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NN äpl-imsttvl. o o o ö o o o ö o 0 ö o o o ö v o o a o o o o o o o ö ö o o ö o o o o o o o 0) o -s v So feierte Fran Anna den Tag ihrer goldenen Hochzett. o o ö' S §' n vl H Illerküchel«. Ein harmloses Geschichtchcn von T. Resa. „Holler!" MU freodeglänzcnden Au- gcn blieb unser Vast, das „Münchner Kindl", vor ei nem über und über blühenden Holunderstrauch in nnserm Garten stehen. Za, wißt ihr denn auch, was ihr an dem da habt?" rief fragte er ganz fassungslos. Tränen waren sonst nicht di« Sache der tapferen Frau ge wesen. „Es ist nichts, Liebster. Ich bitte nur Gott in Demut, daß er uns noch ein Stück chen des gleichen Weges zu sammen wandern läßt?' — Und wieder hatte der liebe Gott ein Einsehen und liest die beiden Menschen, die sich so von Herzen gut waren, bei einander — lange, lange Jah re, bis beider Haare -rau und ihre Augen trübe geworden waren, als scheuten sie sich, weiter voraus das letzte Wegstück zu sehen. — Endlich, es waren nur we nige Wochen vor der golde nen Hochzett, nahm Gott den allen Herrn sanft zu sich. Mit schon umflorten Augen laste te er nach der Han- seiner Frau: „Trag's nicht zu schwer, kleine Anna." Sie trug's nicht leicht, nicht schwer, nicht in fassungs losem Iammcr, sondern wie etwas Unabwendbares getra gen werden muß, das von Gott kommt. Eie räumte sei ne Sachen nicht beiseite, sein Bett nicht von dem ihren fort, alles mußte bleiben, wie es gewesen war — seine Klei der, seine Bücher, die Zigar renkiste, die letzte, nur halb aufgcrauchte Zigarre auf dem Aschentellerchen. Beide Söhne waren dem furchtbaren Morden des Weltkrieges zum Opfer ge fallen, die verheiratete Toch ter unerreichbar im fernen Ausland. Abend war es um sie, Einsamkeit, Stille — das große Schweigen, das die Brust so beklemmt. Am Morgen des Hoch zeitstages kamen ein paar alte Freundinnen, die sie in ihrer Verlassenheit trösten wollten, fanden aber Frau Anna ausgegangen. Nach dem Friedhof zur Stätte des Gat ten, über die ein sclbstge- pflanzter Rosenstrauch seine Zweige breitete. Sie trug den ganzen Arm voller roter Rosen, die der Zeit voraus und des- ! „oa, roigr ipr or»n aury, was ryr an vem va yaon rwz halb noch eine kostbare Seltenheit waren — aber Knausern , die junge Dame voll Eifer. „Nützt ihr ihn auch ordentlich aut, - OllOIIOIIOilOttOIlOttOIl OItOIIOilOItOIiOItOttOIIOIIOllOttSIIOIlOttOttSttOUOItO- o» ll o. „Weinst du MU «ich. so ist mein Sur- voller Blut, Btst M du, voll rMer Ro- sen Glut — —" Zu -aus« zog st« ruhig das schwarze Lranerkletb aus und das Vnmseidene von der Silberhochzeit an, obgleich es ihr nun reichlich »eit geworden »ar und wie ein Sack um ihre magere Gestalt hing. Drei Bilder ihres Mannes i» Stehrah men stellt« st« im Halbkreis auf den Tisch, das elne aus der Brüutigamszett, das zweit« von der silbernen Hochzett her, das dritte erst vor einem Iahr aufaenom- men. In diesen Halbkreis setzte st« mk -roher Feier- lichkett eine alte Truhe aus braune», geschnitztem Holz, wie man sie vor fünfzig Iah- ren so schön fand, und legte ringsum einen Kranz von ro te» Rose». — Zuletzt zog st« ein Schlüs- selchen hervor, das fie an ei ner Schnur um den Hals trug, und öffnet« die Truhe. Ihre vertrockneten Hünde Ei terten ein Kitzchen, aber sie beherrschte sich, zwang sich zur Ruh«. Sir nahm ein dünnes Bündelchen Briefe hervor, die meisten vergilbt mit nun ansgeblaßter Tizrte, in der Bräutigomszeit ge schrieben, andere etwas spä ter del den seltenen und kur zen Trennungen in ihrer Ehe, aber alle sorgfältig nach dem Datum geordnet. Auf ei nem Sesselchen, das sie sich an den Tisch gerückt, saß sie steif da und begann zu lesen, einen nach dem andern, an- -acklsvoll jedes Wort wie et was ganz Reues, obgleich sie jedes davon auswendig wußte. In ihren Augen wollte es naß und warm aufquellen, aber sie zwang es nieder Kraft eines Willens, der aus der Liebe geboren ist und den Schwachen stark macht. „Weinst du um mich, so ist mein Sorg voller Blut," — Nein, nicht weine», in Rosen soll er gebettet liegen. . Wieder ging es an der Hochzeitstafel hoch her, wenn eine leise Dämpfung wie im Schatten nahen Herbstes über Stimmung lag. Drei präch tige Kinder standen noch ne ben dem Iubelpaare, zwei Söhne und eine junge, eben verlobte Tochter, die dem Er wählten ins ferne Ausland folgen wollte. Auch die Brauteltern waren noch zu gegen, alle, alte Menschen! Wieder standen rote Rosen vor dem Hochzeitspaar, wenn auch nicht in jener über schwenglichen Fülle wie da mals, als sie einen Schuhwall für süße Zärtlichkeit bilden mußten, lind wieder Messer- sckläge gegen das Weinglas: Reden, Reden, Reden. In später Nachtstunde weckte den Mann ein leises, verhaltenes Schluchzen neben - seinem Kopfkissen. „Anna, U kleine Frau, du weinst?" o ' o AprU, April, tut» was er will! So hört mau schon vou alters her die Leute spreche» Da will Ich doch für ihn Heal «iue Lauz« brecheu. Und will beweise» euch hier aus der Stell', Daß der April ein gntmüt'ger Gesell, Und daß es «lgeatlich s o heiße» sollt': April tut immer nur, was l h r gewollt! — Da kommt »ach dem Mär^ dem schüchter»«n Zunge», So fröhlich ius deutsche Land er gesprungen Mit Sonnenstrahlen und Bogelsaag, Und denkt, er macht es den Menschen zu Dank: Schon trifft er am Wege ein Bäuerlein, DaS schaut gar grämlich oud sorgenvoll drei», Und ärgerlich seine Stimm« grollt: „Wenn'S doch nur endlich mal regneu wölk'!" „Was? Regen willst?" so ruft der April, „Wenn s weiter nichts ist, da gescheh' dir dem Will'!' Schnell hat er Wolken Msa«»«»aeballr, Und «in Platzregen prass« auf Feld und Wald, Hei, hat der gute April gedacht. De« hab' ich geschwind zufrieden gemacht. Doch wie er nun weiter des Weges zieht. Iuagmaunen und Mädchen er vor sich sieht. Durchnäßt vom Regen Kleidung und Haar, Stapft mutig vorwärts die klein« Schar. Nur manchmal entfährl's wie rin Seufz«« dem einen: „Run könnt' auch bald wieder die Sonne scheinen!" „Ei," ruft der April da, „gleich soll «S gescheh'»!" lind schon sieht am Himmel die Sonne man steh'». Ein frischer Wind sagt die Molken beiseit' Und gibt dem April ein lust'geS Geleit. Da sitzt am Wege, erschauernd im Wind, Line junge Mutter mit ihrem Kind. „O Sturmwind," so rüst fie, „du, böser du, Was läßt du »ichi mich und mein Kind ia Ruh'?" Erschrocken hier schaut fie au der April, Gebietet dem Wind: „Leg' dich nieder still!" Und streichelt mit Sonnenstrahlen fie find, Bis fröhlich lächeln Mutter und Kind. Dann wandert er weiter zum glitzernden Ser Da ruft ihm ein Schisser entgegen: „O web' Wer nahm mir den Wind a«S den Segeln w Run fitze ich fest uud komm' nicht vom Fleck! Und wieder denkt unser guter April: „Dem muß ich Helsen: komm', was do will'" Doch kaum seht den Wind in die Segel er ein. Da hört er schon Kinder am Ufer schrei'»: „Hallo, meine Mühe!" „Mein Hut, o je! Ieht treibt fie der böse Wind in den See!" Da schaut der April gar trübselig drein: Er möchte doch alle» gefällig gern sein. Doch wenn einer sich wü»fchl, was der andre nicht v-isi. Was soll er da machen, der arme April? Euch risse schon längst dabei die Geduld! Nun sagt, wer hat am Aprilwetter schuld? O. Michclet.