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Der Sächsische Erzähler Ai »' «SMS- Gedanke '.l mit ver- eginn eines Vierteljahres neuen Zlbonnenten auf 1. Beiblatt zu Nummer «7 Oer türkisch-, ranzösische Keundschasts- vertrag. Bon Dr. Karl Megerle-Hamburg. Der kürzlich vor dem türkischen Außenminister Tcwsik RlllW Bey und dem französischen Oberkonnnissar von Syrien de Jouoenel in Angora unterzeichneten Vertrag soll nach dem einstimmigen Urteil der türkischen Presse eine neue Epoche der Freundschaft und der Annäherung zwischen den beiden Staaten einleiten. Die Freude auf türkischer Seite war groß, und de Jouoenel erklärte: ^Fortan werden die Beziehungen zwischen Frankreich und der Türkei nur brü derliche sein." In auffallend kurzer Zeit hatte man diesen Vertrag abgeschlossen. London reagierte mit Bestürzung nach innen, mit Gleichgültigkeit nach außen. Wägt man die Meldungen über den Inhalt des Ver trages kühl und auf Grund des seitherigen Zustandes ab, so ergibt sich etwa folgende Lage: Der neue Vertrag schließt sich, wie mit Recht in Paris betont wird, an jenen Dolchstoß an, den Franklin Bouillon am 20. Oktober 1921 mit dem ersten Vertrag von Angora in den Rücken der englischen Front in Dorderasien geführt hat. In jenem Vertrag sind schon die Grundbestimmungen über die syrisch-türkische Grenze und über die Bagdadbahn festgelegt und im Frieden von Lausanne unverändert anerkannt worden. Danach fällt eine Strecke von rund 170 Kilometern der Bahnstrecke an Syrien, der Rest in einer Ausdehnung yon rund 360 Kilo metern verläuft auf türkischem Gebiet iyid untersteht türki- L)ss Bruders Braut Roman von Fr. Lehne. Urheberschutz durch Stuttgarter Romenzentrale C. Ackermann, Stuttgart (51. Foryrtzung- Nachdruck verboten.» „So ist's gut! Dank' dir, mein liebes Kind! Ach, wie ist mir wohl! Ich hatte einen so schönen Traum! Justus, Marianne, gebt mir eure Hände." Sie fügte die Hände der beiden ineinander. — „Das war mein Traum, Laß ihr euren Lebensweg fortan wieder zusammen- geht," sagten sie mit feierlicher Innigkeit. „Versprecht es mir, damit ich ruhig irerben kann — denn ihr beide gehört doch zusammen." Mariannes Gesicht war wie mit Blut übergossen. Ach, wollte die alte, liebe, gute Frau am Ende ihres Lebens den Sohn zu etwas zwingen, was sein Stolz nie zugeben konnte? „Justus, mein Sohn, warum sagst du nichts?" drängte die Kranke ungeduldig. „Marianne ist doch drin ganzes Glück! Vergiß, was war — blicke vorwärts! Mein^Justus, daß du so eigensinnig alleinbleiben willst, dieser uuält mich so sehr." „Das soll nicht sein, Mütterchen," bemerkte er jagender Stimme. „Dann versprich mir, Justus —" „Es steht bei Marianne, Mütterchen —" „Ach, Marianne! Mein Sohn, sie wartet ja „Und wenn du mir verzeihst, Justus, und cs noch ein mal mit mir versuchen willst, vUrde ich die glücklichste Frau auf Erden sein, weil ich dich li-be," fügte Marianne tapfer hinzu. Unbeschreibliches ging in ihm vor. Er wußte, daß sie die Wahrheit sprach: er wußte aber auch, wie dieses Bekennt nis ihrer scheuen, keuschen Seele schwer: geworden, doch sie hatte es sich abgerungen aus Liebe zu seiner sterbenden Mutter. Wie dankte er ihr für dieses Opfer. Er nahm ihre Hand und legte sie gegen seine Brust, ihre Blicke ruhten ineinander, und für Justus war die Ver gangenheit versunken, vergessen wie ein häßlicher Traum. „Justus, hast du es gehört, was Marianne gesagt?" fragte die Kranke, „halte du nun dein Slülk fest." „So fest will ich es halten, Mütterchen, sieh!" Er legte den Arm um Marianne und küßte sie beinahe andächtig auf die Lippen. Sie bebte am ganzen Leibe und die Tränen stürzten ihr aus den Augen. „Ach, Justus!" stammelte sie und lehnte den Kaps gegen seine Brust. Wie wohl war ihr, wie geborgen fühlte sie sich: bei ihm war Ruhe und Glück, bei ihm war die Heimat! Tief und befreiend war der Seufzer, mit dem sie sich an ihn schmiegte. „Bist du nun beruhigt und zufrieden, Mütterchen?" fragte er. Glückselig nickte ihm die Kranke zu. „Ja, mein Sohn, jetzt kann ich ruhig sterben. Kommt her, meine Kinder, Gottes reichster Segen über euch!" Ergriffen knieten Justus und Marianne vor dem Bett, die Hände der Mutter in den ihren, das Herz voll starker, innigster Dankbarkeit, daß ihnen die nun für immer Schei dend« den Weg zu einem neuen, stillen, tiefen Glück bereitet hatte! End«. Oberschlesien. (Zur fünfjährigen Wiederkehr des Abstimmungstages.) In Liesen Vorsrühlingslagen schweift unsere Erinnerung ,'iirü.k zu jener leidenschaftlich bewegten Zeit, da in Ober in,ü-nen vor nunmehr fünf Jahrcn-hart und erbittert um die ilnheidung: deutsch oder polnisch gerungen wurK. Wie ' .rn'ich ummphierte damals das starke deutsche Herz Ober» s ,!csiens über polnische Verlockungen, mochten sie auch noch so verheißungsvoll in den Ohren derer klingen, die sich freu dig knd in erdrückender Mehrheit zur deutschen Heimat und Artung bekannten. Seitdem wütet im abgesplitterten polni schen Teil Oberschlesiens jahraus, jahrein der Terror fremd» siämmiger Willkür, und die Drangsalierungen der unent wegt deuischsühlenden Kreise dieses Gebietes nehmen kein Ende. Denn „Blut ist ein ganz besonderer Saft"; man kann der nationalen Minderheit eines Londes nicht einfach von heute aus morgen ihr angestammtes Volkstum entreißen, um ihr statt dessen ein innerlich wesensfremdes auszupsropfen. So geht dort häufig Gewalt vor Recht, und unaufhörliche polnische Uebergrifse verraten nur zu deutlich die Ohnmacht eines unrechtmäßigen Besitzers. Deutsch war ganz Schlesien schon geworden, als Polens König Kasimir im Jahre 1335 feierlich und für alle Zeit auf dieses Land verzichtete, deutsch blieb es alle folgenden Jahrhunderte hindurch. Deutsche Bergleute und Bauern saßen dort bereits im 13. Jahrhun dert und schufen die Grundlagen künftigen wirtschaftlichen Gedeihens. Deutsche Kultur ermöglichte in Jahrhunderte währender emsiger Arbeit die Durchschürfung der Berge, die Urbar machung des kargen Bodens für Ackerbau und Viehzucht und der riesigen Wälder für rationelle Forstwirtschaft. Deutsche Geistesbildung endlich gewährleistete durch Errichtung eines geordneten Schulwesens und durch Abschaffung niedriger Frondienste der ansässigen Bevölkerung ein menschenwürdi ges Dasein. ' Wenn heute der Kampf um Oberschlesien aus beiden Seiten in aller Stille mit unverminderter Heftigkeit fortge- iührt wird, so steht in der Tat mehr auf dem Spiel als die bloße Wahrung territorialer Interessen. Stellen doch die hochentwickelte Eisenerzeugung und das gewaltige oberschle sische Kohlenbecken zusammen einen Jndustriekamplex von erklecklichen Ausmaßen dar, dessen wirtschaftliche Einheit eine immer wieder betonte Voraussetzung für die Ertragsfähig- teit des Gcsamtgebietes bleibt. Die ganze Schwere dieses Ringens zweier Staaten tritt klar zutage, wenn man sich ver gegenwärtigt, daß es sich hierbei letzten Endes über sämtliche rein lokal bedingte ökonomische Fragen hinaus um eine wirt- lchaftspolitischc Angelegenheit von europäischer Bedeutung bandelt. Nun besitzt Polen, wie cs das Schicksal der polni schen Dombrowaindustric zur Genüge bewiesen, nur geringe Mittel und Fähigkeiten für den Ausbau (Produktionssteige rung!) industriealisierter Gebietsteile, so daß hie Entwick- iüngsmöglichkciten der in polnischen Besitz gelangten ober schlesischen Industriegebiete als recht bescheidene,-wenn nicht aar als ungünstige bezeichnet werden müssen. Gewiß bleibt die Industrie Oberschlesiens nach wie vor t er bestimmende Faktor im Erwerbsleben des Landes, wenn euch ihr gegenüber die nicht unerhebliche Bedeutung der Landwirtschaft, deren Aufschwung sich während der letzten Jahrzehnts nicht verkennen läßt, keineswegs unterschätzt werden darf. Hinzu kommt ferner, daß ungefähr ein Drit tel der Gesamtfläche nut ausgedehnten Waldungen bedeckt „Ach, Marianne! Mein Sohn, sie wartet ja nur auf dich, denkt nur an dich, ich weiß es genau!" sagte die Pasto rin mit einem geheimnisvollen Lächeln, „und sie ist so un- glücklich, weil du es nicht sehen willst." Justus klopfte das Herz schwer und stark in der Brust. Er schaute auf Marianne, die wie eine Rose gkühte und in peinoollster Verlegenheit zu Boden blickte. Wie konnte Müt terchen den Schleier von ihrem geheimsten Empfinden ziehen und aussprechen, was sie sich selbst nicht einzugestehen wagte. „Marianne, ist das wahr?" fragte er leise. Da sah sie ihn au, und er las-in den schönen, dunklen Augen ihre ganze sehnsüchtige Frauenliebe, daß die künstliche Cisrinde, mit der er sein Herz gepanzert, schmolz. „Marianne — ohne Zwang! Mütterchens Worte sol len nicht bindend für Sie sein," sagte er so leise, daß die Kranke ihn nicht verstehen konnte. „Justus, ich bin den falschen Weg gegangen! Doch längst hatte ich es eingesehen und täglich bereut, was ich ge tan!" sagte Marianne. Sie sah da« Aufleuchten in den Augen der Kranken, sah deren glückliches Lächeln. „Mein Mariannchen, mein gutes Kind!" Wfterte di« Pastorin. Die Petroleurnproduktion der Welt. In den Jahren 1912—1925 hat sich di« Erdölproduk tion der Wett gewaltig gesteigert, und zwar, in 1000 Barrels (je 163,5 Liter), von 285,8 im Jahr« 1912 aus 1058,7 im Jahre 1925, Indessen ist festzustellen, daß sich diese Entwick lung seit dem Jahre 1923 auffallend verlangsamt hat. 1924 war sogar gegenüber dem Vorjahr« ein Produktionsrückgang zu verzeichnen, der aus «ine Verminderung der Ausbeute in den beiden wichtigsten Erdölländern, Amerika und Mexiko, xurückxufübren ist. Obwokl dieser Verlust im Jahre 1925 Produzenten stehen die Vereinigten Staaten mit 74 Prozent des gesamten Weltbedarfs. Das zweitgrößte Erdölland der Welt ist Mexiko. Rußland, das an dritter Stelle steht, hat seine Vorkriegsproduktion nahezu wieder erreicht. Interes sant ist übrigens die auffallend rösche Entwicklung eines neuen amerikanischen Petroleumaebiets, Venezuela, das heute nach Persien und Niederländisch-Indien bereits an sechster Stelle aller Erdölproduzenten der Welt steht. Bücherschau. „Reichs-Steuer-Dienst", die neue halbamtliche, die führende Spezial-Zeitschrift, die beste Hilfe für alle Steuerträger, berichtet allwöchentlich über Steuer-, Aufwertungs- und Zollfragen. Nur authentisches Material. Zu beziehest durch das zuständige Postamt. Bezugsgebühr: 7 — .<( vierteljährlich, emschl. der Gratisbeilage: „Steuer-Lexikon". Verlangen Sie Probenummer vom Verlag: Berlin W. 50. Ob Regen oder Sturm — das Stimmungsbarometer der Meg gen dorfcr-Blätter zeigt beständig auf Sonne und Heiter keit und wer ständiger Leser dieses wöchentlich erscheinenden, im mer amüsanten Familienwitzblattes ist, wird zu seiner Freude fest- stellen können, daß seine Stimmung sich nicht nach dem Wetter, son dern nach dem Barometer richtet, also ständig fröhlich und heiter ist. — Diese Tatsache versteht jeder, der sich einmal in den Inhalt der Meggendorfer-Blätter vertieft hat. Jedes Heft bringt neue Witze, Anekdoten, Satiren und Humoresken, jede Seite künstleriche Illu stration und Karikaturen und auch aktuelle Zeitereignisse werden in Reim und Prosa glossiert und mit Humor beleuchtet. Dabei ent- halten sich die Meggendorfer-Blätter jeder Stellungnahme in politi schen Dingen, und sind damit ein Witzblatt, das nur der Erheite rung aller dienen will. — Das Abonnement auf die Meggendorfer Blätter kam, jederzeit begonnen werden. Bestellungen nimmt jcdc Buchhandlung und jedes Postamt entgegen, ebenso auch der Verlag in München, Residen -------- breits erschienenen k Wunsch nachgeliefert. ist, deren Bestände da« für die Industrie so lebenswichtige Grubenholz liefern. Bekanntlich zerfällt Oberfchlesten in 15 Kreise, non denen nur Beuchen, Hindenburg, Kattowitz und Tarnowitz als ausgesprochene Industriegebiete anzusehen sind, während in den übrigen die Landwirtschaft vorherrscht. Als die ertragreichsten gelten von letzteren di« Kreise Leob- schütz. Neisse, Grottkau, Cosel und Ratibor („Die Gemüse kammer"), die teilweise außer allen Getreidearten auch noch Oel- und Hackfrüchte, sowie Futter- und Gespinstpflanzen führen. Daß Handel, Industrie und Landwirtschaji gleicher maßen aus dem sorgfältig ausgebauten.oberschlesischen Eisen- bahnnetz und der Benutzung kunstvoll angelegter Wasser straßen vielfältige Vorteile verkehrswirtschofilichcr Art er zielen, liegt auf der Hand. Charakteristisch für die oberschlesischen Jndustriebezirkc sind wohl rauchdurchschwängerte Städte und Dörfer mit ihrer zermürbenden Erwerbshast, ihren verrußten Häusern und Schloten, gähnenden Gruben und finsteren Schächten. Doch locken dort auch sanft oewellte grünende Matten und schattig« Buchenwälder zu stiller Beschaulichkeit ländlichen Lebens. Noch heute findet hier der Wanderer eine Fülle von Stätten voll verborgener Naturreize, wie sie einst Eichendorfs schlicht und ehrlich ergriffen besungen: O Täler weit, o Höhen Du schöner grüner Wald Du meiner Lust und Sehnen Andächt'ger Aufenthalt. Ja, deutsch sind Oberschlesiens Lieder, Märchen und Tänze, wie überhaupt sein gesamtes Geistesleben, und deutsch sind fast alle Herzen, die uns fest und standhaft aus diesem Lande entgegenschlagen. Vergessen wir sie nicht, auch wenn sie unter polnischer Hülle klopfen! Rundfunk r-tpziz-Dr-ed--. W„ UL W. Chemnitz Weile 454, — Weimar Welle 454. — Wochentags: 10: WirMastsnachrichten, Wetterbericht d. Sachs. Vertehrsoerbandes. S 11.45: Wetterdienst der Wetterwatten Dresden, Maadebora. Weimar S 12: Mittags««,». S 12L5: Nauemr Zeitzeichen. S 1^5: Börsen, u. Pressebericht. T 2.45: Wittschaft-nachrichten. S 3—4: Pädagogischer Nmäfüm der ZentrastJnfinuter (Deutsche Welle IMS, D 4—4.45: tton»rrt. S 5-^520: Konzert. S S: W rtichaftsnach. richten. S ST5: MM. d. Leiv,- Melleamtes. D Nnschsletzend an die Abendveranstaittm«: Prelle-, Svottnmkdienst »1c. Ssuaadead. «. M«e^ 7: Mitz Harme: Elli» and the «hild and otber Stories bg Arnold Benei. S 7L0: Mar Cohen-Reutz. Mitglied de» Äeichrwirlschaftsral««: „Die Befriedigung Ätova» . S 8^5: Kabarett. «. Schasi««-- K. d«ü jo Mürz 1S2S ... scher Oberhoheit. Im Osten, -et Russobin, gebt die Bahn wieder durch syrisches Gebiet nach dem englischen Gebier Irak. Es sind also zwei Stellen, die der türkisch«» Hoheit entzogen sind und es ihr unmöglich machen, Truppentrans porte nach Belieben nach dem Osten de« Reiche» und beson ders an die durch den Streit um Mossul besonders em» . pfindliche Jrakgrenze zu werfen. !Indessen sind nach dem Angoravertrag von 1921 sowohl die Franzosen al« auch di« Türken berechtigt, den syrischen und türkischen Lei! der Bahn bis Russobin zu Truppentransporten zu benützen, ohne -aß eine einschränkende Bestimmung über Stärke oder Zweck der Transporte getrofsen worden wäre. Der neue Vertrag hat nach englischen und türkischen Quellen in dem wichtigen Bahndreieck nördlich Aleppo den Türken Gebietsteile abge treten. Die „Times" lassen sich sogar berichten, daß der ganze bis jetzt französische Teil der Bagdadbahn an die Tür kei abgetreten worden fei. Das ist sicher nicht richtig. Mög lich ist, daß den Türken in jenem Eisenbahndreieck von Aleppo soviel an Gebiet gegeben wurde, als sie brauchen, um eine eigene Verbindungsbahn von Meidan-Tkbes nach Tcho- banbey zu bauen und auf diese Weise von Frankreich unab hängig zu werden. Die englische Presse stürzte sich sofort auf diese Möglichkeiten und behauptete entsetzt, daß «ine solche Abtretung undenkbar sei. Für England wäre natürlich eine solche Regelung äußerst unangenehm, da dadurch türkische Truppenbewegungen sehr beschleunigt werden können. Tatsache ist, daß der größte Teil der die Grenze bildend« Bagdadbahn auf türkischem Boden verlaust und daß sich die beiden Machte schon bisher freie Benützung der gesamt« Strecke zugesagt haben. Mag der neue Vertrag mich Ein zelheiten der Grenzfestsetzung und der Transportfrage bri», gen, grundlegend Neues ist nicht zu erwarten. Der Schwerpunkt liegt auf einem ander« Gebiet, sozu sagen im Reiche der Imponderabilien. Don Bedeutung tst zunächst der Zeitpunk des Vertragsabschlusses. Enaicaw hatte versucht, in Abmachungen mit Jouoenel vor seiner Abreise nach Syrien, Frankreich vor seinen Mossulwagen « spannen und im nahen Osten gemeinsame antitürkische Pou- tik zu machen, auf alle Fälle aber Frankreich von Verhand lungen mit Angora solange zurückzuhalten, al» die Mosiul- frage nicht gelöst war. Indessen lag Frankreich das syrische Hemd näher als der englische Rock. Es wollte auf alle Falle die syrischen Wirren liquidieren, aus inner- und außenpoli tischen Gründen. Es war ihm peinlich, daß seine schmutzige syrische Wäsche vor der Mandatskommission des Völker bundes gewaschen wurde. Ferner wird berichtet, daß Ita lien in Erinnerung an seine verlorengegangenen asiatisch« Ansprüche mit besonders begehrlichen Augen aus das syrische Mandat blickt. Das macht in Paris nervös. Die fnmzost- schen Finanzen vertragen auf di« Dauer ebensowenig N« das französische Prestige die syrischen Schlappen neben den marokkanischen. Deshalb schloß Jouoenel kurzerhand den Vertrag ab mit der Hauptmacht des Islam, an der die auf ständischen Syrier ihre moralische Stütze fanden. Nun sind die Engländer in Mossul isolM Md werden in Angora hartnäckigere Gegner finden denn zuvor. Denn wenn irgendwo die Bedeutung des neuen-Abkommen« liegt, so in der Klausel, daß sich die beiden Parteien die Neutralität un ter allen Umständen (sn tont viroövstLnos) garantieren. Der Vertrag verfolgt also zunächst die Isolierung der syrischen Aufständischen, er bedeutet ferner eine Stärkung der türkischen Stellung im Orient und besonders England gegenüber. Er erhält seine besondere Pikanterie dadurch, daß er den im Dezember vorige» Jahres zwischen der Türkei und Rußland abgeschlossenen Freundschafts- und Neutrali-