empfang der Bruderwehren die Ehrengäste, Ortsvereinc usw. im Lehngericht zu dem vor 1 Uhr begin nenden großen Alarm an griffe abgeholt wurden. Die ser stand unter der Leitung des Hauptmanns Bahle-Bur- lau, an ihm nahmen die Wehren von Burkau, Schönbrunn, Ilhyst a. T. und Großhänchen teil; als Begutachter waren bestimmt: Vorsitzender Branddirektor Haufe-Frankenthal, Branddirektor Pietsch-Diehmen, Kommandant Sauer-Neu- kirch, Hauptmann Fichte-Goldbach, Liebscher-Großharthau und Ziegenbalg-Bischofswerda. Diese Uebung wurde nach einem sehr gut ausgearbeiteten Lageplan ausgeführt, wobei angenommen wurde, daß ein Gewitter von Südost Blitz schlag in die Scheune des Gutsbesitzers Winter verursacht habe. Im nördlichen Wohnhaus erfolgte die Rettung Be wußtloser, wobei die Sanitäter im Garten Armbruch und Kopfverletzungen behandelten. — Diese Uebung wurde nach ihrer Beendigung in einer Versammlung im Beisein von Herrn Kreisvertreter Ernst Fischer-Bischofswerda, Weineck- Demitz-Thumitz usw. besprochen und für sehr gut befunden. Am darauffolgenden Festzuge nahmen 425 Wehrleute und 378 andere Personen teil, außerdem ca. 10 Kapellen, bezw. Spielmannszüge, viele Fahnen und Banner. Er wurde eröffnet von einem uniformierten Reiter; ihm reihte sich an: Freiw. Feuerwehr Burkau, Jugendverein, die Magersche Kapelle, 1 Auto (mit den Herren Fischer- Bischofswerda, Weineck-Demitz und Branddirektor Höhne- Burkau), 11 Kutschen (mit Herrn Bürgermeister Zenker- Burkau, den Gemeindeverordneten, Pfarrer Balze mit dem Kirchen- und Schulvorstand, die Gründer und Ehrenmit glieder usw.), die Radfahrervereine „Concordia" und „Saxonia", Reichsbanner, Unterstübungsverein, die Turn vereine von Ober- und Niederburkau, Männergesangverein, Jungdeutscher Orden, Militärverein, sowie dis Wehren Freiw. Feuerwehr Bischofswerda mit Herrn Branddirektor Boden, F. G. Herrmann L Sohn, Buschbeck L Hebcnstreit, Bahnhofs-Feuerwehr Bischofswerda, Niederputzkau, Ober putzkau, Belmsdorf, Nedaschütz, Diehmen, Spittwitz, Schön brunn, Goldbach, Elstra, Demitz-Thumitz, Rammenau, Niederneukirch, Schmölln, Drauschkowitz, Großhänchen und Panschyiitz. — Nach Auflösung des Festzuges erfolgte auf dem Platze beim Schusterschen Gasthofe eine Gedenkfeier auf der mit frischem Grün geschmückten Tribüne. Nach einem Vortrage des Männergesangvereins „Brüder, reicht die Hand" trug Frl. Willenberg einen stimmungsvollen Festprolog wirkungsvoll vor, worauf Hauptmann Bahle herzliche Begrüßungsworte widmete und unter dem Spruche: „Einer für alle, alle für einen" zum Eintritt in die Freiw. Feuerwehr aufforderte. Bürgermeister Zenker hieß ebenfalls im Namen der Gemeinde alle herzlich will kommen. Im Namen des Bezirksfeuerwehrverbandes be glückwünschte Kreisvertreter Fischer-Bischofswerda die Jubelwehr zu ihrem Ehrentage, dankte den Gemeindebe hörden der an der Uebung beteiligten Wehren durch Ueber- lassung von Geräten usw., wünschte der Burkauer Bruder wehr. weiteres Wachsen, Blühen und Gedeihen und schloß mit einem dreifachen „Gut Wehr!" — Im Namen der kirch lichen und politischen Körperschaften von Burkau und Säu- ritz sprach Pfarrer Balze-Burkau unter dem Geleitwort: Was nichts wert ist, das vergeht, und was gut ist, das be steht! Er habe selbst 33 Jahre lang das innere und äußere Leben der Wehr beobachtet und dabei gefunden, daß diese Kameradschaftlichkeit gepflegt und Hilfsbereitschaft geübt habe, jederzeit getreu ihrem Wahlspruche: „Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr!" Gerade die reiche Schmückung be weise, daß man dies auch in der Gemeinde erkannt und sich unter dem Schutze der Wehr wohlfühle. Er brachte als Geschenk im Namen der Gemeinde Säuritz 6 komplette Steigergurte, im Namen der Gemeinde Burkau eine fahr- bare Krankentrage, womit ein langgehegter Wunsch der Wehr in Erfüllung geht, und schloß unter Glückwünschen mit einem dreimaligen Hoch auf die Jubelwehr. Nunmehr überreichten unter entsprechenden trefflichen Worten und Wünschen u. a. Geldgeschenke: August Grünert im Namen des Landwirtschaftlichen und Bienenzüchter-Verein», der Frauenverein, der Männergesangverein und Gemischte Chor, die Lehrerschaft, der Jugendverein zu Burkau und Säuritz, der Militärverein, die beiden Turnvereine, der Unterstützungsverein, der Jungdeutsche Orden Gefolgschaft Burkau, die Radfahrervereine „Concordia" und „Saxonia", der Schießklub „Freischütz", der Rauchklub „Blaue Wolke", die Mandolinen-Vereinigung. — Den Dank hierfür stattete allen Gebern Hauptmann Bahle ab. — Mit dem Gesangs vortrag: „Der Schäfer putzte sich zum Tanz" schloß gegen 5 Uhr die Feier, bei welcher die Sanitäter zweimal bei Ohnmachtsanfällen eingreifen mußten. — Auf dem Platze war für hinreichende Bewirtung und Belustigung Sorg« getragen, und auf dem Saale gab man sich unterdessen dem Tanze hin, bis nach und nach die Signale die auswärtigen Wehren zum Heimmarsch riefen. — Für den heutigen Mon tag sind ein gemeinsamer Ausmarsch nach dem Butterberge, sowie am Abend Tafel mit Ball für die Wehr und di« Ordr- vereine vorgesehen. — Möge die Jubelwehr auch im neuen Jahrzehnt weiter wachsen, blühen und gedeihen! Gemeindeveror-neten-Sitzrmü in Neukirch (Lausitz) nm,S. Imii 1S2S la der Ne«« Schale. id: beide SemeindeSlteste, sowie IS Gemeinde»«»» oiduc .» Bürgermeister Schindler eröffnete and leltM die Lüftung. I. Vorschläge des HauplausschUfses: ») Wahl des Meifchbd» schauers: Der Hauptnusschuß hatte folgende Bewerber in die enge« Wahl vorgeschlagen: R. Hilme, E. Petschel, P. Richter und Dr. Girndt. Auf Vorschlag des Herrn P. L. Lehmann wurde dieser Punkt in die nichtöffentliche Sitzung verwiesen, b) Bom Beitritt zum Arbeitgeberverbande sächs. Gemeinden wurde noch abgesehen, e) Nachdem sich die Firma Dykerhosf und Widmann bereit erklär^ hat, für ein Volksbad ohne jede Verbindlichkeit Pläne zu entwerf«^ hatte das Kollegium nichts einzuwenden, falls die Planung kostea- los und ohne jede Verbindlichkeit oder spätere Verpflichtung erfolgt, ä) Als Erbbauzins für die Siedler und Landarbeiter wurde stüg»» legt: für die ersten 10 Jahre S H, für wettere 10 Jahre 3-j K und 4 A bis zum Schluß, o) In den Grundwert-Gewerbeausfchech werden Herr Bürgermeister Schindler und als Strlloertr. Kag. Künstler gewählt, k) Ein Gesuch der Valtenberg-Bergwertia wegen Uebertragung der Befugnisse, Tagesgrenzousweise Mr Tom« risten ausstellen zu können, soll befürwortend wettergegwmi »mb« den. Zu dem seit mehreren Monaten laufenden Gesuche bm> Lta» tursreundeheim-Wirtes in der gleichen Angelegenheit ist -ioaaer no chkeine Entschließung gefaßt worden, g) Das KollegiuMmoh« Die heilige Mrlene. Roman von Else Krafft. <2. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Der Geistliche rückte im großen Lehnstuhl hin und her. Die Tasse trank er erst leer, ehe er antwortete: „Marlene ist immer gesund gewesen. Erst vor vierzehn Tagen noch hat Doktor Hirth aus Bürgel das Mädchen untersucht. Sie tonnen sich beruhigen, Herr Petersen. Ueberhaupt wo bei uns — jedenfalls bei unserem Kinde, der liebe Herrgott, seine Hand dabei hat — schlecht oder böse kann es niemals werden, unser Marlenchen. Sie fragten nach dem Vater? Ich will Ihnen die Geschichte erzählen. Sachgemäß und ohne Umstände." „Ich bitte darum. Darf ich Ihnen jetzt auch eine mei ner Zigarren anbieten?" „Danke!" Der Pastor erhob sich etwas aus seinem Stuhl und zün dete sich die dargebotene große Zigarre an. „Tja! Die Mutter war wohl so etwas wie ein besseres Kinderfräulein in Berlin, ein liebes, prachtvolles Mädchen. Vielleicht nicht so energisch und stark wie meine Frau, aber gute Schulbildung und belesen. Nun, das tut ja nichts zur Sache. Zuerst schrieb sie oft und besuchte uns auch dann und wann in ihrem kargen Urlaub. Dann erhielten wir keine Briefe mehr, sie sandte uns nur noch Grüße. Eines Tages kam ein Brief, der letzte. Sie können ihn nach lesen, wenn Sie es wünschen. In dem Brief bat sie meine Frau, nach Berlin zu kommen, sie sei nicht mehr in Stellung, wohne möbliert und erwarte ein Kind, das ohne Vater sei." „Erlauben Sie," sagte Harri Petersen, „das ist mir cine höchst unangenehme Aufklärung. Berstehe nicht, daß mein Sohn darüber hinweggehen konnte. Ich muß . . ." „Verzeihung! Ich bin noch nicht fertig, Herr Peter sen. Es ist heute das erste Mal, daß wir uns sahen und über so interne Dinge sprechen können. Sie fanden vorher nie Zeit für mich!" „Schijn. Hat man nie erfahren, wer der Vater war? Der Pastor bewegte verneinend den grauen Kopf. „Leider nicht. Nur Vermutungen. Das arme Mädel hat nie ein Wort darüber geredet und starb bei der Geburt des Kindes, noch ehe meine Frau in Berlin sein konnte. Es war im März gerade neunzehn Jahre. Erlauben Sie mall Ja, richtig! Neunzehnhundcrtdrei am zwölften März. Ich kann Ihnen das Bild der Mutter zeigen, wie sie damals aussah, und den letzten Brief." Und er stand auf, kramte in seinem Schreibtisch und holte einen Umschlag hervor, in dem die Photographie und dcr Brief lag. Der Mann neben ihm knöpfte den Ruck zu und knöpfte ih» wieder auf. Der Rauch der Zigarre schwebte über dem Vild eines lächelnden Mädchens. Der Pfarrer sagte: „Vergangene Zeiten. Gott sei Donk! Und heute vergessen im Glück unserer Kinder, was einst an Leid diesem Mädchen zugefügt worden." Er bekam keine Antwort. Der Ausdruck des scharfen Profils Harri Petersens veränderte sich zwar kaum, nur die Hand mit der Zigarre zuckte ein wenig über dem Mädchen- „Und . . . und der Brief?" „Bitte, er ist im Umschlag." Blaßblaues, zerknittertes Papier; eine feine, sorgfältige Schrift; eigentümlich kleine Anfangsbuchstaben mit Schnör keln in der Rundung. Dem Pastor wurde unbehaglich in der unheimlich lan gen Stille. „Wie gesagt, wir Väter dürfen an nichts weiter wie an die Gegenwart denken, die schöne, gesegnete Gegenwart, Herr Petersen." Der gesenkte Kopf hob sich. War es noch das Gesicht des Kaufherrn? „Ist Ihnen nicht wohl, Herr Petersen?" „Danke! Ganz wohl! Ja, was wollte ich doch noch fragen? Schließen Sie, bitte, das Fenster, Herr Pastor, auch die Tür, es darf jetzt niemand herein! Bitte!" Der Pfarrer schloß beide Fenster, ging zur Tür, ver riegelte sie, griff nach der Wafferkarafse und stand nun vor dem Stuhl seines Gastes. Der hatte die Augen fast geschlossen. Die Lippen bilde ten eine dünne Linie. Oeffneten sich schwer zum ersten Wort. . „Sie nannten den zwölften März neunzehnhundertdrei. Wie hieß die Familie, in der dieses Mädchen, Ihre Schwä gerin, damals Kinderfräulein war?" „Ich habe den Namen nicht vergessen, aber im Augen blick ... warten Sie . .. Verb ... oder Bergin, ja, so ähn lich. Der Herr war höherer Beamter, sie wohnten damals, wenn ich nicht irre, in der Königgrätzer Straße. Zwei . . . nein, drei Kinder waren da, so genau weiß ich es nicht wie viel." „Drei," sagte der Handelsherr. „Ich weiß es um so besser. Ein Brief, den ich damals dem Mädchen geschickt, kam zurück. Niemand wußte, wohin es so plötzlich gelaufen war, das Fräulein. Ich habe auch einmal Geld geschickt. Aber das bekam ich wieder. Sie war überaus eigenwillig und seltsam." „Der Pfarrer begriff noch immer nicht. Oder wollte er nicht verstehen? — Sein gutes, rundes, rosiges Gesicht entfärbte sich aschfahl. Er rüttelte am Arm Petersens, griff mit der Hand in die Luft, als wolle er dort etwas halten oder wegjagen. Ja, es schien, als ob er taumelte. „Nein," flüsterte er schließlich, „nein, nein, nein! Haben Sie Mitleid mit mir, mit uns allen, mit Marlene und Ihrem Jungen. Herr! Herr! Nein, Freund, lieber Freund, denn Freund müssen wir ja nun sein, Freunde, Verwandte! Mein Gott, was rede ich da, was glaube ich, es ist Wahn sinn, Lästerung, Marlene ist . . ." „Meine Tochter." Das klang hart, kurz und schneidend. Nun stand der Pastor wieder aufrecht. Strich sich das spärliche Haar aus der hohen Stirn. Sie war feucht. „Ich bitte Sie, ich bitte Sie inständig, Herr Pastor, wir müssen kaltes Blut bewahren. Ich bin nie ein Heiliger ge wesen, die Weiber liefen mir nach, auch als verheirateter Mann machten sie es mir leicht. Meine Frau war jahrelang krank, lag im Jahre neunzehnhunderzwei in Berlin bei Professor Hölscher in der Klinik, während ich bei meinem Schwager logierte, dem Geheimrat Vergin in der König- grätzer Straße,' der eine Schwester von mir zur Sattln hat. Fräulein Mariann« brachte mir ost den Tee «ch» Zttuwmc, blieb ost stundenlang allein mit mir, wenn die Kinder Hchstk- fen und meine Verwandten in Gesellschaft war«. Bitte, mich macht das noch unruhiger, wenn Sie fortwährend hin und her gehen, Herr Pfarrer! Gewiß ist das eine — wie soll ich sagen — eine entsetzlich unangenehme, mehr noch, ein« ganz unerhört peinliche Lage, wie gesagt, es wäre Ihr« Pflicht gewesen, uns vorher über die Herkunft Ihrer Toch ter aufzuklären und . . ." „Ihrer Tochter," rief der Pfarrer schneidend. Eine Sekunde lang sah es so aus, als wollte er sich auf den Mann stürzen, der nach der furchtbaren Enthüllung jede Schuld ge lassen von sich abzuschütteln suchte: „Ich kann es nicht aus denken, ich, ich bitte Sie, ich flehe Sie an, es ist wohl doch ein Irrtum möglich, eine andere Liebe meiner Schwägerin, ein anderer Verkehr damals." Harri Petersen erhob sich schwer. Legte Bild und Brief auf die Schreibtischplatte und goß den kalten Rest Kaffe« über die trockenen Lippen. „Kannten Sie Fräulein Marianne? Kannten Sie das Mädchen bester wie ich? — Ja! Wenn das Datum nicht so genau mit jenem Abend übereinträfe, als ich die Furcht same und Zärtliche zum Wein einlud. Aber es stimmt, stimmt genau. Die Operation meiner Frau war gut ver laufen, meine Stimmung besser geworden und eine Juni nacht ... Es ist... es bleibt fatal. Mehr wie fatal, ich bin vollkommen Ihrer Meinung, Herr Pastor." Stöhnen rang sich aus des Pastors Brust. Dann fing er zu reden an: „Ich grüble vergeblich. Ich finde keinen Ausweg mehr! Ich kann es nicht ausdenken, wie es gewor den wäre, noch ehe die ... die Kinder fort sind. Nein! Ma rianne kannte ich nur zu gut. Sie waren der einzige. Ein trauriger Ruhm für Sie in diesem Fall, ein schmählicher Ruhm, Herr Petersen. Nun begreife ich den Stolz des armen Mädchens, verstehe, daß sie schwieg, daß sie den namen nicht verriet, das Geheimnis mit in den Tod nahm." Der Pfarrer schien wie gebrochen, verwandelt. Ein alter, verfallener Mann. „Nein! Sie ist doch nicht Ihre Tochter! Ich spreche Ihnen das Recht ab, verweigere Ihnen die Vaterschaft. Auch Marlene, mein armes, bedauernswertes Kind, wird das tun. Wie soll sie es ertragen? Wer soll ihr es nur sagen? Da ist kein Mutterwort, keine Daterliebe groß und zart genug, um einem bräutlichen Kinde das Herz so mit ten durchzureißen. Ich... ich kann das nicht, kann das nicht." (Fortsetzung folgt.) VerlsiKt LHonezrMesäiWsjM