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Der sächsische Erzähler : 22.06.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192606224
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260622
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260622
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-22
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 22.06.1926
- Autor
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letzter» Arbeiten zu leisten, damit da« stattliche Gebäude am Montag dem Verkehr übergeben werden kann. Der Bau ist eine künstlerische Großleistung des Chemnitzer Architekten Erich Dasarke, dem unsere Stadt eine ganze Reihe künstlerisch bedeutungsvoller Bauwerke verdankt. Der imposante Dau hat eine Frontlänge von 64 Meter. Die Allgemeinheit dürste die Fertigstellung des Baues mit Freude begrüßen, weil er eine neue hervorragende Zierde unserer Stadt ist. Chemnitz, 21. Juni. An den Folgen einer Impfung ist das dreijährige Kind eines hiesigen Kaufmanns, das mit Masernpräventivserum geimpft war, unter heftigen Fieber erscheinungen am anderen Tage gestorben. Das zur Jmvfung benutzte Serum war in der Kinderabteilung de, hiesigen Kllchwaltkrankenhauses hergcstellt worden, und zwei von drei an das Pathologisch-hygienische Institut nach Leip zig gesandte Proben haben ergeben, daß sich in ihnen eiter erregende Bakterien befanden. Nach den angcstellten Er mittlungen ist sestgestellt worden, daß das von Universitäts professor Dr. Degkwitz in Greifswald erfundene Serum nicht genau nach dessen Vorschriften angefertigt wurde. Cunewalde, S.70 walde, 9.B9'Meter. Meter, l .... stoß: 15 kx. Kell, Cunewalde, 7.30 Mtr. Kugelschocken: Trvmpler, Cunewalde, 85,70 Meter. Schleuderball: Hermann, Cunewalde, Trompler, Cunewalde, 17498 Meter. Schlagball: Trompler, Cunewalde, 85,70 m. Schleuderball: Hermann-Cunewalde, 40.10 Meter. Außer Wettbewerb: Rößner, Oppach, 43.50 Mtr. Diskurswurs: Zwahr, Kirschau, 27.38 Meter. Speerwurf: Trvmpler, Cunewalde, 38 Meter, Tauziehen: Großpostpitz: 4 X 100 Meter-Staffel: Großpostwitz (48.6 Sek.). Aus Sachsen. Leipzig. 21. Juni. Die verstümmelte Leiche eines etwa 36 Jahre alten Mannes wurde dieser Tage auf der Bahn strecke nach Halle, zwischen Mockau und Leipzig, aufgefun- dcn. Es handelt sich um einen kaufmännischen Vertreter aus Leipzig-Gohlis, der sich in selbstmörderischer Absicht vor den in voller Fahrt befindlichen Personenzug geworfen hat. Der Verunglückte, der Frau und Kinder hinterläßt, soll Spieler gewesen sein und als solcher große Verluste erlitten haben. Wie verlautet, hatte er sich verpflichtet, 15000 Mark zur Deckung von Spielschulden aufzubringen, was ihm jedoch nicht gelungen ist. Es muß angenommen werden, daß er aus diesem Grunde in den Tod gegangen ist. Chemnitz, 21. Juni. Der Neubau der Deutschen Bank am Falkeplatz ist vollendet. Fleißige Hände sind dabei, die und Keirtaiiibungen). Um >6 Uhr begann dl« Siegeroerkündiguug. Da« 1. Bezirksturnsestsdes 4. B^rks,kann,und.muß,als.rest» bezeichne» n»r»urii fr» ollen Triinry als jleuchtenbe Stunden immer müdester-Erinnerung.«bleibeM «Men. genannt: Zehnkamps:'1. Karl L.ech m a-nm, Meukirch a. H. AMPunttetz, 2. Gustav TchVm a s, Steinigtwolmsdorf (150 Pkt.'), 3H,Poul4Rtt s ch e.r, Großpostwitz-<145 Punkte), S. Karl D o-m-s ch- kie^CkuZewalde (I45^Punkte), 4. Ewald Jacob, Oppach (142 Pumtr), S.»Hermann Thomas, Steinigtwolmsdorf (141 Punkte), 6.Mudi Tübel, Kirschau (138 Punkte), 7. Fritz Richter, Cro- sta««(-36 Punkte), 8. Max Pallmer, Crostau (131 Punkte), O-vAntz?Knoblauch, Steinigtwolmsdorf (130 Punkte), 0. Fritz SnKckcr, Callenberg (130 Punkte), S. Albert Frischer, Groß- poftwitz«(130.Punkte). — Drcikanipf: 32—33 Jahre: 1. Ernst Sichm-stle r, Sohland (50 Punkte), 2. Arthur Lehman n, Ringen- hainr(4S Punkte), 3. Ernst Schicrz, Steinigtwolmsdorf (43 Pkt.), über'38 Jahre: 1. Ewald Richter, Ringenhain (45 Punkte), 2. Hcr- mann.Röthig, Schirgiswalde (40 Punkte), 3. Ewald Jacob. Oppach <39 Punkte). 3. Oswald Jcntsch, Weigsdorf-Köblitz (39 Punkte). — T u r n e r i n e n - N e u n k a m p s: 1 Hilde Lebclt, Weisa (147 Pkt.), 2. Minna Adler, Taubenheim (146 Punkte), 3. Liddy Petschcl, Niederncukirch (145 Punkte) und Berta Zosel, Steinigtwolmsdorf (145 Punkte). Turnerinnen- Dä.erkampf: 1. Erna Freund, Wehrsdorf (56 Punkte) und Minna Adler, Taubcnheim (56 Punkte), 2. Hilde Lebclt, Weisa (54 Punkte) und Gustel Groschc, Oppach (54 Punkte). Tur nte r i n n e n - C i n z c l k ä m p s e : 4 X 75 Mtr.-Staffel: Oppach— Weisa (42,4 Sek.). — Hochsprung: Minna Adler, Tauben heim 120 (frei). — Weitsprung: Lotte Weis, Wcifa 4.35 Meter. — 100-Meter-Lauf: Gustel Groschc, Oppach 14 Sekunden.— Schla-gballweitwurf: Elsa Wünsche, Lauba 40 Mtr. — Kugelstoßen 3)< leg: Martha Freitag 7.35 Mtr. Als erste Sieger in den E i n z c l k a m p f c n gingen hervor: 100 Meter: Brade, Tübel 12 Sek. Außer Wettbewerb: neu tu 2l«bttilulltzen Mit DewerUUgjfBan*»,, Pferd, Rcktt.-Stzch.ZlkNetUihM-«WAMMMIKS),- 400--Mtzbn>Sauf: Hermann Paul, und Keuteniibungen). Um 6 Uhr begann dl« Siegeroerkündiguug., Cunewalde, 4 : 3000 Met«4Lauf: «Heb Hering, Loh- Da« 1. Bezirksturnsestjdes 4. B^irks, kann. und.muh alsrest- lossgelungen bezeichnet werden. MögesesMi'allen TÄMehmerm ... ' feuchtende Stunden immer in bester-Erinuerung/bleibeM Meter. Hochftrruag: ,Tm»b «<l-Kirschau, 1 E-Meter. Dreisprung: Sloscher schr'umfangreichen Siegerttste seien nur die folgenden H^r m wmir, -CaneoMde, UfOS Meter. Stabhochsprung: Mie- ------ ' " " ' " ' - xich, Schtt^swalde.LHOÄReter. Stabweitsprung: Brade, Kir ¬ schau 7D5 Meter. Kngelstoß: 7H Kilogr. Düring, Schirgis- " "S9'Meter. Kkigetstoß: lO Lilogr. Keil, Cunewalde, 9.65 Außer Wertung: RS'ßner^Zppach, 9.71 Meter. Stein- R«mvfu«k Leipzig (WeNe 4S2), Dresden («Serie §294) Wochentags- 10: Wirtschaft. D 11.45: Wetter. Q 12: Mittags musik. S 1255: Nauener Zeit. D 1.15: Börse, Presse. S 2.45: Wirtschaft. D 3—4: Pädagog. Rundfunk Deutsche Welle 13M. § 325: Bert. Devisen, Prod.-Börse. D 430 u. 5.30: Konzert des Leipz. Funkorch. S 6: Börse, Wirtschaft. D Anschiß an die Abend- Deranstalluna: Preise. Sport etc. „ Dlenrtag, 22. Juni. 630: Neuerscheinungen auf dem Böcher- markt. S 7: Hofrat Dr. Müller-Lenhartz: „Erotzstädt. Milchversorg. § 730: Geheimrat Prof. Rinne: Neue Untersuchungen über die Chemie der. Erde/' S 8.15: Sinfoniekomert. Solist: Michael Za- dora (Klavier). Berlin. Weber: Konzertstück für Klao. mit Orch. F-moll. — Eowmark: Ländl. Hochzeit, Sinf. Es-dur. —-Li zt: Fant, über ung. Dolksmelodien. Oie Entstehung -es Kernsprechers. (Zum fünfzigjährigen Jubiläum der Erfindung.) Bon Jng. Constantin R e d z i ch - Frankf.urt a. M. Die Vorgeschichte dieser als eine der wichtigsten kulturel len Errungenschaften zu bezeichnenden Erfindung ist so be wegt wie die der meisten ihrer gleichalterigen Lcidensgenos- sen ähnlichen Ursprungs, ja, man könnte beinahe behaupten, wie die fast aller kühn erdachten Kulturtaten des verflosse nen Jahrhunderts. Mißtrauen von feiten der maßgebli chen Wissenschaften, Abneigung behördlicher Instanzen, Aberglaube der Massen, Verschlossenheit des in Betracht kommenden Kapitals, dabei eine gewisse Denkträgheit der Intelligenz, alles das wuchs zu einem unübcrsteiglichcn Hindernis empor, vor dem auch das kühnste Erfindergenie entmutigt die Waffen streckte, und sein unter unsäglichen Sc^nerzen geborenes Geisteskind in wilder Verzweiflung seinem Schicksal überließ. Und wie so häufig im Werdegänge aller Entdeckungen, steht einer dieser um seine Ideale kämpfenden Männer stets auf den Schultern seines Vorgängers, immer wieder um einige Erfahrungen reicher, rastlos an stetigen Verbesserun gen und Vervollkommnungen des ursprünglichen Gedan kens arbeitend, bis es sodann einem der Glücklichsten ge- lirqK, mit seinen hervorragenden Plänen durchzudringen, und,für das nahezu oder wirklich vollendete Werk trotz aller sich,ihm errtgegenstellenden Schwierigkeiten'die sehnlichst er wartete Anerkennung zu finden. Genauso verhielt es'sich mit-der Erfindung des Fern- .spKiHers, - deren eigentliche Anfänge-in das vorheißungs- Ev^Jkachr L8L'6-zurückreichen. . Versetzen.^wirtuns zunächst zwecks,besseren Verständnis- ssssHin den Zustand einer U e b'e r t.r a g u n g von Lau- Wn., des?<Zrundgedankcns. unserer, heutigen so gewaltigen Berkehrseinrichtung, so werden wir finden, daß ein soge nannter „Ton" das Ergebnis einer regelmäßigen Folge von Sr^vingungcn irgend eines Körpers ist, die unserem Ohre durch ein elastisches Medium, beispielsweise den Aether, übermittelt werden. Gelingt es nun, an irgend einem Orte erzeugte Schwingungen solcher Form auch «an einem ande ren Platze gleichmäßig darzustellen,.so werden hier wie dort gleiche Töne gehört. Dabei müßen sich die Schwingungen selbst völlig gleich sein, d. h. dieselbe Geschwindigkeit entfal ten, damit die Tonhöhe genau wiedergegeben wird: mit anderen-Worten: die Schwingungen müssen >in dem gleichen Zeitraum dieselbe Anzahl ausweisen, soll'die Tonfülle die gleiche sein, auch müssen sie die von der Zahl und Art soge nannter Obertöne abhängige gleiche Klangfarbe wieder geben. Benutzt man ,.z. B. eine, Stimmgabel, die durch ihre Schwingungen einen elektrischen Stromkreis abwechselnd öffnet und schließt, so wird ein in diesen eingeschalteter Elek tromagnet ebenso ost magnetisiert und entmagnetisiert; gibt man dem Elektromagneten eine zweite gleiche Stimmgabel als Anker, wird diese unter dem Einflüsse der durch den Elektromagneten auf ihn cinwirkenden Stromimpulse ganz genau die Schwingungen der ersten Stimmgabel wieder holen, ferner wird aber auch der Eisenkern des Elektromag neten selbst in Längsschwingungcn versetzt, wodurch er zur Wiedergabe von Tönen verschiedener Höhe befähigt wird- Das Wesen dieser galvanischen Uebcrtragungsmöglich- keit wurde zuerst im Jahre 1857 von dem amerikanischen Physiker Dr. C. G. Page in Salem, Massachusetts, beob achtet und von dem eifrigen Gelehrten eingehend untersucht, ohne daß er vorerst jedoch an eine praktische Ausnutzung dieser Erscheinung dachte. Der erste Gcistesheld, der-den genialen Gedanken, aus gesprochene Worte auf elektrischem Weg« in die Ferns zu leiten, wirklich verfolgte, demnach als der eigentliche Erfin der des Fernsprechers genannt zu .werden verdient, war der Naturforscher und Schullehrer Philipp Rins zu Friedrichs- dorf im Taunus. In einem am 26. Oktober 1861 im phy sikalischen Verein zu Frankfurts. M. gehaltenen Vorträge schildert er in sachlicher W'eise'leine^Fdrsthungcn über die Gestalt und das Arbeiten dert'Gehorwerkzeuge. Das Er gebnis seiner Feststellungen'.führle^hn weiter zur Erkennt- nis der Erfordernisse einer elektrischen Tonübermittlung und zum Bau eines Apparates, den man sinngemäß „Tcle- phon" nannte, und,mit dem.die »Töne; verschiedener Instru mente und selbst die'menschliche Stimme, wenn auch nur undeutlich, immerhin aber wahrnehmbar,'auf mäßige Ent fernungen übermittelt werden.konnten. Reis vervollkommnete seinen Apparat in rastloser Arbeit, bis er den von ihm gedachten Zwecken entsprach. Er wird folgendermaßen beschrieben: „Den Teber bildete «in würfelförmiges Holzkästchen, oben mit einer durch Schweinsdünndarm verschlossenen runden Oeffnung, an der linken Seite mit einem Schallrohr versehen. Mitten auf der oberen Fläche der Membrane ist ein dünnes Platin blättchen befestigt, das wiederum durch ein sehr dünnes Kupferstreifchen mit einem Pol der Batterie verbunden ist. Auf dem Platinplättchen ruht ein winziger Stift aus dem selben Metall, am Ende eines leichten Hebels befestigt. Der Empfänger besteht aus einer Drahtrolle mit weichem Eisen kern von der Dicke einer Stricknadel. Der Eisenkern ragt auf beiden Seiten aus der Rolle hervor, damit er mit zwei Haltern auf einem Resonanzboden befestigt werden kann. Zur weiteren Verstärkung des ankommenden Tones dient ein, die Drahtrolle umschließender, hölzerner Deckel. Das eine Ende der Rolle ist mit der Leitung, das andere mit der Erde verbunden. Im Zustande der Ruhe durchfließt die Gesamteinrichtung ein Batteriestrom, der dadurch sofort unterbrochen wird, sobald beim Hineinsprechen in das Sprachrohr des Gebers die Membrane mit dem Platinblätt- chcn in Schwingungen gerät und sich vom Platinstift ent fernt. Hierdurch entsteht eine der Zahl der Membran schwingungen gleiche Anzahl von Stromunterbrechungen, die wiederum eine entsprechende Zahl von Schwingungen des Eisenkerns und dadurch eine Wiedergabe der ursprüng lichen Töne bewirkt. Freilich ist der Klang der vom Instru ment hervorgebrachcken Töne nicht angenehm, er gleicht etwa dem einer Kindertrompetc." Reis scheint lsiermit feine Versuche abgeschlossen zu haben, seine Erfindung erregte zwar Aufsehen, sand aber, wie gesagt, weder bei der Gelehrtenschaft noch bei den Män nern der Praxis^diejenige Anerkennung, die ihn zum Fort schreiten auf öer ckmmal-betretenen Bahn hätte ermutigen können. In Deutschland befaßte sich einzig ein praktizierender Arzt, Dr. Clemens, in Frankfurt a. M. mit weiteren Ver suchen auf Reis'scher Grundlage, er benutzte statt der Bat- terieströmc besondere Magnet-Jnduktionsströme und brachte dadurch den Apparat dem jetzigen Fernsprecher etwas näher. In Amerika dagegen hatte man den neuen Gedanken sofort aufgegriffen und emsig weitcroerfolgt. In erster Linie mar es der Taubstummenlehrcr Graham Bell, der seit 1872 seine Forschungen wiederholt aufnahm nud 18 7 6 mit neu erfundenen Apparaten an die Oeffentlichkeit trat. Auch er benutzte Magnet-Jnduktionsströme zur Wei terleitung der Töne, wobei sich folgende Vorgänge abspiel ten: Näherte man dem Pole eines Magneten oder eines durch diesen polarisierten Elektromagneten eine Eisen- oder Stahlplatte, so entstand in den zu einem Stromkreise ge schlossenen Umwindungen des Magneten ein Magnet-Jn- duktionsstrom, ebenso wie bei der Entfernung der Platte. Die Stärke dieser Ströme hing beiläufig auch vom Grade der Annäherung und Entfernung der Platte ab, d. h. wenn diese vor dem Pole frei schwingen konnte, so erzeugte eine Schwingung innerhalb weiter Grenzen einen stärkeren Strom als eine solche innerhalb engerer Grenzen. Da aber die Annäherung und Entfernung der Platte allmählich vor sich geht, nimmt in demselben Verhältnis auch die Stärke der hierdurch entstehenden Ströme ab und zu: graphisch dargestcllt wird diese Veränderung durch eine Wellenlinie, das sind die Schwingungen der als Membrane dienenden Eisenplatte; sie entsprechen genau wiederum den durch die Schallöfsnung auf die Membrane treffenden Schallwellen. Der im Oktober 1876 zuerst nach Europa gelan gende Apparat diente gleichzeitig als Geber und Empfän ger. Im Innern einer hölzernen Röhre von etwa 10 Ztm. Länge log ein dünner runder Magnetstab, dessen eines Ende mit einer kleinen Muliiplikatorrolle umgeben war. Non hier gingen die Leitungsdrähte aus. In das andere Ende war ein Gewinde zur Aufnahme einer außerhalb des Gehäuses sichtbaren Stellschraube cingeschnitten, durch die der Stob dem vor seinem anderen Ende befindlichen Eisen plättchen genähert oder von diesem entfernt werden konnte. Das Plättchen war an seinem Rande festgeklemmt, so daß es in der Mitte innerhalb gewisser Grenzen frei schwingen konnte; vor ihm befand sich ein hölzerner Schalltrichter mit > einer Ocssnung, hinter der dis Platte frei lag. Von allen Fernsprechinstrumenten, die hierauf in gro ßer Anzahl von berufsmäßigen Erfindern gebaut wurden, sind das Mikrophon von Hughes und der Fernsprecher von Siemens in erster Linie zu nennen. Das Hughes'sche Mi krophon ist ein durch feine Wirkungen geradezu verblüffen des Gerät von überaus einfacher Konstruktion, dessen Arbeitsgang daraus beruht, daß gewisse leitende, jedoch nicht homogene Körper, sobald sie von ein.em galvanischen Strome durchflossen werden, Tonschwingungen in ondula- torische Ströme umwandeln, daher auch mit Hilfe dieser Ströme die leisesten Töne und selbst Geräusche, die für unser Ohr sonst nicht wahrnehmbar sind, deutlich hörbar gemacht werden können. Der Hauptbestandteil des Mikro phons ist ein im Stromkreise einer Batterie befindlicher Lei ter, dessen Leitungswiderstand sich genau im Verhältnis der ihn treffenden Ton- und Schallwellen verändert. Hughes benutzte anfangs Feilspäne, Schrotkörner, Drahtnägel, spä ter Graphit, Retorten- und metallisierte Kohle. Später wurde sodann der Apparat immer mehr verbessert, bis er in praktisch brauchbarer Form endlich für Ferngespräche Ver wendung sand. Nach Deutschland gelangte die erste Nachricht davon im Jahre 1877. Die ersten Apparate wurden im Oktober desselben Jahres von dem Vorsteher des Londoner Haupt telegraphenamts, Herrn H. C. Fischer, einem geborenen Deutschen, dem General-Postmeister Dr. v. Stephan zum Geschenk gemacht. Dieser wandte sich der neuen Erfindung, die er mit weitschauendem Blick als ungemein zukunfts reich erkannte, eifrigst zu, wurde jedoch genau so entmutigt und enttäuscht wie der Erfinder Reis. Wohin sich Stephan mit seinem Angebot auf Einführung eines Fernsprechers wandte, erhielt er nur einige bedauernde Worte über die gänzlich verfehlten Bemühungen. Stephan mußte cinsehen, daß unter der deutschen Be völkerung ein unerklärliches Mißtrauen gegen den Fern sprecher herrschte; fast gewaltsam suchte er immer wieder der zurückhaltenden Geschäftswelt eine Verbindung aufzu nötigen und bewog mit zähem Willen zunächst einige Häupter der führenden Bankhäuser und industriellen Fir men zur Uebernahme eines Apparates, was denn auch hier und dort mit einigem Kopfschütteln und aus Gefälligkeit, geschah. Und sechs Monate nach dem Aufruf Stephans zur Beteiligung an einem Fernsprechverkehr hatten sich immer noch nicht mehr als 96 Teilnehmer gemeldet. Trotzdem wurde die Anlage im Jahre 1880 ausgeführt und am 12. Januar 1881 dem Verkehr übergeben. Was seit dieser Zeit, im Verlaufe von nur 45 Jahren, im Fernsprechwesen Deutschlands, insgesamt in einem Zeit raum von 50 Jahren seit der Erfindung des ersten brauch baren Apparats in der gesamten Welt geleistet worden ist, mutet in der Tat wie ein Märchen an. Fast keine der klein sten Ortschaften in unseren Kulturländern entbehrt heute einer Fernsprechverbindung, und der elektrische Funke ver mittelt die Töne der menschlichen Sprache über Meere und Erdteile, sogar bis in die entferntesten Winkel dräuender Wildnisse. In den Großstädten selbst wäre in unserer hastenden Zeit mit ihrem wogenden, brausenden Getriebe ein gere gelter Geschäftsverkehr ohne Fernsprecher einfach unmög lich. Wer vermöchte uns in derselben Zeit alle Vorgänge in der Welt, alle Neuigkeiten so rasch und sicher zu übermit teln, wenn nicht geistvolle Männer zu ernstem Studium der für uns immer noch zum großen Teil im Dunkeln liegenden Naturkräfte den größten Abschnitt ihres Lebens verwandt hätten? Alexander Wierth Unerwartet ist Alexander Wierth von den Brettern, die die Welt bedeuten, abgetreten. Die Tücke einer Blind darmentzündung warf den Künstler vor etwa vierzehn Tagen auf das Krankenlager. Die Operation gelang. Wierth befand fick bereits auf dem Wege der Genesung, als plötz lich Anfälle von Herzschwäche bei ihm auftraten. Am Frei tag nachmittag war der Anfall so heftig, daß Wierth ihn nicht mehr überstehen konnte. Das Dresdner Schauspielhaus, dessen Verbände der Künstler seit 1904 angehörte, hat mit dem Tode des reichbe gabten Darstellers ein schwerer Verlust betroffen. Auch viele Bischofswerdaer werden sich bereits von den hohen künstlerischen Qualitäten des Verschiedenen überzeugt haben. Dem Bischofswerdaer Publikum hat er im Verein mit sei nem Kollegen Meyer, als „lachender Geselle", unvergeßliche Stunden bereitet. Die lachende Maske liegt nun in tragi schen Falten, und zu der Trauer Dresdens, dessen gefeierter Liebling Wierth als Schauspieler und Mensch war, gesellt sich unser wehmutsvolles Gedenken. 51 Jahre ist Wierth alt geworden, aber im Leben und vor der Rampe war er noch ein Jugendlicher von elastischer Frische, der ganz in seinem Berufe aufging. Die Vielseitig keit feiner Darftellungskunst, die kaum Schranken kannte, machte ihn zu einem wahren Schauspieler. Ehe er nach Dresden kam, wo er auch als Regisseur bahnbrechend neue Wege ging, waren seine künstlerischen Stationen Koblenz, Freiburg, Berlin (Berliner Theater) und Wien (Deutsches Volketheater). In Dresden erreichte er den Höhepunkt sei nes Schaffens. Hier sollte seine letzte Station sei-
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