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5 über Delthyris oder Spirifer und OrtJiis. Hr. Owen hat den Streit entschieden, den, vor wenigen Jahren, noch einige Naturforscher wieder aufgeregt hatten, wo die Respirationsorgane der Brachiopoden hegen möchten. Im Gegensatz yon Cuvier’s wohlbegrün deter Meinung, dafs sie in der innern Seite des Mantels verborgen wären, wollten diese sie immer noch in den spiralförmigen Armen auffinden, welche alle Brachiopoden-Geschlechter auf eine so merkwürdige und auffallende w eise vor allen übrigen Mollusken auszeichnen, die aber zu ganz anderen Functionen bestimmt sind. Hr. Owen giebt uns zuerst eine völlig klare Vorstellung dieser sonderbaren Organe. Die Frangen nehmlich, aus welchen sie auf ihrer ganzen Länge hin zum gröfsten Theile bestehen, sind nicht an eine bandartige Membran befestigt, wie man an trocknen Exemplaren zu glauben geneigt wird, sondern diese Membran ist wirklich, bis zur Spitze des Arms, eine hohle Röhre, welche Hr. Owen injicirt und aufgeblasen hat. Durch Erfüllung mit Flüssigkeit wird sie steif; der Seitendruck zwingt die spiralförmigen Windungen sich nach einer Richtung hin zu entwickeln, und die zusammengerollten Arme dehnen sich nun in einer Linie aus, deren End punkte weit über die Grenzen der Muschelschaale herausfallen. Und dies ist auch zuverlässig der Weg, den die Muschel selbst braucht, sich dieser Arme zu bedienen. Sie hat das A ermögen, durch dazu bestimmte Muskeln die Röhren mit Flüssigkeit zu erfüllen, wenn die Arme, über den Rand der Schaale heraus, das umgebende Wasser des Meeres in die für ihre Ernährung nothwendige Bewegung setzen sollen; sie bedient sich derselben Muskeln, die erfüllende Flüssigkeit wieder zurückzuziehen, und die Arme krümmen sich dann sogleich wieder, durch ihre Elasticität, in der ursprünglichen Spi ralform zusammen. Da diese Arme nicht blofs das Auszeichnende der Bra chiopoden sind, sondern auch durch ihre grofse Ausdehnung und Verbrei tung die äufsere Form der Schaalen vorzüglich bestimmen, so ist es höchst wichtig, alle ihre Eigenthümlichkeiten so genau als möglich zu kennen, ln der Orbicula geht die Spirale der Arme in die Höhe, und die Form der Muschel wird dadurch zur Halbkugel; in Spirifer wird diese Spirale gar mächtig nach der Breite der Muschel verlängert, und diese erhält dadurch eine geflügelte Gestalt. In den Terebrateln scheint sie dagegen wieder eine ganz andere Lage und Richtung zu haben. Wenigstens ist es wieder recht auffallend, dafs Hr. Owen die Spirale der T. psittacca von beiden Armen, einander zugewendet und gegen das Innere oder die Mitte der Muschel hin,