Volltext Seite (XML)
Der Sächsische Erzählet W0»H««WS, h« t. IANMir IRLS. Neues aus aller Welt. K«tt*ker» Bersin, 30. Dezember. Sn der Affäre Kutstker fairen gestern umfangreiche Vernehmungen der jüngst verhafteten Helfer Kutisker» statt. Di» Lernehmungen sind noch nicht zu Ende geführt. Es handelt sich nicht nur um die Geschäfte, die Kutisker, mit der Seehandlung gemacht und die dem preußischen Staat einen Verlust von nahezu 18 Millionen gebracht haben, sondern auch darum, einmal über diesen Kreis hinaus Kutisker» Verbindungen unter di« Lupe zu nehmen. Man glaubt nicht, daß mit den Geschäften zwi schen Kutisker, seinem Bankhaus« 8. von Stein und der Seehandlung alle Quellen erschöpft sind, sondern daß Kutis ker außer den 15 Millionen Mark noch von anderen Stellen, und zwar von solchen amtlichen Stellen, die über Gelder zu verfügen haben, große Summen bekommen hat. * Berlin. 3C Dezember. Die Vernehmungen im Fall Kutisker nehmen ihren Fortgang. Trotzdem ist ein Abschluß noch nicht zu ersehen. Heute erschien auch die Staatsan waltschaft in den Räumen der Kutisker gehörenden Stein- Bank, um dort eine Nachprüfung der Bücher und Belege, sowie der ganzen Kutiskerschen Unternehmungen vorzuneh men. Der Zentrolverband des Deutschen Danken- und Dan- kiergewerbes legt Wert auf die Feststellung, des; er schon vor längerer Zeit die Bantsirma Stein auf Grund seiner Satzungen aus seiner Gemeinschaft ausgeschlossen hat. Der Verteidiger des Finanzrats Dr. Nühe teilt mit, daß sein Mandant lediglich unter dem Verdacht der Untreue in Haft genommen worden ist. Bei der Kreditgewährung an Kutis ker hätten keinerlei unrechtmäßige Dinge mitgespielt, viel- mehr sei Dr. Rühe das Opfer eines raffiniert angelegten und durchgeführten Betruges seitens Kutiskers und seiner Hin- termänner geworden. Unzutreffend, sei, daß Dr. Rühe je mals von Kutisker irgendwelche Zuwendungen erhalten oder angenommen habe. Lediglich (I) als Schiedsrichter habe er einmal nach Einholung der Genehmigung des Prä sidenten der Preußische" Staatsbank als Gebühr 82 000 und der Finanzrat Hellwig 20 000 erhalten, von denen der bekannte Finanzmann Michael 40 000 -1t und Kutisker 12 000 -1t zahlten. Der Rechtsanwalt erklärte weiter, daß Dr. Rühe weder Vorteile noch unlautere Motive bei den Kreditgewährungen an Kutisker bewegt hätten, .sondern daß er bestrebt gewesen sei, den Interessen der Staatsbank zu dienen. * Bersin. 31. Dezember. (Drahtb.) Die Untersuchung der Staatsanwaltschaft in der Äffaire Kutisker erstreckte sich gestern in erster Linke auf die von Kutisker der Preußischen Staatsbank gegebenen Wechsel. Den Blättern zufolge be schuldigte der frühere Agent Kutiskers, Holzmann, Kutisker kn der schwersten Weise und behauptete, daß ein Teil der Wechsel, die von Kutisker der Staatsbank als Deckung über geben worden waren, überhaupt gefälscht worden sei. Die Betrügereien de» „Generaldirektors" Weber Berlin. 31. Dezember. Generaldirektor Weber, der vor einer Woche bei einem Besuche in seinem Hause in Schlach tensee entfliehen konnte, ist anscheinend nack, der Tscb-^oslo- wakei entkommen. Die Kriminalpolizei ist ihm auf d-n Fersen. Man hofft, daß die ausgesetzte Belohnung von 100 000 Mark (nach tschechischem Gelbe über drei Viertel tschechischer Kronen) dazu beitragen wird, seiner habhaft zu werden. Weber wird beschuldigt, das Spiritusmonopol um viele Millionen Mark dadurch geschädigt zu haben, daß er mit Hilfe ungetreuer Zollbeamter große Mengen von rei nem Spiritus zu einem Preise erhielt, der sonst für denatu rierten Spiritus gilt. Der für technische Zwecke bestimmte Spiritus kostet 45 Pfennige pro Liter, während der reine Spiritus mit 4 Mark pro Liter bezahlt werden muß. We ber hat auch Kriminalbeamte bestochen, die ihm ahe Mit teilungen über den Stand der Untersuchung und die gegen ihn vorgesehenen Maßnahmen machten. MK Weber Ist »ine Grab» Reche «an Leuten an der Sptrtturjchiebung, von den« schon sehr »KI« sich t» Untersachanglhaft befinde», t» telligt. — Sölfe d» Lchleste«. Bor kurzem ist In Schlesien, und zwar in Rudelsdorf im Kreis« Groß-Wartenberg, ein Wolf erlegt worden. Man glaubte zunächst, daß «« sich um einen verwllderten Hund von wolfsähnlichem Aussehen Handl«, aber der Oberpräparator de« Zoologischen Mu- seums in Breslau stellte fest, daß tatsächlich ein Wolf hier zur Strecke gebracht worden war. — Große Brände in Pommern. In einigen Ortschaften HlnterpvmmerNs wurde durch Feuer erheblicher Schoden ungerichtet. So brannten im Kreis« Stolp auf dem Ritter gut Vilgelow eine 100 Meter lange, mit 700 Fuhren Getreide gefüllt« Scheune, ein Speicher und ein Stall nie der. 80 Schafe und 2 Pferde sind in den Flammen umge kommen. Auf d«m Rittergut Mint en bei Naugard brannte «in großer viehstall nieder. 130 Schafe, mehrere Kühe und Kleinvieh gingen in den Flammen zugrunde. In Starkow im Kreise Stolp legte Großfeäer da» Gehöft des Besitzers Hoffmeister vollständig in Asche. Da» Feuer griff auf das Gehöft de» Amtsvorstehers Stöbe über, das gleichfalls zum Teil niederbrannte. Große Mengen Ge treide, sämtliche Maschinen und Futtervorräte sind dem Feuer zum Opfer gefallen. — Schiffsunfälle. Ein Wolfftelegramm äus Irland meldet: Der deutsche Schoner „Schutmeyer" au» Emden strandete bei Hjörsey. Die zwöllköpfig« Besatzung erreichte im Rettungsboot Hjörsey. — Eine Meldung aus Aal borg berichtet: Der deutsche Dampfer „Askania" der die Route Aalborg-Kiel fährt, überrannte in der Nähe von Stördal den dänischen Dampfer „Gerda" aus Aalborg. Der Dampfer sank augenblicklich. Es gelang, die Besatzung zu retten. — Religiöser Wahnsinn. Ueber «inen seltsamen Fall von religiösem Wahnsinn wird äus Stettin berichtet: In Prebendow im Kreise Stolp wckids eine ganze Familie von religiösem Wahnsinn befallen. Der Förster Mohnk«. sein Sohn, der Schwiegersohn und zwei erwachsene Töchter traten plötzlich auf die Straße und gaben 28 Gewehrschüsse auf die Einwohner ab, zum Glück, ohne zu treffen. In der Stube Hatteck sie einen Scheiterhaufen errichtet, auf dem die Frau des Forsters, die bereits seit zwölf Jahren krank und fast gänzlich erblindet ist, verbrannt werden sollte. Auch ein zweijähriges Kind sollte „dem Heiland ge opfert" werden. Auf Befehl des Landrats eilte ein Gendar- meriekommando nach Prebendow, um die Familie in Schutzhaft zu nehmen. Die Landjäger, aus dem <wule non acht Gewehrläufen bedroht, konnten nur mit List die Fa milie festnehmen. Sie wurde vorläufig nach Lauenburg in die Landestrrenanstalt "cbracht. — Hochwasser in England. Wie ausLondon gemel det wird, führt die Themse Hochwasser und steigt weiter. Das Vieh auf den niedrig gelegenen Wiesen mußte in Si cherheit gebracht werden. In der Nähe von Maiden» he ad steht ein großer Teil der Niederung unter Waller Auch aus anderen Teilen des Landes werden al» Folge des weit und breit niedergehenden heftigen Regens UbeFckwem- mungen gemeldet. Eine Brücke in der irischen Grafschaft Fermanagh wurde von den Fluten fortgerissen. Aus Sachsen. Dresden. 31. Dezember. Bedenkliche Vorgänge — so schreibt eine Dresdner Korrespondenz — spielten sich vor einigen Tagen in einem an der Bergstraße in Dorstadt Rück- nitz gelegenen Grundstück (Restaurant Bergschlvßchenl) ab. Die Besitzerin Rosa verw. Schütze ist eine äußerst nervöse und reizbare Person und wegen vielseitiger Differenzen aller Art bei den Polizei- und Gerichtsbehörden hinlänglich bekannt (Radau-Schützen l). Anfang März sollte ein Kauf mann Hahn auf Anordnung des Wohnungsamt«« in deren Grundstück ziehen, war nur unter starrem pvsizell. Schutz« und hinter Anwendnng von Gewalt mtglich war. E« kam damals zu einer großen Menschenansammlung, vor eint- ger Zeit hatte Direkwr Ingenieur Han» Lnlpp (Finna Zi«m mer L Gehlich) auf zehn Jahre da» -um Bergschlößchen g»- hörige, im Garten gelegene Grundstück müßt »Uva» Land gepachtet, auch alles schön vorrick, ten lassen. Der Einzug wurde dem Direktor von der Besitzerin venvehrt. Auf ga- richtliche Anordnung und unter polizeilichem VchrMe »Md ebenfalls unter Anwendung von Gewalt konnte schsiespich der Pächter der zwei Tage darauf heiratete, einziehe«. G» kam dabei za unglaublichen Zwischenfällen, salbst ein groß» Schwein suchte die rabiat gewordene Frau auf die Beamted und Handwerker zu Hetzen, die Nebenher in nicht wiederzu gebender Weise beschimpft, bedroht und auch angespien nur- den. Da die Besitzerin die Wasserleitung zerstörte, so mußt» ein neuer Anschluß von der Straße aus hergesteVt wert»«». Varna, 31. Dezember. Eia llngkück»fall mit tödlichem Ausgang ereignet« sich am zweiten Weihnecht»set«rt»g in der Wohnung de» Werkschmiedtz« Pohla. Dort hatte da« noch nicht ganz zwei Jahr« alt» Mädchen sein Bettchen in der Küche sieben. Nachdem der Baker früh in d*r sechst»« Stund« auf Arbeit gegangen war und di« Stiefmutter sich hierauf noch einmal zu Bett gelegt hatte, waren aus dem ungeheizten Küchenofen jedenfalls brennende Kohlen in den mit Torf gefüllten Kvhlenkasten gefallen. Der Torf geriet dadurch in Brand, wodurch sich giftige Gose entwickelt haben müssen, denn das Mädchen wurde von der Mutter, al« dies« gegen sieben Uhr rufstand, tot ousgesunden. Oschatz, 31. Dezember. Traurige Weihnacht«» erlebte die Familie d s Gutsbesitzer« Scholz in Malkwitz. Scholtz hatte am Weihnachtsabend noch einige Einkäufe für die Der- lobung seiner Tochter besorgt. Auf dem Heimwege scheute« die beiden Pferde des Brettwagen» vor einem Radfahrer. Der Wagen geriet auf einen Steinhaufen und stürzte UM. Dem Gutsbesitzer Scholz, der unter den wagen -u sieg« kam, wurde der Brustkorb eingedrückt; er starb am folgen- den Morgen. Leipzig, 31. Dezember. 4 Millionen Stollen ia Leipzig. Durch Umsragc bei den Bäckermeistern hat ein Statistiker berechnet, daß in den Wochen vor dem weihnachtsfest, io Leipzig rund 4 Millionen Stollen gebacken worden sind. Leipzig, 31. Dezember. Den Tod beim Rettung«»«! hat hier ein junger Mann gesunden. Sn einem Grundstück in der Ostheimstraße in Sellerhausen war »in« Fra« auf den Küchcnbalkon gegangen, um dort eine häusliche Der» richtung vorzunehmen. Die Frau hatte di« Balkontür hin» ter sich zugeschlagen, wobei der Sperrhaken im Innern her» unterfiel und dadurch die Frau aussperrte. Dies» bat Hau» bewohner, einen Schlosser Herbeizuholen, der ihr die Tüll wieder öffnen solle. Es gelang aber nicht, sofort einen zu finden. Inzwischen versucht« der 24jährige Paul K. au» Engelsdorf, oer zufällig im Hause weilte, der Frau zu hel fen. Er kletterte am Blitzableiter in die Höhe und hatte be reit» zwei Drittel feines gefährlichen Weges zurückaelegh als er plötzlich aus noch unbekannter Ursache au« ö Meter Höhe abstürzte und mit schweren Verletzungen im Hofe sie gen blieb. Man brachte den verunglückten sofort nach de» Krankenhaus St. Jakob, wo er jedoch an den Folgen de» schweren Verletzungen am Nachmittag starb. Plauen, 31. Dezember. Al« dritte« Opfer des Brande» in der Teichgasse ist die Direktrice Mari« Kraner, die einzige Tochter der bei dem Brande um» Leben gekommenen Ehe leute Kraner, ihren Verletzungen erlegen. Annaberg, 31. Dezember, vom Schwungrad erschlag«» wurde bei der Aufstellung einer Turbine in Hammer-Unter wiesenthal der öSjährige Monteur Emmrich au« Chemnitz Man fand den treuen Arbeiter neben dem auf noch nicht aufgeklärte Weise zertrümmerten Schwungrade im Turbi- nenyause schwer verletzt auf. Anscheinend hatte ihm eine« der umherfliegenden Eisenteile den Hinterkopf zerschmettert. Werdau, 31. Dezember. Vie Umwandlung der Real schule Werdau in eine Oberrealschule ist vom Kultusministe rium genehmigt worden. Ein schönes Geschenk für die Real schule zu ihrer bevorstehend« SOjährtgen Jubelfeier. Raisuli. Zum Tode de« »Sultan« der Berge". Wie schon kurz gemeldet, ist Raisuli, der Sultan der Berge, gestorben. Seit Jahren geht dieser Name, der den meisten der Zeitgenossen nichts weiter als Schall und Rauch gewesen sein mag, durch die Spalten der Weltpresse, und wenige wissen von ihm mehr, als daß er ein Räuberhaupt mann, ein grausamer und hinterlistiger Bandenführer ge- wesen ist, der in jahrelangem Guerillakrieg und unbeug samem Widerstand gegen die Fremdherrschaft Spanien in Atem hielt. Aber Raisuli war mehr alp da«: nicht nur eine hervorragende Persönlichkeit, sondern ein« Gestatt von wahrhaft tragischer Größe. Im Verlag von K. F. Kmchler zu Leipzig sind soeben die Lebenserinnerungen dieses Ära- bcrscheichs erschienen, die R. Fordes niedergeschrieben, und die Otfried von Hanstein aus dem Englischen ins Deutsche übertragen hat. In diesem ausgezeichneten Buch wird das eigenartige, vom romantischen Zauber de« Fremden und Unbekannten umwoben« Charakterbild meisterhaft gezeich net. Raisuli, so liest man dort, war der Sohn eines kleinen Dorfscheichs in den wilden Bergen von Marokko, aber das stolze Bewußtsein erfüllte ihn, vom uräktesten Adel zu fein, von einem Geschlecht abzustammen, das sein« Herkunft bis zu Mohammed selbst zurückleitete. Raisuli war ein Araber, und zwei Dinge sind e«, die da« Wesen de« Araber« von Grund aus erfüllen: der Hang zu den Waffen und die Liebe zur Gelehrsamkeit. Da» Dvrfkind saß zu den Füßen eines alten „Ulema", eines Schristgelehrten und kernte nicht nur schreiben und lesen, sondern auch über bi» groß« Ver gangenheit feine» Volkes nachzudenken. Der Knabe hatte nur den Wunsch, selbst ein Gelehrter zu werden, bi« in ihm plötzftch durch die Ungerechtigkeiten, die »in arme« Weib hilflos erdulden mußte, das Gefühl für Recht mch bar krie gerische Mut erwachten. Aus dem Knaben, die zu den Fü ßen des Ulema faßen, wurde unter Raisuli» Führung ein« Bande von edekmüttgen Räubern mit romantischem Ein schlag, die di, Reichen bestahlen, den Armen aber gern gaben und half« Dann trat Raisuli ins politische Leben ein. Mit ge- schärften» Blick betrachtete er feine Zeit. Er sah die Euro- paer mit gierigen Händen nach Marokko herüberlangen und er fühlte instinktiv, daß es seinem Volk in diesem Kampf ebenso ergehen werde, wie den anderen Raturvöl- kern, deren Los Niederlage und Ausrottung gewesen war. Er war sich bewußt und sprach immer wieder au«, daß die arabisch« und europäische Natur so grundverschieden seien, daß aus einem Araber niemals ein guter Europäer werden könne, daß er vielmehr durch eine Vermischung seine eige nen guten Eigenschaften verlieren und dafür di« schlechten der Europäer eintauschen würde, ohne kür ihre Vorzüge Verständnis zu haben. So nahm er Partei gegen den schwa- chen Sultan, der dem französischen Feind nicht widerstand. Man warf den Unbequemen in den Kerker, wo er jahrelang furchtbar, Qualen erdulden mußte, Qualen, die er nur über- stehen konnte, in felsenfestem Glauben an di« Macht Wah» und di« Unabänderlichkeit menschlichen Schicksal«. In den Ketten der Gefangenschaft wurde au« dem Krieger wieder ein Denker und Gekehrter. Und al» man ihn endlich frei- ließ, begann sich seine machtvolle Persönlichkeit zu entfal ten. Stamm auf Stamm sammelte sich unter seinen Fah nen. Raisuli war klug und wußte seine Araber zu behan deln. Er besaß unerschrockenen, tollkühnen Mut, und sein« Leute sprachen mit ehrfürchtigem Staunen davon, daß über seinem Haupt die „Laraka", der heilige Schutz Allah», schweb«. Und da seltsam« Zusälle sein Leben ln schwerer Gefahr wundersam beschützten, begann er selbst daran zu glauben, und in sich di« Berufung zu fühlen, die «walt» Tra dition de« Islam, die einzige Stütze seine» Volke«, za verkör pern. Er mußte sehen, wie die Macht der Europäer immer wieder nach Marokko hereindrängtt. Nm zu einem eini gen Thrift»« faßte er Vertrauen. Es «ar d»r Spanier Sn- gastl, zu dem er einmal gesagt hat: „Die Spanier find ein mutige«, aber ein arme« Volk. Sie sind stark genug, uns zu beschützen, aber nicht so stark, uns zu überwältigen". Er «g er vor, die Spanier landen zu lassen, um damit gegen di« Franzosen ein Gegengewicht zu i-baffen. Gr sollte sich tiiu- scheu. Sn dem spanischen General Elloestr« trat ihm kein Beschützer, sondern ein kühner Eroberer entgegen. Ratsull leistete entschlossen Widerstand und der Krieg begann. Ein langjähriger Krieg, in dem der Marokkaner langsam vor den überlegenen europäischen Waffen zurückweichen muß te. Aber Raisuli blieb sich selbst getreu. Er fühlte sich al« Verteidiger de« Islam und wurde zum glühendsten Feind de« Christentum«. Ein glühender, leidenschaftlicher Patrio tismus und die trunkene Frömmigkeit einer uralten Rett- gion «Hüllten ihn. Er war grausam, aber er wußte warum. „Seid Ihr Christen weniger arausam al» wir?" fragt» er. „Ist e» grausamer, toten Menschen die Köpfe abzuschnelden, oder schuldige Verbrecher" nach den Gesetzen zu strotzen, so daß andere abgeschreckt werden, al« wenn Ihr, die Ihr Em in Eurem Hochmut und in Eurer Zivilisation so erhaben über uns dünkt, Gasbomben über ganze Dörfer herunter streut und Tausend« unschuldiger Frauen und Kinder «lend vernichtet, anstatt ln ehrlich«« Kampf Mann gegen Mm« zu siegen?" Sn einer feierlichen und unendlichen weihevollen Nachl wurde Raisuli zum Sultan de« heiligen Kriege« aiwgera» sen. von diesem Augenblick an war er im Innersten stkwv Wesen« verwandelt. Er sah in sich die Verkörperung «ine« göttlichen Willen«. Er fühlte sich als ein Heisig«« Werkzeug Allah» und lebt« hinfort nur noch dem Gebet «G dem Kriege. Tragische Größe umschwebt diese Gestalt, «ährend de« langsamen und unabwendbar«! Vernichtungskriege«, während der Zelt, ba er Schritt für Schritt zurückweichen mußte, bi» ihm nur noch die letzten, unwegsamsten Berg gipfel blieben und furchtbar» Hungersnot sein Volk um IHN herum sterb«! Neß. Aber Naifust ist nicht besiegt ward»«. Sn ungebrochenem Stolz konnte er seinen Gegnern aeaen- übertret«! und dies«! die Bedingung«, de« Frieden« diktie ren. Und in dem Vuaenbstck, da da« spanische ExpMtionv- beer Niederlage auf Niederlage «litt und der endlich« Er folg in der Fern» sichtbar worbe, Heck d»r altarnd» simM in den unwegsamen Berqen van Tazrut sterb«! müssen' Viel lacht «st er »er letzt, verkörpar« mohammedanischer GriG» gewesen.