Volltext Seite (XML)
4. Beiblatt z« Slmame» 28S. Der Sächsische Erzählen Soaata-, den 13 Dezember ISLb Aerzttiche Run-schau. Erste Hilfe bei Verbrennungen. Trifft inan jemanden lichterloh brennend an, so werfe man ihn sofort ein Tuch, eine Decke oder seinen Rock über, lege ihn auf den Boden und versuche die Flammen zu erstik- kcn. Ist Wasser in allernächster Nähe — aber nur dann —, so kann man das Tuch vorher in Wasser tränken. Nur darf man mit dem Holen des letzteren keine Zeit versäumen. Sind eie Flammen erstickt, so warte man, bis die Kleider sich »t- ivas abgekühlt haben und entferne dieselben mit aller Vor sicht (eventuell abschneiden). Wenn eine Verbrennung mit Säuren stattgefunden hat, sc gießt man, wie Dr. H. Jakob (Vobachs Hausbuch „Vor Ankunft des Arztes") weiter ausführt, reichlich Wasser über den verbrannten Körperteil, dem man zweckmäßig zersto ßene Kreide oder Magnesia beifügen kann. Auch Kalkwas ser, Schmierseife, Milch ist sehr geeignet. Bei Verbrennung mit Laugen ist ebenfalls reichliches Begießen mit Waller an gebracht; noch besser ist Cssigwasser (2 Eßlöffel voll auf 1 LI- ter Wasser) oder Betupfen mit Zitronensaft. Man unterscheidet drei Grade von Verbrennung: 1. Rö tung der Haut, 2. Blasenbildung, 3. Schorfbildung, Verkoh lung. Bei dem ersten Grade tut Uebergießen von Selterwasser oder Aufstreuen von doppeltkohlensaurem Natron oder ge riebenen Kartoffeln, Mehl, Talkum gute Dienste. Bleiben die Schmerzen bestehen, so kann man mit Speiseöl, Butter, Schmalz, flüssigem Leim, Gummischleim, Eigelb oder Brand liniment (gleiche Teile Leinöl und Kalkwasser) kühlen. Kalte Umschläge verschlimmern meist die Schmerzen. Angeneh mer wirkt, wenn sonst nichts zur Hand, trockene Einwicke- iung mit Watte. Bei der Verbrennung zweiten Grades sticht man die Blasen mit einer sauberen Nadel an verschie denen Stellen ein, bis der größte Teil des ausgeschiedenen Autwassers entleert ist. Die Nadel kann man zweckmäßig desinfizieren, indem man sie in einer Flamme züm Glühen bringt. Nie darf die Haut entfernt werden. Sodann macht man Umschlag mit Brandliniment. Um dem Patienten die durch den Wechsel der Umschläge entstehenden Schmerzen zu ersparen, kann man das Leintuch einige Stunden liegen lassen und das Liniment draufgießen. Das zu verwendende leinene Tuch muß ganz sauber sein, und wer dasselbe dem Kranken auflegt, muß sich vorher die Hände gründlich mit ßcißem Seifenwasser gereinigt haben. Sehr praktisch sind die Brandbinden, die in den Apothe ken in verschiedenen Breiten zu haben sind und von denen man mindestens eine immer im Hause vorrätig haben sollte. Man legt sie nicht zu fest auf den verbrannten Körperteil und läßt sie mehrere Tage liegen. Ungemein schmerzhaft sind oft die Verbrennungen drit ten Grades. Auch hier sind die Brandbinden sehr emnfeh- lenswert, sonst kann man zunächst in Oel getauchte Mull kompressen auf die Wunden legen oder auch Brandliniment. Ist mehr als ein Drittel der Körperoberhälfte verbrannt, so besteht große Gefahr für das Leben. Um dem Kranken bis zur Ankunft des Arztes die Schmerzen zu lindern, legt man ihn in einer Schwebe in ein gut lauwarmes Bad (32 bis 34 Grad Celsius) und reicht Wein, starken Kaffee u. a. Das Bad kann viele Stunden dauern. Die Temperatur des Wassers muß immer wieder reguliert werden. vr. B. 8. Ein neues Betäubungsmittel. Dem Schweizer Forscher vr. Sandoz in Lausanne ist es gelungen, ein Betäubungsmittel herzustellen, das in viel facher Beziehung die bisher bekannten Betäubungsmittel übertrifft. Diese Substanz, Tricain genannt, wirkt nicht nur rasch betäubend, sondern hat vor allem die Eigenschaft, die Zellteilung und die Vermehrung tierischer Organismen 'lark zu verlangsamen. So konnte Sandoz Froscheier durch Ilician in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten, während au» den in reinem Wasser gehaltenen Eiern schon längst Kaulquappen entschlüpft waren. Ebenso ließen sich die Kaul quappen in ihrem Wachstum durch Tricain hemmen. Es wurde übrigens keineswegs eine Verkümmerung der Frösche erzielt, sondern nur eine starke Verlangsamung des Wachstums. Da nun die Rückbildung der Entwicklung eines Lebewesens während der Wachstumperiode nicht einsetzen kann, so erzielte Sandoz auf diese originelle Weise bei den Versuchstieren auch eine Verjüngung- Gegenwärtig ist Sandoz damit beschäftigt, das Tricain in seiner Wirkung auf den menschlichen Organismus zu er proben. Im Gegensatz zum Kokain erwies sich das Tricain bei innerer Darreichung als gänzlich harmlos und dennoch von einer sehr stark betäubenden oder schmerzstillenden Wir kung. «Die Versuche Sandoz' erstrecken sich auch aus die Prü fung, ob Tricain nicht nur das Wachstum gesunder, sondern auch krankhafter Zellen zu hemmen vermag. Das gilt oor allem für das unaufhaltsame Fortwuchern der Krebs geschwülste in ihrer näheren Umgebung. Wenn es gelänge, das weitere Wachstum des Krebses auf diese Weise zu unter binden, so würde damit ein großer Fortschritt für die Menschheit erzielt sein. vr. G. Fischer. Psychische Beeinflussung der Verdauung. Daß unsere Darmtätigkeit auch psychisch beeinflußt wird, hat mancher Leser, der auf sich achtet, wohl schon herausge funden. Auf die Verdauung ist es von großem Einfluß, ob man eine Speise mit Appetit oder widerwillig zu sich nimmt. Die Verdauung wird durch Säure gefördert, deren Bildung im Magenbrei durch den Appetitreiz vermehrt, durch Abnei gung vermindert wird. Bei hypnotisierten Personen, deren Speisen nach 30 Minuten mit der Magenpumpe wieder herausgeholt wurden, ist einwandfrei festgestellt, daß, wen» ihnen Lieblingsspeisen suggeriert wurden, die Verdauung weiter fortgeschritten war, als wenn ihnen bei gleicher Speiseart gesagt war, sie äßen etwas, was sie nicht gerne mochten. Man sollte also bei Diätverdauungen auf die per sönlichen Neigungen, soweit es irgend angeht, stets Rücksicht nehmen. Die Heilung Aussätziger. Unsere heutige Generation kennt den Aussatz, die Lepra, glücklicherweise nur aus alten Chroniken. Im Mittelalter dagegen gab es allein in Europa 19 000 Lcpra-Hänser, in denen jene Unglücklichen, die vom Aussatz befallen waren, untergebracht i'urden. In Amerika, Asien und Australien kommt noch heute der Aussatz vor. Die einzige Behandlung dieser furchtbaren Krankheit, die durch Geschwürsbildungen und knollige Verdickungen besonders das Gesicht befällt und bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet, bestand bislang in der strengsten Isolierung der Aussätzigen, da die Lepra äußerst ansteckend ist. Deshalb haben auch einige Länder ihre Leprakranken auf eine einsame Insel mitten im Ozean ver bannt, wo sie fern der Welt elend dahinsiechen. — Mit Recht erregte daher die Nachricht das größte Aufsehen, daß es im Marinehospital in Carville im Staate Donisiana (U. S. A.) amerikanischen Aerzten gelungen sei, eine Anzahl von schwe ren Leprafällen so weit auszuheilen, daß die Aussätzigen nicht mehr ansteckungsfähig sind. Die Behandlung geschah durch ein kombiniertes Verfahren, bei dem Bestrahlungen mit Röntgen- und ultravioletten Strahlen mit Einspritzun gen von Quecksilber und Chaulmoogra-Oel abwechselten. Auch die Geheilten müssen noch ein Jahr in strengster Iso lierung leben, da die Gesahr der Uebertragung bei Lepra so außerordentlich groß ist. Die Aussätzigen Amerikas drän gen sich begreiflicherweise nach dieser Freudenbotschaft zur Aufnahme in das Marinehospital. Sie werden aus der Eisenbahn in besonderen Ouarantänewagen befördert. Es besteht also nun die Möglichkeit, den Aussatz in allen Kultur ländern völlig auszurotten, wie es schon seit vielen Jahr ¬ zehnten in Deutschland der Fall ist, wo sich nur noch im Memelgebiet ein streng abgegrenzter Seuchenherd befaich, Dr. Gerhard Fischeh» Aus dem Gerichtssaal. Landgericht in Vauhen. Der scharfe Kamps zwischen den politischen Parteien in Scchlaiw (Spree) wurde beleuchtet in der Verhandlung gegen den 28 Jahre alten, in Langenberg bet Riesa geborenen, in Sohland (Spree) wohnhaften Fabrikschmied Wilhelm Bruno Claus wegen öffent licher Beleidigung und groben Unfugs. Vom Amtsgericht in Schir giswalde war er nach seinem Einspruch gegen einen ihni zugestell ten Strasbcsehl am 26. Oktober 1923 zu 6 Wochen Gefängnis ver urteilt morden. Er und die Staatsanwaltschaft hatten Berufung eingelegt. Claus ist Kommunist, wegen Landfriedensbruchs, Dieb stahls und Urkundenfälschung vorbestraft, verbüßt jetzt seit dein 7. Septeniber 1925 ein Jahr Gefängnis, war Anfang 1925 erwerbs los und Mitglied des Ermerbslosenrates. In einer Gemeindsrats- sitzung am 15. Januar 1925 war von den Erwerbslosen ein Antrag auf eine einmalige Unterstützung mit Bargeld bis zu 50 RM. pro Person, Kartoffeln und Kohlen eingebracht worden. In der De batte hatte der der bürgerlichen Fraktion angehörige Landwirt und Stellmacher Ernst Richter als Gemeindeoerordneter sich dahin ge äußert, es könne mit den Erwerbslosen nicht so schlimm stehen, wenn sie bis Mittag schlafen, dann In die Kneipen gehen und Schnaps trinken könnten. Die beantragte Hilfe würde den Ge meindesäckel mit 10 000 RM. belasten. Diese Aeußerung löste große Erregung bei den Erwerbslosen aus. Claus fertigte ein Plakat mit der Ueberschrift: „Der Wnhrheitsteufel" an und heftete es am 17. Januar an der Tür der Gemeindekasse an, wo es von jedermann gelesen werden konnte. Es wurde aber bald vom Ortspolizisten wieder entfernt. Das Plakat war in sieben Felder eingeteilt. Im ersten Feld war Richter als Mann mit einer roten Nase und einer Schnapsflasche in der Hand dargestellt. Jin zweiten hing ein mit einem Hakenkreuz geschmückter Mann an einem Galgen. Das dritte Feld zeigte ein Rind mit einem Hakenkreuz auf der Brust und der Bezeichnung „bürgerliche Gemeindefraktion". Auf dem vierten Feld mar ein fliehender Mann mit der Aufschrift „Landbund", der von Männern mit Mistgabel und Knüppel verfolgt wurde. Im Text des Plakates wurde» Richter und .die bürgerliche Fraktion mit Hohn und Spott bedacht. Cs wurde Richter vorgeworfen, er habe für die Gemeinde wurmstichige Karrenräder geliefert. Er wurde als „Diplomstellmacher" bezeichnet. Es waren Schimpfworte, wie „Esel", „Rindvieh" u. a. m., gebraucht und ein Haßgedlcht verwen det worden. Die Berufung des Claus wurde verworfen. Den Be leidigten wurde Veröffentlichungsbefugnis zuerkannt mit der Ein schränkung, das, nur eine Bekanntmachung erfolgen dürfe. Neues aus aller Welt. — Ein tüchtiger S.adkverordneter. In Elster werda kam der frühere kommunistische, jetzt fraktionslose Stadtverordnete Walter betrunken in die Sitzung und hielt an die Zuhörer Ansprachen. Man mußte die Sitzung unter brechen und den Betrunkenen erst entfernen, ehe weiter ver handelt werden konnte. — Die kommunistische Wählerschaft kann auf ihren „Führer" stolz sein. — Ein „politischer" Brandstifter. In Hanau wurde der Arbeiter Emil Stallberg aus Kannenberg in Pommern festgenommen, der aus dem Arbeitshaus in Ueckermünde entwichen war. Er hat angegeben, daß er in Mecklenburg eine Anzahl Brände angelegt hat, wobei angeblich politische Motive mitgespielt hätten. — Den unbequemen Friedensstifter ermordet. Der Gutsbesitzer und Gastwirt Bucher in Pforzen wollte einen in seiner Gaststätte zwischen fremden Händlern entstandenen Streit durch Entfernung der Rauflustigen beenden. Bei diesem Versuch wurde ihm von dem Händler Greulach mit einem Rasiermesser die Kehle durchschnitten, so daß er bald darauf starb. Der flüchtige Mörder wurde in der gleichen Nacht bei seiner Geliebten festgenommen. — Ein Kind an einer Bohne erstickt. Das dreijährige Kind des Försters Bierschenk in Adelebsen im Kreise Solling ist auf eine eigenartige Weise ums Leben gekommen. Das Kind hatte beim Spielen eine Bohne verschluckt, die in die Luftröhre und von dort weiter in die Lunge gelangte. Durch eine Operation wurde zwar die Bohne wieder entfernt, aber das Kind starb schließlich doch. Dresdner Brief. Erinnerungen aus dem alten Dresden vor 50 Jahren. „Alles kehrt einmal wieder, wie es schon einstmals war," fo singt jetzt jeden Sonntag abend im „Savoy-Hotel" Engelbert Milde, Dresdens liebenswürdiger Ansager und «imnnungssänger und preist bei dieser Gelegenheit die schöne Vergangenheit auf Kosten der schlechten Gegenwart. Doch es ist die.alte Geschichte, daß, wenn man genauer !w:sieht, die Vergangenheit gar nicht so golden und reizvoll mar, sondern manchmal genau so bitter und sorgenvoll, wie . - die Gegenwart ist. Dresden vor fünfzig Jahren . . . . Merkwürdig, d'e Parallele wird immer interessanter, je länger man sie zieht. Im damaligen Sachsen des Königs Albert fah es ähnlich wie heute aus. Von Osten drohte .negsgcfahr, ein neues Balkangewitter zog sich zusammen. Dadurch wurde die wirtschaftliche Konjunktur erheblich ver öden und gedrückt. Die Folge war Massenkündigung von Acbeitern und Angestellten, Arbeitslosigkeit, leere Fabriken, » 'gebaute Kontore, unverkaufte Ware», Geldmangel, Unzu- stiedcnhcit, Gährung im Volke, nervöse Behörden, ein sor- «cnvolles Weihnachtsfest .... Trotzdem gab es mutige Ceuie. Vor allen: unter den Geschäftsleuten versuchte durch leckende Inserate und geschmackvolle Schaufenster so mancher - cesdner Kunden anzulocken. So inserierte einer in einer .Zeitungsnummer am Silbernen Sonntag: „Ich esse jetzt mir kleine Bissen, solid sein heißt mein Ruhekissen!" Am welchen Tage stand in dem alten Dresdner Witzblatt „Die Äadtlaterne" des pessimistisch gehaltene Derschen „Böse seilen, täglich Pleiten, unten — oben kriselts, kracht, nur der Exekutor lacht." Andere wieder kümmerten sich damals in Dresden nicht um die schlechten Zeiten, sondern berieten mit anderen allerhand stolze Pläne. Einer wollte nach Ber liner Muster nicht nur eine Stadtbahn bauen, sondern gleich eine ganze Untergrundbahn, die vom Böhmischen Bahnhof unterhalb der Pragerftraße in der Richtung des Altmarktes »ach dem Neumarkt und der Elbe zu laufen und dann längs dieser eine direkte Verbindung mit Blasewitz schaffen sollte. Dresdens damaliger Oberbürgermeister Pfotenhauer billigte das Projekt. Seine Ausführung hätte freilich viel Geld ge kostet. Daran fehlte es damals. Trotz dessen Mangel hatten einzelne davon scheinbar im Ueberfluß. Erfreulicherweise aber auch solche Leute, die es dann am rechten Ort anlegten und ihre verarmten Mitmenschen beschenkten. Das tat z. B. Dresden damals viel bewunderter und gefeierter exzentri scher Grandseigneur Graf Luckner, der Vater unseres stol zen Seehelden 'm Weltkriege. Er mietete °urz vor Weih nachten eine Anzahl Droschken, die ihm bekannte arme Män- nr und Frauen in den damaligen neuen Zirkus Loisset hm- term Böhmischen Bahnhof fahren mußten, in dessen Abend vorstellung sämtlichste Logenplätze von Graf Luckner aufge kauft worden waren, auf deren Sitzen dann jene Dresdner Armen saßen, die nach der Vorstellung von ihrem Wohl täter in einer Konditorei mit Kaffee und Stollen bewirtet wurden. Einige Tage später erzählte man sich in der Stadt, daß Graf Luckner mit seinen Freunden in der Weinstube von Kourmousi in der Pragerstraße, in der man damals den besten weißen Bordeaux und Cherry trank, 2000 blanke Reichsmark gesammelt habe, die er dann persönlich an ihm bekannte arme Mütterlein verteilte. Als er eines Tages auf den: Altmarkte erschien, auf dem gerade ein Trupp Arbeits loser sich angesamnult hatte, der vor dem Rathaus demon strieren wollte, begrüßte ihn dieser mit Hochrufen, und Graf Luckner verstreute sogleich Geld in die Menge, was zur Fclye hatte, daß sich diese beruhigte und die inzwischen an gerückte Stadtgendarmcric zur Freude des Polizeipräsiden ten Schwauß wieder nach der Wache zurückmarschicren konnte. Trotz der ernsten Zeiten gab es doch noch zu lachen. Im „Palais de Taxe" an: Neumarkt traten Zauber künstler und im „Münchner Hof" ein originelles Kasperle, theater auf, die beiden großen Zulauf fanden. Besonders der gute Kasper erregte allabendlich Beifallsstürme, zumal er seinen Dresdner Zuschauern feine Teilnahme über die schwere Erkrankung ihres Lieblingsaffen im Zoologischen Garten, des berühmten „Mafoka", ausdrückte. Dieser präch tige Schimpanse, den der damalige Direktor Schöps 1873 in Kirchberg für den Zoologischen Garten gekauft hatte und der in kurzer Zeit durch seine drolligen Späße und sein« her vorragende tierische Intelligenz nicht nur ein Liebling der Dresdner, sondern ein auch im Ausland berühmtes und vielbesprochenes Wundertier geworden war, war an einer gefährlich verlaufenden Lymphdrüsentuberkulose erkrankt. Täglich umstanden Hunderte des Tieres Krankenlager, das mit seiner rechten Vorderhand nach seinem Halse zeigte. Vergeblich mühten sich Direktor Schöpf und einige Tierärzte, des Affen Qualen zu lindern. Es war umsonst, und am 16. Dezember 1875, mithin vor 50 Jahren verendete der be rühmte Mafoka, nachdem er noch einmal Direktor Schöpf dankbar umarmt hatte. Noch heute hört man in Dresden dre volkstümliche Redewendung: „Er ist so fix wie Mafoka!" Der Tod des Schimpansen hätte damals noch eine weit grö ßere Beachtung gefunden, wenn sich nicht 5 Tage (11. Dez.) vorher die grauenvolle Explosionskatastrophe im Hafen von Bremerhaven ereignet hätte, bei der durch die Explosion einer in einer Kiste verpackten Höllenmaschine über 80 Men schen in Stücke zerfetzt und Hunderte schwer verletzt wurden. Der Urheber dieser fürchterlichen Katastrophe war der Mas senmörder Thomas aus Strehlen bei Dresden, der sich von einem Mechaniker in Bernburg eine Höllenmaschine hatte bauen lassen, durch die in ein Faß verpacktes Dynamit auf hoher See zur Explosion gebracht werden sollte, durch welche wieder von Thomas hoch versichertes Schiffsgut zur Ver nichtung kommen sollte. Der Plan mißlang insofern, als die Höllenmaschine bereits bei«: Verladen auf den Dampfer „Mosel" in Bremerhaven funktionierte. Thomas endete durch Selbstmord und bekannte kurz vor seinem Tode im Hospital seinen teuflischen Plan. Das Interessante war, daß dieser Mann mehrere Jahre in Strehlen mit seiner Fa milie eine ziemlich undurchsichtige Existenz geführt hatte und dort durch sein excentrisches Gebühren nur „der verrückte Amerikaner" genannt wurde. Später zeigte man auch in Dresden ein Modell jener Höllenmaschine, und als man des Massenmörders Kopf in einem Dresdner Wachsfigurenkabi nett sehen konnte, dichtete diesen die „Dresdner Stadt laterne" wie folgt an: „Wollt Ihr das Scheusal Thomas sehn, Müßt ins Panoptikum Ihr gehn. Ihn selbst wird schon der Teufel braten, Das kommt von seinen „Moritaten", Ein Glück, daß er sich selbst erschoß, Nun sind den Kerl wir ewig los." L- T»