Volltext Seite (XML)
2. VettlRtt SV««« Der Sächsische Erzähler tze» Iß Fehr»ar ISMO » Die Not der elsässischen Landwirtschaft Seitdem da» Elsaß wieder französisch ist, liegt dar elsäs sische Hopfenbau vollständig darnieder, wenn ihm Deutschland nicht, wie das früher die Regel war, seineErnte obkauft. Deshalb waren die Jahre 1924 und 1925 gute Jahre für den elsässischen Hopfenbau, weil Deutschland infolge schlechter Ernte und guter Währung hier kaufen konnte und mußte. Die französische Bierbrauerei hat bisher den elsässischen -v- fen vollständig abgelehnt und ihren Qualitätsbedarf durch böhmische, ihren Massenbedarf durch belgische und ameti- konische Ware gedeckt. In dieser Lage war es geradezu un ausbleiblich, daß ein Kampf der beiden Jnteressentengrup- pen auf dem Zollgebiet entstand. Die elsässischen Hopfen bauern riefen nach Schutzzoll, die französischen Brauer wehrten sich dagegen mit aller Kraft. Es war aber ebenso unausbleiblich, daß die französischen Wünsche in Paris ge neigteres Ohr fanden als die elsässischen. Denn das ist immer so, sowie die geforderten Leistungen, die Poris aufbringen soll, über die Sentimentalität der Phrase von den wieder gewonnenen Brüdern hinausgehen sollen. Es ist nicht» zum Schutze des elsässischen Hopfenbaues geschehen: wenn er nicht schon unter die Räder kam, dankt er das nur den Ein flüssen des internationalen Hopfenmarktes. Nun hat sich aber in den letzten Monaten eine Kleinigkeit geändert, näm lich die französische Valuta. Nun wird der französischen Bier brauerei der Auslandshopfen zu Valutapreisen zu teuer, und prompt ruft sie nach einem Ausfuhrverbot für aller» französischen Hopfen, um ihn ungestört von der Auslands konkurrenz einheimsen zu können. Das ist das neueste Beispiel der Rücksichtslosigkeit, mit welcher die elsaß-lothringischen Wirtschaftsinteressen, am meisten die der Landwirtschaft, von Paris unter dem Ein fluß französischer Gruppen mißachtet und ausgebeuiet wer den. Es besteht aber kein Anlaß, sich darüber zu entrüsten; es handelt sich hier um eine wirtschaftliche Zwangsläusigkeit, der man vielleicht etwas weniger schroffe Formen geben könnte, wenn man es nicht gerade mit den Franzosen zu tun hätte, die aber in der Sache unvermeidlich ist. Diese Dinge waren immer so, wenn Frankreich im Elsaß herrschte. Ein schlagender Beweis dafür ist eine nun gerade sechzig Jahre alte Erhebung über die landwirtschaftlichen Verhält nisse des Elsaß, die zeigt, daß man sich im Jahre 1865, ast» gegen Ende der ersten französischen Periode, fast genau NM ganz denselben Landwirtschaftsproblemen herumschlug, wie sie jetzt seit der Rückkehr Frankreichs wieder ausgetaucht sind. Die Hopfenfrage war allerdings damals au» dem ei» Vorzeitige RückßMhlrrrrg vorr Hypothekex. von Syndikus Dr. Vmchhuper. Wer in der Praxis steht und täglich Auswertung von Hypotheken zu bearbeiten hat, der weiß, daß das Bestreben vieler Hypothekengläubiger und Schuldner darauf hinaus geht, reinen Tisch zu machen und sich vorzeitig «ine Hypothek auszahlen zu lassen oder auszuzahlen, und sie zur Löschung zu bringen, um mit dem Aufwertungsgesetz nicht» mehr zu tun zu haben. 1) Dazu verhilft dem Gläubiger 8 27 des Aufw.- Ges., allerdings unter zwei Lorausfetzungen, nämlich: a) daß die wirtschaftliche Lage des Gläubigers «ine vor zeitige Zahlung, also vor dem 1. Januar 32, dringend erfordert und b) daß die wirtschaftliche Lage de» Eigentümer» oder persönlichen Schuldners nicht erheblich erschwert wird Dis wirtschaftliche Lage beider Parteien ist zu prü fen. Das „dringende Erfordernis" und die „erhebliche Er schwerung" stehen sich gegenüber. Rur dann, wenn jenes überwiegt, dürfte zu Gunsten des Gläubiger» di« Entschei dung fallen. Aber es ist doch wenigstens eine formale Mög lichkeit gegeben, vorzeitige Rückzahlung zu fordern.' Rech nerisch unterliegt sie allerdings wesentlichen Beschränkungen. Sie kann nut in Höhe von 10 Proz. des Aufwertungsbetra- ges, höchstens aber nur 1000 jährlich verlangt werden Bei einem Aufwertungsbetrag von 1O0OO Rmk. kann also nur 1000 Rmk. und bei einem solchen von SO 000 Rmk. auch nur 1000 Rmk. jährlich gefordert werden. Ueber die vorzei tige Rückzahlung entscheidet die Aufwertungsstelle, bei der der Antrag bis zum I.April 26 «inzureichen ist. Sie kann auch bestimmen, daß die einzelnen Raten in einem Betrag oder in Teilzahlungen (vierteljährlich, monatlich usw.), oder am Anfang oder Ende im Lauf eines Kalenderjahres zu zahlen sind. Zwecks gerechten Ausgleichs der wirtsch. Vor teile des Zinsengenusses soll sie auch festlegen, welcher Be trag als Zwifchenzins vom Kapital in Abzug gebracht wer den darf. Darüber sind in der Durchführungsverordnung vom 19. 11. 25 gesetzliche Berechnungen aufgestellt, auf die verwiesen werden kenn. Alle diese Ausführungen gelten nur, wenn der Anspruch, der aufgewertet ist, schon vor dem 14. Februar 24 erworben ist, es müßte denn sein, daß er durch Erbgang usw. gemäß 88 3 und 11 des Gesetzes erwor-, den ist. 2) Dem Eigentümer und dem persönlichen Schuldner steht nach 8 25 Abs. 2 des Aufw.-Ges. das Recht zu, den Aufwertungsbetrag nebst den fälligen Zinsen 3 Monate nach Kündigung schon vor dem 1. Januar 32 aus zuzahlen. Daran ändert auch nichts, daß die Hypothek nach Gesetz, Satzung oder Vertrag erst nach dem 1. Januar 32 fällig ist. U« Kündig««- ist an Kalend«rfriften nicht -«- ir«chnen. Um all« Zw«ifel zu beseitigen, brantragt »na« Kunden: sie kann jeden Tag erfolgen und nach Ablauf von I zweckmäßigerweis« b«l d«r «ufwertungsstelle, di« Höh« de» S Monat«» von dststm Tag« an kann die Hypothek ausge- l varwert» amtlich festzustellen. Zahlt werden. Ist die Kündigung schon vor Inkrafttreten - - de» Aufw.--Ges. erfolgt und die Frist schon vorher abgelau fen, so bleibt die Hypothek fällig und der Eigentümer oder der persönlich« Schuldner kann Annahme der Rückzahlung verlangen. Line neue Kündigung ist nicht nötig. Aber er kann sich auch nun daraus berufen, daß er nach 8 25 Abs. 1 vor dem 31. Januar 32 die Hypothek nicht zurückzuzahlen brauche. Bietet der Eigentümer oder der persönliche Schuldner die Hypothek bez. deren Aufwertungsbetraa nach Ablauf de? Kündigungszeit dem Gläubiger an und lehnt dieser die An nahme ab, etwa weil er darauf rechnet, daß die Auswertung doch im Laufe der Zeit sich zu seinen Gunsten ändern werde, so kommt er in Annahmeverzug und kann auf die Löschung der Hypothek gegen Gegenleistung verklagt wer den. Zur Annahme von Teilzahlungen ist er jedoch nicht verpflichtet (8 266 BGB.). Cs muß der ganze Aufwer- tunqsbetrag angeboten werden. Eine unzulässige Teilzah lung liegt aber nicht vor, wenn der Eigentümer, falls die persönlich« Forderung höher aufgewertet wird, gls die Hy pothek, nur den Aufwertungsbetrag der Hypothek anbietet, und zwar ohne Unterschied, ob Eigentümer und Schuldster verschiedene Personen sind oder nicht. Ist aber für eine persönliche Forderung zum Zweck deren Siche rung eine Sicherheitshypothek (z. B. Bau-, Kautions- usw. Hypothek) bestellt worden, so ist die ganze Forderung, auch soweit sie nicht gesichert ist, auszuzahlen. Das ist we nigstens im Streit der Rechtsprechung und des Schrifttums die herrschende Meinung. Ist ordnungsgemäß gekündigt und die Frist abgelaufen, so ist der jeweilige Barwert der Aufwertungssorderung unter Berücksichtigung eines Zwischenzinses zu entrichten. Auf diese Berechnung selbst zuzukommen, ist unzweckmäßig und überflüssig. In der der Durchführungsverordnung vom 28. 11. 25 beigegebenen Tabelle ist dieser Barwert einschl. Zwischenzinsen für jedes Jahr und Monat bis zum 31. De zember 31 ziffernmäßig festgelegt. Würde z. B. die Hypo thek infolge Kündigung im Laufe des April 26 fällig wer den, so würden 78,87 vom Hundert, im Laufe des Juli 26: 79,90 vom Hundert, im Laufe des August 27: 88,27 vom Hundert usw. zu zahlen sein. Es ist dabei mit monatlicher Zahlung der Zinsen des Aufwertungsbetrages gerechnet. Sind die Zinsen aus längere Zeit (X-, ^jährlich usm.)^zu zahlen, so tritt für jeden Monat, für den äm Auszahlungs tage noch keine Zinsen gezahlt sind, in der Zeit bis zum 31. Dezember 27: 0,25 Proz., vom 1. Januar 28: 0,42 Proz. dazu. Wird also die Hypothek bez. der Barbetrag am 1. August 1926 ausgezahlt, sind ober Zinsen bisher auf Juli 26 nicht gezahlt worden, sonst dem Barwert noch 0,25 hinzuzu- Grenzstation Herbesthal passiert — ohne Gepäckrevisionl I ten großen Wahnsinnsausbruch bringt, für die Beleuchtung Unsere Koffer trugen ja die Aufschrift „Garnisonskommando Gewitterstimmung mit dumpfem Donnerrollen angeordnet. Seel« de» ganzen Theaterunternehmen» gewesen — der Un teroffizier Fritz Grünewald war nicht geladen. Ein Sub alterner. Da» hätte die Dienstordnung nicht vertragen. In meiner Erwiderung auf die Ansprache der Exzellenz halt« ich e» mir nicht nehmen lasten, auf die Verdienste Grünewald» um da» Selingen de, Deutschen Theater» in Lille hinzu««!- en. Li« Zustimmung von feiten de» Offizierkorp, klang etwa» dünn. Damals wurde ich aus meinem Sedankenaon- herou»- aeristen — e» hatte zwölf Uhr geschlagen. Wr waren an dl« Fenster getreten, di« Glocken läuteten von den zahlrei chen Türmen der -roßen Stadt, ein deutsch,, Mllitärorche- «r spielt« da» Riederländisch« Dankgebet, di« Tmckend« un ten — unter Fackelschein— wir oben an den Fenstern, san gen mit. Li« «acht am Rhein — Deutschland Über all«— «, war eine weihevolle Stunde. So ost ich selwem SSoester gestiert habe.^mmer mußt« ich an jene Nacht -urückdenken, an di« deutsche Sllo«stristi«r 1915 im franWchm M«. Iphigenie in Lille. Erinnerung von Leo Walther Stein. „Iphigenie in Aulis" und „Iphigenie auf Tauris" ist wohlbekanntes altes deutsches Kulturgut. „Iphigenie in Lille" von deutschen Schauspielern, in deutscher Sprache ge spielt, ist als besonderes Erlebnis zu werten. Und das kam so. Im Herbst 1915 — also im zweiten Kriegsjahr, hatte ich die Leitung meines Deutschen Theaters in Hannover wieder selbst übernehmen müssen, weil mein Pächter ins Feld gerückt war. Ich schlug mich ehrlich und redlich durch die ersten Monate hindurch. „Der Weibsteu- fel" und „Die selige Exzellenz" fingen an, die auf das tiefste Niveau gesunkene Theaterlust wieder zu heben. Mein Per sonal war arbeitssreudig und künstlerisch auf der Höhe. Nur mit den männlichen Darstellern hatte ich meine liebe Not — ein Teil trug Uniform und machte Garnisondienst — ein anderer Teil stand ständig auf dem Sprung, K. v. geschrie ben zu werden, und die Besetzung meiner Repertoirestücke stand zeitweise auf sehr schwachen Füßen. Bald sollten noch größere Anforderungen an uns heran treten. Eines Tages erschien in meinem Bürö ein Kriegs mann, Unteroffizier von der Westfront, auf Urlaub in Han nover, und stellte sich als Fritz Grunwald vor. Mann vom Bau, wie wir Theaterleute sagen. Er hatte sich verschiedene Vorstellungen im Deutschen Theater angesehen und fragte mich, ob ich wohl mit meinem Ensemble einen Cyklus von Vorstellungen in Lille geben wolle. Dort sei er garnisonier und hätte schon im letzten Sommer eine „Minna von Barn helm" — Aufführung mit Agnes Sorma, Moissi, Patry und anderen Berliner Künstlern veranstaltet, und ich könne mir das Verdienst erwerben, damit den Anfang gemacht zu haben. Ich erklärte mich sofort bereit, und ging ohne Aufenthalt an die schwierig/ Aufgabe, «Inen Spielplan für Hannover zu schaffen, der mir gestatten konnte, mit einem Teil meines Personals nach Lille zu gehen. Wie oft im Theaterleben, kam mir auch diermvl ein glücklicher Zufall zu Hilfe. Gerade in diesen Tagen suchte mich der rheinische Komiker Wilhelm Hartstein auf, und beichtete mir seinen schon lange gehegten heißen Wunsch, vom Varietö zur höheren Kunstgattung überzugehen. Unter meiner Führung wolle er jetzt den Versuch wagen. Schnell ckiurde „Der Raub der Sabinerinnen" einstudiert. — Da» Stück ging in langer Serie — und inzwischen «ar von» Liller Garnisonkommando die offizielle Einladung an mich ergangen, am ersten Weihnachtsseiertage da» neue Deutsche Theater In Lille^u eröffnen, und an zehn Abenden dort zu spielen. Mein Programm für die Festoorstellung 1. „Die Weihe des Hauses^ von Beethoven, 2. „Vorspruch" von Rudolf Presber, 3. „Iphigenie auf Tauri»" von Goethe fand freudigste Zustimmung, und e» wurde di« Bitte daran geknüpft, an den folgenden Abenden lustig« Stücke zu spie len. Sieben Kilometer hinter d«r englischen Front hätten die Truppen nicht» zu lachen — diese» Lachen sollten wir ihnen mitbrinaen. Also schön, da» besorgen wir g«rn. „Der Raub der Sabinerinnen^ stand, statt Hartstein mein Komi ker Edgar Konisch — auch nicht traurig — und al» zweites Lustspiel „Die berühmte Frau" wegen de» kleinen, darin benötigten Herrenp«rsonale. Am 22. Dezember in bitter kalter Nacht nahm d«r D- Zug Berlin—Brüstel—Lille die Nein« frohgemute Künst- erschar in seine weichen Polster auf, und fetzte Ye wohlbehal- *en am 23. nachmittag» dort ab. Stolz hatten mir di« Lille"! Wir waren „angefordert" — und unser Gepäck natürlich mit. Auf dem Bahnsteig bekamen wir unsere Ouartierzettel „Grand Hotel", in nächster Nachbarschaft des Theaters. ' Die elektrische Straßenbahn, in tadelloser Verfassung, fuhr uns durch schöne breite Straßen — hell erleuchtete Schau fenster lockten mit prächtigen Weihnachtsaüslagen. Ent zückt rief unsere Naive, ein frisches junges Ding, — aus: „Kinder, das ist ja wie in Berlin — da machen wir nachher gleich einen schneidigen Bummel." — „Das werden sie nicht tun, meine verehrten Herrschaften", ließ sich eine sonore Baßstimme in unverfälschtem bayrischem Dialekt vernehmen — ein Stabsarzt, der kurz vorher eingestiegen war. „Zu nächst werden sie sich impfen lassen. — „Warum denn impfen?" fragte ich. „Weil wir hier in Lille eine ganz ge hörige Typhusepidemie haben." „Um Gotteswillen," schrie entsetzt ^ie komische Alte. „Da fahre ich sofort nach Hannover zurück." — „Das nützt Ihnen nichts, meine Dame, ohne Inmpfschein kommen Sie nicht heraus." Was blieb uns übrig? Wir taten dem energischen Menschenfreund und uns selbst den Gefallen — wir ließen uns impfen. Dann aber schnell ins Theater. Wir wußten von Grünewald, daß der bei Kriegsbeginn un terbrochene Bau des Opernhauses jetzt in aller Eile von un seren Feldgrauen fertiggestellt worden war. Von außen sah es so aus. Im Innern, o weh — trostlos — Maurer, Zimmerleute, Glaser, Maler, Tapezierer, Rohrleger, Schlos ser, Elektrotechniker — alles Feldgraue, arbeiteten und schrien durcheinander — in sämtlichen deutschen Dialekten „Hier soll übermorgen gespielt werden? Unmöglich!" — „Beruhigen Sie sich, Herr Direktor," erwiderte der liebens würdige Hauptmann, der uns führte, „es wird übermoraen gespielt werden." Und es wurde am ersten Weihnachtsfeier tag „Iphigenie" gespielt. In drei Wochen hatten die au» allen Korps der sechsten Armee zusammengetrommelten seld- arauen Handwerker das 1600 Zuschauer fastende Haus spiel fertig gemacht. Tine respektable Kriedensarbeit mitten im Kriege. Der ersten Aufführung stellten sich aber Schwierigkei ten anderer Art entgegen. Unter meinen Mitgliedern war ein Deutsch-Balt«, al» solcher russischer Untertan, also An gehöriger einer feindlichen Nation. Auf der Generalprobe am 24. Dezember erschien ein Hauptmann vom Paßbüro mit dem Befehl de» Gouverneur», daß der Rufst sofort zwangsweist au» Lille über die Grenze abgeschoben werden müsse. Sieben Kilometer hinter der englischen Front könne ein Rust« w«g«n Spionageverdacht nicht geduldet werden. „Schön," sagte ich, „dann kann morgen in Lille nicht Theater gespielt werden. Oder der ArmeeftHrer muß mir einen anderen Thoa» für die „Iphigenie" und einen „Pro- eflor" für d«n „Raub der Sabinerinnen" zur verfümmg teilen." Da» konnte er nicht. — Teluchonate mit dem Gou verneur, General von Heinrich, zwischen diesem und Kron prinz Rupprecht. Resultat: glänzender Sieg Goethe'» und schönthan'». Der Rüste, übrigen» Deutschrusse, durste »leiben, und hat den Engländern vor Lille nicht» verraten. Er hieß Robert Taube, und ist jetzt «in prominente» Mit glied de» Staawtheater» in Bersin und de» Schauspielhaus«« n Frankfurt am Main. Die Generalprobe ging weiter. Im dritten Akt hatte ich ür dte gewaltig« Szene .Iphigenie — Orest", di« seinen letz- Von meinem Platz im Parkett aus erschien mir dar Don nerrollen zu stark — es übertönte vielfach die Red«. Ich monierte also und verlangte Abschwächung. Trotzdem ver stärkte sich das Gewittergrollen bei der Wiederholung. „Theatermeister," rief ich, „haben Sie nicht verstanden. Sie donnern viel zu stark." Der Mann, ein gemütlicher Sachse, trat an die Rampe, „Herr Direktor, das bin Sie nämlich gar nicht ich, da müssen Sie sich an den englischen Artillerie kommandeur wenden — der Mann scheint gegen den Goethe etwas zu haben." Allgemeine Heiterkeit auf der Bühne und bei den wenig Anwesenden im Zuschauerraum. Am Abend der Einweihung aber schwieg das artilleristische Konzert, — unsere Flieger hatten zwei große englische Munitionsdepot» in Brand geschossen — und der Theaterdonner kam zu sei nem gemäßigten Recht. Das bis auf den letzten Platz ge füllte Haus bot einen eigenartigen Anblick — nur Manner — 1600 Feldgraue — in der Mittelloge Kronprinz Rupp recht mit seinem Stab. Eine atemlose Stille herrschte wah rend des ganzen Abends, tiefste Ergriffenheit nach dem letz ten Fallen des Vorhangs — bis sich endlich das minuten lange Schweigen in einem Orkan von Beifall löste. Immer wieder mußte sich die Gardine teilen, und die fünf Darstel ler wurden mit staunender Genugtuung gewahr, was 3200 Soldatenhände leisten konnten. Der Eindruck dieser — nur für den Einweihungsabend angesehten — Jph-igenieauffüh- rung war so stark, daß ich sie auf besonderen Wunsch de» Garnisonkommandos noch zweimal wiederholen mußte. Die sehr sympathische Darstellerin der „Iphigenie" — ein« An fängerin von kaum 20 Jahren — hatte allgemeine Anerken nung gefunden: heute zählt Margarete Scyön zu den ersten Mitgliedern des Staatstyeaters in Berlin. Ein bayrischer Feldwebel hat mir beim Abschied gestanden, daß er im „Raub der Sabinerinnen" doch mehr gelacht habe al» in der „Iphigenie." Jedenfalls hatten meine Leute in Erßst und Scherz mit Ehren bestanden, und General von Heinrich gab der allge meinen Dankbarkeit durch die Einladung zu einem Bankett am Silvesterabend Ausdruck. Das Mahl war einfach, durch aus kriegsmäßig, die Weine dafür um so üppiger und ao- wechslungsreicher — im Land der Weine sehr natürlich. Die Stimmung eine aedämvst fröhliche, und die Damen de» En sembles durften sich über den Mangel an Kavalieren nicht beklagen — 40 gegen 7 — auch kriegsmäßig. Nur eins hatte mich verstimmt. Der Mann — der die teroffizier