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Kabinet folgende ZN § Schwestern zusammen und stellten sich die schwere Aufgabe, Menschenliebe zu üben und zu lehren. Hier fühlt man sich geborgen und von Liebe umgeben, die in jeder Lebenslage helfend zur Seite steht, und wenn bei dem Lebensschifflein die Segel für immer gerefft werden, dann legt man den Wanderer zu seinen toten Brüdern am Hutberge nieder. Waren sie im Leben Brüder, so zeigt die letzte Ruhestätte erst recht, daß sie alle auch im Tode gleich sind. Ein schlichter, grauer Stein deckt das Grab. Keine Blumen zieren es-, denn auch Blumen können nichts sagen, was der Tote war und tat. Sein Lebenswerk ist ein einziger Stein in dem gan zen Gebäude, das den Ruhm Herrnhuts verkündet von der Magelhaesstraße bis hinauf in die Regionen ewigen Eises und Schnees, wo des Nordlichts bleicher Schein über Eis bergen thront. Der DüsMMtg Arnsdorfs bei Ua^everg. Bon Gustav Sommerseldt. Es ist 21 Jahre her, als F. B. Störzner im vielge lesenen Buch „Was die Heimat erzählt" (Leipzig 1904) Band 1 Seite 60 d,ie Meinung aussprach, daß ein sagenhaf ter Arnold als Einsiedler im Wald des Tannebergs, der zum Masseneygebiet gehört, und heute das Wasserwerk der 1912 eingerichl. Landesanstalt trägt'), ein einsames Hüttlein er baut habe, aus dem das jetzige Kirchdorf und Knotenpunkt mehrerer sich kreuzender Bahnen-), Arnsdorf, hervorging. Im „Rödertalboten" Jahrgang l (Arnsdorf 1925), Anlage I dieses Kalenders, ergänzte Störzner jene Annahme dahin, daß „Arnoldisdorf" nach der „allgemeinen Ueberlieserung" fränkischen Kolonisten seine Gründung verdanke, die um 100 ins Land 'amen und „da und dort sich niederließen". Frankenthal bei Hauswalde — beides sogenannte Zeilendör fer keine Rundlinge, — war einer der Hauptsitze der obigen bäuerlichen Ansiedler, die, wie auch P- I. Flechtner im „Sächsischen Erzähler" (Bischofswerda) 1925, Sonntagsbei lage Nr. 9 vom 8 März angibt, aus dem Mainlande herge stammt haben sollen. Wir haben aber über die Person des in unserer Gegend interessierenden Arnold einen direkt greifbaren Anhalts punkt, der die Art der Gründung in bestimmteres Licht rückt, als es durch Störzner geschieht. Das Hauxtstaatsarchiv zu Dresden enthält eine Urkunde von 1233, wonach Thino von Radeberg, ein Vasall der Burggrasen von Meißen, dem Hospital zu Meißen das Gut Chobre, heutiges Gröbern") bei Meißen, zum Seelenheil seines verstorbenen Vaters Arnold von Radeberg zueigncte. Andere Urkun den nennen den Thino zu 1235 und 1242 in Meißen. Im ersteren Jahr schenkte er dem dortigen Afraklostcr 4 Hufen Landes zu Reichenberg bei Dresden (Gegend von Moritz burg). Es geht die Meinung der zuständigen Gelehrten dahin, daß Thimo, der dem Stand der Adligen, zum mindesten doch der Ministerialen der Burggrafen von Meißen, ange- hörte, dem Namen nach dem später 1412 mit Stadtrecht be gabten Radeberg hatte, also auch in dortiger Gegend an sässig war. Der um 1200 gewiß noch am Leben befindliche Vater Arnold von Radeberg (Rädeberch) ist als Lokator der Gegend beim Tanneberg anzusprechen, wo er sein „Feu- dum" (Landgut) als Lehnsmann des mächtigen Dynastenge schlechts der genannten Burggrafen hatte.*) Ob er ein Franke war, müßte durch genauere Spezialforschungen er wiesen werden, ohne weiteres ist es nicht wahrscheinlich, nur seine Nationalität als Deutscher (nicht etwa Böhme oder Wende) leuchtet als feststehend ein. ') Der poröse Granit des Tannebergs wird auf dessen Ostseite öfter noch gebrochen, erweist sich aber nur zum Etraßenschotter geeignet. H Der Bahnhof beim Stockieich wurde am 15. Oktober 1875 eröffnet. ") In der Gegend nach Riesa hin gelegen. *) Daß Arnsdorf um 1200 auch schon eine Ortskirche ge habt hätte, wie Störzner in der „Radeberger Zeitung" 1924, Nr. 246, sagt, ist Druckfehler. Das Kirchlein, das vier Jahr hunderte als Filial Wallrodas besteht, sollte neuerdings im Mai beim Abgang des Wallrodaer Pfarrers nach Ostritz 'm der Lausitz selbständig werden. Der Plan kam aber nicht zur Durchführung. Die Kirche hat 1346 zum Gründungs jahr. 80 Iah« «ichfisch-Schleftsq, Eisenbahn. , Vor 80 Jahren, am 17. November 1845 wurde die Eisen bahn von Dresden nach Radeberg als erste Teilstrecke der Sächsisch-Schlesischen Eisenbahn (Dresden—Görlitz) in Be trieb genommen. Die große Bedeutung dieser EisenbaPr rechtfertigt einen Rückblick auf ihre Geschichte. Nachdem 1825 in England die erste Dampfeisenbahn zur Tatsache geworden war, setzte, wie in den übrigen Län dern, auch in Deutschland eine kräftige Bewegung für die Eisenbahnen ein. Aber die Neuheit der Sache, der damalige Kapitalmangel, die dünne Bevölkerung — Deutschland hatte nur ein Drittel der heutigen Einwohnerzahl — und vor allem die politische Zerrissenheit unseres Vaterlandes setzten dieser Bewegung starke Dämpfer auf, die jedoch nicht ver mochten, das emmal rollende Rad aurzuhalten. Ueberall bil deten sich für die wichtigsten Eisenbahnlinien Komitees, die wiederum neue Komitees zur Fortsetzung dieser Linien in« Leben riefen. Bald nach Konstituierung der Leipzig— Dresdner Eisenbahn-Kompagnie entstand Anfang des Jahres 1836 auch in Bautzen ein Verein, am die Fortsetzung der projektierten Leipzig-Dresdner Eisenbahn von Dresden über Bautzen und Löbau nach der schlesischen Grenze hin einzuleiten. Die Berechtigung dieser Bahn war durchaus' begründet, und ihre Rentabilität nicht anzuzweifeln, sollte sie doch den Verkehr zwischen Westdeutschland und Schlesien, der seit jeher auf der uralten wichtigen Handelsstraße von Frankfurt a. M. und Köln über Leipzig, Dresden und Gör litz nach Breslau sich bewegte, übernehmen. Die sächsische Regierung stand diesem Projekt sehr sympathisch gegenüber. Di Angelegenheit kam jedoch nicht recht vorwärts, weil die erbebliche Kostenüberschreitung bei der Leipzig—Dresdner Eisenbahn und das Siemen dee? Löhne und Moterialpreise lähmend aus die liniernebmunoslust einwirkten, so daß das nötige Priratkopital niä't aufgebracht werden konnte. Auch in den anderen sücbsüchen Londerteilen waren 'richtige Eisenbabncn projektiert, die aber ebenfalls wegen Kapital mangels nicht zur Ausführung kamen. Deshalb gingen dem Landtag 1839 40 zahlreiche Petitionen zu, dieje für Sachsen so lebenswichtige Eisenbahn auf Staatskosten ZU erbauen. Die Finanzdeputation der zweiten Kammer nahm hierzu in einem gründlichen Bericht über das Eisenbahn wesen Stellung. Sie würdigte zuerst die Bedeutung der Eisenbahnen fstr jede Volkswirtschaft im allgemeinen und ging dann aus die für Sachsen zunächst wichtigsten Linien ein. Das Hauptaugenmerk wäre darauf zu richten, daß Sachsen nicht durch Anlegung von Haupteisenbahi ui.ien in anderen Staaten umgangen würde. Zur Sicherung der Sachsen jetzt durl,ziehenden Handelsstraßen für die Zukunft wäre der Anschluß nach Schlesien und Böhmen auf der einen und nach Bayern aus der anderen Seite ein Haupter fordernis. Wir sehen also die Sächsisch-Schlesische Eisen bahn unter den ersten sächsischen Eisenbahnprojekten und können hieran ihre Bedeutung erkennen. Die wichtigste Frage, nämlich die der Finanzierung, wurde dahin gelöst, daß am Privateifenbahnbau festgehalten wurde, allerdings mit staatlicher Beteiligung, und zwar durch Uebernahme von Aktien und Zinsgarantien. Nachdem die sächsisch-bayrische Bahn gesichert war, setzt« sich die sächsische Regierung mit aller Kraft für das Zu standekommen der sächsisch-schlesischen Linie «in. Das Ober lausitzer Eisenbahn-Komitee in Bautzen hatte nämlich keine rechte Wirksamkeit entfalten können, weil auf der preußischen Seite nichts für die Verwirklichung des Projektes getan wurde. Zwar bestand auch in Breslau seit 18S7 ein Komitee für die sächsisch-schlesisch« Eisenbahn zur Verbindung von Breslau mit Dresden, aber erst auf sächsische Anregungen hin bemühte cs sich bei der preußischen Regierung um die Genehmigung dieser Bahnverbindung und erlangte 1841 auch eine vorläufige Zusage. Nachdem jedoch bald darauf von der preußischen Regierung die Linie Breslau—Kohl- furt—Frankfurt a. O. mit Abzweigung von Kohlfurt nach Görlitz konzessioniert war, löste sich dos Breslauer Komitee überhaupt aus. Dafür trat jetzt die Stadt Görlitz bei der preußischen Reoierung um so lebhafter für die sächsisch-schle sische Eisenbahn ein, fehlte doch nur noch die kurze Strecke Dresden—Görlitz, unreine durchgehend,Schienenverbindung vom Westen Deutschlands nach Breslau herzustellen. Der preußische Handclsminister. dem damals noch da, Eisen»