Volltext Seite (XML)
DerMWLrMer Wischolsweröaer dcrgeöccrtt-- Mnzige Tageszeitung Im Amtsgerichtsbezirk Unabhängige Zeitung für alle Stände in Stadt und Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Land.DtchtesteVerbreitungtnallenVolksschichten Vie» Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amr-Haupt- Beilagen: Sonntags-Unterhaltungsblatt und Landwirtschaftliche Beilage Mannschaft, der Schultnspektion und des Hauptzollamts zu Bautzen, Geschäftsstelle Bischotswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag von de, Ammgertchw. de, Finanzamtes und de, Stadttat, zu Bischosswerda. Friedrich Map G.m.b.H. in Bischofswerda. Femsprech« Nr. 444 und 445 »«sch t»»»»»»«tt«: Jeden Werktag abend» sür den folgend. Tag. Vezng^»««» iür die Zeit eine» halben Monat«: Frei in» Hau« halbmonatlich Mk. 1.20, betm Abholen in der Geichäftistelle wdchentlich SO Psg. Einzelnummer 15 Pfg. — Mr Postanstalten, so»«, unsrr« ZrNungsauskiigtr und die Geschäftsstelle nehmen frderzeit Desiellungen entgegen. PostscheM-«»»«»: Amt Dresden Str. 1521. <S,«,tnde- v«rband«gtrokafse Btsch»f»wrrka Konto Str. «4. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Störung de» Betriebe» der Zeitung oder der Beförderungseinrich tungen — Hal der Bezieher keinen Ampruch am Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreises. ' " " " ' " ' '' """ Anzeigenpreis ftn Goldmarkf: Die 43 mm breite einspaltige Grundschriftzeile 25 Psg., örtliche Anzeigen 20 Psg„ di» SO mm breite Reklamezeile (im Textteilf 70 Psg. Zahlung in Papiermark zum amtlichen Brieskur« vom Zahltag, sedoch nicht niedrig« al» zum Kur« vom Tage der Rechnung. — Rabatt nach Tarif. Für Sammelanzeiqen Mritrn. Au'schlag. — Ertüllungeott Bischosawerda Nr. 2V7 Mittwoch, den 23. Dezember 1S25. 80. Jahrgang Tagesschau. * Zu Ehren der russischen Außenminister« Tschitscherin gab Reichsaußenmlnister Dr. Stresemann ein Frühstück. Tschitscherin ist am Dienstag nach Moskau zurückgereist. * In Prag kam es am Montag abermals zu deutsch feindlichen Kundgebungen. Im tschechischen Parlament hat der Slowakenführer Hlinka scharfe Angriffe gegen die Tsche chen gerichtet. Die Elieubahnlarisgewerkschasten wollen beim Reichs - arbettsminister die sofortige Aufnahme der Schlichtuugs- verhandlnngen fordern. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- führluhes an anderer Stelle. Moskau—Mofful—Mulden. Die Reisen des Volkskommissars Tschitscherin, der von Paris kommend am Dienstag der vergangenen Woche in Berlin wieder eintraf, haben den unmittelbaren Anlaß zu einer Reihe von Kombinationen gegeben. Das russische Problem ist unzweifelhaft durch die Tätigkeit, die Herr Tschitscherin in Warschau, Berlin, London, Paris, sowie wiederum Berlin entfaltet hat, Deutschland und den West mächten um ein gutes Stück nähergebracht worden. Nach dem die Sowjet-Union in gewisser Weise den Prozeß der eigenen staatlichen Konsolidierung soweit geführt hat, daß an irgend einen gewaltsamen Umsturz der durch den Bolsche wismus geschaffenen Verhältnisse im Augenblick nicht mehr zu denken ist, folgt als zweite Etappe das Bestreben Ruß lands, in der Weltpolitik wieder eine, der Größe dieses Rie senreichs entsprechende Rolle zu spielen und dem Gewicht seiner Stimme im Rate der Völker bedeutungsvollen Nach druck zu verleihen. Als erste natürliche Voraussetzung für das Wiedereinlenken in diese Bahn mußte zunächst die rein formale Annäherung gegenüber den noch merkliche Zurück haltung bewahrenden Westmächten erreicht werden. Tschit scherin ist bekanntlich ein Staatsmann, der mit den besten Traditionen der alten russischen Diplomatie durchaus ver traut ist und auch in schwieriger Lage die Fähigkeit erwiesen hat, mit der Geste entschlossenen Zugreifens die Elastizität zu verbinden, die auch ein besonderes Kennzeichen der alten zaristischen Diplomatie war. Die Moskauer Kremlregierung hat eine ganze Reihe von diplomatischen Fachleuten dieses Schlages übernommen und es verstanden, sie in geschicktester Weise am richtigen Platze zu verwenden. Während nun Herr Tschitscherin über Probleme der Weltpolitik mit den euro päischen Kabinetten, führenden Politikern, Wirtschaftlern und anderen einflußreichen Persönlichkeiten angenehme Konversation macht, sind kn Moskau sowie in Peking und Tokio, aber auch an anderen Plätzen Asiens, ebenso ge schickte Unterhändler der Sowjet-Regierung am Werke, höchst realpolitisch die Fäden weiter zu schützen, um „die er wachenden Völker des Ostens der russischen Einflußsphäre näher und näher zu bringen. Die Eindrücke, die auf der einen Seite Herr Tschitscherin vom alten Europa und auf der anderen Seite Rußlands Vertreter vom neuen Asten gewinnen, finden in der Moskauer Zentrale ihre unmittel bare Verwendung. Es ist daher nicht ganz zufällig, daß Herr Tschitscherin in Paris und Berlin das Gespräch wiederholt auf die Konfliktsmöglichkeiten gelenkt hat, die durch den Streit um Mossul und die Kämpfe um Mukden für die interessierten Mächte entstehen können. Man Harf auch weiterhin annehmen, daß seine direkte Fühlungnahme mit den Vertretern der englischen Regierung den unmittelbaren Zweck gehabt hat, «inen Gedankenaustausch über diese im Vordergrund des Interesses stehenden asiatischen Fragen herbeizuführen. Tschitscherin hat nun in Berlin erklärt, um über diese allgemeineren Fragen Rußland gegenüber Er klärungen abzugeben, ferner es auch unterlassen hätte, über dis beide Mächte trennenden strittigen Fragen hinsichtlich des von Macdonald mit der Sowjet-Union geschlossenen Ver trages irgend eine neue Regelung in Vorschlag zu bringen. Tschitscherin klagt daher über eine fortgesetzt feindselige Hal tung Englands und bezeichnet es als eine unumgängliche Notwendigkeit, daß Rußland und England einander wieder näher kommen. Ob Herr Tschitscherin in London auch als Vermittler und Sachwalter Asien» gesprochen hat, muß da hingestellt bleiben. Vielmehr ist es anzunehmen, daß er nur die unmittelbar russischen Interessen zum Vortrag ge bracht hat und im übrigen den Londoner Staatsmännern es überließ, selbst ihre Schlußfolgerung daraus zu ziehen, cb cs angebracht wäre, bei Entscheidungen über fernöstliche wd sonstige orientalische Fragen Rußland al- eine nur nebensächlich hierfür interessierte Macht zu betrachten. Am Dienstag tritt Herr Tschitscherin seine Heimreise nach Mos kau an. Der Weiterverlauf der asiatischen Entwicklung dürfte erweisen, daß seine in London und Paris unterbrei teten Vorschläge auch als Warnungen zu betrachten waren. » Gin Frühstück zu Ehren Tschitscherins. Berlin, 21. Dez. (Drahtb.)' Reichsaußenminister Dr. Stresemann gab heute zu Ehren Tschitscherins ein Frühstück, an dem Ministerpräsident Braun, die Reichsminister Dr. Braun, die Reichsminister Dr. Geßler und Kröhne, der Bot schafter Graf Brockdorff-Rantzau und die Staatssekretäre von Schubert, Weißmann, Kempner und Meißner teilnah- men. Am vergangenen Sonnabend nahm Tschitscherin an einem Frühstück bei General Seeckt teil. Der russische Außenkommissar wird am Dienstag Berlin verlassen und über Riga nach Moskau zurückreisen. Neue deutschfeindliche Kundgebungen in Prag. Prag, 22. Dezember. (Drahtb.) während der Sitzung der Abgeordneten versammelten sich gestern die tschechischen Faschisten auf dem Wenzelplahe, um abermals gegen die Deutschen Prags zu demonstrieren. Starke Polizei- und Gendarmerleabkeilungen sperrten die Straßen ab, so daß Zwischenfälle vermieden wurden. Die Faschisten zogen zum Abgeordnetenhaus, wo eine Abordnung zum Präsidenten de, Hause« gesandt wurde, die die Bestrafung der deutschen Abgeordneten forderte. Die Polizei zerstreute später die Demonstranten. Slowakische Beschwerde beim Völkerbund. Prag, 22. Dez. (Drahtber.) Die slowakische Voltspar tei hat eine Reihe einflußreicher ausländischer Politiker für die Unterstützung ihrer Forderungen gewonnen, mit deren Hilfe sie beabsichtigt, vor dem Völkerbünde Beschwerde gegen die Behandlung der Slowaken im tschecho-slowakischen Staat zu führen. Scharfe Angriffe des Slowakenführers Klmka gegen die Tschechen. Prag, 22. Dezember. (Draktb.) Da» parlamentarische Er eignis des gestrigen Tage» war eine scharfe Rede des Führers der slowakischen Partei, de» Abg. Hlinka, der im Namen seiner Partei erklärte sie, werde niemals von ihrer Forderung auf Aulonomie ür die Slowakei ablassen. Der Abgeordnete «rNärte, die beiden lowaklschen Völker der Tschechoslowakei seien niemals ein einhell- iches Volk gewesen. Der Pittsburger Vertrag, der die Unter christ Massarnks trage und der den Slowaken für den Fall ihres Eintritts in me Tschechoslowakei die Autonomie bestimmt zugesagl habe, müsse voll eingelöst werden. Vorher werde kein volkgewisser Slowake in die Regierung einlrelen. Er verlrete mit dieser Fest stellung die Mehrheit des slowakischen Volke», von dem seine Par tei vl'/r. aller Stimmen «holten habe. Niemand außer den Slowaken könne darüb« entscheiden, ob es eine selbständige slowa- kische Aktion gebe. Ohne die Mehrheit der Slowaken hätte es nie mals eine Tschechoslowakei gegeben. Dennoch seien alle feierlichen Besprechungen, die den Slowaken vor dem Umsturz gegeben war- den seien, gebrochen worden. Vie revolutionäre Nationalversamm- lang hab« die Rechte der souveränen slowakischen Nation schwer verletzt. Die Regierung uoterdrücke dl« slowakischen Völker, seine presse, seine Organisationen, verletze seine religiösen Rechte und verurteile die Slowaken zur Arbeitslosigkeit. E, sei unerhört, daß der Veamtenabbau in der Slowakei lediglich die slowakischen Ange stellten treffe und belrofseo habe, während neue Tschechen eingestellt würden. Seine Partei fordere die Aufnahme freundschaftlicher Be ziehungen zum Vatikan, die Rückkehr de» päpstlichen Nuntius und die Aufnahme de» Pittsburger Vertrage» in die verfassungsur- kund«. Vie Rede de» Slowakensührer» wurde von der gesamten Opposition mit großem Beifall ausgenommen. Eine Reihe deut scher Abgeordneter beglückwünschte den Redner. Vie Abstimmung über die Regierungserklärung wird in den späten Nachtstunden vor genommen werden. den alten Vertrag bereits provisorisch bis zum 31. März nächsten Jahres verlängert, da wegen der vielen Kabinetts krisen in Portugal rechtzeitige Verhandlungen nicht möglich waren. Spanien hat Anfang Dezember Vorschläge unter breitet, die annehmbar scheinen. Deutschland hat gestern der spanischen Regierung in einer Note mitgeteilt, daß *s bereit ist, auf der Grundlage dieser Vorschläge zu verhandeln, vorausgesetzt, daß Spanien zu weiteren Zugeständnissen be reit ist. Die spanischen Vorschläge sehen eine lOOprozentige Deckung des spanischen Exportes nach Deutschland vor, -der nur eine 75prozentige Deckung des deutschen Export« nach Spanien. Die Verhandlungen mit Polen sind durch den neuen polnischen Zolltarif vom 15. November, der ein Mu sterbeispiel für einen Ueberprotektionismus darstellt, immer noch wesentlich erschwert. Deutschland wird in den kommen den Verhandlungen den Gesamtkomplex der schwebenden Fragen ausrollen, aber sich nicht mit einem Etappenweg be gnügen! Die deutsche Wirtschaft und zwar Industrie und Landwirtschaft in gleichem Maße ist der Ansicht, daß Polen besonders wegen seiner Währungsverhältnisse ein sehr schlechter Käufer ist und daher für uns im Augenblick wenig Interesse hat. Deutschland wird die ihm aufgezwungenen Waffen des Zollkrieges erst dann aus der Hand legen kön nen, wenn es die Zusicherung hat, daß es auf dem polnischen Markt austreten kann. In den Verhandlungen mit Eng land wird Deutschland bemüht sein, eine Verständigung hsr- beizuführen, daß England die im Handelsvertrag vorgesehe nen Zollabmachungen nicht dazu benützen darf, im Interesse des Ausbaues seiner eigenen Industrie die deutschen Waren vom englischen Markt abzusperren. Die englischen Zoll maßnahmen sind zudem sehr kleinlich, so wurden z. B. be langlose Seidenbändchen in Zigarettenetuis peinlichst ver zollt. Die Verhandlungen werden überhaupt viel leichter sein, wenn es gelingt, England zu einer klaren Stellung nahme dazu zu zwingen, ob es Schutzzölle oder, wie es vor gibt, reine Finanzzölle erhebt. Die Zielrichtung der dertt- schen Handelsvertragsverhandlungen wird auch im kom menden Jahre die alte sein mit dem Endgedanken einer euro päischen Wirtschaftsverständigung. Der japanische Botschafter Konda über die deutsche Währung. Berlin, 22. Dez. Nach einer Meldung aus Tokio er klärte der japanische Botschafter in Berlin, Honda, der sich zur Zeit auf Urlaub in Tokio aufhält, japanischen Journa listen, daß es heute in der Welt, die Sieger- und Kriegsge winnlerstaaten eingeschlossen, nur drei stabile Währungen gebe, den amerikanischen Dollar, das englische Pfund und die deutsche Reichsmark. Weitere Verbesserung der deutschen Außenhandelsbilanz. Berlin, 21. Dez. (Drahtb.) Im November 1925 betrug die Einfuhr einschließlich 36,8 Millionen Gold und Silber 894,3 Millionen, mithin die reine Wareneinfuhr 857,5 Mil lionen gegenüber 1074,2 Millionen im Vormonat, die Aus uhr einschließlich 5,1 Millionen Gold und Silber 796,9 Mil- ionen, mithin die reine Warenausfuhr 791,8 Millionen gegenüber 846,5 Millionen im Oktober. Es ergibt sich dem nach eine Passivität im reinen Warenverkehr von 67,7 Mil lionen gegenüber 228 Millionen im Oktober. Das gesamte Volumen des Außenhandelsverkehrs erreicht mit 1691 Millionen ungefähr den Umfang des gleichen Monats im Vorjahre, doch betrug damals das Passivsaldo 505 Millio nen. Da erfahrungsgemäß der Dezember ein Monat stei gender Ausfuhr und fallender Einfuhr ist, rechnet man für )en laufenden Monat mit einem Ausgleich der Handels bilanz. Die Gesamtpassivität des laufenden Jahres beträgt bisher rund 3,7 Milliarden. Erhöhung der Zeugen-, Sachverständigen usw. Gebühren. ruglN zu veryanoem sem, oa oer Olle am 01. 4/ezemoer vk. «. Jahre» abläuft. Die gesetzgebenden Körperschaften habenEntschädigung von 1H0 Mk. für jede angefangene Stunde. Die Kandelsvertragsverhandlungen im kommenden Kahre. Berlin, 21. Dezember. (Drahtber.) Für den Beginn )es nächsten Jahres sind folgend« Handelsvertrqgsoerhand- ungen vorgesehen: „Die Abmachungen mit Oesterreich und der Schweiz sollen im Januar zu endgültigen Verträgen er- weitert werden. Ferner wird ein neuer Vertrag mit Por tugal zu verhandeln sein, da der alte am 31. Dezember ds. Berlin, 21. Dez. Durch ein am 1. Januar 1926 in Kraft tretendes Gesetz erfahren die Zeugen- und Sachverständigen- cebühren eine wesentliche Erhöhung. Zeugen erhalten für Zeitversäumnis nunmehr eine Entschädigung bis zum Be trage von 1,50 Mk. und Sachverständige bis zu 3 Mk., und !>ei besonders schwierigen Leistungen bis zu 6 Mk. für jede angefangene Stunde. Dom gleichen Zeitpunkt an erhalten auf Grund einer soeben vom Reichsrat beschlossenen Berard- nung Schöffen, Geschworene und Dertrauenspersonen eine