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Der Sächsische Erzähler den IS. Dezember ISLb 1. Vetblatt z« Rm«»er 28S. Neues aus aller Welt. — Lin Brudermörder. Wegen einer Restschuld von 200 Mark geriet der Hofbesitzer Urban Deininger aus Lbsr- fingen mit seinem Bruder Georg in Streit. Er versetzte chm dabei mit einer Sense einen Hieb, daß ihm der Kopf fast vom Rumpf getrennt wurde. Auf den Sterbenden schlug er Die Börsenwoche. Obwohl die ungünstige Wirtschaftslage, die zahlreichen Opfer des „Säubcrungsprozejses", das starke Zunehmcn der Arbeitslosen ziffer und di« immer neuen Schwierigkeiten bei der Sanierung großer Konzerne (so bei Stumm, Bombacher Hüttenwerke, Richard Kahn und nicht zuletzt bei der Stinnes-Ltguidation) eine nachhal tige Besserung der Börsenverhältnisse immer wieder durchkreuzt oder doch hinausschicbt, hat die Widerstandsfähigkeit und die Zu versicht der deutschen Börsen doch zugenommen. Die Baissepartei ist vorsichtiger geworden, wenngleich sie bei einer Häufung un günstiger Nachrichten oder bei noch immer vorkommenden Verkäu fen aus schwach gewordenen Lombards immer wieder mit Abgaben oorgeht. Zur Hebung der Widerstandskraft trug sehr viel die Aus sicht auf Freigabe des deutschen Eigentums in Skmcrika bei. Ganz abgesehen davon, daß hieraus der deutschen Wirtschaft in abfeh- sei. Der Reichsbankpräsident sieht die Stabilität der Reichs bank als so gesichert an, daß er eine Lockerung der Kredit schraube wagen will. Da nun die Großbanken aus Grim- den der Vorsicht ihre jetzigen Kreditkonttngente nicht einmal vollausgenutzt haben, so wird es sich vor allem um eine Um schichtung der Kredite handeln. Unternehmungen mit gutem Absatz, besonders im Ausland müssen ebenso bevorzugt wer den, da andere Branchen ihre Kontingente des ungünstigen Geschäftsganges wegen nicht voll ausnutzen können und dür fe^. Die Lockerung der Kreditrationierung wird vielleicht hier und da dem Preisabbau entgegenarbeiten, sie wird aber der Reichsbank ermöglichen, die Anhäufung allzugro- ßre Warenbestände zu bekämpfen. Und diese lind es, die trotz der Krisis den Preisabbau verhindern. Rettung kann uns aber nur kommen, »penn die „wirt schaftliche Abrüstung" endlich einsetzt. Der Schrei nach dem Schutzzoll in England wendet sich hauptsächlich gegen die deutschen Waren. Frankreich unterbietet uns durch seinen Frankensturz. Europa braucht auf handespolitischem Ge biete Abrüstung und Ausmerzung der jetzigen Absperrungs politik. Tie Wirtschaftswoche. Vie Krisis und ihre Bekämpfung. — Krediterleichterung durch die Reichsbank. Gesundungsmatznahmen für die ncoduklion und Preisabbau. — wo bleibt die internatio nale »Wirtschaftsabrüstung-. Ein schwerer, harter Winter steht uns bevor. Die Zahl der Arbeitslosen schwillt immer weiter an. Dabei gibt die Zahl der Arbeitslosen, die auch vor dem Kriege bei günstiger uwnjunktur oft 300—400 000 betrug, kein richtiges Bild von i)er bedrohlichen Lage, weil vor allem die Kurzarbeit berück sichtigt werden muß, die immer größeren Umfang annimmt und dje Produktion immer mehr verteuert. Der Ausweg, ! das Arbeitslosenproblem allein durch Erhöhung der sozialen Lasten zu lösen, würde nur neue Arbeitsstillegungen, «ine neue Produktionsverteuerung herbeisühren. Notwendig ist eine völlige Umstellung der Wirtschaftspolitik. Statt Erhöh ung der Arbeitslosenunterstützung Notstandsarbeiten durch die öffentlichen Körperschaften, die ja noch immer durch Ticuerauspumpung der Wirtschaft große Summen aus leihen, die noch immer in falsche und unwürdige Hände ge langen. Ein weiterer Hebel muß durch Rationalisierung und Vereinheitlichung der Produktion sowie auf dem Gebiete der Kreditpolitik eingesetzt werden. Bisher stand die Regierung auf dem Standpunkte, den jüngst Ministerialdirektor Dr. Scheffer vom Reichswirtschaftsministerium mit den Wor ten ausdrückte: Das einzige Hilfsmittel ist ein radikales Sich- auswirkenlassen der Reinigungskrise, die Zusammenlegung unwirtschaftlicher Betriebe und die Sprengung der Riesen konzerne. Als ob bei einem Lehrlauf der Wirtschaft von 40 Proz. ihrer Leistungsfähigkeit eine Selbstgesundung mög lich wäre! Produktionseinschränkung ist vielleicht in der augenblicklichen Phase insofern heilsam, als dadurch unren table, d. h. zu teuer arbeitende Betriebe ausgeschaltet wer den. Auch muß die gesamte Produktion auf eine verklei nerte Basis zurückgeführt werden, die der deutschen Kapital kraft und der Absatzmöglichkeit angepaßt ist. An und für sich bedeutet aber Produktionseinschränkung eine unratio nelle Betriebsweise. Aus diesem Grunde ist Vereinheit lichung der Produktion und Rationalisierung notwendig. ?ie Fusion und Interessengemeinschaften ermöglichen Un kostenersparnisse und verringerte Vorratshäufung. Nach derselben Richtung weisen die Beschränkung der Produktion auf eine geringe Anzahl von Typen. Diese aber müssen höchste Vollendung aufweisen, um ein Gegengewicht gegen die Tatsache zu bilden, daß die deutsche Industrie gerade durch die Fülle der Muster in der weiterverarbeitenden In dustrie groß geworden ist. Die deutsche Werkzeugindustrie ist nach dieser Richtung mit dem Beispiel vorangegongen sich von dem Grundsätze zahlloser Sorten freizumachen und sich auf bestimmte Typen zu spezialisieren. Ein zweites Mittel zur Gesundung ist die Lockerung der Kreditrationierung, wie sie jetzt die Reichsbank onackün- digt hat. Viel wichtiger als die Ankündigung einer Reichs- bankdiskontermäsiigung im neuen Jahre ist die Lockerung der Kreditkontingentierung, wenngleich der Reichsbankprä sident mit seiner Behauptung recht hat, daß von der Kredit seit? allein eine Besserung der Situation nicht zu erwarten barer Zeit etwa 1 Milliarde Gotdmark zufließen werden, gatt amerikanische Forderungsausgleich der Börse al, ein Symptom sür eine gewisse Beruhigung der außenpolitischen.Verhältnisse. Man rechnet mit Bestimmtheit damit, daß der amerikanisch« Kon greß den Ausgleichsplan genehmigen werde und man hofft Such, daß sich dann das endgültige Abwicklungsverfahren vielleicht be schleunigen werde. In, Zusammenhang mit diesen Hoffnungen auf baldige Freigabe des deutschen Eigentums in Amerika entwickelt« sich vor allem in den Schiffahrtswerten «in lebhafte, Geschäft. Man wollte besonder» Käufe der Reichskreditgesellfchait für auslim- dische Rechnung beobachten, aber auch einig« Großbanken träten auf diesem Marktgebiete immer wieder als Käufer auf. Es wurde darauf hingewiesen, daß ein großer Teil der deutschen GuthalM in Amerika auf die Schiffahrtsgesellschaften, vor allem auf den ykrddeutschen Lloyd entfalle. Man nimmt an, daß di« Schiss- sahrtsgesellschaften diese Mittel zur Vergrößerung ihrer Basis br- nutzen werden, so daß der Konzentrationsprozeß im Grohschisf- fahrtsgewerbe weitere Fortschritte machen dürfte. Anregend wirk- ten auch die Dollaranleihe für die Hamburg-Amerlka-Linie und die Besserung des Weltsrachtenmarktes. Was die übrigen „Freigabe, werte" betrifft, so konnten Kammgarn Stöhr, Orenstein L Koppel und Chemische Fabrik Heyden ihren Kursstand ebenfalls erwäh nenswert ausbessern. Bei Baltimore verwies man auf den we. sentlich höheren New Barker Kurs und auf die rückständige Divi dende von 20^ Prozent; Kanada dagegen hatten unregelmäßiges Geschäft, weil diese Abliefcrungsscheine an dem Abkommen Mit Amerika nicht direkt partizipieren. Man nimmt freilich an, daß Kanada sich später dem amerikanischen Vorgehen unschkiehen dürf- ten. — Es gab noch ein zweites Marktgebiet mit recht lebhaften Umsätzen und beträchtlichen Kurssteigerungen: den Markt der Kali werte. Für diese Papiere regte der glänzende Erfolg der englischem Anleihe des Kalisyndikats an, der dieses Syndikat über die Ftnan- zierungsschwierigkeiten Hinwegbringen dürfte. Auf den übrigen Marktgebieten war die Stimmung ungleichmäßig und nervös. Zwar zeigte sich auch hier auf das Fortschreiten der Gelderleichte rung, auf die Ankündigung einer Zinsfußsenkung der öffentlichen Gelder und auf die Lockerung der Kredukontingentierung feitüns der Reichsbank eine Zurückdrängung des früheren Pessimismus, doch verstimmten Immer wieder Abgaben im Zusammenhangs nist ungünstigen Meldungen aus der Industrie. Einen Unsicherheits- faktor bildeten vor allem die Schwierigkeiten bei den Ruhrtrust, Verhandlungen, sowie ungünstige Meldungen über den vorauslicht, liehen Abschluß der Harpener Bergbau-Gesellschaft. Auf eine Moi- dendenlosigkeit ist die Börse bei dieser Gesellschaft schon seit langem vorbereitet, sie befürchtet aber, daß das Vordringen der englischen Kohle die letzten Monatsabschlüsse verlustre*-'' aesta! en könnte. Ein gewisses Gegengewicht bot dagegen der Abschluß des Phönix. Einmal deshalb, weil er einen immerhin beträchtlichen Reinge winn, einen leichten Rückgang der Kreditoren nufwies und zum anderen, weil er den Beschluß der Einziehung der Verwertungs aktien brachte, die so lange Zeit einen starken Druck auf die Börse ausgeübt hatten. Auf Anilinwerte drückten Baisse-Angriffe und Tauschoperationen. A. E. G. fanden auf Gerüchte von einer Divi dende von 8 Prozent Beachtung. Autowerte konnten sich erholen, Texlilwerte blieben angeboten. Goldpfandbriefe waren auf Ma- ierialknappheit höher, Varkriegspfandbriefe waren im Verlauf aus Realisationen der Börse schwächer. MSMWeinderReMM Alt-Bremer Roman. Von Emmy von Mnterseld-Warnow. (8. Fortsetzung.) ^Nachdruck vei. „Halt, nur nicht wie einer Eurer Pfingstochsen hier in Bremen, mit Grün übern ganzen Leib und einem Kranz so dick, daß man eine Fuhre Futter davon abfahren kann. Nun wird er's wieder zu toll machen, der Poggensteel'. Ein Kränzlein von rotem Laub! Nichts mehr!" „Weet all! Weet ick all! Und nun adjüs, oll Fründ! Mak ick, mak ick allens!" „Und ich werde die Tafel richten mit Kerzen und Rö mern. So was sollen die großen Fässer lange nicht gesehen haben!" Und neben den großen Fässern im gewölbten Keller raum flammte abends das milde Licht der Wachskerzen. Um eine hochedle Gesellschaft versammelte sich unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Zobel. Breite Samtröcke und feine Tuche mit Pelz verbrämt, Spitzenjabots, die neueste Mode von Frankreich, daneben die breiten Tellerkragen des alten Bremen, Baretts mit wallenden Federn, sogar der kleine edelsteingeschmückte Galantriedegen fehlte nicht. Md als alle versammelt waren, erschien Obristlieutnant von Knipphausen im Wasfenrock seines Regiments, den breit krempigen Federhut in der Hand, die klirrenden Sporen an den hohen, gelben Reitstiefeln. Der Bürgermeister begrüßte ihn im Namen der Stadt. Alle fetzten sich und die Speisen wurden aufgetragen. Bald schwirrten die Stimmen durcheinander. Die Römer wurden gefüllt und geleert, wie'» Brauch ist beim richtigen Män- nertrunk. Die Küfergesellen gingen einschenkend von Stuhl zu Stuhl. Nur der Kellermeister selbst fehlte. Knipphau sen sah sich nach seinem alten Freunde um. Der ober stand im kleinen Nebenkeller vor einem zit- ternden Mädchen, das die Frau de» Ratsherrn Dodensiek eben an die Hand nahm. „Aber Kind, ich gehe doch mit dir," tröstete die vor- nehme Matrone sie. „Wif kannst du dich so fürchten?" Im schönen Festgewänd stand die stattliche Frau da. Ein goldenes Netzhäubchen saß auf dem grauen Haar. Kni- sternd und steif breitete sich das Kleid nach unten au» wie eine Tonne. Sie legte den Arm um Renette und tröstete noch einmal: „Ich gehe doch mit dir! Mußt denken, all die Männerköpfe wären ebenso viele Kohlköpfe, hätten nicht Augen zu sehen und Ohren zu hören. Denkst nur an den Großvater, dem du Ehre machen willst, und an den Vater, und an unsere liebe Stadt Bremen. Und darfst auch ein bißchen an die Ehre denken, die dir jungen Ding damit ge schieht, daß du beute die Stadt gleichsam vertrittst. Eine junge Brema, gefällt dir das nicht?" „Nein, eine lebendige Frau Rose!" sagte der Keller cer. „Und hier habt I*»- die andere Frau Rose, deren > Ihr dem Gaste krende l* lind damit öffnete er den Hahn des vornehmsten Fasses und ließ den goldhellen Wein in den großen, silbernen Pokal rinnen, den Renette überreichen sollte. „Da, Jungfer, ver sucht einmal, ob Ihr ihn auch heben könnt!" Nun mußte Renette lachen. „Und wenn ich ihn nun fallen lasse? Was dann?" „Beileibe nicht, Kind," emsetztc sich die Ratsherrin. Renette lächelte, aber ihre Stimme bebte. „Nein, nein! Werde ihn schon fest zu halten wissen! Können wir nun gehen?" Nun nicht so lange mehr zögern! Die Minuten dehn ten sich zu Ewigkeiten. Da klang auch die kleine silberne Schelle, die der Bürgermeister neben sich stehen hatte. Frau Bodensiek nahm Renettes linke Hand. Der Kel lermeister trug den Pokal. Und dann stand in dem gewölb ten Raum unter all den Männern, die erstaunt aufblickten, der kleine Zug. Eine Stille war's, als ob all die Geister des Weines durch die Räume schwebten. Als ob es raune und flüstere und husche in den dunklen Ecken und unter den gewölbten Spitzbogen. Jeder blickte auf Renette, die dort stand wie der verkörperte goldene, strahlende Herbst. Ein Herbst, der jünger und lichter und strahlender ist als der jüngste Lenz. Und doch wieder so hold wie der Frühling selber, der bcr- abgestiegen in die Keller unter dem Marktplatz. Renette rührte sich. Da ging ein „Ah" wie ein Aufatmen durch die Versammlung. Keiner sah, wie tödlich blaß der gefeierte Gast geworden war. Nur Renette selbst sah es. Und es gab ihr ihre Ruhe wieder. Fest und klar blickten ihre Augen ihn an. Zwingend. Als wollte sie ihn mahnen: „Verrate dich nicht! Und verrate mich nicht! Ich bin jetzt verkörpert in einer Jungfrau!" Und er starrte sie an. Rötliches Licht der Kerzen glitt über sie hin, wie sie da stand im festlichen, weißen Gewand. Die goldigen Locken gelöst, daß sie frei auf die Schultern hcrabfluteten. Keinen anderen Schmuck als einen Kranz von dunkelblutrotem Weinlaub über der weißen Stirn. Ein Blick strahlendster Jugend, keuschester Anmut und onmutvollster Hingabe. Der Bürgermeister hatte sich erhoben. Auch Knipp hausen stand auf, die Blicke immer starr an Renette hangend „Mein lieber Freund und Gast, upser verehrter Send bote eines ehrenfesten Fürsten, hierdurch entbiete ich deinem Fürsten Gruß und Botschaft des Rats und der Bürgerschaft. Durch dies« reine Jungfrau aber grüßt dich nach altem Brauch die Stadt Bremen selbst. Trinke den Wein, den sie dir kredenzt. Er ist edelster Rebensaft, und trinke in ihm Heil und Glück zu deiner Fahrt!" . . . Der Bürgermeister winkte. Iosia» Plünnecke hob den Pokal und reicht« ihn Renette. Mit einigen ruhigen Schritten trat sie neben d«n Gast hob den Pokal und sprech: „Dido von Knipphausen, so grüßt dich Bremen durch i. ch!" Sie führte den P>' um Munde, nk einen Schluck jund reichte ihn daim der Manne. Ihre Hand hatte nicht gebebt. Aber die seine zitterte, als sie sich ausstreckte, aus Renettes Hand den Festtrunk zu empfangen. O, daß er gestern geschwiegen hätte! Daß er sein heißes Herz, seine aufgepeitschten Sinne be zwungen hätte! Welch' unverlierbarer, köstlicher Augen blick wäre dies gewesen! Und nun? Nicht sejn Verdienst war's, daß Renette dort stehen konnte als die reine Jung frau! Nur ihr eigenes reines Herz hatte sic bewahrt. O, du holde, reine Menschenblume! . . . Renette, süße Reni, daß ich dich verloren habe! . . . Aber sein Zögern sie! schon auf. Rasch griff er nach dem Pokal und leerte ihn in langem Zuge Geleert reichte er ihn in Renettes Hand zurück. Sie hob ihn noch einmal hoch. Da brauste ein: „Heil, heil dir, Renette Holle! Heil der schönsten Maid!" spontan durch den Keller. Die Wölbungen gaben den Schall zurück. Ein unendliches anmutiges, verschämtes Lächeln huschte über Renettes Züge, und ihre Blicke senkten sich. Und noch einmal brauste das: „Heil, Renette Holle!" durch den Raum. Der Bürgermeister nickte ihr freundlich zu. Daun winkte er. Margarete Bodensiek ergriff Renettes Hand Der Kellermeister faßte rasch nach dem Pokal, der ihr jetzt doch auf einmal zu entgleiten drohte. Und dann standen sie wieder im kleinen Ncbenraum. Und hier ließen die straft gespannten Nerven Renettes nach Aufschluchzend bärgest? den Kopf an der Brust der mütterlichen Freundin. I „I bewahr doch, Kindchen! Wo wirst du weinen?! War's nicht ein herrlicher Augenblick? Und Hunderte von Bremer Mädchen werden dich um ihn beneiden. Komm, komm! Sei vernünftig! Hast dich ja brav und tapfer ge halten. Und nun nimm das Mäntelchen um die Schultqrn! Die Muhme wird schon vor Neugierde last vergehen Komm!" Rasch fuhr Renettes kleine Faust geballt über die Augen. Nicht weinen! Nein! Alles war ja nun vorüber. Nur, daß der Ohm Dodo so weiß ausgesehen hatte! Und so schrecklich starr! Armer Ohm Dodo, ich konnte dir doch nicht helfen! Ich hab' dich ja so lieb! Aber lieben, so wie'du willst, kann ich dich nicht! Und dann streckte sie den, Keller meister noch ihre Hand hin, die er mit Inbrunst ergriff „Iungierchen, dat war der schönste Augenblick in meiner LSben!" Sogar sein altrheinisches Platt kam wieder durch, das er lonae vergessen hatte. ° Mit bebenden Fingern nahm sie bald darauf in ibrem stillen Stübchen den Kranz von rotem Weinlaub aus ihren Haaren. Wie waren sie blutrot, die Blätter! Hatten sie sich noch dunkler gefärbt? Und plötzlich war's ibr. als sähe sie Dido von Knipphausens Wams so blutrot gesarbt. Sie wischte über die Augen. Da» Bild wollte nicht weichen. Dazwischen tönte der Hellruf aller der jubelnden Mälzer. Sie wollte lächeln, als sie daran dachte, und ein bißchen Stolz wollte in ihr aufsteigen, Wie hatten sie gerufen? „Heil der schönsten Maid!" (Fortsetzung folgt.)