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Nnsero ^Keünat KächüschsnLrzäHLr M.A. 13.SkOk.1W OieBesiedelungberWestlausitz Von Paul Hübschmann, Königsbrück. Uralt ist die Geschichte unserer Heimat. Sie reicht zu rück in jene Zeit, da noch der undurchdringliche Miriquidi- wald den größten Teil unseres jetzigen Vaterlandes bedeckte und verliert sich dann im Reiche geheimnisvoller Sage. Zahl reiche Funde lassen mit Bestimmtheit annehmen, daß bereits in den ersten Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung die Lausitz besiedelt war. Freilich war es damals wohl ein be gehrtes Land, denn im Norden breiteten sich mächtige Sümp fe aus und ließen die Urbarmachung des Bodens nur Schritt für Schritt vorwärts dringen, im Süden setzte der ungeheure Urwald mit seinen finsteren Schluchten, in denen Bären, Wölse und anderes Getier den Eindringling bedrohten, der vordringenden Kultur ein Halt entgegen. Als erste Bewoh ner des Landstriches zwischen der Oder und der Elbe wer den geschichtlich die Sueben, ein Germanenstamm, er wähnt. Zur Zeit der großen Völkerwanderung verließ dieser Volksstrom seine Heimat und zog nach Süd- und West europa. Nur wenige Reste blieben zurück. Von Osten her ergoß sich aber ein neuer Völkerstamm die Slave n. Sie waren vordem in den weiten Steppen des östlichen Europas ansässig und den Avaren, einem mächtigen Stamme im heutigen Rußlande, untertan. Als die Avaren das Land verließen und sich nach Südungarn wandten, erhoben sich auch die Slaven in ihren östlich der Weichsel gelegenen An siedelungen und zogen in das von den bisherigen Bewohnern verlassene Ostgermanicn ein. Einer der slavischen Stämme, die Sorben, ergriff von dem Lande zwischen Bober und Saale Besitz. Die Sorben unterschieden sich in die Sius - ler zwischen Mulde und Saale, die Daleminzier im nordöstlichen Teile Sachsens nach der Elbe zu, die Nisa- nerim Elbtale, die M i l z e n e r in der Oberlausitz und die Lusitzer in der Niederlausitz. Schon in der Anlage unterschieden sich die sorbischen Ansiedelungen wesentlich von den germanischen Wohnsitzen. Letztere lagen weit in Wäldern des Flachlandes, denn der Germane wollte unbeschränkter Herrscher auf seinem Grund und Boden sein, dort allein nur jagen und fischen, allein nur seine Felder bestellen. Anders die sorbischen Ansiedelungen. In strenggeschlossenen Geschlechtern vereint, bauten sich die Sorben im offenen Flachlands an, und gründeten da, wo ein Flußlauf mit angrenzendem Weidelande ihnen die Mög lichkeit landwirtschaftlicher Tätigkeit gab, ihre Niederlassun gen. Der Anblick der wendischen Niederlassungen bot ein wenig erfreuliches Bild. Um den runden Dorfplatz reihten sich, eng aneinander gedrängt, die kleinen Hütten, roh und kunstlos aus Lehm und Fachwerk errichtet, mit rundem spitz tzulaufendem Dach aus Schilf und Stroh. Um so besser eig neten sich aber diese Dorfanlagen zur Verteidigung. Rafth war der einzige Zugang zum Orte versperrt Und wehe de» Verwegenen, der sich zu nahe an die Keine FestlM heran wagte. Aus sicherem Hinterhalte schwirrte der Pfeil »ad streckte den Feind zu Boden. Eine größere politische Einheit besaßen die Sorben nie. Je 20 bis SV Dörfer war« « Sudpanien-Herrschaften vereinigt und innerhalb dieser 8»w- panien standen die Stammesangehörigeu unter der Gewalt eines Stammesfürften, dessen Würde mit dem Tode aa sei nen ersten männlichen Nachkommen überging. Dieser Fürst, unumschränkter Herrscher und Gewaltzaber über Leb« und Eigentum seiner Untertanen, wohnte in einer fest« Burg in geschützter Lage seines Gaues. Der Sitz des Fürst« der Daleminzier war das uralte Budisfin (Bautzen). In früherer Zeit war bereits den Sorben das Eis« und dessen Verarbeitung bekannt. Auch im Unfertigen von Ton gesäßen zeigten sie schon von Alters her einen gewissen Kunstsinn und große Geschicklichkeit und heute noch seh« wir mit Bewunderung die zahlreichen Funde dieser Tätigkeit. Die Religion der Sorben stellt sich in ihren Umfang« als reine Naturreligion dar. Steine, Quellen, Haine, Berge, Waffen wurden von ihnen als Gottheit verehrt. Allein dar Werden und Vergehen dieser Dinge weckte allmählich d« Glauben an höhere Mächte, Mächte, die ja nach ihrem war- nehmbaren Wirken dem Menschen gut oder böse gesinnt waren Im weiteren Verlaufe der religiösen Entwickelung formten sich die Mächte immer mehr zu Trägern von Be wußtsein, Willen und verstand und man fand für sie aller lei Formen der Darstellung, Bielebog, der gute Gott, der Urheber des Lichtes, zeigte im Götzenbilde der. Mensch« sein immerwährendes freundliches Lächeln. Während der der Menschheil feindlich gesinnte Czornebog, der Ur grund alles Bösen, stets sein finsteres Antlitz zur Schau trug. Svantovit beherrschte die Fluren und schenkt« den Men schen je nach seiner Absicht reichliche oder kärgliche Ernte; Radegast, konnte den Waffen Unglück oder Sieg ver leihen und Smertnitza, die Todesgöttin, brachte die Verstorbenen zum Raj, dem Totenreiche. In Hellen Som mernächten streifte Pschipoluitza als verschleierte Frau durch die Getreideselder und spendete milden Tau und au» den finsteren Wäldern ließ Dziwitza ihren Hellen Jagd ruf erschallen. Die religiöse Phantasie bevölkerte die Lust und das Wasser mit allerlei Spukgeftalten, während i« Hause die Ludki oder Kolki, winzige Zwerggötter, nachts ihr Unwesen trieben und den Menschen allerlei Scha- bernak spielten. Nur reichliche Opfergabe konnte dem Men schen die Huld der Götter erhalt« und je blutiger diese Opfer waren, umsomehr sprachen sie bei jenen an. Das Blut wurde als der Sitz der Seele angesehen und Menschenblut war von den Götte« besonders begehrt. Mindestens im Jahre ein mal wurde ein Menschenopfer gebracht und es waren rn , der späteren Zeit besonders christliche Gefangene, di« diese» Zwecke dienen mußten.