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DerMWeLMM jederlei! Besiellimqen entgegen. Nr. 2S6 80. Jahrgang Dienstag, den 22. Dezember 1925 den Bezugspreis ,tir dir- Jett eine, ha Hau, halbmonatlich Mk. 1.20, beim Abholen in der Prags und brach in stürmische Rufe gegen die Deutschen und Jude» aus. Der Versuch, in das Lasehaus einzudringen, wurde von der Polizei verhindert. Ebenso hinderte eine starke Polizeikelle di« De monstranten daran, zum Deutschen Haus vorzudrlngen. Auch der Versuch, vor dem Prager Tageblatt zu demonstrieren, wurde von einer starken Polizeiableilung, die das Haus beseht hielt, verhin dert. Auch vor den, Gebäude des deutschen Handwerkerverein» und der Urania wurde demonstriert. Auch hier konnte die Polizei Ausschreitungen ernster Natur verhindern. Auch am Sonntag kam cs alltäglich einer Versammlung der tschechischen Faschisten zu Strahendemonstraliouen. Die Redner erklärten, daß die Demokra tie in diesem Staat ein Unding sei, retten könne ihn nur der Fa schismus. Das Lingen des Deutschlandliedes sei eine Provokation, die in keinem anderen Staate geduldet werden würde. Trotz de» polizeilichen Verbotes bildeten die Faschisten nach der Versamm lung einen Demonstrationszug und marschierten unter fortgesetzten Schmähruseu aus Deutsche und Juden, bei denen kein Tscheche et was kaufen dürfe, vor das Deutsche Haus. Eine doppelte Polizei kette wurde von der erregten Menge zweimal überrannt. Erst kurz vor dem Deutschen Haus gelang es, ihn anzuhalten. Nachdem mehrere hetzlicder gegen die Deutschen gesungen worden waren, zerstreute sich die Menge. Am Nachmittag wurde von den Faschi sten die Parole ausgegcben, vor das Parlament zu ziehen, um gegen die milde Handhabung der Geschäftsordnung des Parlaments durch den Präsidenten zu demonstrieren. Wenn seinen Wäh- zum Kurs vom Tage der Rechnung. — Rabatt nach Tarts. Für Smnmelanze^gen 'arüm. Nuifchlae. - ErfüllungsortBijchosswerd« l — Hal der Bezieher keinen An'pruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Anzeigenpreis sin Goldmark): Die 43 mm breite einspaltige Grundschrisizeile 25 Pfg., örtliche Anzeige« 20 Pfg, die «0 mm Bischofswerdaer Einzige Tageszeitung im Amtsgerichtsbezirk Bischofswerda und den angrenzenden Gebieten Dies Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amlshaupt- Mannschaft, der Schulinspektton und des Hauptzollamts zu Bautzen, de» Amtsgerichts, des Finanzamtes und des Stadtrats zu Bischofswerda. Deutschfeindliche Straherr- demonstratiorrerr in Prag. parig, 2V. Dezember. (Drahtb.) 2m Anschluß an die gestrige tschechischnationale Versammlung kam es gegen Mitternacht zu deutschfeindlichen Demonstrationen In den Straßen Prag». 2n ge schlossenem Zuge begab sich eine große Menschenmenge nach dem Las» Loutlnental. einem bekannten Sammelpunkt der Deutschen Unabhängige Zeitung für alle Stände in mrd Land. Dichteste Verbreitung in allen Volksschichten Beilagen : Sonntags »Unterhaltungsbiatt und Ävrdwirtschaftliche Beilage Geschäftsstelle Bischofswerda, Altmarkt 15. — Druck und Verlag vlm Friedrich May G.m.b.H. in Bischofswerda. Fernsprecher Nr. 444 und 445 : Ami Dresden Nr. 1521. Gemeinde» verbanvsgirokasse Bischofswerda Konto Rr. «4. Ersch innnaswetse: Jeden Werktag abend» für den solgend. Tag. Postschrch,Konto: Be,ng,pret, ilir dirz Jett eine, halben Monats: Frei ins verbandsgtrokasse Bt, ^., ... 7 . ' ' . ' ' ' Geschäftsstelle Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder «onstiger irgend welcher breite Reklnmezeile <im Tertteil) 70 Pfg. Zahlung in Papiermarli wöchentlich SO Pfg. Einzelnummer lü Pfg. — Alle Postanstalten, Störung des Betriebes der Zeitung oder der Besörderungseinrich. zum amtlichen Brieikurr vom Zahltag, iedoch nicht niedriger al« sowie unsere Zeitungsausträger und die Geschäftsstelle nehmen tungen ' ' " " ..... . — Die deuisch-sranzösischen WLrischastsverhanhlrmgen. Paris, 19. Dez. Die Verhandlungen über den deutsch französischen Handelsvertrag sind heute zu einem vorüber gehenden Abschluß geführt morden. Ueber das Ergebnis ist ein amtliches Kommunique ausgegeben worden, in dem ge sagt wird: Die Ergebnisse bestehen vor allem in der Schaf fung einer Basis, die nunmehr für die nächste Phase der Verhandlungen, die am 12. Januar wieder ausgenommen werden sollen, unverändert bleiben soll, und in der Fest setzung eines Verfahrens für die Vorbereitung dieser bevor stehenden Verhandlungen. Es ist bekannt, daß die Mei nungsverschiedenheiten, die bis jetzt die Fortsetzung der Ar beiten verhindert haben, sich vor allen Dingen aus der auto matischen Gewährung des Minimaltarises für die deutschen Exportartikel, sobald das neue französische Zollgesetz ange nommen wäre, und aus den Stabilitätsgarantien des Deutschland zu gewährenden Tarifregimes ergeben. In zwei Punkten sind Kompromißlösungen gesunden worden: Deutschland erhält die Sicherheit, daß es an einem bestimmten Datum mit den meistbegünstigten Konkurren ten auf dem französischen Markt gleichgestellt wird, ebenso wie die Möglichkeit, Bestimmungen des französischen Zoll- tarifes, die seine Exportinteressen verletzen, auszugleichen oder zu neutralisieren. Als Gegenleistung für diese Garantien, die bisher noch nicht gegeben waren, hat Deutschland die Behandlung näher festgelegt, die Frankreich im Falle eines gerechten Ausglei ches der Zugeständnisse und Vorteile, sowie in bezug auf die Meistbegünstigung, als auch die für seine Exportartikel ge währten Zollverbindungen genießen soll. Die beiden Dele gationen haben andererseits beschlossen, einen Unterschied zwischen dem allgemeinen Vertragstext und den Tarif abmachungen des Vertrages zu machen, derart, daß eine etwaige Kündigung der Tarisabmachungen nicht die im all gemeinen Vertragstext enthaltenen dauernden Sicherheiten aufhebt." Leider ist der Wortlaut des Protokolls der Oeffentlich- keit nicht zugänglich gemacht worden. Man ist daher aus das angewiesen, was von deutscher Seite über das Ergebnis der Verhandlungen mitgeteilt worden ist. Mit dieser Ein schränkung kann sestgestellt werden, daß die Verhandlungen der letzten Wochen eine Annäherung der beiderseitigen Auf fassungen gebracht haben, so daß die deutsche Delegation glaubt, auf der nunmehr gefundenen prinzipiellen Grund- läge mit Aussicht auf Erfolg am 12. Januar die Verhand lungen über die einzelnen Zollpositionen beginnen zu kön nen. In zwei Punkten haben die Franzosen ein geringes Entgegenkommen gezeigt: 1. Es ist zwar keine feste Bindung hinsichtlich des Zoll niveaus übernommen worden, wohl aber werden die Ver träge so gefaßt werden, und der deutschen Regierung der artige Rechte vorbehalten, daß eine Erhöhung des französi schen Zollnioeaus keinerlei Nachteile aus dem Vertrag für Deutschland nach sich ziehen würde. 2. Die französische Regierung will sich verpflichten, spätestens 14 Monate nach Inkrafttreten des Handelsver trages die volle Meistbegünstigung äo kaoto auf alle Waren des deutschen Einsuhrinteresscs zu bewilligen. Eine Meist begünstigung cio furo ist nicht ins Auge gefaßt, da das fran- zösisäze Zollsystem sie angeblich nicht gestattet. Es ist einer lei, ob die französische Zollgesetzgebung nach Ablauf der 14 Monate bereits unter Dach gebracht ist oder nicht. Ist sie nicht zustandegekommen, so tritt automatisch der Mindest tarif der heutige: Gesetzgebung In Kraft. Vas heutige Blatt umfaßt 12 Seilen einschließlich der Heimalbeilage und der Landwirtschaftlichen Beilage. Oie Krankenkrise. Der Frankenkurs hat etwas angezogen, was vielfach auf die Ernennung Doumers zum Finanzminister zurückge führt wird. Wenn auch die Pläne Doumers in allen Einzel heiten noch nicht bekannt sind, so ist immerhin durchgesickert, daß er die Steuerschraube nicht so scharf anziehen will, wie Loucheur oder Painlevö. Tatsächlich dürfte es sich bei der Besserung des Frankenkurses nur um Deckungskäufe der Bank von Frankreich handeln. Die finanzielle Lage Frank reichs ist heute ebenso schlecht, wie in den Tagen, da nur 15 Reichsmark für 100 Franken gezahlt wurden. Es ist kenn zeichnend für die Krise, daß von allen Seiten Vorschläge zur Befestigung des Frankenkurses gemacht werden, wobei sich die Urheber im allgemeinen nur die Mühe des Abschrei bens gemocht haben. Das gilt besonders von dem Angebot nordfranzösischer Industrieller, der Regierung bei ihren Stützungsversuchen durch Uebernahme einer Anleihe zu hel fen. Wer erinnert sich nicht, daß ein solches Angebot 1922 von der deutschen Industrie gemacht wurde, als die Mark anfing, richtig ins Gleiten zu kommen. Nur ist ein Unter schied dabei: die deutsche Industrie bot ein Selbstopfer an, um Staat und Wirtschaft im Währungssturm nicht unter gehen zu lassen. Trotzdem die deutsche Industrie 1921 erst die furchtbare Blutentziehung von einer Milliarde Goldmark zu überstehen hatte, war sie bereit, von sich aus die äußersten Kraftanstrenaungen zu machen. Bei dem französischen An gebot liegen die Dinge so, daß die Industrie fürchtet, Steuern zahlen zu müssen. Um dieser Gefahr auszuweichen, haben nordfranzösische Industrielle das Angebot gemacht, durch eine Anleihe im In- und Ausland sechs Milliarden Franken aufzubringen. Diese sechs Milliarden Franken sind selbst zu dem gebesserten Frankenkurs von 16,20 Reichsmark für 100 Franken nicht viel mehr als eine Milliarde Reichsmark. Dieser Betrag stimmt ungefähr mit dem überein, was Pain- levö und Loucheur durch neue Steuern im Jahre heraus holen wollten. Das Angebot der französischen Industriellen schrumpft also insoweit zusammen, als sie durch eine Anleihe, die andere im In- und Ausland zeichnen dürfen, den bitte ren Kelch neuer Steuern an sich vorübergehen zu lassen hoffen. Es ist wenig wahrscheinlich, daß eine solche Anleihe Aussicht auf Erfolg hat, auch wenn die Industriellen bis zu einem Zehntel des Anleihebetrages die Bürgschaft für die Ablösung und VerzinsuM übernehmen wollen. Diese Bürg schaft würde rund 100 Millionen Reichsmark betragen, wäh rend für den Restbetrag von 900 Millionen Reichsmark der Staat einzugreifen hätte. Die Begeisterung, die zunächst in der französischen Presse über das Angebot herrschte, über diesen „glänzenden" Eintritt der Wirtschaft in die Politik, ist inzwischen verraucht. Vielleicht hat dazu die Erinnerung an das Mißgeschick der Eaillauxanleihe beigetragen, das nicht hätte einzutreten brauchen, hätte die reiche französische Industrie wirklich den Mut und den Willen zum Selbstopfern gehabt. Der neuen Anleihe, wenn sie überhaupt aufgelegt wird, wird es nicht bester, sondern scklechter ergehen. Frank reich wird aus seiner Finanzkrise nicht herauskommen, so fern Regierung und Parlament die Franzosen nicht zum richtigen Steuerzahlen zwingen. Die Steuerlast die Frank reich heute zu tragen hat, beträgt nickt einmal ein Zehntel des Volkseinkommens. Der Außenhandel weist Ueberschüste auf, ebenso die Zahlungsbilanz. Frankreich hat noch keine ernsten Anstrengungen gemacht, um auch nur die Zinsen sei» Der Kaushaltsplarr für 1926 im Reichsrat. Gleichgewicht mit 7,7 Milliarden. Der Reichsrat nahm gestern in öffentlicher Vollsitzung Entwurf des Reichshaushallplanes für 1926 an. Ministerialdirektor Sachs führte als Berichterstatter u. a. aus: Der Entwurf des Reichhaushaltplanes für das Rech nungsjahr 1926 erscheint äußerlich in veränderter Form. Die Reichsregierung hat versucht, dem Haushaltplan dadurch übersichtlichere Gestalt zu geben, daß sämtliche Einzelpläne nach einem einheitlichen Muster aufgestellt sind. Die Aus- gabetitcl sind in drei Gruppen zerlegt: Die Personalaus- gabcn, die sächsischen Verwaltungsausgaben der in Betracht kommenden Dienststellen und die sonstigen Ausgaben der Behörden. Gleichartige Einnahmen und Ausgaben erschei nen durchweg in den Einzelhaushalten unter gleicher Be zeichnung und gleicher Titelnummer. Infolge des Umstandes, daß der Reichstag auch in die sem Jahre die verfassungsmäßige Pflicht, den Reichshaus- haltspian vor Beginn des Rechnungsjahres zu verabschie den, nicht erfüllt hat, vielmehr der Haushaltplan für 1925 auch jetzt im Dezember 1925 noch nicht gesetzlich festgelegt ist, wird die Finanzgebarung immer verworrener. So fehlen auch diesmal zuverlässige Vergleichsziffern für die vorjähri gen Ansätze. Die Reichsfinanzverwaltung hat vielmehr die Ziffern eingesetzt, die sich bei der zweiten Lesung des Haus haltplanes für 1925 im Reichstage ergeben haben. Eine Vermehrung von Planstellen, sowie eine Höherstufung von solchen ist in dem vorliegenden Entwurf grundsätzlich nicht vorgenommen worden. Eine Ausnahme ist nur für das Auswärtige Amt und für das Reichsversicherungsamt ge macht worden. Beim Auswärtigen Amt ergibt sich die Not wendigkeit hierzu aus der allmählichen Wiederausbreitung unserer diplomatischen und konsularischen Beziehungen. Für das Reichsversicl)erungsamt ist in einer besonderen Denk schrift dargelegt, daß die Vermehrung der Geschäftslast die- ser Behüide und die Erweiterung ihres Aufgabenkreises ihre Ausstattung mit einer begrenzten Zahl neuer Stellen uner- läßlich gemacht hat. Der Haushaltplan hält in Einnahme und Ausgabe mit 7,7 Milliarden Reichsmark das Gleichgewicht und wird vor aussichtlich den Gesamtausgabcbedarf für 1925 nicht über schreiten, wiewohl fick die aus dem Haushaltplan zu bestrei tenden Reparationslastcn für das Rechnungsjahr 1926 um dreihundert Millionen Reichsmark gesteigert haben. Die Reichsregierung vertritt in einer dem Haushalt plan beigegebenen vortrefflichen Uebersicht mit Recht die Auffassung, daß die Unterbringung einer Anleihe auch im Rechnungsjahr 1926 noch nicht möglich sein würde. Sie hat daher darauf Bedacht genommen, die Ausgaben des außer ordentlichen Haushalts, soweit sie nicht durch eigene Einnah- men gedeckt sind, durch einen Ucberschuß des ordentlichen Haushalts, also aus lausenden Mitteln, zu bestreiten. Tagesschau. * Die deutsch-französischen Mrlschastsverhandlungen sind am Sonnabend zu einem vorübergehenden Abschluß ge kommen. Am 12. Januar soll in die Tarifverhandlungen eingetreten werden. * Am Sonntag kam es in Prag zu großen deutschfeind lichen Demonstrationen. Außenminister Dr. Skresemann wird am Montag nach Berlin zurückkehren, und im Laufe des Tages eine längere Unterredung mit dem russischen Außenkommissar Tschitsche rin haben. In Angora ist ein vorläufiges deutsch-türkisches Han delsabkommen unterzeichnet worden, das bis zum Abschluß des endgültigen deutsch-türkischen Handelsvertrages gelten soll. In dem Abkommen gewähren sich beide Parteien die gegenseitige Meistbegünstigung. Auch in der Schweiz wurde die deutsche Laliänleihe stark überzeichnet. Zu den mit * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus führliches an anderer Stelle. ner Kriegsschulden zurückzuzahlen. In den sieben Jahren nach dem Kriege ist der Volksreichtum Frankreichs um mehr als 100 Milliarden Reichsmark gestiegen. Frankreich seine imperialistische Politik einschränkt, Militarismus zahlenmäßig abbaut, wird es seine rungskrise vielleicht überwinden.