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OULSUOttOIIOIIOIIOIIOIIONOllOttSrNn^NOiir-»!,*--,«—IlONSttOttOIISIISllSttO m Frühlingslierer. Borsrühling. Wie schwarz die Wolken wallen. Wie sagt der Sturm hinein! Horch, Regengüsse schallen. Die Schloßen zischen drein! Rings hör' ich laut beklagen. Solch' Wetter, solchen Wind; Ich kann es gut ertragen, Weil s Frühlingsboten find. Es säubert erst der Regen Ser Lrd« -Sper Haus, Me lufi'gen Stürme fegen Sen alten Winter draus; Mit sanften, laue» Lüften, Mit holdem Sonnenschein, Mit Liedern, Blumen, Düften Trift -an» -er Lenz herein. Wolfg. Müller von Königswinttr. Die Erde sagt es den Lerche» an. Daß der Frühling gekommen sei. Da schwingen sie sich himmelan Und fingen es laut und frei. SS Hort s der Wald, es Höri s das Feld, Die Wiesenblumen und Quellen, Und endlich hört's di« ganze Wett, Aach der Mensch in seinen Zellen. Der Mensch hört es zuletzt und sieht Rur, wie »er Frühling ihm entflieht Hoffmann von Fallerslehen. FrShlivgsvertrauen. Oft zart« Glocke wagt sich aus der Erd«, Sie ftant de» ersten warmen Sonnenschein, Sie Häuft, -atz er sie nicht verlassen werde Ant lilchett sorglos in di« Welt hinein. Fro^wiftchernd kehrt di« Schwalb« aus dem Süden, And ihr Vertrauen bat sich nicht geirrt: Sft Häufte, daß ihr seines Daches Frieden S«r Mensch aass neue wieder gönnen «Kd. Oft Minder all. di« über Rächt geschahen, S«t Stroms, d«S Waldes Rauschen ruft dir zu: Sft ganz« Wett Häuft an des Frühlings Nahen, Motz-»», o Menschenherz, so hoff' auch du! Lied einer Nachtigall (Aus dem Dörflein Irgendwo.) Im heiligen Frieden -er Nacht — Da sing' ich mein herrlichstes Lied: Bo» säuselnden Winde, -er sacht Die schlafende Heimat durchzieht. Da sing' ich vom silbernen Mond, Der alles so milde bescheint. Der über den Wolken da wohnt — Ist allen Menschen «in Freund. Ich sing« von allem, was blüht — Bon allem auf dieser Welt — Mein schönstes, mein herrlichstes Lied, Solange es Soft nur gefällt. Gerd Bielhaber. Goldene Hochzeit. "j Skizze von Clara Bl Sthgen. 0, Goldene Hochzeit! Frau Anna dachte zurück. Mi« weit mutzte die Erinnerung ihre Schwingen breiten, um zurückzu- 0 fliegen zu jener fernen Zeit der grünen Hochzeit, jener Zett, - die alles Glückes und aller Erwartungen v«t war! U Kann man es noch fassen, dah man einmal neunzehn junge 2 Jahre zählte? Datz man im weitzen, langschleppenden Mull- 0 kleid« an- -em Tüllfchleier einherwallte, wie ein weitzes Som- «erwölkchen? Satz das Herz so übervoll von seliger Zuver- N ficht mar, als müsse es springen, so durchleuchtet von dem Herr- - lichen Gefühl, glücklich machen zu wollen! An- er, der Herr- Kchste von allen, nun der Lebenskamera-, der starke Stamm, " an den man sich anlehnen wollte, wie der schmiegsame Efeu, ^7 wie man es damals in altfränkischer Art ausdrückte. Wie 0 ein Prinz sah er aus in seinem schwarzen Hochzeiksfrack, und er war doch nur ein kleiner Beamter, der eine Zukunft bot, 0 in der das Wort „Sparen" grotz geschrieben werden mutzte. - Aber was lat's! War er doch ein Ledensbejaher, voll von ei- ft nem Quell nie versagender Fröhttchkeik. Gegen keinen wirk- - lichen Prinzen mit sieben Marmorschlössern.hätte sie Ha ein- n tauschen mögen. — L Äese rosengeschmückte Hochzeitstafel — alle blutrot, als » Berhritzerinnen eines leuchtenden Bollglückes. Bor -en U Brautpaar eine Kristallschalc, so Lbcrschäumend von der pur purroken Pracht, daß sie wie ein Wall stand vor dem Gegen- 0 über, so datz man sich dahinter die Hände drücken, ja sogar — einen raschen Kutz auf die brennende Wange entgcgennehmen ft konnte! „Kleine Anna — jetzt meine liebe, kleine Frau." Daan dies« strahlenden Brauteltern, die Schar der Brautjung- m fern in zartrosa oder himmelblauen Tüllgewändern, im ver- steckten Verlangen an diesem jungen Glück hängend. Ein langes Menu — Baumkuchen, Torten, noch klingendem Mes- U serschlag gegen das Weinglas viel gute Reden. Zwar ver- hedderte der jeweilige Redner sich ost, aber immer brachte er 0 das eine klar zutage, daß diese beiden Menschen von der - Natur auseinander hingewiesen seien, und datz Gott für sie 0 ein ganz extra grotzes Glück bereithalten werde. — And der liebe Golt hatte ein Einsehen, er meinte es gut mit den beiden Menschenkindern, die soviel ehrlichen Willen L hatten, glücklich zu sein. Er führte sie nicht aus glelscherhafte j7 Höhen und in höllentiefe Abgründe; er ebnete ihnen die Wege l) zu sanftem Auf und Ab von Leid und Freude, zu Erfülltem und Unerfülltem wie ein Leben in dieser kurzen Spanne Zeit es 0 umfaßt, die dem Menschen doch eine Ewigkeit dünkt, wenn die - Sonne der Liebe darüber steht. ft Frau Anna wurde eine tüchtige Hausfrau. Sie lernte die — große Kunst, mit dem Bescheidensten auszukommen, ohne daß es als Dürftigkeit erschien. Man rühmte ihr nach, Hatz pe Q es wie keine andere verstände, einen Tisch nett zu decken und das einfachste Gericht so aufzutragen, datz es nach etwas aus- 0 sah — selbstverständlich ohne den Magen um seine Anrechte — zu verkürzen. Sie selbst sah immer allerliebst aus in dem ein- 0 sachsten Hauskleid und dem gestickten Schürzchen und den — starken braunen Zöpfen, die sie noch lange nach Mädchenark ft als Kranz um den Kopf gelegt trug. Kinder wurden geboren. Zuerst alle zwei Jahre und mit » Jubel empfangen, dann in größeren Abständen und mit ge- messcnerem Willkommen. Ein paar starben jung, man be- 77 weinte sie ein Weilchen und stellte sie als die eigentlichen Her- U zenskinder hin, bis man sie über die vergoß, die geblieben waren und ihre Ansprüche stellten. 0 Ja, dies« Ansprüche! Die Zeit war so teuer geworden, die — nötigsten Bedürfnisse so unerschwinglich! Was sollte man da- ft zu sagen, daß ein Ei nun bare sieben Pfennige kostete und die Butter gar 1 Mark 5V das Pfund! Da hieß cs, bei dem » Eierkuchen reichlich mit Mehl und Milch wirtschaften und die Butter nur hauchdünn über das billige Landbrot säuseln. 77 In Schuhe und Kleider der Großen wuchsen ja glücklicherweise Q die Nachkömmlinge hinein — und wenn es den Großen wirklich an etwas mangelte, so war der Kleiderschrank der Eltern mit 0 allerlei Abgelegtem da. — And dann —>man verstand gar nicht, wie das so schnell ft gekommen — war silberne Hochzeit. 3n Frau Annas maha- - gonibraunem Scheitel betteten sich zarte, silberne Einlagen, ihre n Gestalt sah etwas völlig aus in dem grauen Seidenkleide, so L daß man sich gar nicht vorstellen konnte, wie federnd dünn die « Taille unter dem bräutlichen Mullklelde gewesen war. Wie U Frau Anna in die Breite gegangen war, so hatte Rudolf, der Herrlichste von allen, sich sozusagen in sich selbst zurückgezogen 0 Sein Gesicht war faltig geworden, wie eine Kartoffel um Hsing- - sten, während die herausfordernde blonde Haartolle arg zu- ft rückgewichen war und sich mrr noch in Form von „Sardellen" - über das bedenklich gelichtete Hinterhaupt legte. Nur seine ft Fröhlichkeit war unvermindert. Er Nette noch immer einen kräftigen Männerwitz und «in dröhnend«» Lnchen. ö