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Nr. 2V8 Sonntag, den 6. September 1V25. M- Lon feinen Forderungen im Aufruf von 1920 (siehe fpondenzblatt" Nr. 35 vom 28. AugUst 1920): „Richt mit Munition darf verkehren, MeK ein einzig« material beladenes Schiff den Hafen verlass« so. Jahrgang Tagesschau. Nach einer Meldung aus Genf sei im Verlauf der alliier ten Ministerbesprechung die Räumung der Kölner Zone grundsätzlich vereinbart worden. Der Abschluß der Räu mung soll in drei Monaten erfolgen. Der RekArat hat die Gültigkeit der Getreideeinfuhr scheine aus S Monate festgelegt. * Die Zahl der Todesopfer bei der Katastrophe des amerikanischen Luftschiffes wird jetzt auf 15 angegeben. Zu den mir * bezeichneten Meldungen finden die Leser Aus- führuchesan anderer Stelle. Internationale Sozialisten« kongresse und ihre Beschlüsse. Bon E m i l Kloth, ehemaligen internationalen Tewerkschastssekretär. Mieder einmal sand «in internationaler Sozialfftenkon- greß statt, und -war in Marseille. Die Welt lauscht aber nicht mehr mit angehaltenem Atem auf die Beschlüsse, welche dort gefaßt werden- Sk tut gut daran, denn meistens ge- Mmrsr. Nti^S^schlüfse reine lebendige Gestalt, fanden, st« fMren temgnch auf dem Papier ein beschauliches Dasein, so weit wenigstens die außerheutschen Länder in Betracht kom men. Äas ist auch sehr erklärlich, wenn man die Psyche und Stärke der sozialistischen Parteien der anderen Länder und lischen Arbeiterpartei, der eine Revision des Versailler Ver trages bezweckte, von den deutschen Sozialisten nieder gestimmt wurde, weshalb die englischen Vertreter entrüstet den Saal verließen. Ganz anders dagegen die französischen Sozialisten. Sie haben sowohl dem Versailler Diktat als auch allen Maßnah men ihrer Regierungen gegen Deutschland zugestimmt oder mindestens keine Schwierigkeiten bereitet. Auch auf dem 1925er Marseiller Kongreß pries Bracke-Paris nach dem Bericht des „Vorwärts" (Nr. 397 vom 23. August 1925) die Marseillaise als „das Freiheitslied der französischen Revo lution, das im Kampfe die revolutionären Heere auf ihrem Siegeszug gegen den Imperialismus und die Reaktion in Europa begleitet hat," obgleich die Marseillaise das natio nalste Lied auf Gottes Erdboden ist und einer seiner Verse mit den Strophen beginnt: „O heilge Vaterlandsliebe, beseele unfern Rächerarm! Freiheit, Freiheit mit wuchtigem Hiebe vernichte unserer Feinde Schwarm." Ueber die fetzigen Mitgliederzahlen der Internationale herrscht in allen Berichten ein verdächtiges Schweigen. Wa rum? Das geht wohl aus der weiteren Bemerkung Brockes auf dem Marseiller Kongreß hervor, wonach „die Mitglie derzahl der (französischen) Partei so gefallen war, daß man sie nicht mehr zü veröffentlichen wagte." Weit mehr organisatorische Macht steckt in der gewerk schaftlichen Internationale. Nach der „Internationalen Rundschau" des Internationalen Arbeitsamtes in Lenf zähl- die Gewerkschaften der Well 1918: 16152000, 1920: 48 029000 Mitglieder. Im Internationalen Gewerkschafts bund waren davon aber bedeutend weniger, dem 1904 nur 2878975, 1912: 7 394 461, 1921: 23 907 657 und am 31. Dezember 1923 nur noch 16528072 angeschlossen waren. „Karre- . icht ein Zug ,es mit Kriegs fen, nicht ein einziger Soldat soll weiter befördert werden," — hat auch er nichts zu verwirklichen vermocht. Schließlich sitzt den sozialistischen Internationalen die kommunistische im Nacken, welche von Moskau geleitet wird und eine kennzeichnende Illustration zu dem berühmten Worte gibt: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!" Dr. Ktrefemamr über die Wieder annäherung der USUrer. Berlin. 5. September. (Drahtb.) Reichsaußenminkster Dr. Stresemann hat einer Sondernummer der Zeitschrift „Das Hotel" di« aus Anlaß der heute in Scheoeninaen be- ginnenden 50. Generalversammlung de« Internationalen Hotelbesitzervereins herausgegeben worden ist, «in Geleit- wort gewidmet, in dem es Heißt: Europa droht unter einer militärischen Rüstungslast zusammenzubrechen, die wett ge fährlicher ist, als 1914, weil seine Völker van Argwohn und gressen zu Stuttgart (1907), Kopenhagen (1910) und Basel beiwohnte, ebenso als internattonaler Sekretär der Buch binder-Internationale der internationalen Gewerkschaft konferenz zu Zürich (1913), so glaube ich mir ein Urteil hier- über erlauben zu können. - Wie kommen die Beschlüsse zustande? Drei obligato rische Verhandlungssprachen gibt es: Deutsch, Englisch, Französisch. Doch sind auch andere Sprachen zugelassen für diejenigen, welche einer der drei Sprachen nicht mächtig sind, oder angeblich nicht mächtig sein wollen, wie beispiels weise die Tschechen aus Haß gegen das Deutsche. Somit müssen alle Reden mindestens in zwei andere Sprachen übersetzt werden. Man kann sich denken, wie zeitraubend das fft und wie leicht heim besten Willen dabei Irrtümer und Mißverständnisse unterlaufen können. Welche Autoritäten können überhaupt solche Beschlüsse beanspruchen, wenn man die Stärke der sozialistischen Par teien in den verschiedenen Ländern und ihre Vertretung auf den internattonalen Kongresten betrachtet? Die deutsche Par tei hatte die stärkste Organisation und sandte 1912 111 Ab geordnete unter 286 bürgerlichen in den Reichstag, während in England die Organisation der drei sozialistischen Parteien nur sehr schwach war und nur 40 Arbeiterpartei!» unter 628 bürgerlichen Abgeordneten im Parlament saßen, von denen mindestens ein Drittel keine Sozialisten waren. Nichtsdestoweniger hatten die Engländer genau soviel Stimmrecht (20 Stimmen) wie die Deutschen; und selbst das kleine Dänemark mit seinen 3A Millionen Einwohnern durfte 10 Stimmen in die Wagschale werfen. Frankreich mit seiner schwachen Partei- und Gewerkschastsorganisatton sah nichtsdestoweniger mit 5 Vertretern gegenüber 4 deut schen im Internationalen Sozialistischen Büro in Brüssel. Ganz abgesehen davon, daß es angesichts der verschied rn- artig gelagerten Verhältnisse in den einzelnen Ländern ein Ding der Unmöglichkeit ist, für alle Länder passend« Be schlüsse zu fasten, kann man es bei einer solchen fragwürdi gen Vertretung keiner Partei zumuten, die internattonalen Beschlüsse maßgeblich zu betrachten. Merkwürdigerweise wäret» es jedoch immer die eigent lich in der Vertretung sehr benachteiligten Deutschen, welche sich für verpflichtet hielten, jene Beschlüsse durchzuführen, während die Sozialisten der anderen Länder sich wenig um ihre Durchführung bemühten, was besonders auf die Mai feier und die immer das Interest« ihrer Lande» nüchtern be rechnenden Engländer zutrifft. Di« amerikanischen Arbeiter waren überhaupt nicht in der politisch«» Internationale ver- tretest, ha man das mikroskopisch klein« Häuflein von Sozia- listen Nicht im ernst als ihre Vertretung ansehen konnte und von Ihnen selbst auch nicht al» solche anerkannt wurde. Mit dem Ausbruch de» Weltkriege» brach auch die In- tepniitionale mitten auseinander, obgleich der Internationale Kongreß zu Basel 1912 noch in einem feierlichen Manifest Segen den Krieg Stellung genommen und wörtlich erflärt hatte: „Die Proletarier empfinden es als ein verbrechen, aufeinander zu schieße»» zum Vorteil des Profits der Kapi talisten, des Ehrgeizes der Dynastien und zur höheren Ehre diplomatischer Geheimverträge." In England, Frankreich und Belgien stellten die Sozialisten sofort ihre hervorragend sten Männer den bürgerlichen Regierungen als Minister zur Verfügung, während die deutsche»» Sozialisten von vorn herein die Verantwortung für den Krieg ablehnten. Nach den» Kriege wurde die Internationale wieder not dürftig zusammengeleimt, daß sie aber „das Menschenrecht erkämpft," wie es in ihrem Liede heißt, davon haben die deutschen Arbeiter bisher nichts gespürt. Mußte doch sogar das „Korrespondenzblatt" des sozialistischen Allgemeinen Deutschen Gewerkschastsbundes jüngst (Nr. 33 vom 15. Aug. 1925) trübselig eingestehen, „daß von der Arbeiter schaft des übrigen Europas keine Hilfe gegen die Sanktionen, gegen das ober- chlesische Unrecht, gegen den Ruhr ¬ rechtsbruch kam." Umso beschämender ist es für uns Deutsche, daß, als auf dem internationalen Kongreß zu Hamburg 1923 der deutsch-amerikanische Sozialist Viktor Berger in Anbetracht der Schuldlüge den Antrag stellte, die Reparationei» auf alle ain Kriege beteiligten Länder nach Maßgabe ihre Bevolkerungszahl zu verteilen, die deutschen sozialistischen Vertreter dagegen sprachen, weil sie doch die Schuld Deutschlands am Kriege bereits anerkannt hätten. — Ebenso bezeichnend .sind folgende Vorfälle auf, .Hein soeben bcenveien Marseiller Kongreß:Sarktliche vertretene Staaten liehen, wie üblich, ihre Fahnen wehen: es waren über 200. Nur die Flagge derDeutschen, die mit über hundert Vertretern die stärkste Gruppe des Kongresses ausmachten, die besondere Einstellung der deutschen Sozialisten sowie das durfte auf französisches Verlangen nicht gezeigt werden! Zustandekommen der Beschlüste auf den internationalen Kon- Noch verwerflicher ist die Tatsache, daß ein Antrag der eng- Mißtrauen gegeneinander beherrscht werden. Angesicht» dieser Entfremdung hat das wichtigste Ziel einer vernurmi- gen Ausbaupolitik zu sein, daß die Völker wieder in «nAeu persönlichen Kontakt zu einander treten. Hier sehe ich eine überaus fruchtbare und erfolgverheißende Aufgabe des in ternationalen Fremdenverkehrs. DeutWand ist bestrebt, die Regelung des Verkehrs über seine Grenzen so frei wck unbehindert wie nur möglich zu gestalten. ' - Bor -er Konferenz -er Außenminister? (Von unserem Berliner Vertreter.) Berlin, 5. September. In den letzten Tagen nahmen die Meldungen der «is ländischen Blätter über die angeblich noch im September ge plante Zusammenkunft der Außenminister über den Mcher» heitspakt immer festere Gestalt an. Besonders in den eng» lischen politische»» Kreise»» will man wissen, daß der deutsche Außenminister Dr. Stresemann bereit fei, feinen Urlaub »» unterbrechen und sich nach der Schweiz zu begeben, um m privaten Unterhandlungen mit den alliierten Außenmini stern die Grundlinien einer großen Sicherheitskonfer«ng-»os» zubereiten. Hierzu kann von deutscher Seite nur soviel mistmteL werden, daß Minister Dr. Stresemann den alliierte» Regie rungen bisher weder offiziell noch inoffiziell irgendwelche Zusage hinsichtlich seiner Teilnahme an der Zusammenkunft der alliierien Außenminister gegeben hat. Dagegen liegt vom deutschen General-Konsul in der Schweiz eine sehr posi tiv gehaltene Mitteilung vor, wonach England, Italien und Frankreich bereits eine Begegnung der Außenminister ge plant haben und ohne Rücksicht auf die Zusage des deutschen Außenministers nach Beendigung der inoffiziellen Verhand lungen in Genf, in Lausanne oder einer anderen in der Nähe von Genf gelegeüen Stadt zusammenkommen. Durch dieses voreilige Vorgehen will man offensichtlich den deut schen Außenminister veranlassen, sich schnellstens für die Teil nahme an den Verhandlungen zu entschließen, zumal Deutschland schwerlich darauf verzichten kann, an den Vor bereitungen der großen Vollkonferenz teilzunehmen. Man kann also unter Umständen damit rechnen, daß Dr. Stresemann sich tatsächlich dazu entschließt, zu einer privaten Aussprache mit den alliierten Staatsmännern noch der Schweiz zu reisen. Eine Teilnahme des Reichskanzlers Dr. Luther an diesen Vorverhandlungen kann nach Auffassung der. Regierungsstellen natürlich nicht in Frage kommen, denn der deutsche Kanzler würde nur an einer offiziellen Konfe renz teilzunehmen haben. Nach den neuerlichen in.Berlin vorliegenden Mitteilun gen soll die Einberufung der großen Sicherheitskonferenz nunmehr beschleunigt werden. Wenn es zu einer Zusam menkunft der Außenminister kommt, dann wäre dies bereit« der Auftakt zu den direkten Verhandlungen zwischen den be teiligten Regierungen, die dann eventuell schon gegen Ende Oktober in Brüssel zu der großen Sicherheitskonferen sammentreten werden. Die belgische Hauptstgdt dürfte jetzt als Konferenzort endgültig in Frage kommen, da » England noch Frankreich die Rolle der einladenden MMbt übernehmen wollen. Besonders die Franzosen find für Brüssel, weil sie der Meinung find, daß beispielsweise Lon don als Tagungsort der englischen Regierung all« Möglich keiten eröffnen würde, einen entscheidenden Druck auf ms anderen Mächte auszuüben. Eine Resierungsrrrnfrage über die wirtschaftlichen Wirkungen der neuen Gesetze. Berlin, 5. September. Die „Tägl. Rundschau" meldet: Ei»»e Anzahl führender Persönlichkeiten des Wirtschafts lebens ist von Regserungsseite aufgefordert worden, sich über die mutmaßlichen Auswirkungen der neuen Steuer-, ZoL- und Aufwertungsgesetze auf die Wirtschaft zu äußern. Es liegt die Vermutung nahe, so heißt es in dem Blatt« weiter, daß diese Umfrage in engem Zusammenhang steht mit der von der Regierung weitergeführten Preisabbauaktton. Der Lohnkonflikt bei der Reichsbahn« Seine Erhöhung der Veamtenbesoldung. Berlin, 4. September. (W. T. v.) Am 4. September fand eine von den Tewerkschasten der Reichrbahnbeantta» gewünscht« Besprechung über die Behandlung der Bezüge der Reichsbahnbeamten mit dem stellvertretenden General« schuft erklärte hierbei, daß Geldmittel zu einer ErHWHu wH der Beamtendesold«»- nicht vorhanden ftien, da Postscheck-Kaul»: Amt Dresden Nr. 1621. Gemeinde« »«rbandsglradast« Bischofswerda «o»to Nr. 04. Falle höbmer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend wr I.. " '" » der Zeitung oder der BefSrdernngseinrtch. bholea in der Geschäftsstelle In» Falle höhmer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher, breite Reklanv Big. — Alle Postanstatten, Störung de» Betrieber der Zeitung oder der BefSrdernngseinrtch. j, , - die Geschäftsstelle nehmen tungen — hat der Bezieher kein«, Anspruch aus Lieferung oder zum Kurs vom Tage der Rechnung. — Rabatt nach ! > Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreises. Samnrelanzejgen tarifm. Ausschlag. — Erfüllungsort Bi Grundschristzeile 25 Pfg., örtliche Anzeigen 20 Pfg„ die breite Rrklamezeile (tm Texttetl) 70 Pfg. Zahlung in Pap zum amtlichen Briefkurs vom Zahllag, jedoch nicht medr Crsch^inunaowett«: Jeden Werktag ab«nd» für den folgend. Tag. Bezugspreis sür dte Zett eine» halben Monats: Frei in, Haus halbmonatlich Mb. 1L0, beim Abholen tu der Geschäfts wächentltch 50 Pt«. Einzelnummer 15 owie unsere Zeitungsausträger und jederzeit Bestellungen entgegen. 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