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xFZKs L S- V K ß L. k f Gin Kamenzer Alchymist. Von Dr. Georg Pilt. lRachdruck Verde»««) Seit Vater August s und Mutter Anna's Zeiten war Sachsen eine Heimstätte der Goldmacherkunst und Dresden der Sitz alchymistischer Fürsten geblieben. Ungeachtet letztere mehrfach von trügerischen Adepten hintergangen wurden, konnten sie sich doch nicht von dem allgemeinen Wahnglau ben an die Möglichkeit, Gold herzustellen, befreien. Am eif rigsten wurde die Alchymie am wettinischen Hofe betrieben, als die Erwerbung der polnischen Krone einen außerordent lichen Geldaufwand mit sich brachte. In diese Zeit fällt nun die Heranziehung eines Lausitzers, der schon lange und zwar zu seinem finanziellen Schaden der hermetischen Wissenschaft obgelegen hatte. Es war der Stadtphysikus Dr. med. Trau gott Dietrich Wagner in Kamenz. Als der säch sische Hof auf denselben aufmerksam gemacht worden war, ließ ihn der Staatsminister Freiher v. Hennicke schleunigst nach Dresden bitten. Empfohlen hatte ihn der Akzisinspck- tor Georg Heinrich Marsmann in Kamenz. Von letzterem war am 27. August 1739 brieflich jenem Minister mitgeteilt worden, daß der Kamenzer Stadtphysikus, „ein solider Medicus und prosonder Chymicus", unter Aufopfe rung seines Vermögens „das Geheimnis, welches der glor- würdige Kurfürst Augustus I und dessen kurfürstliche Ge mahlin Anna gehabt, das reinste Silber zu machen, und welches durch die Schuld des Kanzlers Krell verloren gegan gen, recuperieret. Er getrauet sich unter der Hilfe Gottes der königlichen Kammer alle Monate über eine Tonne Gol des zu profitieren." Das war stark, sehr stark aufgctragen. Doch es wirkte und verschaffte dem Dr. Wagner die Mittel, seine Versuche weiter -u betreiben. Unter den Forderungen, welche W. an den Minister stellte, und glatt bewilligt erhielt, befand sich zunächst diese: Er brauche als Beistand einen Laboranten, da er als „Valetudinarius" nicht am Feuer stehen könne. Bei der doppelten Bedeutung dieses Wortes („kränklicher Mensch" oder „Lazarettarzt") ist der Sinn nicht klar. Er hatte ein von ihm sorgfältig geheimgehaltenes Manuskript übergeben, in welchem er drei Hauptteike seiner Kunst unterschied: Ueber die Präparation eines Merkurial- wassers, desgleiä)en eines sulknris lunae und dieser beiden richtige Mischung, Verbindung, Auflösung und Kochung. Man sieht, daß sich Wagner trotz seiner wissenschaftlichen Kenntnis der Chemie nicht losgemacht hatte von dem Glau ben an die beiden hypothetischen Elemente der Alchymisten, dem philosophischen Merkur und dem Mondschwefel, aus welchen beiden alle Metalle bestehen sollten. Am 9. Sep tember 1739 eröffnete Minister v. Hennicke dem Dr. Wagner: der jetzige König-Kurfürst habe viele und große Kosten auf das Geheimnis verwendet, „es wäre aber allezeit auf Windc- macherei und Geldschneiderei ausgelaufen. Wagners Sache wolle Majestät jedoch noch vornehmen lassen." Nicht zum mindesten mochte der Hof nach Mißglücken so vieler Versuche zerlegte noch einen solche» wagen, weil hier ein studierter Mann ' Träger der Idee war. Mit den ersten 50 Talern Vorschuß, die Wagner an jenem Tage erhielt, begann nun für ihn eine Neribelebung seiner Experimeirte. Er hatte sich zum Labo ranten den Kamenzer Apotheker Johann Gottfried Haugk ausersehen. Letzterer wurde, nach Dresden beschie- den und am 15. Septeniber 1739 „zum geheimen Werk ver pflichtet mir eidliärem Gelöbnip zur „Verschwiegenheit bis ins Grab." Haugk, der sich zwar einen lockenden Nebenver dienst nicht entgehen lassen wollte, anscheinend aber von starken Zweifeln erfüllt war, wirkte sich dabei für seine Per son aus, daß er bei etwaigem Nichtgelingen des Vorhabens ohne Verantwortung und ohne Nachteile bleiben solle. Die beiden fingen nun zu hantieren an, und dieser An fang geschah im Namen der heiligen Dreieinigkeit. Sie legten ein Diarium an, in welches täglich alle Phasen des Werdeganges genau eingetragen wurden. Die betreffenden Aufzeichlumgen strotzten von dunklen alchymistischen Fach ausdrücken, die wir füglich übergehen können. Als erste Anschaffung, welche Haugk bewirkte, verzeichnete er 8 „vvu, plnlosoptnca", ü 8 Groschen. Unter diesen philosophischen Eiern verstand man eiförmige Phiolen, in welchen die Alchy misten den Stein der Weisen, jenes angebliche Mitte! zur Verwandlung unedler Metalle in edle, heroorzubringen such ten. Die Kamenzer Adepten waren bemüht, „durch Fäu- lung und Solvierung des corporis in dem Wasser der Philo sophen" mittels gelinder Wärme die Seele des Silbers her- Rv^ttnd lieblos war da» Familienleben der Sorben. Et» naugeb««n«s Mädchen wurde nicht selten von der eig- aa» Mutter getötet, während sich den Söhnen die volle Nei gung der Eltern zuwandte. Da dem Sorben die Freiheit Ster alles galt, so gab er in Gefahr lieber Weib und Kinder dem Feinde preis, wenn er dadurch sich selbst vor der Ge fangenschaft bewahren konnte. Verletzungen am Eigentum des Nächsten waren in den Augen der Sorben nicht beson der» verwerflich, ja es war der Diebstahl direkt dann erlaubt, wenn es galt, gegen einen Fremden Gastfreundschaft zu üben. ' „Was du in der Nacht gestohlen hast, sollst du am anderen Morgen an Gäste austeilen", so war die Anschau ung. Ein feltsar.es Zeremoniell wurde bei der Bestattung aiyes Toten beobachtet. Inmitten des Dorfes wurde die Leiche aus einen mächtigen Holzstoß gelegt und verbrannt. Diese Aschenüberrest« wurden in Urnen gesammelt und an gememsamer Begräbnisstätte unweit des Dorfes vergraben. Um di« Urne herum wurden kleine Näpfchen, die die Tränen der Hinterbliebenen «»Hielten, aufgestellt. Solche Begräb nisstätten find in der Westlausitz in großer Anzahl vorhan den und immer wieder stößt der Pflug des Landmannes auf neue Urnenselder. Mit dem Ende des ersten Jahrhunderts nach Christi be gannen die blutigen Kämpfe der Sorben mit den über der Elbe vordringenden Deutschen. Siegreich drang das Kreuz hinein in die finsteren Wälder, aber es bedurfte noch Jahr hunderte, ehe die Macht des Heidentums gebrochen war. Die Sorben wollten sichtbare Zeichen der Macht des Christengot tes sehen und noch im Jahre 1110 berichtet der Erzbischof Adelgot von Magdeburg, daß sie an den Leichen der von ihnen zu Tode gemarterten Christen höhnisch ausriefen: „Wo ist nun euer Gott? Tot ist euer Christus. Es siegt der rühm reiche Pripegalla (der Gott der Natur)." In langwierigen Kämpfen hatte schließlich der deutsche König Heinrich, ein Sohn des Sachsenherzogs Otto, die Dale- winziger zwischen Mulde u. Spree niedergeworsen u. grün dete S28 die Burg Meißen, um von hier aus die Lausitzer und Milzener in der Lausitz zu unterwerfen. Nach blutigen,, langwierigen Ringen gelang es ihm, und nun hielt er mit eiserner Faust die Sorben nieder. Ihre heiligen Haine und Altäre ließ er Niederreißen und christliche Kapellen an ihre Stelle setzen, in denen unerschrockene Prediger das Evange lium Christi verkündeten. Um sich aber den Besitz dieser östlichen Provinzen dauernd zu sichern, bildete der König aus den sorbischen Gauen Daleminzia, Chutizi und Nisani die Markgrafschaft Meißen, aus Milsca, Zagost und Goralitz aber die Markgrafschaft OVer la u s i tz. Die Ländereien dieser Provinzen schenkte er deut schen Rittern, die in den Kämpfen gegen die Sorben Dienste gtteiftet hatten und verschaffte sich dadurch zu Dank verpflich tete Kriegsleute, den Sorben aber strenge Gewalthaber. Sein Sohn Otto setzte das Germanisierungswerk fort und grün dete in jeder Markgrasschast ein Bistum. Die Gaue zerlegte er in Burgwartsbezirke, über die er Burggrafen setzte. Immer mehr wurden die bisher freien Sorben zu unfreien herabgedrückt und nicht selten mit dem Verkaufe des Bodens an die deutschen Ansiedler begonnen. Die Sorben lehnten sich gegen ihre Bezwinger auf, als es im Anfänge des 11. Jahrhunderts den Polen gelungen war, in blutigen Kämpfen gegen die Deutschen bis zur Elbe vorzudringen. Allein 1031 wurde der Polenherzog von König Konrad II vÄig geschlagen und aus dem Londe getrieben und nun war das Schicksal der Sorben für immer besiegelt. Im Jahre 1086 belehnte Heinrich IV den Herzog Wra- tislaw II von Böhmen zum Danke für geleistete Kriegsdienste mit der Markgrasschast Oberlausitz und verlieh ihm zugleich den Königstitel. Mehrere Jahrhunderte hindurch blieb die Markgrafschaft Oberlausitz im Besitze der böhmischen Könige, bis sie 1635 während des 30jährigen Krieges von Ferdi nand N an Sachsen abgetreten wurde. Roch heute erinnern alle Ortsnamen der Westlausitz mit den Endungen iz, itz, bitz, itsch, witz, wig, ritz, zig, nitz, etsch, au, enz usw. an ihren sorbischen Ursprung und es ist teilweise sogar noch der Untersched zwischen den Ansiedelungssormen sorbischer und deutscher Ortschaften deutlich zu erkennen, wie sich denn auch in einzelnen Gegenden der Lausitz in den Menden die Nachkommen der alten Sorbenvölker bis auf die beutizc Zeit erhalten haben.