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Der sächsische Erzähler : 15.10.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192510155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19251015
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19251015
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-10
- Tag 1925-10-15
-
Monat
1925-10
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 15.10.1925
- Autor
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jährige Mechaniker H. von hier entfernt, angeblich um nach Frei berg /zu seinen Eltern zu fahren. H. ist dort nicht angekommen. Er hat sich in Zschachwitz ein Kraftrad geborgt und ist zuletzt mit diesem abends in Dresden-Leuben gesehen worden. Der Vermißte ist nervenkrank. Wahrnehmungen über seinen Verbleib werden an die Polizeivcrwaltung Heidenau erbeten. Oberpoyrih, 14. Oktober. Eine Feime abgebrannt. Hier ist vermutlich durch Brandstiftung ani Montag abend eine nahe der Sandgrube am Wege nach Söbrigen stehende Getreidefeime in Flammen ausgegangen. Die Feime gehörte dem Gutsbesitzer Br. Pretschner und enthielt schätzungsweise etwa 12» Zentner Getreide, die vernichtet sind. Zur Zeit des Brandes herrschte star ker Wind. Glücklicherweise trieb der Wind die Flammen nach dem Slaatsforst zu, dessen Feuchtigkeit stark genug war, die anfallenden Fnnkcn immer wieder schnell genug zum 'Verlöschen zu bringen. Pirna, 14 Otober. Unter den Lastkraftwagen gekom men. Uebcrsahren und schwer verletzt wurde am Freitag abend in der 6. Stunde der im Stadtteil Zuschendorf woh nende Arbeiter Bender. Von seiner Arbeitsstätte im Mah- nertschcn Steinbruch zurückkehrend, hatte er auf einem An hänger eines Lastkraftwagens, wie schon öfter, so auch am' Freitag ein Stück des Weges Platz genommen. In seinem Wohnort angekommen, sprang er von dem Wagen, geriet aber mit den Deinen unter das Hinterrad des Anhängers. Dabei erlitt er einen einfachen Bruch des rechten Fußes, wäh rend der linke Fuß vollständig zermalmt wurde. Auf An ordnung des Arztes wurde der Verunglückte mit dem Kran kenauto des Wohlfahrtsamtes Pirna in das hiesige Kranken haus gebracht, wo der linke Fuß bis über den Knöchel abge- nommeu werden mußte. — Ein Autozusammenstoß, der leicht schlimmere Folgen haben konnte, ereignete sich auf der Elb- brücke. Das Gösselsche Lastauto wollte vcrkehrswidrig einen vor ihm fahrenden Oekonom-Lastwagen der Deuka über holen, trotzdem ein Personenauto von entgegengesetzter Rich tung kam. Dabei streifte das Gösselsche Auto den Oekonom- wagen am Führerhäuschen und drückte ihn auf den Fußweg, wo der Wagen zum Stehen gebracht wurde. Glücklicher weise wurde j-'i.e Stelle nicht von Fußgängern passiert; un absehbares Unglück hätte entstehe» können. Tharandt, 14. Otober. Diebesausenkhalt? In der Nähe des Forsthauses bei Herrndorf wurde eine für den Winter ausreichend eingerichtete Räuberhöhle mit Ofen von Pilz suchern aufgefunden. Daß die Bewohner der Höhle keine Not leiden sollten, dafür sprach, daß an den Wänden sechs Stück Speckseiten hingen und ebenso viele Ginweckgläser, die aber bereits geleert waren, umherlagen. Außerdem fanden sich auch ganze Anzüge vor. Die polizeiliche» Ermittlungen sind im Gange. Jedenfalls handelt es sich um einige stark romantisch veranlagte Bursche». Freiberg, 14. Oktober. Abenteuerliche Flucht zweier Schwerverbrecher arm dem Gesängnis. Aus dem hiesigen Ge richtsgefängnis sind in der Nacht zum Montag zwei Schwer verbrecher ausgebrochen. Es handelt sich um die Arbeiter Oskar Karl Müller, am 6. 8. 1897 in Naundorf bei Freiberg geboren, und Heinrich Schmieder aus Döbeln. Müller, der wegen schweren Rückfalldiebstahls zu 5 Jahre» Zuchthaus verurteilt worden war, hatte aus besondere» Gründen den Untersuchungsgefangenen Schmieder als Zellengenossen er halten. Beide haben mit Hilfe von Eisenstangen ihrer Bett- tellen die Zellenwand durchbohrt, sind durch diese Oefsnu, n den Gefananishof und von hier unter Benutzung von zu- ammengeknoteten Bettlaken über die Gefängnismauer ins Freie gelangt. Während Schmieder bereits wieder ergriffen werden tonnte, ist Müller noch flüchtig. Er dürfte sich noch der Tschechoslowakei zu entfernt haben, wo er sich bereit, vor seiner Verhaftung viel aufgehalten hat. Freiberg, 14. Oktober. Die Aktiengesellschaft »Sächsische Werke" hat von dem Ueberlandstrom-Derband Freiberg, dessen Lichtenberger Kraftwerk, sowie die gesamten Strom- Verteilungsanlagen in den Bezirken der Amtshauptmann- schaften Freiberg, Dippoldiswalde und Flöha gekauft, und zwar unter Uebernahme aller Rechte und Pflichten aus dir- sem Unternehmen auf die Aktiengesellschaft „Sächsische Werke". Der Ueberlandstromverband Freiberg bleibt ok Gemeindeverband bis auf weiteres bestehen. Die Leitung und Geschäftsführung des Stromverbandes bleibt auch wei terhin in den Händen des bisherigen Direktors. Auch olle übrigen Angestellten sind von den „Sächsischen Werken" mn übernommen worden. Großenhain, 14. Oktober. 300 Mark Belohnung! Jin laufenden Jahre sind in verschiedenen Ortschaften der Amts- hauptmannschaften Großenhain und Meißen nach Einbruch in Wagenschuppen eine Anzahl Parkwagen und zwar solch, in bestem, gebrauchsfähigem Zustande, gestohlen worden. Die Ausführung der Diebstähle läßt auf gewerbsmäßige Diebe schließen, die für ihr Diebesgut sichere Abnehmer be sitzen. Für die Ermittlung der Täter und Herbeischaffung der Wagen ist eine Belohnung bis 300 Mark ausgesetzt wor den. Sachditnlichc Wahrnehmungen werden nach dem Gen darmerie-Standort Priestewitz erbeten, außerdem nimmt solche jeder Gendarmerie-, Kriminal- und Polizeibeamie entgegen. Riesa, 14. Oktober. Todessturz vom wagen. Ein be bäuerlicher Unfall mit tödlichem Ausgang ereignete sich im nahen Jochnishausen. Der Geschirrführer Jentzsch, auf dem dortigen Rittergut beschäftigt, wurde beim Jauchesahren in- olge Scheuens der Pferde vom Wagen geschleudert und ver- tarb bald darauf. — Eine Leiche auf den Bahnschienen. Freitag früh wurde in der Nähe der Riesaer Elbbrücke aus den Eisenbahnschienen ein junger Mann tot aufgefundeii. Aus hiitzerlafsenen Aufzeichnungen geht hervor, daß Selbst mord vorliegt. Der Betreffende stammt aus Leipzig. Leipzig, 14. Oktober. Filialleiter Zeigner. Wir brach ten vor einiger Zeit die Meldung, daß Zeigner nach seiner Entlassung aus der Strafhaft sich nach Brasilien wenden und dort seine Fähigkeiten als Geiger ausbilden wolle. Diese Mel dung trifft nicht zu. Zeigner kann sich scheinbar von dem Lande, wo er einst die erste politische Geige in allerdings arg verstimmter Melodei spielte, nicht trennen, er befindet sich nämlich, wie die Leipz. N. N. erfahren, in Leipzig, und zwar in einer kaufmännischen Stellung. Er ist Filialleiter bei einer technischen Großhandlung. Thalheim, 14. Oktober. In die Transmission geraten. In der Nacht zum Sontag geriet in der Pappenfabrik von Kron der in Stollberg wohnhafte 21jährige Arbeiter Helbig beim Aufsetzen eines Riemens in die Transmission. Er einberufung der Elternversammlung, durch Nichtausführung de» ausdrücklichen Beschlusses der Elternversammlung, durch Nichtberatung eines diesbezüglichen ordnungs mäßigen Antrags, oder durch unzulässige Beschlüsse der El ternversammlung oder der Ortsschulbehörde. Eingaben von Elternvereinen an die zuständige Aufsichtsbehörde sind ent weder zurllckaewiesen oder monatelang nicht erledigt wor den. Wie gedenkt das Ministerium für Volksbildung diesen willkürlichen und ungesetzlichen Zuständen und Vorgängen entgegenzutreten und Abhilfe zu schassen? Ick begnüge mich der Dringlichkeit wegen auch mit einer schriftlichen Antwort." Dresden, 14. Oktober. Landesvereln für Lehrer an höheren Schulen. Der Landesverein für Lehrer an höheren Schulen Sachsens hält vom 16 bis 18. Oktober in Dresden, seine Jahreshauptversammlung ab. Den Vortrag in der sWentkichen Festversammlung am 17. Oktober hält Universi- tätsprosessor Verweyen über „Einheitlichkeit der Erziehungs aufgabe in der höheren Schule unter besonderer Betonung der Künste (Musik und Zeichnen) und der Leibesübungen. Dtb musikalische Morgenfeier wird von der Gruppe der Musiklehrer an den höheren Schulen Sachsens dargeboten. Außer der geschäftlichen Hauptversammlung finden noch be sondere Sitzungen der Schul- und Fachgruppen statt. Der Besuch der Vorstellungen der Staatstheater wird zwischen die Arbeitssitzungen künstlerischen Genuß streuen. Dresden, 14. Oktober. Ein verwegener Fassadenklette rer an der Arbeit. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag machte sich ein längst gesuchter Fassadenkletterer, der seit Wochen durch die verwegensten Einbrüche von sich reden macht, durch einen verwegenen Einbruch auf der Eisenstuckstraßc wieder bemerkbar. Er mar, wie die „Dr. N." mitteilen, durch die Balkonscheibcn im ersten Stock in das Innere der Wohnung gelangt, erbrach dort Tür- und Möbel schlösser und drang nach erfolgloser Suche nach Juwelen und Gold in das Schlafzimmer des Bewohners. Da der aus dem Schlafe Erwachte einen Schuß auf ihn abgab, egriff der Einbrecher die Flucht und gelangte durch ein schnell geöff netes Fenster des Nebenzimmers aus beträchtlicher Höhe ins Freie. Die ihm nachgesandtcn zwei Revolverschüsse erreich ten ihn leider in der Dunkelheit nicht. Der verwegene Bursche, ein erst vor kurzem aus dem Zuchthause entlassener Verbrecher, setzte in größter Kaltblütigkeit sein Programm fort und versuchte einen weiteren Einbruch auf dem Sedan platz, wo er indessen durch Lichtmachen der Bewohner, nach Cinsteigen durch das Küchenfenster, ebenfalls verscheucht wurde. Heidenau, 14. Oktober. Das stürzende Scheunentor. Als Sonnabend vormittag in der 8. Stunde ein 16jähriger Mül lerlehrling eine an der Dresdner Straße stehende Scheune öffnete, fiel das Scheunentor vornüber auf den jungen Mann. Der Lehrling erlitt einen schweren Oberschenkel bruch. Samariter leisteten ihm erste Hilfs, und brachten ihn in das Johanniter-Krankenhaus. Heidenau, 14. Oktober. Ein Nervenkranker, mik dem Blolor- rad verschwunden. Seit Sonnabend hat sich der verheiratete 33- Eine neue Nordpol-Theorie. Ueber Amundsen's mißglückten Nordpolslug und das Geheimnis des Nordpols entwickelt G. A. Hoencrssen (in einem im Raumkrastverlag, Obermenting bei München so eben erschienenen Büchlein) ganz eigenartige Ansichten, zu denen gewiß die Arbeiten der Privatforscher Joh. Zacha rias, Karl Koelsch und Paul Lamberty Pate gestanden haben. Mag die Fachwissenschaft auch geneigt sein, diese Gedpnkengänge von vornherein abzulehnen, so halten mir cs doch für unsere Pflicht, auf sie hinzuweiscn, zumal wir vor der großen Zeppelin-Polexpedition stehen, für die schon heute die Sammlungen begonnen haben. Bewahrheiten sich G. A. Hoenerssen's Bedenken nicht, — um so besser! Steckt aber nur ein Körnchen Wahrheit in den Gedanken, welche dieser Forscher an das Mißlingen von Amundsen's Flug knüpft, dann kann durch ihre Beherzigung vielleicht ein großes Unglück vermieden werden. — Darum zur Sache: Hoencrssen behauptet im wesentlichen, daß der Nord pol und Südpol der Erde keineswegs gleichartige und gleichwertige Punkte sind, wie man bisher allgemein angenommen hat. Unsere Erde soll nämlich von einer kometenkopfartigen Strahlenhaubc umgeben sein (einer Art Korona, wie wir sie auch bei totalen Sonnen finsternissen um den Sonnenball beobachten können) non solchem Feinbau, daß der Nordpol dem sonncnabgewand- ten entspricht. Der Südpol ist nach Hoenerssen durch den Strahlenschweif der Erde sozusagen vor der Unmittelbar keit des Weltraums und seiner von außen gegen die Erde herdringenden Gegenstrahlung geschützt, der Nordpol aber (den Hoenerssen etwas drastisch den „Nabel der Erde" nennt) dieser preisgcgeben. Man mag im übrigen über Hoenerssen's Ableitungen denken, wie man will, Tatsache ist jedenfalls, daß der Nord pol vom Standpunkte der beschreibenden Erdkunde wie der Bcwittcrungslehre aus sich wesentlich vom Südpol unter scheidet. Der. Südpol liegt inmitten eines säst kreisförmi gen, wie eine Polhaube wirkenden Kontinents von bedeu tender Größe und Höhe, auf einer ungeheuren Landmasse also, mindestens 3200 Meter über dem Meeresspiegel, der Pordpol aber scheint einen Punkt in einem recht ausgedehn ten, landfreien und überaus tiefen Meere darzustellen. Dazu ist der Luftdruck über dem ganzen Südpolgebict außerordentlich niedrig, ja schon an seinen Rändern am Meeresspiegel um rund 30 Millimeter niedriger, als Nor malnull, am Nordpol dagegen nicht unerheblich höher als der mittlere Lustdruck am Meeresspiegel. Tatsache ist fer ner, daß der Südpol, trotz der viel tieferen Kältegrade und der heftigeren Stürme dortsclbst, und trotz der viel wei teren, zurückzulegenden Strecke, sich viel leichter erreichen und erobern ließe, als der Nordpol, an den man doch zu Schisse schon viel weiter (bis rund an den 80. Breitengrad) herangelangen kann. Denn daß weder Cook noch Peary den Nordpol betreten haben, ist heute so gut wie sicher. Ja cs ist sogar wahrscheinlich, daß noch kein Mensch auch nur den 89. Breitengrad überschritten hat, daß also der von Amundsen erreichte Punkt in 87-44' nördlicher Breite tat sächlich der nördlichste, bisher von einem Menschen erreichte Punkt gewesen ist. Das würde aber bedeuten, daß ein kreisförmiges Gebiet von rund 500 Kilometer Durchmesser um den Nordpolpunkt noch völlig unbekannt ist. Gerade in diesem Gebiete aber sollen sich erst die von Hoenerssen be fürchteten besonderen .Stivhlungsverhältnisse bemerkbar machen. Wie man sich ihre Wirkung vorzustellen hat, ver mag auch Hoenerssen nicht näher auszuführen. Im gan zen rechnet er mit einer Art wirbeltrichterartiger Einsen kung der Erdatmosphäre dicht am Nordpol, so daß die außcratmosphärischen Verhältnisse, von denen wir in mitt leren Breiten durch die mehrere hundert Kilometer hoch reichende Lufthülle geschützt sind, dort oben bis hart an die Erdoberfläche herabwirkcn sollen. Ein in mehreren tau send Metern Höhe fahrendes Luftschiff würde also entwe der herabgedrückt, — oder — wenn cs die Wirbelwand noch zu durchstoßen vermag — gowisscn^aßen in den lee ren Weltraum entführt werden. — Vicia.ant c-onnilo«! M. Volie-r. Allerlei. Die Bibliothek in der Westentasche. Die Leute kommen aus die verrücktesten Ideen. Hat sich da ein Professor Goldberg-Paris hingesetzt und den ganzen Inhalt eines hundertseitigen Buches auf ein Filmstückchen van einem Quadratnülkimeter Größe übertragen. Mittels eines besonders starken Mikroskopes soll man die Sache lesen können. Nachdem ihm das gelungen war, gab's sür Pro fessor Goldberg kein Halten mehr, jetzt will er eine Bibliothek von LV0 0M Bänden in einem Notizbüchlein untcrbringen, nicht größer als ein kleiner Kalender, den man in die Westentasche steckt. Sehr praktisch, man bedenke, die ganze Weltliteratur trügt man flach am Bauch täglich bei sich. Allerdings würde der Besitzer die ses Büchleins — falls er die Absicht haben sollte, darin etwas lesen zu wollen — genötigt sein, ständig ein Mikroskop von enorme» Ausmaßen oder einen Filmprojektionsapparat samt Leinewaud mit sich hcrumzuschleppcn. Beide Sachen wiegen ungefähr 50Psd., man hätte also die Wahl. Chaplins gesetzlich geschützte Hosen. Wie eine Londoner Mel dung besagt, hat der bekannte amerikanische Filmdnrsteller Chaplin in einem Prozeß gegen mehrere Schauspieler den Gerichtsbeschluß durchgesetzt, daß von anderen Filmdarstellern Hosen, die den Chaplinschcn ähneln, nicht verwandt werden dürfen. Der Rat des große» Friedrichs. Mit dem Goldarbeitcr Reklam in Berlin, an dessen Laden Friedrich der Große ost vor überging, unterhielt er sich meist, wenn er gerade bei guter Laune war. „Nun, mein lieber Reklam", fragte er eines Tages, „wie viel Kinder hat Er eigentlich?" „Vier, Eure Majestät", antwor tete der Gefragte, „und zwar drei Söhne und eine Tochter." ,Hm, Töchter sind leichte Ware, die muß man bald loszuwerden suchen." „Das ist leichter gesagt, als getan, Eure Majestät", er widerte Reklam. „Ich bin kein reicher Mann." „Ach was, das tut nichts. Ich will Ihm einen guten Rot geben. Er muß fleißig spazieren gehen, damit die Leute aus ihn aufmerksam werden, da bei die Nase recht hoch tragen, die Hände auf den Rücken legen und die Backen ausblascn. Dann wird man Ihn sür einen reichen Mann halten und Er wird Seine Tochter bald loswerden." Lil Dagovcrs wandernde» Medaillon. Die Filmdiva Lil Da- gover ist vor einiger Zeit in Marienbad bestohlcii worden. Den Dieben fiel u. a. ein außerordentlich wertvolles Medaillon mit sel tenen Rubinen besetzt, dos Geschenk eines indischen Magnaten, als Beute zu. Die Zoppoter Polizei erwischte nun in den letzten Tagen eine Diebesbande, bei der verschiedene wertvolle Objekte gefunden wurden. Der Führer der Bande, ein gewisser Hans Förster, konnte jedoch entkommen. Förster wurde jetzt in Warschau ver haftet. Unter den Wertsachen, die man bei ihm fand, war das Medaillon Lil Dagovcrs. Aus den Lichtspieltheatern. Sommcrlichlspiele: Frauenseinde. Ein sehr eigenartiges Filmwerk wird uns hier geboten. Was die Ufa Filme besonders auszcichnet: Die Eleganz, die Pracht der Dekorationen und Kostüme, verbindet sich hier in vollendeter Weise mit dem künstlerischen Spiel der Darsteller von Ruf. Der Film, der ganz außerordentlich von den Alltäglichkeiten abstichi, versetzt sofort den staunenden Beschauer in eine Welt, wie sie nur glühende Phantasie ersinnen kann: in Sibiriens Eiswüsten erhebt sich das Märchenschloß eines russischen Fürsten, der seine unermeß lichen Schätze in alle Welt zerstreut und ein Leben voller Prunk, Willkür und Selbstsucht führt. Eine „Sammlung" der schönsten Frauen der Erde, die ihm sklavisch gehorchen, ist einer seiner schön sten Besitztümer. In dieser Umgebung aber will eine Herrin sein: die Herzogin von Esti, eine Fürstin der Schönheit aus der inter nationale» Hocharistokratie. Das Drama, das sich zwischen beiden heißblütigen Herrenmenschen abspielt, bildet das Grundmotiv der von Akt zu Akt sich steigernden Handlung. Der Schauplatz wech selt ununterbrochen, er zeigt Rußland und Italien, Monaco und seine Spielhölle, das italienische Schloß des Fürsten, wo dieser, sich betrogen glaubend, mit seinen Getreuen eines Weibes wegen in die Einsamkeit zurückzieht, als Bund der Frauenseinde, bis ihn alle seine Freunde verlassen; wir sehen Bilder aus dem Weltkrieg, wie sie noch nie gezeigt wurden, den Aufmarsch der Truppen, Kämpfe an der Front, die Hochseeflotten in voller Fahrt und den U-Bootkrieg, Fliegerabstürze, Artilleriebombardemcnts, nächtliche Ueberfälle usw., meist Aufnahmen, die die Amerikaner während des Krieges auf der uns feindlichen Seite gemacht haben, und die unbezwinglich packen, erschüttern. Anch die russi sche Revolution spielt hinein und die Kämpfe mit den bolschewi stischen Banden, Plünderungen, Mord und Flucht. Nur der Schluß ist etwas „amerikanisch": im Dienste der Barmherzigkeit finden sich nach vielem Leid und der Klärung aller Mißverständnisse der Fürst und die Fürstin, die so lange umeinander gekämpft und ge litten; sie sehen ein, daß kein Mensch für sich allein leben darf. Das ist inkonsequent bei den Charakteren der beiden Helden, be friedigt aber den Zuschauer, der doch eine gute Lösung sehen will. Allein der Titel „Goldwynfilm der Ufa" und die Namen der Darsteller verraten, daß der Film in Amerika hcrgestellt wurde. Aus dem Spiel würde das niemand erraten. Die Rollen des Für sten und der Fürstin ruhen in den Händen von Lionell Barrynwre und Alma Rubens, allem Anschein nach einer Russin. Man wird selten Film-Darsteller so in den verkörperten Personen aufgehen sehen, wie hier. Sie machen erst die ganze Handlung glaubwürdig. Was von der Regie geleistet, welcher Aufwand für die großartigen Feste benötigt wurde, kann nicht beschrieben werden. Man muß es gesehen haben. Die Kosten eines solchen Films gehen in die Millionen. Es ist nur bedauerlich, daß dieses prächtige Stück am Anfang der Woche vorgeführt wird. In den Endlagen käme cs viel mehr Personen zu Gesicht. Umsomehr ist ein guter Besuch zu wünschen. Ueber das Lustspiel läßt sich nichts sagen. Es kommt kaum bis ans den Durchschnitt. Humor. Ein ganz Schlauer. Der Michclbaucr kommt zur Bank und fordert sein Guthaben nebst Zinsen, das ihm prompt ausgezahll wird. Anstatt dieses einzustecken, sagt er zum Kassierer: „So, jetzt können Sie's wieder haben — i hab' nur schauen wollen, ob's Geld noch da isl" Er macht'» aus Vergnügen. A.: „. . . Hm, Ihr Herr Bruder, der Zahnarzt, zieht aber, wie ich gehört habe, die Zähne sehr lang sam und schmerzhaft aus!" — B.: „O, der ist sehr reich — der treibt's nur zu seinem AergnügenI" Der Richtige. „Ist Herr Müller zu Hause?" fragte der Be sucher. — „Welchen Herrn Müller wollen Sie denn sprechen? Es wohnen doch zwei Brüder hier?" — „Na, den, der eine Schwester in Frankfurt hat." Vergeßlich. „Willkommen, lieber Professor, und wo ist Ihre liebe Frau?" — „Um Gotte» willen, die habe ich in der Bahn stehen lassen." Der nene Hut. „Dieser Hut macht Sie um zehn Jahre jünger, meine Dame", sagte die Verkäuferin. — „Dann kann ich Ihn nicht gebrauchen; bedenken Sic doch: Jedesmal, wenn ich ihn absetze, seh« ich: um zeh»Lahre älter aus."
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