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Der sächsische Erzähler : 06.11.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192511061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19251106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19251106
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-11
- Tag 1925-11-06
-
Monat
1925-11
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 06.11.1925
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**. lleberangebok in Tabak. Sowohl die Rohtabak- als auch die verarbeitende Zigarren- und Zigarettenindustrie stehe» unter dem Drucke eines Ueberangebotes, dessen Verkauf meist zu Ver- lnftpreisen vorgenommen werden muß. Besonders schwierig ist der Absatz geringer Ware, wahrend für mittelgute Qualitäten sich etwas Interesse zeigt. Brasiltabak war in kleineren Mengen erst klassigen Deckers gesucht. Schwieriger war der Absab geringerer Lrasilware. Eher waren mittelgute Beschaffenheiten verkäuflich. Kaum kann al» erlosch«» betrachtet werden. Sn-gesamt er krankten 1187 Personen, davon starben 16. — Von» Radlosender getötet. Nach einer Funkmeldung aus Budapest wurde in dem Räume der Lsepeler Radio- senderstation heute nacht der diensttuende Beamte, der au» Versehen die elektrische Starkstromleitung berührte, durch den 3000 Volt starken Strom getötet. — Einsturz eine» Dachstuhls beim Neubau. In einen, Siedlungskause in Eöthen war am Sonnabend der Doch, stuhl gerichtet worden. Als drei Maurer mit der Weiter- führung des Mauerwerks beschäftigt waren, stürzte plötz lich das ganze Gebälk in sich zusammen. Alle drei Maurer wurden schwer verletzt. Zu einem schweren Stratzenbahnzusammenstoß in Ber lin kam es am Montag abend im Norden der Stadt. Auf einen haltenden Straßenbahnwagen fuhr ein Straßenbahn- zug mit voller Gewalt auf. Die Plattformen des haltenden Wagens wurden eingedrückt, die Koppelungen verbogen und zehn Fahrgäste leicht verletzt. Die Schuld an dem Zu sammenstoß soll das Versagen der Bremse tragen. Schwere» Unglück beim Dau der Augzeuaballe Dessau. Am Dienstag begann sich ein Teil einer kürzlich aufgestell ten Eisenkonstruktion des auf dem Flugplatz begonnenen Neubaues einer Flugzeughalle in Dessau infolge noch nicht geklärter Umstände zu senken. Die damit verbundene Bewe gung der schweren Eisenkonstruktion verursachte den Zusam menbruch zweier Binder und ein Verschieben eines größeren Teils der noch nicht ausgerichteten Binderfelder. Es wurde ein Monteur tödlich, ein anderer Arbeiter schwer verletzt. vom Leichenstein am Grabe erschlagen. Als ein römi scher Regierungsbeamter das Grab seines Bruders in Mes sina besuchte, brach die marmorne Grabplatte, auf der er stand, unter ihm ein und begrub ihn. Man fand ihn er schlagen auf dem Sarge des Bruders. — Lufttaxameter in Schweden. Die schwedische Luft- expreß-Gesellschaft plant die Errichtung eines regelrechten Luft-Taxameteroerkehrs für Private, namentlich für Ge schäftsleute. Die Flugzeuge können genau wie bisher die Autos je nach Bedarf abgerufen werden. ** Prelssall polnischen Holzes auf dein Londoner Markt. Nachdem bereits der polnische Zucker einen starten Preisrückgang auf dem Londoner Markt zu verzeichnen hat, ist jetzt auch das zweite Hauptaussuhrprodnk^ Polens, das Hatz, erheblich im Preise gefallen. Der Preisfall für polnisches Holz ist nicht nur durch die Sowjetkonkurrenz und die Verbilligung des schwedischen und finni schen Holzes hervorgerufen worden, sondern auch durch die unge nügende Klassifizierung und Sortierung uolnischer Holzinatcrialien. Außerdem soll auch zu einem gewissen Grade die gegenseitige Un terbietung der polnischen Exporteure verantwortlich sein, von denen die schwächeren, um Bargeld zu bekommen, ihr Holz zu jedem Preise, sei es auch unterm Selbstkostenpreis, loszufchlugen versuchen. Produktemnp rkt. Berlin, 4. November. Vroduktcnmarkt. Der Einfluß des Auslandes macht sich wieder stärker geltend, und so reagierte der hiesige Markt auf die erheblich befestigten AuslandsnoUcrungcn mit einer stärkeren Befestigung für Weizen. Für diesen besteht nach wie vor Exportnachfrage, in der Hauptsache nach England, und auch noch einige Blankoverkäufe sind zu decken. Lieferung konnte aus der festen Tendenz ebenfalls profitieren. Für Roggen überwiegt nach wie vor das Angebot, während im Lieferuligs- geschäft vordere Ware sogar geringer als gestern gewertet wurde, konnte sich Mai-Roggen leichter befestigen. Auch Gerste und Hafer bleiben angeboten. In Weizenmehl hat das Geschäft eine Bele bung erfahren, wenn auch die höheren Forderungen nicht immer glatt zu erzielen waren. Roggcnmehl ist zwar etwas gefragt, es kommt aber nur sehr schwer zu Abschlüssen. —Amtliche No tierungen: Weizen märkischer 220—22.3 (Dezember 23!) bis 238,5, März 242—241,5, Mai 247), fest: Roggen 141—144 ^Dezem- ber 163-162, März 173,5—173, Mai ttiti und Geld — 17»), ruhig; Sommergerste 186—210 (feinste Qualitäten über Notiz); W'iitcr- gsrste 149—161, still; Hafer märkischer 161—171 (Dezember 180 bis 179, März 184, Mai —), matt; Weizenmehl 27-31,25, befestigt; Roggenmehl 20,75—23, ruhig; Weizcnklcie 11,3—11,5, behauptet; Roggenkleie 9,1—9,4, behauptet: Vcktoriaerbsen 26—32; kleine Speiseerbsen 25—27; Futtererbsen 19—22; Peluschken 18—19; Ackerbohnen 20—22; Wicken 22—25; blaue Lupinen 12—12,5; Rapskuchen 14,2—14,3; Leinkuchen 21,3—21,4; Trockenschnitzel 8,1 bis 8,2; Sojaschrot 20,2—20,5; Torfmelosse 9,4—9,5; Kartoffel- flocken 13—13,3. (Die Preife verstehen sich in Reichsmark, und Mar für Getreide für 1000 Kilo, für die übrigen Artikel für 100 Aandelsnackrichten. " Die Krisis der Landwirtschaft und die allgemeine Wln,chasls- lage. Die ungünstige Wirtschaftslage Deutschlands wird augenblick lich noch durch die schwere Krisis der Landwirtschaft verschärft. Sie hängt zum Teil damit zusammen, daß außer den Getreidepreisen auch »och die Preise für Vieh — abgesehen von Schweinen — zu- rückgcgangen sind und auch die Zuckerpreise sinkende Tendenz auf weisen. Da die Allgemein geschwächte Konsumkraft nur Ein deckungen in kleinstem Umfang zuläht, ist es für die Landwirtschaii überaus schwer, sich die für den Betrieb erforderlichen Mittel zu beschaffen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß der Landwirt in zunehmendem Maße seine Bedarfsgegenstände mit Wechselkre diten zu begleichen sucht, die bereits einen außerordentlichen, jedes gesunde Maß weit übersteigenden Umfang angenommen haben. Die durch die Rentenbankanleche ermöglichten langfristigen Kredite stellen nur „einen Tropfe» auf einen heißen Stein" dar. Das Instrument des landschaftlichen Hypothekenkredits im Wege der Aushändigung von Goldpfandbriefen hat sich bisher insofern wenig bewährt, als das drängende Angebot von Pfandbriefen zu einem dem vieloerdienten Jubilar, daß ihm noch viele, viele Jahre ver gönnt sein möge, auch weiterhin seine literarische volkserzieherischc Tätigkeit fortzusetzen, durch die er vielen, vielen seiner Zeitgenossen freudigen Genuß und reiche, wertvolle Anregungen spendet. Möge auch die Zahl derer, die seiner ersprießlichen Tätigkeit ein dank- bares Verständnis entgegenbringen, von Jahr zu Jahr gebührend zunehmen! krok. vr. 8. 2. Eine „Dresderr"-Sondernumrner -es „Manchester Guardian". Von einer bemerkenswerten Publikation im „Manchester Guardian" haben wir Kenntnis durch das städtische Verkehrsamt. Diese angesehene englische Tageszeitung brachte uter dem 23. Okt. eine 20 Seiten umfaßende Sonderbeilage „The City of Dresden". Oberbürgermeister Blüher eröffnet hier den Reigen der Beiträge mit einem Artikel über Sachsens Hauptstadt, in dem von der alten künstlerischen Tradition Dresdens und seiner Bedeutung für das Ausland gesprochen wird, während der Sächsische Finanzminister Dr. Reinhold Sachsens öffentliche Unternehmungen in ihren Zu- sammenhängen mit dem Ausland behandelt. Arbeitsminister Elsner verbreitet sich ausführlich über die öffentliche Wohlfahrts pflege in Sachsen, während Stadtrat Köppen di« allen Vorzüge Dresdens als Fremdenstadt neu beleuchtet. Ueber Dresdens Museen plaudert Dr. Michalsky, über Dresden als Musikstadt Pro fessor Dr. Schmitz, über das Dresdner Schauspiel Georg Jrrgang. Da» bedeutsame Kapitel über Dresdens Industrie wird von Syn- diku» Dr. März mit ausführlichem statistischen Material behandelt. Weiterhin enthält die Beilage noch Aufsätze über die städtischen Aufgaben Dresdens vom Bürgermeister Dr. Külz, über die Jahres- schau von Direktor Straßhausen, über Dresdens Bedeutung im Außenhandel von Geheimrat Schleich und über Dresdner Schul- fragen von Stadtschulrat Dr. Hartnacke. Weiter« Beiträge über die Dresdner Porzellanmanufaktur und Dresdens Fremdenkurort Weißer Hirsch vervollständigen die bedeutsame Publikation, die durch reichliches Bildmaterial von Dresdner Sehenswürdigkeiten noch besonders ergänzt wird. Unter den Bildoeröffentlichungen prominenter Dresdner Bürger findet man neben Oberbürger, meister Blüher Namen wie Dienert, Lrnemann, Goldberg, Jas- inatzi, von Klemoerer, Kohlmann, Dr. Külz, Dr. März, Minckwih, Dr. Ohm und Geheimrat Schleich. Dresdner Lheater-rief. „Da» große weltthealer von Hofmamukhal". „Das große Welttheater" von Hugo von Hofmannsthal gelangte am 29. öktbr. im Staatlichen Schauspielhaus zur Erstaufführung. Das Publi- kum verließ nach der Aufführung schweigend das Haus. E» war aber nicht das Schweigen des Entrücktseins dui-.h ein Mysterium, ein Erlebnis, sondern man war einfach sprachlos. Man wußte nicht, warum und wozu man das große Welltheater hat über sich ergehen lassen müßen. Der Mensch wird als Schauspieler gewer- tet, der seine Noll« im Dasein von der Allmacht empfänK und nun auf dem großen Weltthrater seine Aufgabe heruntersplelen muß, ob er will oder nicht. Dabei werden Gedanken „entwickelt", di« heute längst überwunden sind. Hugo von Hofmannstbal hat, wie auch seinen „Jedermann* dieses alte Welttheater, frischae- strichen, aber nicht erneuert, um uns damit zu langweilen. Alle Bemühungen de» Nachgestallers Kiesau waren verloren« Liebes- müh. Ein großangelegtes Bühnenbild konnte darüber nicht hin- wegtäuschen. Seelenlos ging das Stück vorüber, ohne irgendwie zu fesseln. Unter den Darstellern war Lindner als Bettler der einzige Mensch, der die Bretter, welche die Welt bedeuten soll- ten, auffallend beirat. Trotz dem Plakat: „Reichsdeutsche Urauf führung" eine undeutsche Sache im weitesten Sjune, di« de» Auf wand des Staatstheaters in keiner Weise rechtfertigt. Viel Lärm um nicht»! W. Alexander Köhler. Sport. Kegelspork. Der Lokalverband Leipziger Kegelklubs schreibt uns: Das aus der Deutschen Keglerzcituiig bekannte 4 0jährige Jubiläum des Lokalverbandes Leipziger Kegel klubs j. P., verbunden mit großer Sportmoche vom 1. bis , 8. November, ist flott im Gange. Kegler aus allen sächsischen Verbänden und den Nachbnrgaüe» sind anwesend und ringen um die Palme des Sieges. Am 1. 11. lief der große Städtekampf Dres den-Leipzig über 2000 Kugeln. Dresden erreichte 10676 Holz, Leipzig 10572 Holz, somit für Dresden 104 Holz Plus. Das Rück spiel findet Anfang 1926 in Dresden statt. — Unter den vielen be kannten Sportkeglern befindet sich auch als lieber Gast Kegelbruder Juri sch aus Bischofswerda. Es gelangen ihm verschiedene gute Würfe, so z. B. zweimal 23 Holz auf der Ehrenpunktbahn und 110 Holz auf der Verbandgehrenbahn. Den Kampf um das gol dene Sportabzeichen mußte Jurisch einer Finqerverletzung wegen leider aufgeben, obwohl er gut Im Zuge war. Die Leipziger Sport abzeichenbahn ist vollständig neu gelegt und in jeder Weise als ein wandfrei übernommen worden. Es ist von ca. 60 Startern bisher nur 2 gelungen, die Pflichtzahl von 1100 Holz zu erreichen, es sind dies ,LartkaMpf"-Nossen und „Zorn"-Halke. Die folgenden Tage werden noch große Ergebnisse zeitigen und es ist zu erwarten, daß auch der beste Kegler Ostsachsens sich noch verschiedentlich an die Spitz« ringen wird. krifls in erster Linie bedingt durch die geschwächte Konsumkraft weitester Volksschichten. Di« Verschlechterung der Lag» in einec Reihe von Gewerben, dl« zunehmende Arbrttslosigkeit müsse» na- turgrmäß die Kaufkraft weiter schwächen. Gleichzeitig ist zu be- fürchten, daß infolge des starken Rückganges der Getrejdepreise die Konsumkraft der Landwirtschaft erheblich geschwächt wird und vielfach nicht mehr die Aufwendungen erfolgen, die iyl Interesse der intensiven Betriebsweise erforderlich sind. ** Die Auswertung der Vorkriegs-Psandbriese. Gegenüber der 3. Durchführungsverordnung zur 3. Steuernotverardnung sind nunmehr wesentliche Besserungen erreicht worden. Von großer Bedenlnng ist die Vorschrift, daß die Psandbriesgläubiger schon dann, wenn noch keine baren Mittel in der Teilungsmaste sind, in Anrechnung auf die endgültige Verteilungsauote Goldvsnndbriefe erhglien sollen, die mit 41L ?S,.nicht wie bisher nur mit 4 H, zu verzinsen und zum Nennbetrag einzulösen sind. Alle Eingänge aus den Hypotheken müssen sofort zur Auslosung der Pfandbrief« zum Nennbetrag verwendet werden. Ferner sollen die Hypotheken- schnlduer berechtigt sein, ihre Hypotheken in Borkriegspfandbriesen zurück',"' ck'en. Die Menge der zurückzuliefernden Pfandbriefe richtet sich »ach dem Verhältnis des Bestandes der Teilungsmaße zum Psandbriefumlaus. Die Bodenschätze des bayerischen Waldes sind in den letzten Jahren systematisch erforscht worden. Festgestellt wurde» Schwefel-, Magnet- und Kupserkies i» der Gegend von Bodenmais. Im östlichen Teile finden sich Lager von Graphit und Porzellanerde. In Bodenmais wird seit langer Zeit das Eisenerz auf Oxyd, das in der Spiegclsabrikation gebrauchte Polierrot, fabriziert, das bi» Amerika und Japan ausgesührt wird. Schwefelsäure kann nicht produziert werden, da die Berkehrsvcrhältnisse zu ungünstig sind. So gehen täglich für ca. 1000 Schwefelsäure durch die Schorn steine in die Luft verloren. Unter den schlechten Verkehrsoerhäll- nissen leidet auch die Graphitindustrie, die bei dem Wettbewerb de» Auslandes ihre Leistungsfähigkeit nur zur Halste aäsnutzen kann. Granit und Quarz kommen reichlich vor, sie werden auch in zuneh mendem Maße abgebaut. Durch folgerichtige Besserung der Ver kehrswege könnte ein starker Aufschwung des Bergbaues und da mit des ganzen zurückgebliebenen Gebietes erzielt werden. Karl Alexander Schiller Freiherr von Gleichen-Rußwurm. Zum so. Geburtstag von Schiller» Urenkel am 6. November. Bon Professor Dr. Sebastian Hauemann (Universität München). lkaibdmck »er»«««») Am 6. November vollendet ein deutscher Schriftsteller das sechste Lebensjahrzehnt, der nachhallig in das Kulturleben seiner Zeit eingegriffen hat. Schon durch die Eigenschaft, ein Urenkel un seres großen Nationaldichters, Friedrich von Schiller, zu sein, hat er einen Anspruch darauf, von seinen Zeitgenossen beachtet zu wer den. Die jüngste Tochter Schillers, Emilie, hat sich 1828 mit einem Freiherrn von Gleichen-Rußwurm auf Schloß Greifenstein bei Bonnland im bayerischen Unterfranken vermählt und aus dieser Ehe ist in zweiter Generation unser heutiger Jubilar hervorge- qangen. Getreu dem Worte Goethes: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen!", hat sich Baron von Gleichen-Rußwurm nicht damit begnügt, als Urenkel Schillers, als dessen letzter Nachkomme eine gewisse Rolle zu spielen; die ererbte Begabung hat er vielmehr mit großem Fleiß und großer Willens kraft dazu verwertet, um auch selbständig mit eigenen Leistungen an dem geistigen Entwicklungsleben seiner Zeit mitzuarbeiten. Baron von Gleichen-Rußwurm wurde ursprünglich Hstizier und Kämmerer am bayerischen Königshose, was aber seinen mner- sten Neigungen noch nicht genügte. Seit 1895, mit dreißig Jahren also, verlegte er sich berufsmäßig auf die Schriftstellerei, die er teils auf seinem Schloß Greifenstein, teils in München oder Rom aus übt. Und auf diesem Gebiet hat er mit seiner ungewöhnlich weit ausgedehnten Bildung und seinem unerschöpflichen Ideenreichtum auch Großes und Bleibendes geschaffen. Mit einigen Komödien vermochte er sich allerdings den Weg zur Bühne nicht zü bahnen. Auch seine zahlreichen Romane haben nicht uneingeschränkt den Beifall der Allgemeinheit gefunden; jedenfalls aber muß man ihnen zugestehen, daß sie aus vornehmer Gesinnung heraus und in mustergültig schöner Sprache geschrieben sind. Da» Wichtigste und Bleibende aber sind seine zahlreichen Essays, in denen er als Schöngeist im besten Sinne dieses Wortes austritt; er sucht mit Wort und Beispiel die menschliche Gesellschaft zu verschönern, zu veredeln. In klassischen' wie in modernen Dichtern, namentlich in seinem Urgroßvater Schiller, stellt er der Menschheit ibr« geistigen Erzieher vor Augen. In eindringenden Studien hat «r die g«. schichtliche Entwicklung der Gesellschaft studiert und dargestellt. Be sonders nachhaltig hat sein schönes Buch von 1909 gewirkt: „Der Sieg der Freude", worin er der Menschheit in geistvoller Weis« und in anschaulichen Bildern vor Augen führt, wie da» Alltag», leben eines jeden Einzelnen verschönert und ästhetisch befriedigend gestaltet werden könnte. Uebcrhaupt ist die 'Verfeinerung und Veredlung des menschlichen Gesellschaftslebens für ihn «in Lieb lingsthema. Ueber Geselligkeit, Freundschaft, Liebe hat er vor zügliche Arbeiten geschrieben, ans Grund ungemein ausaebrriteter Studien und eines tiefdringeuden psychologischen Verständnisses hat er da überreiche Anregungen ausgestreut und zwar nicht tir utopi- stischer Weise, sondern Anregungen, die in der Praxis des Leben» sehr wohl verwertet werde könnten und sollten. Vielfach ist er auch als Redner für seine Ideen eingetreten und hat auch da in seiner feinsinnigen und überzeugenden Art manche starke Wirkun gen erzielt. Immerhin aber haben wir doch den Eindruck, daß die Tätigkeit dieses bedeutenden und sympathischen Manne» bei uns im allgemeinen noch nicht die Anerkennung und die Würdi gung gefunden hat, auf die er zweifellos Anspruch hätte. Vielleicht trägt er selbst dabei einen Teil der Schuld, wenn er als feine und vornehme Natur begreiflicherweise nicht in der Lage ist, mit all der brutalen Rücksichtslosigkeit fiir seine Ideen einzutreten, die uomcnttich in unserer heutigen Zeit nun einmal erforderlich ist, um m den weitesten Krrifen zum Ziel zu gelang«». Wir wünschen fabrvlanmäßik eine Flugdauer von 3 Stunden 45 Mtn. vor- gesehen. G — Sturmschaden in Vertin. Infolge de» heftigen Stur me» wurde Mittwoch nachmittag ein Stück de» WMlech- dache» eine» Schuppen» aus einem Grundstück im Norden Berlin« heruntergerissen. Drei Personen wurden leicht ver letzt. — Schwere Verkehr-uvglücke la Reichender, t. V. Die 70jährige Mathilde Bätter wurde in der Adlergasse von einem Automobil aus Gablonz erfaßt und so schwer verletzt, daß sie bald darauf im Spital starb. — Völlig zertrümmert wurde auf der Straße nach Morchenstern ein Automobil eines dortigen Fabrikanten, Bobek. E» saust« in voller Fahrt in den Straßengraben. Die beiden Insassen wurden durch die Scherben vielfach und schwer verletzt und mußten ins Spital gebracht werden. — Dootsunglück aus dem Tegeler See. Mittwoch vor mittag kenterten infolge des schweren Sturmes auf dem Tegeler See 6 Ruderboote d«r Preußischen Hochschule für Leibesübungen in Spandau. Die Besatzung wurde von einem Borsigdampfer gerettet. Ein Mann, der Turnlehrer Weber, wird vermißt. Es muß leider damit gerechnet werben, daß er ertrunken ist. — Line neue Iechenexplosion. Mittwoch früh erfolgte auf der Zeche Friedrich Heinrich I/Il in Linfort eine Explo sion schlagender Wetter beim Vortreiben eines Querschlages im Nebengestein. Die Explosion erforderte zwei Todesopfer, sechs andere am Ort beschäftigte Personen erlitten leichtere Verletzungen. Der Letrieb ist durch die Explosion nicht ge stört. — Totschlag lm Rausch. Am Sonntag abend erstach auf der Kirchweih in Obbornhofen in Oberhessen der etwa 20jährige Otto Berg der angetrunken war, ohne jeden Grund den verheirateten Landwirt Wilhelm Ruppel. Der Ermordete hinterläßt Frau und Kind. Der Täter wurde verhaftet und in das Gefängnis nach Hungen eingeliefert. — Spieleude Sinder erschlagen. Aus Germersheim i. d Pf.'wird gemeldet: Während mehrere Knaben auf dem ehemaligen Fort Deroy in dem durch Sprengung zerstörten Festungsgelände spielten, löste sich ein etwa 10 Zentner schwerer Betonblock los und begrub drei Knaben unter sich. Hierbei wurden zwei 12jährige Schüler getötet, während der dritte mit leichteren Verletzungen davonkom. — Massenvergiftung bei einer Hochzeit. In Ierschel in der Altmark erkrankten bei einer Hochzeit 20 Personen unter Vergiftungserscheinungen. Man weiß noch nicht, ob verdorbene Konserven oder Grünspan, den man in einem zum Kochen benutzten Kessel fand, den Anlaß zu der Ver giftung gegeben haben. Ein Teil der Fälle ist schwer. — Dampferzusammenslotz. Bei Schulau stießen heute früh der englische Dampfer „Koranna" und der deutsche Ewer „Anna-Adele" zusammen. Der vor Anker liegende Ewer ist gesunken; die Besatzung konnte gerettet werden. Die Schuldfrage kann erst durch die Untersuchung geklärt werden. — Sommuuifienverfolgung. Nach einer Meldung aus Terni (Italien) versuchten die Kommunisten, ihre Partei wieder zu organisieren. Die Behörden verhafteten neun Kommunisten, darunter einen ehemaligen sozialistischen Ab geordneten. Das Propagandamaterial wurde beschlagnahmt. LetzrtMr stimükimlk s.-ü N- E l<!4 -u Nn-lnin- Ul ». >!««» «. s-IIo, «IN-. Va»elI»L»! 10- . «oN- ,, «»um- ««Nprri«. H 10.15: ««, r-iNi»e drinxl H 12; ^Nn»x-i»u,ilk »ul «cm Uuplelä- pdo-ol». H 12.55: Lil»icli«l. O I.I5: 0Sr«n mxl l>^ue»vr,ckl. § e« u»e». ViiKH-IIm-ctnicvkv. »uumvoN«, <> »: MedilttN«,. VNlkrkoIiML. H d.I5: VI>t,clu>ll,»»rI>r>cl>I«»: »linriluur«» KECKEN V. »ul v-m auck»m»r>.l. H 7->^! Vnrlrntk öf. 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