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Der sächsische Erzähler : 15.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192510155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19251015
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19251015
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-10
- Tag 1925-10-15
-
Monat
1925-10
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 15.10.1925
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Handelsnachrichten. Die im Oktober fällige« Gieuervorauszahlungen. Berlin, 12. Oktober. (T.-U.) Das Reichsfinanzm-.n.i- sterium teilt mit: Bis zum 10. (Schonfrist 17.) Oktober 1925 sind Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer, Körper schaftssteuer und Umsatzsteuer zu entrichten. 1. Gewerbetreibende (Einzelpersonen, Erwerbsgesell schaften) haben Vorauszahlungen auf die Einkommensteuer und Körperschaftssteuer für die Monate Juli, August, Sep tember nach dem Umsatz oder dem Vermögen zu leisten. Weist ein Gewerbetreibender für die abgelausenen vollen Vierteljahre des Kalenderjahres 1025 oder des Wirtschafts jahres 1024 25 nach, das; et in diesem Zeitraum Verlust oder so geringe» Gewinn gehabt hat, daß die Vorauszahlungen die Steuern für 1925 übersteigen würden, so werden die Vor auszahllungen für den Rest des Kalenderjahres 1925 oder des Wirtschaftsjahres 1924/25 ganz oder teilweise gestünde! hierbei werden die bereits entrichteten Vorauszahlungen ar gerechnet. 2. Gehaltsempfänger mit Gehalt von mehr als 30<' Rentenmark im Vierteljahr, Angehörige der freien Beruf« Vermieter, Verpächter, Bezieher von Kapitalerträgen und sonstigen Einnahmen haben Vorauszahlungen nach dem Ueberschuß der Einkünfte über die Werbungskosten in de» Monaten Juli, August, September zu leisten Der Tarif ist der gleiche wie bei der Zahlung im Juli. Beträgt der geprüft. Dabei stellte sich heraus, daß in der Kasse seit län gerer Zeit Unterschlagungen vorgekommen waren. Die Be lege für die veruntreuten Summen fehlten. Auf Arnold fiel zunächt nicht der mindeste Verdacht. Er galt als zuverlässi ger und treuer Beamter, der sich im Laufe der Jahre bis zu einem Direktorposten hinaufgearbeitet hat. Man bot deshalb Arnold gemeinsam mit der Untersuchungskommission die Bücher auf Fehler durchzusehen. Arnold behauptete, die Bücher hätten, als er ausgeschieden sei, gestimmt. Immer noch glaubte man nicht an seine Schuld. Vorgestern wurde er wieder geladen, erschien aber nicht. Die weiteren Prüfun gen hatten das überrasch^de Ergebnis, daß Arnold durch jahrelange Fälschungen den Betrag von 500 000 Mark erbeu tet hatte. Nunmehr entschloß sich die Kriminalpolizei zu seiner Verhaftung. Vorderseite, die das sagenhafte Sphinxlächeln zeigt, von dem Wüstensand gereinigt werden, der sich darin festgesetzt hat. Die Rückseite soll durch einen neuen-Unterbau gestützt wer den. Bei den Bauarbeiten entdeckte man ein neues Grabmal. Die Macht des Gebets. Der Pressedienst des Amerika nischen Gewerkschaftsbundes bringt folgende Meldung aus Jndianopolis, die die „Frankfurter Zeitung", ohne etwas gegen oder für die Methode zu sagen, einfach als Nachricht aus dem Lande der unbegrenzten Möglichkeiten miedergibt: „In einigen Gebieten der Kohlengruben versuchen die orga nisierten Arbeiter das Mittel des Gebetes gegen die Lohn herabsetzungen und zur Rückgewinnung willensschwacher Bergarbeiter, die vom Pfad der Organisation abgeirrt sind. In einigen Gebieten des Distrikts Nr. 21 scheinen diese ernsthaften Gebete offensichtlich ihre Wirkung auszuüben: so fällte das Gericht in Oklahoma ein Urteil gegen Frauen, die in Kohlengruben beteten, weil sie dadurch den geregelten Gang der Arbeit stören. In Greenwood, Arkansas, ver sammelten sich mehr als 300 Frauen von Arbeiterm die seit dem Frühling in Streit stehen, ans dem Platz vor dem Ge richt und beteten zu Gott, „er möge den Nichtorganisierten Arbeitern den rechten Weg weisen und sie zu den Verbän den der Arbeiter führen". Hierauf bildete sich unter der Leitung des Vizepräsidenten des Distrikts ein Zug, der sich nach den Gruben der „Greenwood Coal Company" begab. Als die Teilnehmer erfuhren, daß ihr Eindringen aus dem Gebiet der Kohlengesellschaft als Verletzung eines richterli-, chen Urteils betrachtet wurde, traten die Frauen wieder den Rückzug an. Sie stießen dabei auf Delegationen von Frauen der benachbarten Städte, die sie aus den Platz des Gerichtshofes zurückbegleiteten, wo abermals gebetet wur de. Berichten aus Oklahoma zufolge sind im Gebiete der Henryeila zur Ze>t 90 Prozent der Bergleute organisiert ge gen 20 vor einem Monat." — Zum hundertsten Todeslage von Jean Paul, der auf den 14. November d. I. fällt, veranstaltet die Deutsche Ver lagsanstalt in Stuttgart eine vierbändige Ausgabe der her vorragendsten Werke des großen humoristischen Dichters. — Der Tod auf dem Leitungsmast. Bei Verbesse rungsarbeiten an einem Maste der elektrischen Hochspan nungsleitung in Köchstedt kam der Elektrotechniker Herms mit dem Draht in Berührung und stürzte brennend ab. Er erlitt sehr schwere Brandwunden am Arm und an den Beinen und mußte abtransportiert werden. — Mik gestohlenen Fahrkarten auf der Reise. In Merseburg wurde ein Reisender mit einer gefälschten Fahr karte betroffen. Es stellte sich heraus, daß er der vielfach vorbestrafte Kaufmann August Weber aus Gocha war, der am 27. September bei einem Einbruch im Bahnhofs gebäude Hachelbich bei Sondershausen Blankosahrscheine erbeutet hatte und sie nunmehr zu seinen Reisen benutzte. — Feuer im Straßburger Sladkthealer. Infolge Kurz schluß entstand im Straßburger Stadttheater Feuer. Ob wohl dieses durch schnelles Eingreisen der Wehr bald gelöscht werden konnte, ist der verursachte Schaden doch beträchtlich, da ein Teil des Zuschauerraumes zerstört wurde. — Ein wertvoller deutscher Film vernichtet. Das Nega tiv des Films, „Das Wachsfigurenkabinett" ist auf dem Pa riser Zollamt verbrannt. Da von diesem Film kein weiteres Negativ existiert, muß die Oeffentlichkeit mit dem Verlust eines Films rechnen, der zu den epochemachenden Schöpfun gen der deutschen Filmindustrie gehörte. Die herstellende Firma ist versichert, so daß die deutsche Filmindustrie ma teriell keinen Schaden erleidet. Der ideelle Schaden dürfte sehr groß sein, da sich gerade die außerdeutsche Welt für die sen expressionistischen Film außerordentlich interessiert hat. — Sieben Scheunen mit der Ernte niedergebrannl. In der Nacht zum Dienstag brannten in Friedeberg a. Oneiß sieben am Bahnhof gelegene, verschiedenen Besitzern gehö rende Scheunest nieder. Die Telephonleitungen nach den umliegenden Ortschaften sind durch den Brand erheblich gestört worden. Die gesamte Ernte, die in den Scheunen untergebracht war, ist vernichtet. Es wird Brandstiftung angenommen. — Die Bombe im Paket. Ans dem Hauptbalmhos von Görz empfing dieser Tage der Stationschef und dessen Stellvertreter ein Paket, das beim Oeffnen explodierte und beide schwer verletzte. Das aus Breszia stammende Paket war eigentlich an die Station Görz-Monte-Santo adressiert, deren Chef Sekretär der faschistischen Partei ist, und nur durch einen Irrtum auf dem Hauptbahnhof Görz eingetrof fen. — Die Sphinx wird ausgebesserl. Die Verwaltung der Altertümer in Kairo hat den Auftrag erteilt, die Sphinr gründlich zu reinigen und auszubessern. Zunächst soll die Pie AeSoliMonrertms Afrikas. von vr. sschN., vr rar. spol. Franz Thierfelder. Die Bedeutung der franMisch-^panfschen Kämpfe in Marokko ist erst dan voll zu erkennen, wenn man den heroi. schen Aufstand Abd-el-Krime in den großen Zusammen hang der allafrikanischen Bewegung stellt. Der Riskrieg ist kein gewöhnlicher Kolonialkrieg mehr, hinter ihm reckt sich als drohendes Gespenst der Unabhängigkeitskampf der far bigen Rasse auf, in dem der Kabylenfürst, durch die Legen den zügelloser orientalischer Phantasie ins Uebermenschsiche vergrößert, zu einem schwarzen Andreas Hofer wird, an dem sich der Freiheitsdrang der eingeborenen Völker Afri kas bei gegebener Zeit entzünden wird. Die Losung „Afrika den Afrikanern" ist längst mehr als das verzückte Gestammel einer Handvoll abendländisch gebildeter Neger Amerikas geworden, die Idee der afrika nischen Rasseeinheit wird von mächtigen Millionenorgani sationen getragen, deren Sendboten ihr politisches Bekennt nis bis in den dunkelsten Winkel dieses rätselhaften Erd teils tragen, die über geschulte Kräfte, über Schiffe, Zeitun gen und nicht zuletzt über sehr viel Geld verfügen. Noch marschiert man in drei Hauptrichtungen getrennt. In Süd afrika herrscht die sogenannte äthiopische vor, die England bisher mit meisterlichem Geschick gegen die Buren auszu spielen verstand, in Amerika die Bewegung des Negerprä sidenten Garoey aus Jamaika, die in ihrem Fanatismus und ihrer Energie an den jüdischen Zionismus erinnert, und schließlich eine von Frankreich vorsichtig geförderte, aber dabei auch gleichzeitig unerbittlich gezügelte Richtung, die auf den Negerkongressen von 1921 ein sehr gemäßigtes Programm aufstellte. . Es ist nur eine Frage der Zeit, daß die gemeinsame Idee der Befreiung Afrikas von den Weißen auch zu einer gemeinsamen Kampffront führt, und dann stehen die europäischen Kolonialmächte vor einer Kata strophe, die so leicht nicht überschätzt werden kann. Ihr kann, wenn überhaupt, nur dadurch begegnet werden, daß der Emanzipation der Kolonien Schritt für Schritt statt gegeben, gleichzeitig aber die kulturelle Entwicklung mit der des Mutterlandes aufs innigste verknüpft wird. In dieser Beziehung ist ein Blick auf das beginnende Korpo ration«?- und Parteiwesen des verhältnismäßig hochentwik- kelten französischen nordafrikanischen Kolonialbesitzes sehr lehrreich. Es ist erstaunlich, mit welcher reißenden Schnel ligkeit die europäischen Ideen demokratischer Gleichheit, der Minderheitenrechte, der nationalen Selbstbestimmung »sw. bei der farbigen Bevölkerung Eingang gefunden haben. So haben wir in Tunesien drei politische Eingeborenenpar teien, die ganz nach europäischem Vorbilde organisiert sind und für ihre Verhältnisse beachtliche Mitgliederzahlen auf zuweisen haben. Die Desturpartei hat etwa 70 000 Anhän ger, verfügt über eine arabische Tageszeitung (ez Zohra), omrde herumgeschleudert und so schwor verletzt, daß er bald' ö-rach gestorben ist. rMweam». 14. Oktober. Die Patrone in» Lartosselsexr. Mehrere Knaben, die in der Umgebung Kühe hüteten, hatten «in Kartoffelfeuer angezündet. Einer der Knaben «ar im gesitz einer Patrone, die in dar Feuer geworfen wurde. Bei d«r hierauf erfolgten Explosion wurde einer der Knaben am jluge und an der Hand verletzt. Roßweiu. 14. Oktober. Schadenfeuer brach aus bisher „och nicht ermittelter Ursache im benachbarten Dittersbach im Hause des ältesten Einwohners des Ortes, des Bürgermei sters a. D. Junghans, aus, dein der Dachstuhl und zahlreiches Mobiliar zum Opfer fielen. Lhemnih, 14. Oktober. Enthüllung eine» 151er Denk mals. Am Sonnabend und Sonntag sanden in Chemnitz mehrere zahlreich besuchte Kameradschafts, und Wieder- jehensfeiern ehemaliger Kriegsteilnehmer statt. Im Zeisig walde wurde das Ehrenmal des Jnf.-Regts. Nr. 181 feierlich «ingeweiht. Der Chef des Wehrkreiskommandos, General leutnant Müller, übergab als ehemaliger Regimentskom mandeur das Denkmal mit einer Ansprache der Stadt Chem nitz. An der Feier nahm auch die Traditionskompagnie des Reichswehrregiments Nr. 11 in Leipzig teil. Schwarzenberg. 14. Otober. Errichtung eine» Bezlrks- flnderhelms. Der Bezirksverband der Ämtshauptmannfchaft Schwarzenberg hat das ehemalige Marmorwerk Fürstenberg «„gekauft, um es zu einem Kinderheim auszubauen. Annaberg, 14. Oktober. Jugend von heute. In der Aacht zum Sonnabend stellte sich auf der Annaberger Poli zeiwache in großer Aufregung der 21jährige Hilfslehrer I. aus Weinböhla, ein gebürtiger Annaberger, und gab an, daß er mit der 17jährigen Kontoristin S. aus Annaberg spazie ren gegngen u. sie hätten sich auf eine Bank gesetzt. Da beide sich seit längerer Zeit mit Selbstmordgedanken getragen hät ten, so hätten sie dort gelost, wie sie diesen Beschluß ausfüh- rcn könnten. Die Auslosung habe ergeben, daß die S. sich zuerst erschießen solle. I. hatte zu diesem Zweck seinen mit 2 Patronen geladenen Revolver mitgebracht. Nach seiner Angabe erschoß sich das Mädchen, während es auf seinem Schoße saß. Das Mädchen sank sofort tot um. Nunmehr will I. den Versuch gemacht haben, sich ebenfalls zu er schießen, aber die Waffe habe versagt. Er entschloß sich da- lwr, sich der Polizei zu stellen. Die sofort vorgenommenen polizeilichen Maßnahmen bestätigten alle diese Angaben. neun Wochenblätter und ein französisch geschriebene», srauco-tunesischen Zusammenarbeit dienendes Organ , Liberal". Der extremistischen Desturpartei steht die sie», ßigte Reformpartei mit einer eigenen arabischen Tageszei tung gegenüber. Außerdem ist im Vorjahre eine Arbeitet Partei gegründet worden. Weder die Destur- noch die Reformpartei haben im Grunde genommen revolutionäre Forderungen ausgestellt. Sie wollen nichts weiter, als daß mit den zum Ueberdruß vernommenen französischen Phrasen der allgemeinen Gleichheit und Brüderlichkeit Ernst gemacht wird. Dir Vorrechte der kleinen französische» Minderheit sollen zu gunsten einer wahrhaft demokratischen staatlichen Organi sation beseitigt werden, Tunesien soll nach Art der englischen Dominions Selbstverwaltung und der Farbige mit dem Europäer vollständige Gleichberechtigung erhalten. An eine gänzliche Trennung von Frankreich denkt man Zu nächst nicht, aber daß man in französischen Regierungskrei sen gegen die geheimsten Ziele der intelligenten arabischen Parteiführer Mißtrauen hegt, ist schließlich begreiflich. Versuche, die Zusammenarbeit der Eingeborenen-Parteien zu verhindern, haben nicht gefehlt: so hat man namentlich die tunesische Arbeiterschaft von Paris aus lebhaft umwor ben, uni sie zum Eintritt in die französisck-e Gewerkschafts organisation zu bewegen. Aber der Nassegedanke war stär ker als der Klassengegensatz und schon heute marschiert das tunesische Proletariat mit den beiden bürgerlichen Parteien in einer Front. Daran haben auch die „bolschewistischen" Tendenzen in Nordafrika, von denen die französische Presse allemal dann großes Aufhebens macht, wenn sie zum Deck mantel eines unrechtmäßigen Eingreifens dienen sollen, nichts geändert. Der ehemalige Spahi-Rittmeister Emir Chaled ist der Führer der nordafrikanischen Syndikalisten, er ist Mitglied der französischen Kommunistischen Partei und nichts dürfte den Machthabern in Paris willkommener sein, als wenn dieser — ganz im Sinne des französischen Imperialismus — seinen Landsleuten zuruft „Gründet keine Rassenorganisationen, sondern tretet mit euren fran zösischen Brüdern in die Gewerkschaften und Parteien ein, die eure Sache verteidigen." In Wirklichkeit ist der Bol schewismus in Nordafrika bedeutungslos, Aussicht auf Erfolg werden in Afrika künftig nur die Parteien haben, die auf dem Boden der allafrikanischen Rasse-Idee stehen. Das Beispiel Tunesiens zeigt, daß man neben der Methode lokaler Aufstände, die einen wirklichen nachhalti gen Erfolg nie haben werden, entschieden zu einer dauer hafteren Untermauerung der Revolutionierung Afrikas übergegangen ist. Langsam, aber unaufhaltsam entgleiten dem weißen Manne die Zügel der Führung: das Unheil der europäischen Selbstzerfleischung beginnt furchtbare Frucht zu tragen. Aus dem Gerichtssaal. * Ein großer „Hellseherprozeß" gegen einen Lehrer. Am Montag begann vor dem Großen Schöffengericht in Bernburg die Verhandlung eines Betrugsprozetzes gegen den dortigen Lehrer August Drost, der wegen der Straftaten, die Drost zur Last ge legt werden, außerordentliches Interesse finden wird. Wie dem „Verl. Lok.-Anz." berichtet wird, hat Drost seit Jahren auf okkul tem Gebiet gearbeitet und hat zu seiner Spezialität gemacht, mit Hilfe von Medien Straftaten aufzuklären. Unstreitig hat er einige überraschende Erfolge gehabt, die die Strafbehörden veran laßten, mit Drost zu arbeiten. Nicht zuletzt dadurch hatte Drost ungeheueren Zulauf. Sehr unerwartet für die Oeffentlichkeit wurde er dann plötzlich festgcnommen und fünf Monate in Unter suchungshaft behalten. Die Anschuldigung geht dahin, daß die i'ellseherischen Fähigkeiten seiner Medien nicht vorhanden gewesen mären, daß er sich dessen auch bewußt gewesen wäre, daß er aber gleichfalls aus Profitgier seine einträgliche Tätigkeit nicht habe e.usgcben wollen. Nach Lage der Dinge kommt nur ein Jndizien- l cwcis in Frage: das Gericht wird sich mit der sehr schwierigen Fruge zu beschäftigen haben, und wenn nicht, ob Drost von dem Borhandensein solcher Fähigkeiten überzeugt gewesen sei. Eine große Rolle werden bei diesem Prozeß die Sachverständigen spielen. * Ein Gisimordprozeß vor den Potsdamer Geschworenen. Die 43jährige Försterswitwe Margarete Gädke aus Neuhof bei Vrück und ihr 22jähriger früherer Geliebter, der Knecht Willy Gardetzky, stehen wegen versuchten Mordes bezw. Beihilfe dazu vor den Geschworenen in Potsdam. Am 11. Dezember 1923 fand man den Förster Gädke mit einem Herzschub tot im Forsthaus auf. Neben ihm lag wie betäubt Gardetzky. Der Förster hatte zuerst auf ihn einen Schutz abgegeben, der fehlging, von dem er aber glaubte, daß er getroffen habe, und hatte sich tonn selbst erschossen. Die Angeklagte zog mit Gardetzky nach Lcrlin, führte dort ein regelloses Leben, ergab sich dein Kokain- Mmß, bis sich schließlich der Angeklagte von ihr trennte. Wie die Anklage annimmt, aus Rache bezichtigte sie ihn, ihr seinerzeit Aotlengist besorgt und zusammen mit ihr in den Kakao des För sters gemischt zu haben, weil der Förster sie und die Kinder roh behandelte. Nun behauptet sie, ihr Geständnis sei im Kokain rausch zustandegekommen, und Gardetzky erklärt gleichfalls, zu kei nem Verbrechen Beihilfe geleistet zu haben. Neues aus aller Wett. Riesenbetrug bei der Reichsbank. Um /. Million Reichsmark geschädigt. — Der betrügerische Glrokasienleiler. Berlin, 14. Otober. Durch langjährige Betrügereien und Fälschungen eines leitenden Beamten ist die Reichsbank um ungeheure Summen geschädigt worden. Der Leiter der Gi- wkosse Charlotten bürg, Franz Arnold, wurde Montag abend von der Kriminalpolizei verhaftet und dem Untersuchungs richter vorgeführt. Nach vorsichtiger Schätzung erleidet die Reichsbank einen Verlust von einer halben Million Mark. Von zuständiger Seite wird betont, daß es sich dabei um einen Fall handele, der in der Geschichte der Reichsbank ein zig dasteht. Hierzu werden folgende Einzelheiten mitgeteilt: Vor einiger Zeit erschien in der Reichsbanknebenstelle Breslau ein Mann, der einen scheinbar ordnungsmäßigen Reichsbank- Icheck über 600 000 Mark vorzeigte. Der Scheck wies die Un terschrift zweier Berliner Direktoren auf. An der Echtheit des «checks zweifelte man nicht. Nur kam dem vorsichtigen Di rektor der Breslauer Reichsbank der Betrag ungewöhnlich Iwch vor, zumal er den Ueberbringer nicht kannte. Er fragte deshalb telegraphisch bei der Reichsbank in Berlin nach und erhielt zu seiner Ueberräschuna die Antwort, daß von einem vlchen Scheck nichts bekannt sei und daß er gefälscht sein müs se Die Fälschung selbst war so ausgezeichnet ausaeführt, daß nur eine mit dem Scheckverehr der Reichsbank aufs beste vertraute Persönlickkeit der Täter sein konnte. Als man nach dem Ueberbringer sah, war er verschwunden. Da der Scheck me Unterschrift zweier BerlinerDirektoren aufwies, legte man ihn den betreffenden Herren vor. Beide behaupteten, die Un- crschnften müßten gefälscht sein. Eine der Unterschriften Mutete auf den Namen des Direktoren Arnold. Bis vor schien es, als ob der Fall niemals aufgeklärt Da kam ein Zufall zur Hilfe, da Direktor Ar- pensioniert worden war, wurden, wie es mer geschieht, die Bücher und Girokonten seiner Abteilung
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