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Der sächsische Erzähler : 29.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192605291
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19260529
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19260529
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-29
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 29.05.1926
- Autor
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>ald da« Neues aus aller Welt. -- Anfall Slegcrwalds. Der „Vossischen Zeitung" zu- folge erlitt der anläßlich des Deutschen Caritastages nach Trier gekommene frühere preußische Ministerpräsident Stegerwald dort auf dem Bahnhof beim Aussteigen aus dem Zug einen Beinbruch. Er mußte zunächst in ein nahe gelegenes Hotel gebracht werden. — Opfer der Berge. Nach einer Meldung aus Lai bach sind drei südslavische Touristen, darunter ein Braut paar, während eines Unwetters vom Grintruz in den jüti schen Alpen abgestürzt. Alle drei waren sofort tot. — Der Vulkanschaden in Japan. Der Schaden, der durch den Ausbruch des Vulkans Tokschi verursacht wurde, wird auf 8 500 000 Pen geschätzt. 33 Brücken, 730 Häuser, 3 Kilometer Eisenbahn und 6 Kilometer Straßen sind voll ständig zerstört. — Folgenschwere Explosion aus einem englischen Süflendampfcr. Infolge einer Nöhrcnexplosion auf dem englischen Küstendampfer „Essequebo", der sich 80 Kilonieter von der Mündung des Flusses Demerara (Britisch- Guayana) entfernt befand, wurden sieben Personen getötet und 25 verletzt. Der Dampfer wurde nach Georgstown ge schleppt. — Die Wolgadeutschen in Not. Die in einzelnen Ge bieten der Wolga eingctretenen Ueberschwemmungeq neh men bedrohliche Formen an. Insbesondere die Republik der Wolgadeutschen ist schwer betroffen. Die Hauptstadt dieser Republik, Pokrowsk, steht unter Wasser. 12 000 Per sonen laufen Gefahr, ihr Obdach zu verlieren. Der Wasser stand der Wolga bei Saratow ist 14 Meter über den norma len Stand. In Sysran sind 9000 Menschen obdachlos. Ver luste an Menschenleben sind bisher nicht zu beklagen. — Ein großes amerikanisches Presseheim in Washing ton. In Washington legte Präsident Coolidge den Grund stein zu einem großen Prcsscheiin, dem „National Preß Building", das für 10 Millionen Dollar erbaut wird und amerikanischen wie ausländischen Journalisten in der Bun deshauptstadt ein Heim bieten soll. — Schande über dich „Deutsche" Frau! Frau Schu- mann-Heink wird im Laufe dies. Jahres eine Konzerttournee durch die amerikanischen Großstädte veranstalten, deren Er trag den Fonds einer Schumann-Heink-Stiftung bilden soll. Die Stiftung soll den Betrog von 750000 Dollars erreichen und für amerikanische Kriegsoeteranen au» demWeltkriege bestimmt sein. — Vielleicht könnte die deutsche Sängerin auch einpial etwas für die deutschen Kriegsveteranen tuni? Gerade Amerika, das den Ausgang des Krieges herbeiführte, hat als einziger Kriegsgewinner selbst die Mittel, für seine Kriegsopfer zu sorgen. — wie sah es am Nordpol aus? Die Osloer Zeitung „Aftenposten" erhält von Nome ein Spezialtelegramm, in dem die Mitglieder der „Norge"-Expedition die Richtigkeit der von amerikanischer Seite veröffentlichten Mitteilungen bestreiten, daß die Expedition beim Nordpol Klippen festge stellt habe. Der Amerikaner Ellsworth bezeichnet diese Mit teilungen als reine Lügen und erklärt: Das einzige, was wir sahen, war etwas Wasser und eine Masse Blaueis. Wir bemerkten keine Eisberge und kein Leben oberhalb des E2 Breitengrades. — Vom Löwen geraubt, von Ameisen gerettet. Von der seltsamen Lebensrettung eines Kindes durch Ameisen wird aus Iohannisburg (Südafrika) berichtet. Ein Missio nar im nördlichen Rhodesien wurde, als er in seinem Zelt schlief, von einer Löwin angegriffen und schwer verletzt. Dann packte das Tier das Bett,,worin das Söhnchen des Missionars schlief, und lief mit dem Knaben davon. Hierbei streifte die Löwin einen Ameisenhaufen, und die aufgestör ten Insekten griffen das Raubtier so energisch an, daß es von seinem Opfer ablassen mußte. Das Kind blieb unver letzt. — Goldfelder in Rußland. Die neuentdeckten Goldfel der von Aldan an der Lena in Narosibirien haben in letzter Zeit einen gewaltigen Zustrom von Menschen, die vom Goldhunger erfaßt sind. In wenigen Monaten erstand, wie ein Pilz aus der Erde, eine neue Stadt, die Krasni An-, dansk benannt wurde und heute schon über 15 000 Einwohner zählt. In der Stadt befindet sich ein Krankenhaus, eine Radiostation, eine Abteilung der Staatsbank, Schulen usw. Politisch ist auch eine Organisation der Kommunisten vertre ten, die bereits Hunderte von Mitgliedern zählt — Der Mann mlk den 140 Frauen. In Philadelphia ist ein Mann namens Robert Wittmann verhaftet worden, weil er auf unerklärliche Weise 140 Frauen geheiratet und ausgeraubt hat. Er führte sich in die vornehme Gesellschaft unter dem Namen Lord Beaverbrook ein und machte allen jungen Damen, die in dem Ruf standen, eine große Mitgift zu erhalten, Heiratsanträge und Versprechungen auf die Ehe. Später betrog er sie um ihr Geld. Eine einzige Frau büßte an vier Millionen Dollar ein. lung, er habe ohne die erforderliche Dosierung nachGefsihlg«. röntgt. Noch Bekundung des Sachverständigen Professor Dr. Kraft hatte der vom Freitaler Stadtkrankenhaus angeschasstc Apparat verschiedene technische Mängel, er besaß, wie seit 1923 üblich, keine FIltersichcrung, zuoem war keinerlei Fachliteratur vorhanden. In der bestehenden Ressortteilung und im Verhalten der Firma seien Fehler zu erblicken, letztere mußte die Leitung des Krankenhauses auf die inzwischen eingctretenen Neuerungen und Verbesserungen aufmerksam machen. Staats anwalt Hartmann forderte die Bestrafung der Angeklagten Dr. Friedrich Wolf, Dr. Brade und Hoffmann, stellte aber bezüg lich des Dr. Ulrich Wolff keinen Antrag. Keiner der drei beschul digten Aerzle hätte eine Ahnung von der Wirkung der Röntgen strahlen gehabt, die den stärksten Giften gleichzuachtcn seien. Das Gericht verurteilte weaen fahrlässiger Körperverletzung, und zwar Stadt- und Mcdizinalrat Dr. Friedrich Wolf (im Fortsetz- ungszusammcnhangc) zu 2000 Reichsmark, Dr. Brade, den ehemaligen Chefarzt zu 500 Mark, und Hoffmann zu 4 00 Mark Geldstrafe, bei letzteren wurden vier Einzelfällc als vorliegend erachtet, während Dr. Ulrich Wolff dagegen freigesprochen wurde. In der Begründung des Urteils kam zum Ausdruck, daß cs sich um grobe Versehen gehandelt habe, wie sie nicht vorkommen dürfen. reichsten Leute In Pennsylvania, und dort gab es del Gott Mikllo- nijre in Massen. Er und Slocum, denen der rasch und mühelos «r- raffte Reichtum gewaltig zu Kopf gestiegen war, hatten bi_i- ' Geldoerdienen satt bekommen und begannen es nun ebenso rasch und noch müheloser wieder auszugeben, was ihnen nicht schwer'siel, denn es fanden sich bald aut« Freunde, die wacker dabei halfen. Aber obwohl man schon viel von Verschwendung gehört hat, die andere Leute begingen, obwohl wir während der Inflation manch protzenhafte Vergeudung miterlebten, von der Art und Weise, wie Steele und Slocum die Dollarnoten buchstäblich auf die Straße warfen, kann man sich keine Vorstellung machen. Und Steele war der schlimmste von allen, man nannte ihn den Fürsten der Verschwender oder Coal Oil Johnny, weil er sein Geld Mst Petroleum gemacht hatte. Daß er täglich einen neuen Anzug txuw niemals seine Wäsche, Schuhe, Hüte Handschuhe länger al» « Stunden benutzte, wäre nichts Besonderes gewesen, das sraß auch noch kein Loch in seine Zinsen, denn er hatte täglich fast 20000 Dollar zu verzehren. Auch daß er Brillanten wie Nüsse am gan zen Leibe hängen hatte, daß sein Stock aus reinem Gold und da» Geschirr seiner Pferde aus getriebenem Silber war, wäre nicht« Neues. Indische Fürsten baden sich in goldenen Wannen. Johnny mochte das bald einsehen und begann, statt wertvolle Dinge wahllos zu kaufen, mit Noten um sich zu werfen. Er raucht« Importen zu 5 Dollar das Stück und steckt« jede Zigarre mit «in«r 100 Dollarnote an, die er als Fidibus benutzte, er trug die Taschen stets voller Goldstücke, die er aus dem Wagen oder vom Balkon unter das Volt warf, kein Bettler wandte sich an ihn verg«b«n». Und dann die vielen „guten" „Freunde", die ihn umwarben und begaunerten. Er bezahlte für alle und für alles, Hunderte lebten jahrelang von ihm, er machte, was er wollte, und sie machten mit ihm was sie wollten. Als alles nichts mehr half, das heißt, als das Geld gar kein Ende nehmen wollte, begann Johnny Bankette zu geben. Zuerst lud er seine Freunde ein, dann sämtliche Freudenmädchen der Stadt, dann die Boxer, die Kellner, die Droschkenkutscher, die Schauspieler. Und sie alle bewirtete er in einer Weise, daß ganz Anierika trotz des Bürgerkrieges, der damals wütete und alle Ge müter ergriff, von seinen Festen sprach. Wenn ihm ein Musik stück gefiel, bestellte er eine Kapelle in seine Wohnung, ließ es sich zehnmal Vorspielen und gab jedesmal jedem der Musiker tausend Dollar. Einmal brauchte er dringend einen Mietwagen, der In haber des Lohnfuhrgeschäftcs wallte aber zu so später Nachtstunde keinen Wagen mehr anspannen lassen. Was tat Johnny? Er kaufte für eine ungeheure Summe dem Mann sein ganzes Unter nehmens ab und — hatte seinen WagenI Das tollste Stück aber leistete er sich mit Mister Britten, dem Besitzer eines Operettentheaters. Bei dem erschien er kurz vor Beginn der Vorstellung und begehrte sämtliche Plätze des Theater» zu kaufen. Das war natürlich unmöglich, da schon zwei Drittel des Hauses besetzt waren und jeden Moment das Klingelzeichen er tönen mußte. Doch Johnny, stark angeheitert, bestand auf seiner Forderung, machte von Minute zu Minute ein immer höheres An gebot und legte schließlich einen Scheck über 200 000 Dollar auf den Tisch. Dieser Riesensumme konnte der Direktor nicht wider stehe», er ließ die Vorstellung absagen, zahlte allen Leuten ihr Eintrittsgeld zurück und man wickelte die Operette vor Johnny ganz allein ab, der irgendwo in einem Parkettsessel schlief und keine Ahnung hatte, was auf der Bühne vor sich ging. Am anderen Tage kam selbst dem Fürsten der Verschwender die Sache etwa» toll vor und er verlangte von Britten 150 000 Dollar zurück, aber der dachte nicht daran. Zwar mußte ihm klar sein, daß es unan ständig war, von einem Betrunkenen für eine Vorstellung 840000 Mark zu nehmen, aber, so meinte er, mit Coal Oil Johnny könne man so etwas schon machen. Doch selbst dessen Geld nahm einmal ein Ende und es ging ihm dann, wie es allen Leuten geht, die reich waren und schnell verarmen. Die Freunde verließen ihn schneller, als sie gekommen waren und noch rascher als seine Dollarnoten, er selbst hatte nie mals arbeiten gelernt und konnte sich nicht darein sinken, im Mo nat 500 Dollar zu verdienen, er, der ost an einem Tage 100 000 Dollar ausgegebcn hatte. Und so lebte er von: Bettel, bis man ihn aufgriff und ins Armenhaus steckte, wo er vor kurzen: im Alter von 86 Jahren gestorben ist. Das ist die Geschichte von John Steele, dem Fürsten der Verschwender, der zehn Jahre ein reicher Manu war, um 55 Jahre lang zu darben. Der Fürst der Verschwender. 840 009 Mark für eine Theatervorstellung. — Tousenddollarnolen als Fidibus. — Im Armenhaus verendek. (Nachdruck verboten.) Wie gewonnen, so zerronnen! Dies alte, aber ost wahre Sprichwort kann man auf niemand besser anwenden als auf John ny Steele, den alle Welt Coal Oil Johniu) nannte und der zwi schen 1860 und 1870 ein sagenhaftes Vermögen aus dem Nichts stampfte und ebenso rasch auf die unsinnigste Weise vergeudete, so daß er später vollkommen unter die Räder kam und schließlich im Armenhaus von Scranton in Pennsylvania verkam. Um das Jahr 1860 herum verlor John Steele seine Eltern und erbte von ihnen ein kleines Häuschen mit einigem Acker. Auf irgendeine Weise lernte der damals 19jährige den reichen Grundstücksspekulanten Sleth Slocum kennen, der, auch nicht viel älter als Steele, bereits durch von ihm entdeckte Petroleumquellen viel Geld gemacht hatte. Das Schicksal wollte es, daß auf Steeles Grundstück Oel an die Oberfläche kam, Slocum kaufte ihm den Acker ab, und nun machte Johnny ein Geschäft nach dem andern auf dieselbe Weise, er zahlte den Bauern horrende Summen für ihre Aeckcr und holte dann Geld heraus, so viel er wollte. Mit 25 Jahren war er einer der l Entwicklungsgeschichte der Fixsterne. Von M. Valier. Ein Beispiel dafür, wie rasch sich heute grundlegende wissenschaftliche Anschauungen ändern, bietet die Sternbau- geschichte. Früher konnte durchschnittlich jeder Gelehrte die Theorie, welche er in den Jahren seiner Vollkraft aufgestellt, als Greis noch mehr oder minder unangetastet mit ins Grab nehmen. Heute heißt cs für den modernen Gelehrten fast jedes Jahr umlernen, verwerfen, was bisher als Wahrheit galt und kühn behaupten, was gestern noch unmöglich schien. Wer da nicht mitmacht ist bald überholt von anderen, die mit dem Fortschritt besser Schritt zu halten vermögen. Noch vor Jahressrist las man's von den Kathedern also: Die Fixsterne entstehen in Gestalt riesiger, kalter, sehr ver dünnter Gasbälle, die mangels einer Lichtausstrahlung zu nächst unsichtbar sind. Erst durch die Zusammenziehung und gleichzeitige Verdichtung der Bälle tritt eine vom Mittel punkt aus allmählich die ganze Kugel nach außen durchdrin gende Erwärmung ein, deren Verlauf im einzelnen Fall von dem Inhalt des ursprünglichen Balles abhängig ist. Je grö ßer die Masse, um so stärker die Erhitzung^um so höher der erreichbare Höchstgrad. Bei einer Oberflächentemperatur von etwa 2400 Grad Celsius treten dann die immer noch luftdünnen, riesigen Easbülle für uns als rote Riesensterne von ungeheuren^ Durchmessern in Erscheinung (wie Betei geuze, Äntarcs, Arkturus usw.). Bei steigender Erhitzung werden sie allmählich rotgelb, gelbrot, gelb, weißgelb, weiß oder bläulichweiß, je nach ihrer Höchsttemperatur. Nach Ueberschrcitung der Höchsterhitzung sinkt die Temperatur wieder, weil die weitere, durch die schon zu große Dichtheit des Sternkörpcrs erschwerte Zusammenziehung die Strah- lungsabgabc an den Umraum nicht mehr zu decken vermag. Damit fällt aber auch die Lcuchtstärkc des betreffenden Sterns rasch, der nun aus einem Riefen an Rauminhalt und Leuchtkraft zu einem Zwcrgstern wird, trotzdem die Masse des Körpers im Verlauf dieses ganzen Entwicklungsweges im Wert unveränderlich geblieben sein soll. Mit der Errei chung einer einheitlichen Dichtigkeit von etwa 4 Wasserein heiten von der Oberfläche bis zum Mittelpunkte sollte die Grenze erreicht sein und der Stern als gealterter Zwerg wieder erlöschen, weil dann seine Oberfiächentemperatur wieder unter Rotgluthitzc sinkt. Unsere Sonne wäre nach dieser Theorie bei ihrer 14 Wassercinheitcn betragenden mittleren Dichte ein bereits ziemlich in der Auskühlung fort geschrittener Zwcrgstern von etwa fünfeinhalb Millionen Grad Hitze im Mittelpunkt und rund 6000 Grad Oberflä- chentcmpcrnlur. — Die bemerkenswerteste Folgerung aus dieser Lehre war, daß es keine Sterne von mehr als etwa bOfacher Sonncnmassr geben dürste, weil sonst der Strab- lungsdruck des heißen Inneren die Gestirne zum Bersten formwerken auf den Gebrauchsstrom von wenigen hundert Volt herabspannen. Der Zerfall der Atome im Sterninneren soll aber auch die Ursache der Erhaltung der Oberflächentemperatur sein. Nicht mehr die Zusammenziehung des Sternkörpers, wie man es früher behauptet hat. Diese würde nur wenige Mil lionen Jahre ausreichen, um z. B. bei unserer Sonne die un unterbrochene Strahlungsleistung von zirka 580 Trillionen Pferdestärken zu sichern. Nach den Berechnungen müßte in unserer Sonne in jeder Sekunde eine Masse von 4 Millionen Tonnen im Kern zersprengt werden, um die Ausstrahlung zu decken. Das macht im Jahre 125 Billionen Tonnen. Scheint diese Zahl auch hoch, so ist sie doch einhalb Millionen mal kleiner, als die früher auf Grund des Rob. Meyer'schen Gesetzes errechnete, welche angab, welche meteoritischen Mas sen jährlich in die Sonne stürzen müßten, um durch die Um wandlung ihrer Fallwucht in Wärme die Temperatur der Sonnenoberfläche dauernd gleich hoch zu erhalten. Vergleichen wir zusammenfassend die neue Theorie mit der alten, so können wir folgende Grundsätze feststellen: Nach der alten Lehre waren die Sterne durch und durch reine Gaskugeln von verhältnismäßig sehr geringer Dichte, auch im Mittelpunkt und am Schlüsse ihres Lebensweges alternde Zwergsterne; ihre Masse sollte einen unabänder lichen Festwert haben, ihre Strahlungsleistung nur durch die Zusammenziehung vom ursprünglichen dünnen Riesengas ball zum dichten Zwergstern bestritten werden. Nach der neuen Lehre sind die Sterne Körper, die aus einem mehrfach platinschweren Patronenkern bestehen, der durch eine ge- wisse, wenn auch nicht scharfe Grenzschicht von den ihn um hüllenden Glutgasen der leuchtenden Sternoberfläche ge trennt ist. Die Strahlungsleistung wird durch die Umsetzung von Masse in Energie im Sterneninneren bestritten, die Glutgase der Oberfläche sind kosmische Transformatoren. Die Masse eines Sternes hat keinen Festwert mehr, sondern er gibt sich aus dem Gleichgewicht zwischen meteoritischem Massenzuschuß und Massenverlust durch Ausstrahlung. bringen würde. Weiter durfte es keine sehr hohe Dichte (über 3 Wassereinheiten) bei sichtbaren Sternen geben, end lich auch keinen nennenswerten Massenverlust oder Zuwachs für den Stern auf seinem Lebenswege, wenn nicht diese ganze Sternbaugeichichte in sich zusammenfallen sollte. Und nun die neue, seit einem Jahre mehr und mehr durchdrin gende Lehre: Nach ihr soll die ungeheure, im Mittelpunkt unserer Sonne schon über 50 Millionen Grad (bei größeren Fix sternen auch noch weit mehr) betragende Temperatur die Atome dort hineingelangender Stoffe in Wasserstoffkerns und Elektronen auseinandersprengen, wobei sich die Atom durchmesser auf ein Hundertstel, die Rauminhalte also auf ein Millionstel vermindern. Das entstehende eigentümliche Protongas kann also auf millionenfache Dichte des ursprüng lichen Gases zusammengepreßt werden und bildet so einen Körper von vielfacher Platindichte. Bedenkt man, daß in einem Würfel unseres gewöhnlichen Bleies oder Platins, so dicht er uns scheint, ja auch die Abstände zwischen den einzel nen Atomen vielmals größer sind als diese selbst, so daß ein solcher fester Körper in Wirklichkeit einem losen Mücken schwarm gleicht, so erscheint es nicht weiter verwunderlich, wenn die Forscher jetzt unserer Sonne eine Kerndichte von mindestens 75 Wassereinheiten zuschreiben, die zudem noch dauernd wachsen soll. Der ungeheure Temperaturabfall vom Sternmittelpunkte zur Oberfläche soll darauf beruhen, daß die hochglühenden Gase fast undurchsichtig sind. Die im Sterneninneren entwickelte, nach außen dringende Strahlung hat so kurze Wellenlänge wie die härteste Rönt genstrahlung. In das Innere der Sonne (und auch der an deren Fixsterne) versetzt, würden wir uns also in einem finsteren Keller r>u befinden glauben, weil unsere Augen diese Strahlenart nicht mehr aufzunehmen vermögen. Es wäre aber auch denkbar, daß unser Temperatursinn mit den Mil lionen Wärmegraden nichts mehr anzufangen wüßte, so daß wir möglicherweise eher den Eindruck der Kälte hätten. Biek leicht wäre der Zustand im Jnnem eines hochglühenden Sterns dem in einer Röntgenkammer vergleichbar. Erst nahe der Sternoberfläche verwandeln sich — nach der neuesten Theorie — diese kurzwelligen Strahlen in Licht, indem sie bei den dort herrschenden niedrigeren Temperatu ren von unter 40000 Graden auf die noch unzersprengten Atome der Glutgasschicht der Oberfläche treffen und diese in jene Schwingungen versetzen, die wir Licht nennen. Der Vorgang gleicht vielleicht dem Jnswasserwerfen eines Stei nes, der in dem vorher ruhenden Wasserspiegel kreisförmig sich ausbreitende Wellen erzeugt, während seine eigene Be wegung gradlinig gewesen ist. Nach dieser neuen Auffas sung ist also di«, leuchtende Oberfläche der Sterne (und damit auch unserer Sonne) eine Art kosmische» Umspannwerk, in welchem die aus dem Sternkern empordringenden Energie formen um so und so viele Oktaven herabgespannt werden, wie wir den 100 000 Bolt-Strow dar Kernleitungen In Um Komödierrzettel aus dem Jahre ISIS. Karlsstadt, ani 10. Juni 1819. Zum Bortheile des Herrn Ignaz Diol und seiner 18jährigen Tochter Ludmilla: „Menschen haß and Reue", ein neues, hier noch nie gesehenes Trauerspiel von dem gestorbenen Kotzebue, unglücklicherweise. Dasselbe Ist In fünf Akten, nebst einem Prolog, welchen Herr Viol zu Ende separat halten wird. Hoher, gnädiger Adel, löbliches Militär, verehrungs würdiges PublikumI Viele dringende Schulden setzen uns in die zwar angenehme Verlegenheit imserer Gläubiger, daß wir nicht weiter reisen können. Ich spiele den Greis, meine Tochter die Eula lia, lassen Sie uns deshalb nicht untergehen. Menschenhaß ken nen die Bewohner dieser Stadt nicht, noch weniger wie eine Reue, daß wir uns hierher verirrten. Wir bitten daher um Zuspruch. Es bleibt uns doch nichts. Dero gehorsamster Ignaz Viol, von Zara, und seine Tochter Ludmilla."
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