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Der sächsische Erzähler : 15.09.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735715891-192509159
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735715891-19250915
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735715891-19250915
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Der sächsische Erzähler
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-09
- Tag 1925-09-15
-
Monat
1925-09
-
Jahr
1925
- Titel
- Der sächsische Erzähler : 15.09.1925
- Autor
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Der Sächsische Erzähler aia gewandt Sylvia entgegnete peinlich be-1 Er vergrub sich so sehr in diese Grübelei und starrte ganz anfänglich der Besitzer unseres Unternehs-geistesabwesend auf einen der künstlichen japanischen Ritter, grauenhaften Abenteuern und Ce- " tzaur erkannt und entging immer Beiblatt pr -bumae» 215. Dienstag, den 15. September 1S25 den Speisen, welche die Herrschaften sich am Bufett ausgc- wählt hatten, an die verschiedenen kleinen Tische in den Sä- l ' f 7 " . ' - — - - Conti wählten sich einen Platz auf derTerrasse unter den blü henden Olcanderbäunien. Antonio, der mit seinem aufmerk samen Bedientenauge hin und her ging und für die Geträn ke zu sorgen hatte, gewann den Eindruck, daß sich hinter dec heiteren und lebhaften Unterhaltung an jenem Tischchen ob ¬ rer sechzehn Jahre eine vollendete, keineswegs unerfahrene Weltdame war, gab sich alle Mühe, Krapfenbauer zu ero bern, seit sie eingesehen batte, daß Herbert Becrmann an ihr " ' 7'77 " ' "'7" nicht ein'galanter Mann, sondern auch eine günstige Partie sie. Die anderen jungen Herren der spanischen Gesell- t weilten nur vorübergehend hier und schienen sich hier richt binden zu wollen, oder sie waren davon unterrichtet, baß die Familie des spanischen Arztes einen Aufwand machte der weit über ihre Verhältnisse ging. Krapsenbauer wußte von dieser Tatsache nichts, aber wenn ihm auch der Gedanke, daß Doktor de Cent, durch seine Beziehungen auch ihm ge- chästlich van Nutzen sein konnte, als angenehme Tatsache durch den Sinn ging, so verliebte er sich doch immer rückhalts loser in die hübsche kleine Spanierin. (Fortsetzung st>lgt.) neur, halb zu Sylvia gewandt Sylvia entgegnete peinlich be rührt: „Er war < "" ^'7 ' 77 mens. Man merkt ihm in keiner Hinsicht den Mestizen an; er hat jahrelang in Deutschland studiert und überdies eins Spanierin als Mutter —" „Die er aber hartnäckig verleugnet!" mischte sich der Gouverneur ein, „ebenso, wie er sein spanisches Blut verleug net und Spanien haßt. Gerade seine Bildung und seine Um sicht sind für uns von großer Gefahr! Nicht nur, daß er seit Jahren einen erbitterten Prozeß'mit dem Rekollektenkloster uni Grundbesitz führt, er schürt auch im gel>eimen — ja, seien Sie überzeugt!" fügte der Gouverneur halblaut und erregter hinzu, als Maer in gutgespielter Miene ungläubig Zweifel zeigte, „jener junge Mann hält in feinen schmalen feinen Händen die Fäden des Geheimbundes, die sich über die ganze Inselgruppe erstrecken—" „Kommen Sie, man wartet auf uns daß Eure Exzellenz sich als erster an das Büfett begibt!" unterbrach Sylvia den Gouverneur, ergriff aufs neue seinen Arm und schritt mit ihm durch den Speisesaal. Als sie am Büfett ihren Arm aus dem des Gouverneurs löste, der seiner in der Nähe stehenden Gattin ein Scherzwort zurief, wandte sich Sylvia um. Da stand Maer plötzlich hin ter ihr. Er schien ans diesen unbeobachteten Augenblick ge wartet zu haben, denn er sagte nun hastig und eindringlich in seiner werbenden Art: „Warum entgleiten Sie mir geflissentlich, gnädige Frau? Ich fühle mich glücklich, daß das Schicksal mich unerwartet wieder in Ihren Weg führt, und Sie finden keinen Augen blick, sich mir zu widmen!" „Ich werde diesen Augenblick noch heute finden" entge- netc Sylvia, während ihr das Herz beklemmend schlug. Dann hob sie den Kopf und sah ibn mit einem Lächeln an, das halb Drohung halb Schelmerei in sich barg: „Aber ich werde nicht versäumen, Sie zu fragen, wie Sic, Herr John Maer, dazu kommen, sich als Herr von Kolz in meinem Hau se einzufinden!" Als sie sich von ihm wandte, um Antonio heranzuwin ken, sah sie nicht, daß aus Moers Augen für einen Augen blick ein siegesgewisses Lächeln leuchtete. Aber Mercedes de Conti und Jgnatio hatten dieses kurze Zwiegespräch zwischen der Frau des Hauses und dem heute eingesührten Herrn von Kolz beobachtet. Die junge Spanierin verfolgte Sylvia mit den Ai g.n. lleberrascht und mit Genugtuung sah sic, daß der junge Tajo ein erschreckendes Befremden in seinem Gesicht nicht verber gen konnte. Der Blick des Herrn von Kolz gab ihm einen Stich durchs Herz. So sah man nur eine Frau an, die man näher kannte, und ein großes Mißtrauen stieg in ihm auf. Daß jener glatte, liebenswürdige Herr von Kolz sich Sylvin zu nähern versuchte, war Tn>o begreiflich, denn er war jetzt zu der Ucbcrzeugung gelangt, daß der angebliche Herr von Kolz ein ausgemachter Schrukc fei. die an den Wänden des Speisesaales standen, daß er wie aus schwerem Druck sich löste, als Mercedes sich zu ihm neigte und ihm zuraunte: „Haben Sie eben die Sennora Beermann und Herrn von Kolz gesehen? Und haben Sie auch beobachtet, wie vorhin Sennora Beermann blaß wurde, fast wie ver steinert, als Sennor Beermann Herrn von Kolz seiner Frau vorstellte?" — „Nein, ich war »och nicht da!" entgegnete Tajo in er zwungener Ruhe, „aber Sie täuschen sich gewiß, Sennorita, es ist für die junge Hausfrau sicher anstrengend, heute abend zum erstenmal so viele fremde Gäste zu empfangen." — „O nein, ich habe sie zufällig genau beobachtet, ich stand in ihrer Nähe und glaube bestimmt, daß die beiden sich heute nicht zum erstenmal begegnet sind. Ach, und der gute Sennor Beermann, der bis über die Ohren in seine junge Frau ver liebt ist!" Die junge Spanierin fand es langweilig, daß Jgnatio ihr nicht antwortete und auf dieses für sie so interessante Ge biet nicht einzugehen schien. Mit um so größerer Freude be grüßte sie es deswegen, daß der lustige Krapfenbauer in die sem Augenblick herantrat, ihr den Arm bot und sie aufforder te, alle diese Leckerbissen nicht nur aus der Ferne zu bewun dern, sondern zuzugreifen. Die Diener eilten hin und her und trugen die Teller mit den Speisen, welche die Herrschaften sich am Büfett ausgc- wählt hatten, an die verschiedenen kleinen Tische in den Sä len und auf der Terrasse. Krapenbauer und Mercedes de Conti wählten sich einen Platz auf derTerrasse unter den blü henden Olcanderbäunien. Antonio, der mit seinem aufmerk samen Bedientenauge hin und her ging und für die Geträn ke zu sorgen hatte, gewann den Eindruck, daß sich hinter dec heiteren und lebhaften Unterhaltung an jenem Tischchen ab seits eine Verlobung anspann. Denn Mercedes, die trotz ih rer sechzehn Jahre eine vollendete, keineswegs unerfahrene Weltdame war, gab sich alle Mühe, Krapfenbauer zu ero- vorübergegangen war. Der lustige Gesellschafter war nur r' - - — r->. -r— « für sie. schäft Sein Aufenthalt, der nun acht Monate währte, wurde ein wilder Hvllentanz von grauenhaften Abenteuern und Ge fahren. Er wurde als Giaur erkannt und entging immer wieder nur wie durch ein Wunder den Anschlägen der fana tischen Mohammedaner. Nur einer schützte ihn. In seiner Not hatte Barth den Marabu und Tuareg häuptling Sidi Ahmed-el-Bakay um Gastfreundschaft gebe ten, aus der eine so rührende und innige Freundschaft zwi schen dem Wüstenscheich und dem Christen erblühte, dast man sie füglich ein afrikanisches Idyll nennen könnte. Tage lang saßen die neuen Freunde, der Marabu inmitten seiner Schüler und anderer Schriftgelehrten, auf den Teppichen u. Fellen im Hause des Gastfreundes einander gegenüber und lauschten wie einem Märchenerzähler dem Franken, der ihnen von den wunderbaren Christenländern erzählen mußte. Oder horchten auf die Verse Uhlands und Schillers, deren fremde Worte dem Scheich „wie Tritte der Krieger klangen". Oder sie lauschten auf die geheimnisvolle Spiel dose, die den arabischen Weisen wie ein Wunder vortam. Als Gegengabe gaben ihm der Scheich und seine Freunde Nachricht von ihrem Lande, von Menschen und Sitten. Als endlich dem deutschen Forscher der Boden allzuheiß unter den Füßen brannte und die immer wilder erregte Stadt ihn zur Flucht zwang, gewährte ihm der Scheich den Schutz seines Stammes, dessen HäuptlingTer war und dessen Zelte nahe der Stadt am Rande der Wüste sich erhoben. Schweren Herzens schieden die Freunde, als Barch im Juli 1854 wieder nach Kuka aufbrach. Ihr« Freundschaft aber überdauerte Zeit und Raum. Mancher Brief de» Scheichs wanderte später noch in das ferne Land der Franken, und jubelnd wurde im Hause Sidi Ahmed el Bakay's iede» Schreiben Abd el Kerims, des Christen, begrüßt. Fast al» ein Heiliger blieb er im Gedächtnisse jener Menschen. Al» um die Jahrhundertwende, also fast fünfzig Jahre später, «lN französischer Forscher von Timbuktu ins Tuaregland reiste, gab ihm ein alter Araber den Rat: „Sage den Tuareg», du wärest ein Sohn Abd el Kerims, und dieses Wort wird dein Schutzbrief sein!" Und di» Worte de» Alten wurden Wahr heit. Als Barth sich wieder Kuka näherte und krank und er schöpft nur mehr wenige Tage von dort entfernt war, stieß er völlig unerwartet aus den deutschen Forschungsreisenden Dr. Bogel, den die englische Regierung ihm zur Hilfe gelaicht hatte. Vogels Erstaunen war groß. Denn eben hat» »r von Kuka aus nach Europa berichtet, daß der Gesuchte in Sokota von Tuaregs ermordet worden sei. Längst hielt ihn auch Europa für tot. In der Zeitschrift für allgemein« Gev- kunde erschien sogar ein Nekrolog. Nach stillen Wochen in Kuka trennten sich di« beWen Deutschen. Der junge unerfahrene, aber wagemutig« Dok tor zog durch die noch von keinem Europäer betretenen nstl- latahländer nach dem Sultanat Wadäi, das keimet ootr den wenigen Christen, die seine Grenze überschritten, jemals Me- der verlassen hatte. Dunkler Ahnungen voll ließ ihn Biarth gewähren. Er konnte ihn nicht halten. Selbst aber zog « ihn in die Heimat, denn fast fünf Jahre waren oergMWv, seit er sie verlassen. Wenige Monate später ritt er m Tri poli» ein, und in den ersten Tagen des September 1888 betrat er in Marseille wieder europäischen Boden. In den Tagen, in denen Dr. Vogel bei einer Audienz beim Sultan von Wadai unker den Krummsäbeln der Leibwache fiel, traf Barth in England ein. ««berühmter deutscher Asritaforscher. Bon AlfonsoonCzibulka. derte^die Fristen greulich zu plünl In den Tagen, in denen der kühne Feldzug des Scheichs Abd el Krim», was soviel wie „Diener des Allgütigen" be deutet, die Augen aller Welt auf Afrika lenkt, ist es nicht ohne Reiz, sich des ersten großen deutschen Afrikaners zu er innern. Umsomehr als sich im Herbste zum 70. Male der Tag jährt, an dem HeinrichDarth nach seinem glorrei chen Zuge wieder das europäische Festland betrat und es nun sechzig Jahre her sind, daß er gestorben. Auch ist es merkwürdig genug, daß ihn fast eine Namensgleichheit mit dem Scheich der Rifkabylen verbindet. Denn als er in Ver kleidung durch die gefährlichsten und christenfeindlichsten Ge- dlete reiste, nannte er sich Abd e Kerim, also „Diener des Mgnädigen". Im Jahre 1849 bereitete die englische Regierung eine Erforschung des mohammedanischen Negerreichs Bornu vor, zu deren Führung sie den Afrikaforscher und Missionar James Richardson ousersehen hatte. Durch die Bemühungen des preußischen Gesandten in London wurde die Erlaubnis erwirkt, daß ein deutscher Gelehrter an dem Unternehmen teilnehmcn dürfe. Der Gesandte wandte sich also an den damals nach Humboldt berühmtesten deutschen Gelehrten, an den Geographen Karl Ritter, mit der Bitte, ihm einen Herrn vorzuschlagen. Unverzüglich nannte Ritter seinen einstigen Schüler Heinrich Barth, der seines Zeichens wohl Philologe war, sich aber bald auch anderen Wissensgebieten zugewandt hatte und sich überdies trotz seiner Äugend — er war erst achtundzwanzig Jahre alt — durch eine vierjäh rige Reise um das Mittelmeer schon einen Namen gemacht hatte Und in afrikanischen Dingen wohlerfahren war. Auch beherrschte er vollkommen die verschiedensten arabischen Idiome. Vater Barth, der von thüringischen Bauern herstam mend, in Hamburg zu einem wohlhabenden Mann geworden war, weigerte sich fürs erste, aus Angst, seinen Sohn zu ver lieren, ihm die Summe auszuzahlen, die die britische Regie rung jedem Teilnehmer des Unternehmens als Privatmittel wrschrieh. So mußte der Sohn fast auf die Reise verzich ten. Erst als es an den Vaterstolz des Alten rührte, daß die geograpiniche Gesellschaft zu Berlin nun an Stelle seines Sohnes den jungen Geologen und Astronomen Dr. Overweg «den Engländern in Vorschlag brachte, gab er nach. Und die britische Regierung erteilte nun auch Overweg die Erlaubnis zur Teilnahme. Daß aus dieser englischen Expedition die vielleicht berühmteste deutsche werden sollte, konnte die Lon doner Regierung ja nicht wissen. In den Weihnachtstagen des gleichen Jahres versam melte sich die Expedition in Philippeville in Algerien. Em Vierteljahr darauf brach sie auf. Das erste Ziel war Mur- zuk, der Hauptort der Oase Fessan. In Eilmärschen bis zu dreißig Stunden Dauer durch das glühende Land erreichten sic in sechs Wochen das erste Reiseziel. Von dort ging? in einem abenteuervollen Ritt, der fast das Ende der Kara wane brachte, nach der noch völlig unbekannten Oase Air. Nur der Heldenmut und die stolze Art Heinrich Barths ret tete die Weißen vor grauenhafter Ermordung durch die Wü stenräuber, die Tag und Nacht habgierig die Karawane be gleiteten, ja selbst am Lagerfeuer mit ihr saßen. Als sie die Christen zwingen wollten, sich zum Islam zu bekehren, da beugte Barth oen Nacken unter die Säbel der Tuaregs und rief, daß er eher sterben wolle, als dies zu tun. Diesem Unter derTroperrsonne Roman von den Philippinen. Von Erika Grupe-Lörcher. (14. Fortsegung.) (Nachdruck verboten.) „Interessieren Eure Exzellenz sich so sehr für Deutsch land?" fragte Sylvia, als sie seinen Arm nahm und die drei langsam durch den Saal gingen. Und der Gouverneur fuhr begeistert fort: „Deutschland schreitet fort, Deutschland arbei tet. Aber Spanien bleibt stehen und flickt nicht einmal die Schäden aus, die sich im Land finden, es bildet sich ein, daß die spanischen Lorbeeren von Philipp dem Zweiten unver- welklich sind!" Da mischte sich John Maer hinein: „Aber es werden doch hohe Steuern in Spanien gezahlt, die Regierung wirft große Summen für Heer und Marine aus!" Der Gouverneur lächelte und entgegnete leiser: „Hohe Summen! Verehrtester, die stehen nur auf dem Papier, Spanien ist arm. Und ungetreue Beamte sorgen dafür, daß, wenn wirklich hohe Summen ausgesetzt sind, hohe Anteile in ihre eigene Tasche gleiten. Und weil die spanische Regierung trotz meiner Einsprüche und Warnungen fortfährt, ungenü gende Beamte zur Verwaltung hier herauszuschicken, Be amte, die man im Mutterlande für untüchtig befunden oder die sich dort mißliebig gemacht haben — deswegen geht es mit unseren Kolonien nicht vqran! Und —" „Ich habe hier bei meinem allerdings kurzen Aufenthalt eine besondere Erbitterung gegen den Klerus unter den Eingeborenen gefunden," warf John Muer vorsichtig dazwi schen. „Ja, es ist hier ein schwüler Boden!" entgegnete der Gouverneur, ernster werdend, „besonders für uns spanische Beamten. Es können wohl leicht hier Unruhen ausbrechen." „Halten Sie den Ausbruch für so nahe bevorstehend?" fragte John Maer, und Sylvia hörte mit ihrem aufmerksa men Ohr wieder ein vorsichtiges Tasten heraus. „Ach, da ist ja auch Don Jgnatio!" entgegnete der Gou verneur plötzlich abbrechend, als sie an den Flügeltüren des Saales angelangt waren, „sehen sie, Sennor von Kolz," und er neigte sich, John Maers Arm ergreifend, vor, „jener junge Mann dort, der an der Terrassentür mit der jungen übermü tigen Sennorita Mercedes lacht, ist eine Persönlichkeit, die uns zu schaffen macht! — Er ist ein junger Mestize —" Sylvia behielt Maer im Auge. Er blickte Jgnatio an, und plötzlich ging für einen Augenblick ein unwilliges Erken nen über seine Züge, es war ihm augenscheinlich ein peinli ches Zusammentreffen, daß er Jgnatio in dieser Gesellschaft fand. „Aber wie kommt ein junger Mestize in ihr Haus, in diese Gesellschaft?" fragte er , seine Spannung hinter einer gewissen höflichen Neugierde verbergend, halb zum Gouver- die wilden' Wüstenräu- - _ la» sie freilich nicht hin- e, die Christen greulich zu plündern. Al» man endlich, bestohlen und beraubt, di« Oase er reichte, blieb die Expedition für lange Zeit dort stehen. Barch aber bereiste, nur von einem arabischen Diener begleitet, das den Geographen noch kaum bekannt« hohe Gebirgsland Air und besuchte Agades. Erst im Dezember brach man ge schlossen wieder auf. Um besser und mit weniger Aufsehen reisen zu können, trennte man sich schon noch kurzer Zeit. Barth ging nach Kano, dem Haupthandelsort des Sudans, Overweg bereiste die Haussaländer und Richardsohn selbst zog gegen Kuka, der Residenz des Schejhs vor^Bornu, wo die Karawane sich wieder sammeln sollte. Cs wurde nichts daraus, denn wenige Tage vor Kuka fand Barth die Expedition führerlos an der Leiche Richard sons, der an ErMpfung gestorben war. Die Sorgen be gannen. Denn weder hatte Barch eine Ahnung, ob die eng lische Regierung, deren Weisung ihn vor einem Jahre nicht erreichen konnte, ihm die Führung der Expedition anver trauen wolle, noch hatte er Geld. 48 (!) Mark war alles, was ihm blieb. Und auch der Dr. Overweg fehlte. Aber kühn und unbekümmert, ob es den Engländern recht sei oder nicht, führte er die Karawane weiter nach Süden. Einen Monat püter war auch Overwcg in Kuka. Barth's Erfahrung im Umgänge mit mohammedanischen Menschen, sein stolzes Selbstbewußtsein und seine ruhige Art und nicht zuletzt die Güte des alten vornehmen Scheichs Omar von Bornu brach ten es zuwege, daß ihm der Vezir dieses Despoten ein an sehnliches Darlehen auszahlte. So war er Herr seines Han delns. Und Scheich Omar, derselbe der später einen anderen großen Deutschen, Gustav Nachtigal, so väterlich und fürst lich beschirmte, ebnete ihm die Wege. Während Overweg an den Tsad-See ging, erforschte Barth die Uferländer dieses großen Binnenmeeres. Wobei er — es war die größte Tat dieses Forscherzuges — jenen gewaltigen Nebenstrom des Nigers, den Binuö, entdeckte, und damit den Weg von dem Golfe von Guinea nach Zen tralafrika aufschloß. Dann kitt er, sich dem berüchtigten Räu berstamme der Uslad — Sliman anschließend, in die Ge biete östlich des Sees, besuchte die unermeßlich sich ausbrei tenden Landschaften des Reitervolks der Musgu nördlich Kameruns und sah das Sultanat Baghirmi, wo er für kürze Zeit sogar in Ketten gelegt wurde. Als er frei wurde und wieder in Kuka weilte, erreichte ihn — es war im Sommer 1852 — die Antwort der eng lischen Regierung auf seine Meldung vom Tod« des Füh rers. London gab ihm volle Freiheit. Es waren Tage der Freude und des Stolzes, die nur bitter der Tod Overwegs trübte, der, dreißig Äahre alt, an dem Ufer des Tsads am Fieber gestorben war. Barth stand allein in der afrikani schen Wildnis. Aber wieder blieb er hart. Und in dem dritten Jahre, in dem ihn nun schon die ungeheure Weite afrikanischer Landschaft umschloß, ging er seinen schwersten Weg. Timbuktu, die geheimnisvolle und christenfeindltche Wüstenstadt, die im Mittelalter von Tuaregs gegründet wurde, ist sein Ziel. Kaum ein Christ hatte,fi« vor mm be treten und die wenigen, die es getan, hatten es nnt dem Leben bezahlt. Damals eben, da er durch die Landschaften fanatischer Araberstämme ritt, nahm er den Namen Abd el Kerim an., Als hoher türkischer Würdenträger verkleidet, zog er fast ein Jahr, nachdem er Kuka verlassen, in Tim buktu, der Königin der Wüste ein.
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