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Kichldildervorlrag über den Karswald bei Stolpen. zeugen sür feinmechanische Arbeiten dehnte sich, der junge Mann breitete Flügel aus und slog aller Erdenschwere entrückt wie Ita- rius zur Sonne empor. Am 17. Februar veranstaltet« der Arnsdorser Stenographen verein im Saale des Richter'schen Gasthofes einen Vortragsabend und hatte hierzu Herrn Oberlehrer Störzner als Vortragenden gewonnen. An der Hand von 78 schönen Lichtbildern — alles Ori- ginalaufnadmen — sührte Herr Oberlehrer Störzner die Versam- mettrn in den sogenreichen Sarswald und dessen Umgebung, vom Hürnelwege gings an der Röder abwärts durch die Gelände des chemaligen Lingen Teiches, der sich einst zwischen Arnsdorf und Kleinwvlm»dorf al« fischreicher See ausbreitete, vorbei an der In set und zur historischen Teichschänke, in der früher der weithin be kannte Teichmeifttr wohnte, eine Persönlichkeit, die geachtet, aber auch gefürchtet war. Dann sahen die Besucher im Bilde die alte Kolonie Hofehäuser und das schlagartige Herrenhaus des Ritter mitt» Kttinwolm»dorj, da in früheren Zeiten die hochgeachteten Küchenmeister hausten. Bon Kleinwolmsdorf aus wurden die Ver sammelten nach dem Karswald geführt über die Rehwiese—Elbers- Aorsrr Wiese nach den naturgeschichtlich so denkwürdigen Torf- Stichen, in denen wir noch die letzten Reste jenes unermeßlichen Ur- «aldes finden, der «inst unsere Heimat überzog. Und nun machten die Versammelten Bekanntschaft mit dem Gelände de» Wüsten dorfe», da vor 888 Jahren da» stattliche Kirchdorf Reinhardts, «owe sich ausbreitete, an das noch so verschiedenes uns erinnert: do» ehemalige Dorsbächlein, der Kirchberg, die alten Teichdämme, der groß« vackosen. Schön« Sagen knüpfen sich gerade an diesen Teil de» Karswaldes. Wem wär« hier nicht schon das gespenstische Kräuterweib erschienen, da» noch heut« in der Nähe de» alten Bischotsweges durch den Wald schleicht und schon manchen Wande rer erschreckt hat. — vom Kirchberg her kann man gerade hier auch in stillen Rächten, wenn der Vollmond über dem Aarswalde steht, das Klingen der Reinhardtswalder Glocken hören. — Nun gings nach Wilschdorf, vorbei am Weinberge. Da tauchte das Kirchlein von Wilschdorf auf, da» vom Schicksal wiederholt schwer heimgesucht ward. Die schönste Dorfpartie dürste am Sankt Do- nathsttich« sein, der am Anfang de» IS. Jahrhunderts vom Bischof Johannes IV. angelegt ward. Und nun von Wilschdorf aus aus der Lautznerftraße westwärts -um Roßendorfer Teiche, dem Niren- s«e, de« die Sage so lieblich umspannen hat, hinaus nach Roben dorf — selbst zum burgartigen Rittergutsgebäude, und von hier hinab nach dem so romantisch gelegenen Kirchdorf Dittersbach am yuß« der vielbesuchten Schönen Höh«. Die Zuhörer wurden be- kiomt gemacht mit der Geschichte und mit den schönen Sogen des Schloff«» Ditter»bach und vor allem auch mit der Lebensgeschichte Joy. Gottlob o. Quandt», de» Mannes, der sich um Dittersbach so große Verdienst« erwarb und der sich gewünscht hatte, einst auch in Dittersbach sein« letzte Ruhe zu finden. Am 22. Juni 1839 ging ihm dieser Wunsch auch in Erfüllung. Auf dem alten Kirch- Hof dowlbp wurde er an jenem Tage begraben. Leider ist vor we nigen Jahren sein Grab mit dem originellen Grabdenkmal spurlos verschwunden. — Rach einem kurzen Besuch des Schloßparkes und der romantischen Hubertuskapelle im Lirblingsgrunde gings an der Wesenitz auswärts nach Helmsdorf, zur altehrwürdigen Dorfkirche und zu der sogenannten HuWenschanz«, darauf nach Altstadt und mm noch dem so liebtrauttn Stolpen. Wem lacht nicht das Herz, wenn er do» malerisch« Städtchen vor sich liegen steh«! Durch das «seuumrankte alle Stadttor trat man ein, und nach einem Rund gang durch» Städttein und dann durch die Burg mit ihren denk würdigen Stätten wurden die Besucher am Zauberberg« und an den letzten Resten vom im Huffitenkriege zerstörten Dorfe Röthen dorf «ach Lauterbach zur Ostersaule und von da hinab zur roman tischen und vielbesuchten Buschinühle, von hier durch Schmiedefeld geführt. Biele geschichtliche Erinnerungen knüpfen sich gerade an tzttft» Dorf. Mit dem historisch«! Gasthof „zum Fuchs' daselbst schloß die Bilderreich« Di« Versammelten waren mit gespannte- Pre ßstchnerkswntett den Ausführungen des Vortragenden gefolgt. Vtt spendeten lebhaften Beifall. Wa» der Vortragende in der Ein- ttllung bmwrktt, durch seinen Vortrag Interesse und Liebe für die wigrr« Heimat zu wecken, da» dürste er auch erreicht haben. Ost üsfnirt un» erst ein Bild die Augen für die besonderen Schönheiten dm Helmot und kommen noch dazu das erklärende Wort und der Htmoei, aus dtt geschichtlich« und volkskundiiche Bedeutung, dann dann ist der Reiz ein doppelter. Und heute gilt es mehr denn je, allen die Heimol wieder lieb und wert zu machen; gerade di« Liebe AM Heimat wird und muß un» am Wiederaufbau unsere» deutschen Botenandm Helsen, denn in ihr wohnen die starken Wurzeln der deutschen Urkraft. Deutsche Heimat über alle»! — St Im Geiste vorläufig, die Wirklichkeit wollte er sich erringen! Das alte und doch ewig neue Problem des Fliegens, das der Mensch den gefiederten Bewohnern der Luft ablauschen möchte, spukte schon seit seiner srühesten Jugend in dem Kopfe Karl Bit torfs. Er hatte gegrübelt, berechnet, gedacht. Aber wie den schwe-^ ren Körper emportragen? Wie ihm Flügel geben, die gegen den Wind standhalten, die dem Willen gehorchen konnten? Seine Jugend, alle Freuden des Lebens, selbst das kleine ererbte Ver mögen setzte er daran, aber das Problem des Fluges, wie er dem Vogel eigen, konnte er nicht verwirklichen und er kehrte immer wie der zur Form des Ballons zurück, der dem Menschen das Gebiet der Lust erobern sollte. Lieselotte König liebte den jungen Mechaniker heimlich, aber der sah das reizende Mädel kaum. Ihre Mutter besaß das Haus in der Stiststrahe, zu dem Karl Bittorss Werkstatt gehörte, und Lieselotte schaute vom Fenster aus nur zu gern in den Hof hinab, wo Karl eifrig an einem großen Ballon arbeitete, dessen Form allerdings vorläufig noch nicht zu erkennen war. Sie hatte auch, sonderbarerweise sehr viel im Hof zu schassen, holte Wasser vom Brunnen, wobei der Krug immer viel zu rasch voll war, hängte mehrere Stücklein Wäsche auf eine kleine Leine und war voll Sorgen, ob die weißen Tücher den Herrn Mechaniker nur ja nicht störten. .Jungfer Lieselotte brauchte keine Rücksicht zu nehmen, der Hof ist groß genug sür uns beide und mein Werk ist auch bald fertig, dann ist mich die Jungfer los." Das junge Mädchen erschrak. .Ihr wollt fort, Herr Mechaniker? O, so möchte ich, euer Werk möge nie fertig werden. Und so sehr gefährlich stelle ich mir da» Fliegen vor! Wenn ihr mein Mann wäret, — keine ruhige Stunde hätte ich! Sie war sehr rot geworden bei diesem Bekenntnis. Karl Bit torf aber lächelte. „So darf die Jungfer halt keinen Flieger heiraten, sondern einen braven Handwerksmeister, der mit beiden Füßen auf der Erde bleibt. Wie wäre es mit Nachbar Faßbinders August?" „Ei, ihr habt ja scharf Ausguck gehalten", sagte das Mädchen spitz. Hätte dos nimmer gedacht, da ihr doch so eifrig bei eurer Ar beit wart. Nun gehabt euch wohl!" Sie eilte ins Haus, ihre Augen standen voll zorniger Tränen, und den ganzen Tag schaute sie nicht mehr nach dem hübschen Mechanik«» aus. Dieser hatte das Scharmützel mit seiner Wirtstochter auch schon längs vergessen, seine Aufmerksamkeit galt dktn Werk, das mm seiner Vollendung entgegenging. Aus starkem Papier hatte er einen Ballon gefertigt, sechzig Fuß hoch und achtundvierzig Fuß im Durchmesser, gut mit Oel getränkt und so zäh und dauerhaft ge macht. An starken Seilen sollte dieser Ballon ihn selbst tragen und ein Steuer, von seiner Hand geführt, sollte ihm die Richtung geben. Und nun war der Tag des Ausstieges gekommen. Ein herrlicher Mittag des Jahres 1818 lenkte die Bewohner Dresdens nach den, Schiehhausplatz in der Wilsdruffer Vorstadt, wo, wie große Buchstaben verkündetem, das Schauspiel vor sich gehen sollte. In der Mitte des Platzes war der Raum sür das neue, seltsame Flug zeug abgesteckt, das schwankend, in eirunder Form, von Seilen zu Boden gehalten, der Freiheit harrte. Der kühne Erfinder hatte es am Morgen mit Strohrauch gefüllt, dann die Oeffnung sorg fältig geschlossen und war nun bereit, sich an die dazu bestimmten Halter zu fesseln, um die Trag- und Flugfähigkeit des Werkes zu versuchen. Atemlos harrten die zahlreichen Zuschauer, die gern einen neuen Groschen geopfert hatten, um das aufregende Schauspiel zu genie ßen. Ein leichter Wind trieb den Ballon hin und her, die Mai sonne vergoldete das Rund und unter lauten Beifallrufen löste sich das soderbare Flugzeug von der Erde uiw hob sich hoch und immer höher in die Lust über die Köpfe der Menschen. Aber das Steuer hielt der leichten Brise nicht stand. Und obgleich Karl Bittdorf unbeschädigt nach kurzer Zeit auf einer Wiese bei Uebigau landete, — was er sich erhofft und mit prahlerischen Worten versprochen, - —konnte er nicht halten und die Bewohner Dresdens vergaßen diesen Versuch bald in den kriegerischen Zeiten, die Kaiser Napoleon über Europa und besonders Deutschland hereinbrechen ließ. Ei« lEhrwr Flieger. AteeEtzeäe WW Besitze»» Vergangen Helt von ä«-i»a Berthold. Was weiter aus Karl Bittorf geworden ist, verschweigt die Chronik. Es war einer jener Versuche gewesen, wie sie jeder großen Erfindung vorausgehen. Die hübsche Lieselotte aber war vernünftig genug und heiratete den braven Handwerksmann, der mit beiden Füßen auf der Erde stand und nicht emporftrebte in Regionen, in denen die Menschen nach damaliger Anficht nichts zu suchen hatten. Druck und Berk- von F r i e d r ich May, Ä. m. b. H* -«VtM'.rtl'ch für di^SchrMUun« M a x Kit d. r e r.