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DerMWeLrMer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Lies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt mannschaft, der Schulinspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, des Amtsgerichts, des Finanzamtes und de« Stadtrats zu Bischofswerda- McrgeSecrtt-» Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Land. DichtesteVerbreitung inallenVolksschichten Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag von Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 445 jederzeit Bestellungen entgegen. Slr. 122 Nr. 1S21. Gemeinde. Anzeigenpreis (in Goldmark)- Di- 43 mm breite einspaltige wöchentlich SV Psg. Einzelnummer 15 Pfg. — All« Postanstalten, Stömng des Betriebes der Zeitung oder der Besörderungseinrich» zum amtlichen Brieskurs vom Tlabltaa iedock nickt niedrtaer al» ««wie unsere ZeitungrausNSger und die Geschllst-stell- nehmen tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder zum Kurs vom Tage der Rechnung. — Rabatt nach Tarifs Mr jederzeit Bestellungen entgegen.Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Sammelanzeigen tarifm. Aufschlag. — ErfüllungsortBtschossivnd« — Erfüllungsort Bischofswerda 81. Jahrgang ^ba«d-girokafs« Bischofswerda Konto Rr. »4. Falle höherer Gewalt - Krieg oder sonstiger lraend w, - , — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Sonnabend, den 29. Mai 1926. Ab- el Krims letzter Kampf. Ueber den letzten heldenhaften Kampf Md el Krims gegen eine erdrückende Uebermacht ist im einzelnen zu be richten: Am 6. Mai wurde di« Friedenskonferenz abgebrochen; am 8. setzte die spanische Offensive ein. In der Bucht von Alhucemas, deren Eroberung im vergangenen Sommer für die Spanier nur ein halber und gefahrenber gender Erfolg gewesen war, konzentrierten sie, auf einer kaum 15 Kilometer langen Front, 30000 Mann, die ge samte Kriegsflotte und ihre Luftgeschwader. Nach drei Tagen blutigen Kampfes rangen die Spanier den verzweifelten Widerstand der Rifleute nieder und durchbra chen die stärkste, nach allen Regeln modernster europäischer Kriegskunst befestigte Stellung Äbd el Krims bei seiner ehe maligen Residenz Aschdir. Die Größe des spanischen Sieges läßt sich ermessen an der beträchtlichen Beute an allermodernstem Kriegsmate rial, größtenteils französischer (!) Erzeugung: Kanonen, Mörser, Maschinengewehre, Handgranaten und mehrere große Munitionslager. Mehr noch aber an der großen Zahl der auf dem Felde verbliebenen Toten, die selbst im heftigsten Feuer zurückzuziehen, für die Familien der kämp fenden Rifleute eine unerläßliche Ehrenpflicht darstellt, und an dem geringen Widerstand, den die sonst immer rasch sich sammelnden spanischen Truppen entgegensetzten. Mit überraschender Leichtigkeit drangen die unter dem Oberbefehl des Generals Sanjurjo diesmal ausgezeichnet mit kombinierten Flankenangriffen operierenden Truppen ohne Aufenthalt vor. Zustatten kam ihnen dabei das Netz von Heercsstraßen, die Abd el Krim aus dem Rif- innern nach dieser seiner stärksten Front angelegt hatte. Im Berlaufe von kaum einer Woche war der größte Teil des einzig fruchtbaren Gebietes des Rif zwischen den Flüssen Guis und Nekor, das des kriegerischen, den Aufstand tragen- den Stammes der Beni-Urriagel, dem Abd e! Krim selbst an gehört, erobert. Am 16. Mai führten di« Spanier den Stoß ins Herz des Rif: Tamasint, das letzte Hauptquartier des flüchtigen Häuptlings, fiel in ihre Hände. Gleichzeitig ging vom Süden her der Bormarsch der Franzosen vor sich. Die abschließende Bereini gung der drei getrennt operierenden Heere im Zentrum des Rif verwandelte die schwere Niederlage Abd el Krims in einen völligen Zusammenbruch dank der Gesinnungs losigkeit der Marokkaner, sich stets ohne Beden ken auf die Seite der stärkeren Bataillone zu stellen. Seine Kerntruppen aus dem Rifinnern verließen ihn. Tag für Tag baten neue Stämme um die Verzeihung des . . . Sultans, den ihnen die Gchutzmächte gegen Entwaffnung und Geiseln gewährten. So blieb nichts andere» übrig: Abd el Krim mußte sich ergeben. Paris, 27. Mai. (Drahtb.) Abd el Krim lfi heule früh 5.30 Uhr mit seiner Familie in Targuifi eingekroffen. Er wurde von dem General Dubai«, dem Führer der marok kanischen Division empsaaaea. Ueber die Gründe, die Abd el Krim veraalatzl haben, sich den Franken za Men, werden noch folgende Einzelheiten bekannt: Abd et Krim war am 23. Mal zu den Beni harou» geflüchtet, von wo er mit seinen Frauen weiter zu entkommen hoffte. Al« er in zwischen erfahren hatte, daß sein Aufenthaltsort entdeckt und seine Ausluchtsfiätte von dea französischen Flugzeuge« «ater Feuer genommen wurde, ließ er am 25. Mai dem General residenten «inen Bries überbringen, in dem er für sich und Tagesschau. Nach dem amtlichen englischen Funkdienst ist nicht zu er warten, daß die Abrüstungskonferenz vor Ende des nächsten Jahres zusammentreten wird. * Der Oberreichsanwalt hat Herrn Dr. ing. Bögler die bei der Haussuchung bei ihm beschlagnahmten Schriftstücke als bedeutungslos zurückgesandt. * Infolge des Bergarbeiterstreiks sind in England ein schneidende Verbrauchs- und Verkehrsveschränkungen erlas sen worden. * Die österreichischen Peamtenorganisationen fordern Notstandsarbeiten und Gehaltserhöhungen. Im Falle d-c Ablehnung wird mit einem allgemeinen Veamlenstreik gedroht. * Auf der Londoner Dankkonferenz wurde der Plan einer internationalen Zusammenarbeit der Notenbanken be sprochen. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- lUbrliches an anderer Stelle. sser Entscheidung -»-rd-n di« Verhält- griffen hat. Bon morgen ab wird jede Familie nur rwch Polen aTtretenen Gebieten zunächst LS Pfund Kohlen per Doch« erhalten. Die Kohlen müssen ti R n g nicht direkt berührt, da der Haager Gerichtshof in den einzel nen Fällen sich auf das Genfer Uebereinkommen gestützt hat, das nur für Ostoberschlesien gilt. Die Entscheidung des Haager Schiedsgerichtshoses über den deutsch-polnischen Streitfall in Ost-Oberschlesien liegt jetzt in Berlin vor. Es hak sich dabei herausgestelll, daß diese Entscheidung zunächst für Deutschland außerordentlich wichtige praktische Folgen hat. Da das ursprünglich dem Deutschen Reich gehörige Stickstoffwerk Chorzow, da« nach der Entscheidung unrechtmäßig von Polen liquidiert ist, einen Wert von 100 bis 120 Millionen Goldmark darstellt, ist Polen mit diesem Betrage nach der Entscheidung an Deutschland verschuldet. Weiter kommt als praktische Folge dieses Urteils in Betracht, daß eine ganze Reihe von internationalen Schieds gerichtshöfen ihre Entscheidungen über ähnliche Streit fragen bis nach dem Urteil des Haager Schiedsgerichtshofes zurückgestellt hat. Es handelt sich vor allem um Streit fragen zwischen Ungarn und Rumänien und zwischen Ungarn mit der Tschechoslowakei. Die allgemeine Urteils begründung des Haager Schiedsgerichtshoses, die alle Liquidationen für entschädigungspflichtig erklärt, sobald sie gegen die üblichen Bestimmungen des Völkerrechtes ver stoßen, und wonach die Staaten nicht nach abgeschlossenen Verträgen ohne Entschädigung liquidieren dürfen, bedeutet praktisch, daß Deutschland die Entschädigungsfrage gegen über allen nach Beendigung des Weltkrieges neu gegründe ten Staaten wieder ausrollen kann, da diese Staaten kein Recht auf entschädigungslose Liquidation deutschen Eigentums haben. Das Minderheitenproblem kann von dieser Seite aus auch in politischem Sinne neu aufgerollt werden. Am wichtigsten ist aber die politische Bedeutung des Urteils. Mit dem Urteil ist von dem höchsten internationa len Gerichtshof wieder einmal festgestellt, daß Polen nicht gemäß den übernommenen internationalen Verpflichtungen verfährt. Dieser Gesichtspunkt wird von Deutschland poli tisch zur Geltung gebracht werden müssen, wenn Polen poli- sche Forderungen, wie etwa die Zuweisung eines ständigen atssitzer im Völkerbund, oder auch die Zuweisung eines acht ständigen Ratssitzes aufstellen sollte. Die deutsche Re- „ erung wird darauf Hinweisen können, daß Polen auch schon die 1923 in der Frage der Ansiedler ergangenen Ur teile des Haager Schiedsgerichtshofes nicht durchgesührt und sich damit außerhalb der internationalen Rechtsverein barungen gestellt hat. Die Freigabe deutschen EigenturnL in Amerika. New Park, 27. Mai. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Journal of Commerce" aus Washington beschäftigte sich der Vor sitzende des Haushaltausschusses im Repräsentantenhause» Green, mit einem neuen Plan zur teilweisen Erledigung der Ersatzan sprüche amerikanischer Bürger und gleichzeitigen Rückgabe des be schlagnahmten Eigentums. Die Gesamthöhe der zur Verteilung kommenden Summe soll nach diesem Entwürfe auf 34 Millionen Dollar beschränkt werden, die sich im Besitze des Schatzamtes oder des amerikanischen Transfer-Agenten befinden. Der Betrag in gleicher Höhe, der sich kn den Händen des Treuhänders für da fremde Eigentum befindet, würde dagegen zur Verteilung an die deutschen Crsatzberechtigten benutzt werden. Wie verlautet, sollen Ersatzansprüche auf Grund von Todesfällen und Verwundungen sowie Ersatzansprüche physischer Personen zuerst abgegolten wer- den. Dagegen wird der neue Entwurf noch keine Regelung der Ansprüche aus Versicherungen und Verschiffungen bringen. Mn amerikanischer Gelehrter zur Kriegsschnlbfrage. , Atlantic-Lity, 27. Mai. Der Professor für historische SozMgie am Smith-Lollege, Barne», erklärte in einer An- sorache: Der Weltkrieg war von Frankreich und Rußland bewußt geplant und herbeigefü-rk, wie sich durch Urkunden beweisen läßt. Deutschland war da« Opfer einer riesigen KohlenMangswirtschaft in England. Einschneidende Verbrauch«, uud Verkehrsbeschränkungen. London, 27. Mai. (Drahtb.) Das Bergbauamt hat heute die Bestimmungen für die Rationalisierung der ab- nehmenden Kohlenvorräte erlassen. Die neuen Maßnahmen sind schärfer, als man sie während des Krieges oder wäh. «ick des englischen Dergarbeiterstreiks im Jahre 1S21 er- t. Bon morgen ab wird jede Familie nur noch Entschädigung für geraubtes deutsches Eigentum. Eine grundsätzliche Entscheidung des Haager Schiedsgerichts. Der Haager Schiedsgerichtshof hat jetzt das Urteil in dem Streit zwischen der deutschen Regierung und Polen über Liquidation deutschen Eigentums in Ost oberschlesien verkündet. Der erst« darüber bei der Reichsregierung eingetroffene Bericht zeigt, daß der Haager Gerichtshof sich in weitem Umfange der deutschen Rechtsauffassung in der allgemeinen Beurteilung der Liqui- datiosfrage angeschlossen hat. Der Haager Gerichtshof hat nämlich entschieden, daß jeder Eingriff m Privateigentum, der sich nicht mit den allgemeinen Grundsätzen des Völker rechts vereinbaren läßt, «ine Liquidation darstellt, für die der liquidierende Staat an den Eigentümer dann entschä - digunaspfltchtig ist, wenn nicht in Vertragen das Gegenteil bestimmt ist. In der speziellen polnischen Frage hat der Haager Ge richtshof in dem Streitfall, der sich um die Liquidierung deutschen Großgrundbesitzes und um die Liquidierung des Deutschland eigenen Stickstoffwertes in Lhorzow drehte, entschieden, daß die Anlage in Lhorzow andasDeut s ch e Reich zurückgegeben werden nckffe, da das polnische Gesetz vom 14. Juni 1920 im Geaenfatz zu dem entsprechen- den Artikel des Genfer Uebereinkommens zwischen Deutsch, land und Polen steht. Außerdem ist in fünf weiteren Fällen di« Liquidation deutschen Großgrundbesitzes für rmrecht- mäßig bezeichnet; in vier Fällen, in denen die RechAage unklar war, hat der Haager Gerichtshof gegen Deutschland entschieden. Don dieser Entscheidung di« Verhält nisse in anderen an s seine Familie den Schuh der französischen Regierung erbak. Steeg gab ihm darauf zur Antwort, er wolle von nichts wissen, solange die Gefangenen nicht sreigelassen wären, was Abd el Krim darauf veranlaßte. Der Diegsminister Painlev« erklärte vor Ausgang des Antigen Miniskerrates, die Rückwirkungen der letzten Ereignisse in Marokko würden sehr groß sein Der franzö sische Einfluß in Nordafrika sei letzt endgültig gesichert und es bestehe weiter auch die Hoffnung, daß der Konflikt in Syrien jetzt ebenfalls schnellstens beigelegt werde. Die französische« Flugzeuggeschwader haben im Laufe des heutigen Tages über die Gebiete der noch nicht unter worfenen Stämme Proklamationen abgeworfen, in denen die Wasfenstreckung Abd el krims mitgeleilt wird. Es steht noch nicht fest, welchen Wohnsitz man Abd el Krim anweissn wird. Auf jeden Fall ist es aber ausgeschlos sen, daß sein Verbleiben in muselmanischen Ländern die Zu stimmung der Kabinette in Paris und Madrid findet. Man wird ihn sogar zwingen, den Gebräuchen des Landes zu fol gen, und vor dem Sultan in Fes öffentlich Ab bitte zu leisten. Weniger um damit den von Frank reichs Gnaden lebenden Sultan zu ehren, als um auch den letzten Rest von Autorität zu beseitigen, den Abd el Krim noch bei den wenigen treuen Stämmen besitzt. Die Untersuchung der Dokumente Abd el Krims. Paris, 28. Mai. (Drahtb.) Ein Teil der Abendpresse berichtet, daß Beauftragte des Ministeriums des Auswärti gen am Donnerstag nach Marokko aufbrechen, um an Hand der von Abd el Krim ausgelieferten Dokumente die ausländischen Persönlichkeiten ausfindig zu machen, die den Widerstand Abd el krims in militärischer und politischer Hinsicht gegen Frankreich und Spanien or ganisiert haben. Die unvermeidliche Hetze. Paris, 27. Mai. Der „Matin" fühlt sich h«ute verpflich tet, bei der Kommentierung des französischen Sieges eine heftige Attacke gegen Rußland und Deutschland zu reiten. Berlin und Moskau, so erklärt das Matt, hätten auf Abd el Krim stolze Hoffnungen (I) gesetzt. So groß auch die Schuld Abd el Krims sei, er könne auf Frankreichs Großmut rech nen, aber Vergeben bedeute nicht Vergessen. Frankreich müsse sich stets der verdächtigen Verhandlungen zwischen Abd el Krim und den Bolschewisten und den Alldeutschen erinnern, die haßerfüllt eine Schwächung, «renn nicht gar den Untergang Frankreichs in Marokko gewünscht hätten. Frankreich müsse sich vor Augen halten, aus welchen Quellen >er Rifführer Geld und Waffen erhalten habe, die das Leben o vieler junger Franzosen gekostet hätten. Abd el Krim er- cheine vor seinen Richtern nicht so sehr als Verteidiger seiner Unabhängigkeit, denn als Agent der schlimmsten Feinde Frankreichs.