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den mir denn Statistik: der; ah, wie das arme Herz nun klopft, denn er Ist drüben, f Friedrich. Eben sieht sie, wie ein zuckend Licht den Nebel : „Und a winschen. Was tragen Vie da? Wir tragen einen Ballen. Wohin tragen Vie den Balte«?" Wir tragen den Balken spazier««!" ,Ha,«spazieren auf die Wache!" zerreru uno saucheno zucyr em «ttz aus Eisenmund. Sn stil. ter Not faltet sie still die Hldche und fleht den Himmel an um ein Erbarmen für den Geliebten. Dort drüben hat Kiedrich und seine Kompagnie in Deckung an den Feind heran, ihn überrascht, so daß er, sich umzingelt glaubend, entflieht; kaum hat er Gegenwehr ge leistet und Verluste find nicht zu beklagen. Nun sind die Preußen Herren de« rheinischen Bodens hier! Ist das ein gutes Omen fö-" > neue Fahr? Tein kleines Hö>yp''." ändert er knnirolli«- rend, wachsam auf und ab. Merkwürdig wie der Nebel sich verzogen hat.. Vom anderen Ufer grüßt mit Hellen Fenstern Caub herüber, und eins der Fenster ist'«, da er — ist es nicht eben erst — mit seinem Glück gestanden hat. Er träumt in dieser Nacht von seiner Liebe. Tief tönen nun zwölf Glockenschläge durch die Nacht, ft« läuten das neue Jahr ein: 1814, in dessen Schoß schon da« Geheimnis der Weltwende liegt. Und tausend Wünsche kreu zen hi» nd her, wo immer Liebe hoffend sucht. De zwölfte Schlag, — verhallend klingt er über den Rhein. Das neue Jahr beginnt .... Ein neuer Morgen tagtet Erzählt von P. Wild. Graue Nebel breiten sich wie schwere Decken über .... Strom und vertiefen noch die Schwärze seiner Dunkelheit. Wenn sich die Wolken, vom Winde gejagt, sekundenlang hu schend verteilen, dann lichtem oben am hohen Himmelsoome goldene Sterne zuckend auf, um gleich darauf wieder im Grau einer unscheinbaren Hülle zu verschwimmen. Unwirk lich tauchen aus dem Dämmergrau die Silhouetten der Berge, die das Ufer de» mächtigen Stromes wie ernste Rie sen bewachen, in brandendem Rauschen klingt durch die Stille die Melodie des Rhein», in ungebrochener und nim mermüder Reichhaltigkeit. Das kleine Städtchen Taub liegt im Frieden des letzten Abends eines abschiednehmenden Jahres, es ist das Jahr 1813, dessen Kreislauf so bald schon beendet ist. Im Hause des Apothekers Rindisen, dessen Haus mit dem feinen Fach werk, den reich geschnitzten Balken, den prächtigen alten Sprüchen unmittelbar am Rheinufer liegt, und ganz vor nehm hinabschaut, sitzt im oberen Stockwerk im Erker dos einzige Töchterlein des verwitweten Mannes, Irmtrud, und schaut träumend hinaus in das Unbestimmte. Leise klopft es an der Tür, sie schreckt zusammen, als auf ihr „Herein" die hohe Gestalt ihres Quartiergastes, des blonden Leutnants Friedrich Pellkühnen ins Zimmer tritt; auch sein Ausdruck ist erschrocken, aber in Freude, da er sich allein mit der fri schen Demoiselle sieht. Minutenlang bleibt er an der Tür stehen, aber in seinen Augen glänzt es auf, in stummer Frage kreuzen sie zu seiner Nachbarin, und merkwürdig, ihre Sprache ist so eindringlich, daß langsam ein feines Rot die Wangen Irmtruds höher färbt. Er will sprechen, es ist so vieles, daß er ihr zu sagen hat, aber der mächtige Riese, der keine Furcht kennt, und dem so wohl ist im dichtesten Schlachtgetümmel, er fühlt das Schlagen seines Herzens bis hinauf zum Halse, so daß es ihm die Worte erstickt. Plötzlich ober steht er neben ihr, und wie es dann ge kommen, sie wissen es beide nicht, ober sein Arm hat sich um ihre zarte Gestalt geschlungen und ihre krischen, roten Li"»en wissen nichts von Widerstand gegen seine bärtigen. Das Glück liegt über ihnen wie Weihe; Vergangenheit, Zukunn vergehen im Traum einer Gegenwart! Sie sind so versunken, daß sie das Eintreten des Apothe kers überhören, der mit einem Laut sittlicher Entrüstung das Idyll rauh zerstört. Da aber zieht der Leutnant Irmtrud?n sich und Arm in Arm treten sie vor den alten Herrn, und er bitten seinen Segen. Die lleberraschung! Was aber will ein guter Vater tun, wenn er das Bitten und Flehen in den Augen seines einzigen Kindes sieht, und das stürmende Drängen eines Vaterlandsverteidigcrs; da muß er nach geben. Gerührt geht er selbander in den Keller, wo, geschütz! gegen alle feindliche List, in einem Geheimkabinett noch ein paar ^laschen vom ältesten rheinischen Adel verstaubt liegen; sie sollen mit ihrem Gold die Stunde festlich machen. Präch tige, geschliffene alte Römer holt die Wirtschafterin heran, dann tritt der gestrenge Vater, sich vorsichtig räuspernd, wie der in das Zimmer, wo die Beiden wie selbstvergessen am Fenster stehen und hinausblicken auf den Rhein, wenigstens bei seinem Eintritt. Ein kurzes, energisches Pochen an der Tür, der Bursche steht in der Oeffnung und meldet in dienstlicher Haltung: „Befehl für Herrn Leutnant. Aufbruch zum anderen Rhein ufer, Sammelplatz auf dem Markt. Antreten sofort." Pfiffig blinzelnd schaut er auf die hübsche Maid am Arm des Herrn Leutnant, dann macht er stramm kehrt und seine tappenden Schritte verhallen auf dem Flur. Abschied! Einmal klingen die Römer mit Hellem Ton zusammen, golden leuchtet der edle Wein, wie Glück ver heißend, sie trinken auf das Vaterland, die Freiheit, auf die Liebe und das Glück, und dann kommt der Abschied. — Jin Städtchen Caub ist ein gar geheimnisvolles Leben heute abend, es klingt wie abgedämpfter Marfchtritt ganz'r Regimenter, und vom Rhein her leises Hämmern, ein rau schendes Hin- und Hergleiten von Kähnen, dann das An reihen von Ponton an Ponton zu einer Drücke, die zunächst bis zur kleinen Insel, mitten im Rhein reicht, wo die ol e Pfalz so wundersam versonnen träumt, um sich dann darü ber hinaus weiter zu strecken bis zur Ferne des anderen Ufers, wo der Feind noch steht. Ha, wie die Strömung braust, als wollte sie die Geräusche all mit ihrem Tosen über tönen. Jetzt Kommandos auf der Straße, in langer Reihe ziehen sie heran, Soldaten, in festgeschlossener Masse und nun heißt es: Halt! Aue dem Ganzen lösen sich einzelne Ge stalten, die Offiziere, die noch einmal Kriegsrot halten, just unter dem Fenster Irmtruds, und eine Hand winkt einmal noch, wie abschiednehmend zu ihr hinauf; dann reiht er sich der Masse wieder an, verschwindet im Grau. Pferdegetrappel! Reiter nahen, an ihrer Spitze ein wenig vor den anderen ein Einzelner. Da geht es unten durch die Masse wie Bewegung, ein flüsternd Jauchzen, grad al« der Schein einer vorbeiziehenden Fackel den Reiter treift, sieht Irmtrud, daß es ein Greis auf einem Schimmel ft; sie sieht den alten staubbegrauten Mantel, sieht weißes Haar, den weißen Bart, die jugendliche Haltung und die lniform der Husaren; das ist ja Blücher, unser Feldmar- chall! Und in der Kälte steht der Alte unbewegt am Ufer und wechselt leise Grüße mit den Soldaten: „Vorwärts, Kin der", wie drängend ruft er es, „jetzt geht's nach Welschland." Er zieht den Degen und weist nach Westen: „Kinder, die ! sollen sich im neuen Jahre wundern! Na, Vorwärts, vor- ! wärtsl" ... ! Die ersten Kähne sind schon vollbesetzt, es ist das „Erste Ostpreußische Infanterieregiment", das als Schrittmacher der Kommenden zum anderen Ufer übersetzt, um dort das > Land vom Feind zu säubern, eh' erst die ganze Masse deut- j scher Regimenter über die Brücke kommt. , Schön Irmtrud schaut und schaut über den Rhein; leise i tröstend hat der Vater den Arm um ihre Schulter gelegt i Da, horch, sind das nicht Kanonenschüsse, und wieder, wie- < SilvefterbefuH. > Skizze von Fr. W. o. Oestäre «. > Es war nenn Uhr abends und Doktor Robert ArkN» ein noch junge,, aber bereits zu Namen gelangter Arzt war > eben dabei, die Frackkravatte zu binden, als der Dlerwr sei nes Freundes Persing bei ihm anrief und ihm mitteflte, seh» Herr wäre plötzlich nach Doblingen zu seiner schwer erkrank ten einzigen Schwester berufen worden und schon im Alcho > unterwegs; er hätte den Auftrag hinterlassen, bet all«» KV Silvesterfeier eingeladenen Freunden sofort anzurufen üftp tausendmal um Entschuldigung bitten zu lasse», dich mftvr diesen Umständen das große Iungesellendiner bei Hm nicht stattfinden könnte. Der junge Arzt war nichts weniger als et» schleckSer Mensch. Daß die — ihm allerdings unbekannte -- Schwefle? seines Freundes jäh und schwer erkrankt war und dieser , selbst die letzten Stunden des Jahres in Sorge iwd Aök« regung verbringen mußte, tat ihm herzlich keid. TrotzdM l überwog jedoch eine Zeittang beinahe ein kleMimtt u» selbstsüchtiges Gesühl. Alle die vielen anderen EinMungW hatte Arletter dieser einen zuliebe abgelehnt und Wch um mit der betrüblichen Aussicht auf einen einsamen Beschloß des alten und ebenso einsamen Beginn des neuen Jahres du. Er konnte zwar allerdings irgendeine» der zahlreiches, fldery Zahlenden zugänglichen Lokale aufsuchen, in denen dte lMe Iahresnacht mit Festessen, Musik und allerlei Betrüch j» feiert wurde. Aber was sollte er unter fremden, gleichasW« ° gen Menschen beginnen? Das sagte ihm keinesw«Mrzv,M- > mal er nicht frei von einer gewissen Gentimentakttt» umA > die ihn gerade zur Jahreswende am stärksten packle. Aergerlich ließ er sich mit ungebundener Kravatte Httim dem Telephonapparat in einen Sitz flcklen, und Detckeyke Nach einer Weile rief er bei dem befreundeten t^epaa« Krogmann an, das ihn ebenfalls eingeladen hatte. Nach der Absage war ja die Anfrage, ob er doch noch lamm«, dürfe, etwas peinlich aber Frau Nelly Krogmann kam an den Apparat. lkW«> kennbar berührte Arletters Anfrage fle ummaenchW, ütch sie wand sich und wich aus, bis sie ihm fchlieWch geflanv, daß er der Dreizehnte in ihrem Kreise wäre und «um hoch auf den Aberglauben anderer Gäste Rücksicht nchmep mühte, einen Aberglauben, dem übrigens auch ste v«rf«Äe« wärL Doktor Arletters Verstimmung war nach diesem Ge spräch mächtig gewachsen. Dennoch rief er nach sktwr weste- ren Weile bei der ihm sehr befreundeten Fra« Emmy Jorn an, die ebenfalls eine Silvesterfeier veranstalten gewollt und ihn eingeladen hatte. Da erfuhr er, daß Fra« Jorn den Plan aufgegeben, selbst anderwärts eine Einladung ange nommen hätte und gar nicht mehr zu HstHe wäre. Als er jetzt den Hörer aus der Hand legte, blickte Artet ter geradezu grimmig drein, riß in einer zornigen Ahswai lung die Kravatte vom Hemdkragen und warf ste zw: Grde Was nun? Noch ei« drittes Mal bei irgendwelchen Be kannten anzufragen, — dazu hätte ihn keine Macht der Well vermocht. Das Ehepaar, das als Diener und Wirtschafterin in seinen Diensten stand, hatte er für diesen Abend beurlaubt und war nun allein daheim. Sollte er allein in seinen vier Wänden bleiben und vielleicht gleich schlafen gehe«? Oder doch noch eines der menschvollen und feelenkeeren öffentlichen Lokale besuchen? Es schlug zehn Uhr, und der junge Arzt saß noch immer brütend und in finsterer Wut auf dem gleichen Platz. Da erhob er sich und begann, die Festkleidung obzulegen. Und dabei kam ihm ein Einfall. Er ging an den Schreibtisch, suchte und fand in einer Lade eine MMenkarte und präg« sich die Adresse ein. Etwa zwanzig Minuten später verließ er i« Gtraßen- anzug Wohnung und Haus. Es war bitter killt. Doktor Arletter schlug den Kragen des Pelzmantels empor, drückte den Hut tiefer in die Stirn und vergrub die Hände in die Taschen, während er dahinschritt. Sein Weg führte ihn «s dem vornehmeren, nur von vermögenden Menschen bewohn ten Stadtteil nach einem weit bescheideneren Mertel. Dort wohnte sein ehemaliger Schulkamerad Luttner, cm den er sich ganz plötzlich erinnert hatte. Sie waren einmal sehr innig befreundet gewesen — Luttner und er. Dann hatten PA, wie es so oft geht, ihre Lebenswege getrennt, ste hatten nflhts mehr voneinander gehört und gesehen — bis vor ungeWhr vier Monaten. Da waren sie zufällig einander aus der Straße begegnet, und Arletter hatte erkannt, daß es d«m Schulfreund, der von Beruf Ingenieur geworden war, kei neswegs glänzend ging. Das hatte ihm aufrichtig leid >Gm 2Terrjahrsfpruch. Was ist «in Jahr? Ein wilder Schrei, Ein süßer Klang, zu schnell vorbei. Dem Einen wirv's zum Glücke, Dem Andern bricht's in Stücke. Ich wünsche Dir ein Jahr, dos sei Bon schöner, sanfter Melodei! -ans «ethge. Um.die Geschichte kürzer zu machen, als der Balken da mals lang war: Dem Leutnant ist in dieser Nacht so an die fünfmal jener Balken in sein ödes Wachlokal getragen wor den. Beim sechsten Male schlug's ein viertel vor Mitter nacht. Der Leutnant nickte den alten Bekannten zu: „Pro sit, meine Herren, da wir uns nun doch schon sechsmal ken nen lernten, und dazu die Bitte: Tragen Sie den Balken nüt dem alten Jahre zu Grabe und mir au» den Augen, damit ich Ihnen nicht aus Ihren Augen einen Splitter (er mies aufs Protokollbuch) ziehen müßte." — Das wäre die eine Neujahrsgeschichte, die ich nur vom Hörensagen kenne. Die zweite kenn ich von meinem Vater. Zu dem kamen sie, weil er Geschäftsmann war, gefchwader- weise, um zu gratulieren. Ich, als kleiner Bub, saß still im Hintergrund und stellte Stunde um Stunde statistisch fest war schon alles unsere Tür aufgerissen hatte, um mit ausge- .eckter Hand zu brüllen: „Un a glickseelings Neijahr taaten wir Ihnen halt winschen, Herr Miller." Die Knechte waren all« dagewesen, die Briefträger hatten ihr „Glickseelings Neies Jahr" abgeladen, der Haarschneider desgleichen, dann der Milchmann, dann des Milchmanns Frau, dann die Kinder des Milchmanns, dann die Schwägerin de; Milch manns, dann die Laternenanzünder, dann — wer zählt die Völker, nennt die Namen .... Ganz am Ende — die Statistik war schon abgeschlossen — stapfte es nochmal vier oder sschsstieflig herein: glickseelings Neijahr taaten mir Ihnen halt aa Herr Miller." „Wer sind Sie denn, meine Herren?" „Mir? Wer mir san? Ja mei, wer sollt'n sei'. D' Laternenanzünder san mir halt." Darauf der Vater mit einem Blick in meine „Die Laternenanzünder? Hm, mir scheint, die haben heut schon gratuliert." So, jetzt waren sie gefangen. Jetzt würden sie verlegen ihre Hüte drehen -7- „Da werd'« S' Jhna aber irren, Herr Miller — wissen S', mir san die Laternenanzünder, die wo die Laterna aus- löscha tun." Laternenanzünder gibt es heute nicht mehr, keine an zündenden und keine auslöschenden. Alles das macht eine seelenlose Uhr im Innern der Laterne. Studenten, die in der Silvesternacht Balken spazierentragen, gibt es auch nicht mehr. Der Weltkrieg hat sie ausgelöscht. Und so werden eines Tages auch diese beiden Neujahrsgeschichten ausge- löfcht sein, man wird sie nicht mehr verstehen. Und was die dritte anbetrifft — Wir feierten Silvester -m großen Familienkreise. Alles, was im Radius von zehn Breitengraden mit dazugehörte, saß am Tisch. Da hätte einer die Idee, es müsse jeder eine Rede halten. Je—der, nun, einige brannten sowieso darauf. Da war ein Bürgermeister, welcher prachtvoll übers neue Jahr sprach. Freilich weiß ich nicht mehr, was. Da war ein Professor, der so geistvoll sprach, daß ich es — auch ver gessen habe. Da war ein Vetter mit den eingelernten Versen eines großen Dichters, — wenn man mich erschlüge, ich wüßte nicht mehr, welches. Da waren noch ein Dutzend Re den, die hinunterstrudelten, ohne eine Spur zu hinterlassen. Da war gar noch meine eigene, von der ich nichts mehr weiß, ob sie gut war oder schlecht oder — Gott behüt mich — keins von beiden. Ich weiß nur dunkel, daß in allen Reden ein Gedanke wiederkehrte, Gott habe in den Fluß der Jahre seltne Tage eingefügt, an denen wir in Rück- und Vorschau und so weiter ... Es kann aber auch was anderes gewesen sein. Und da ist nur eine einzige, fest im Gedächtnis geblie bene Rede, zu der man den alten Onkel August gezwungen hatte, den stillsten aller Onkel, den man damals schon als kindisch ansah. Der stand auf und sagte: „Neujahr? Neu jahr ist alle Tage!" Und setzte sich und sagte nichts mehr den ganzen Abend. Man sah sich an. Man zwinkerte sich zu. Man raunte, ein Glück sei's, daß die Blamage solchen Unsinns innerhalb der Familienmai^ern begraben werden könne. „Herrgott, was haben wir seitdem nicht alles innerhalb und außerhalb der Familienmauern begraben," sagt? mir neulich ein Verwandter, der's zu hohen Aemtern und — was mehr ist — zu den höchsten Taten brachte. „Und wodurch eigentlich?" wagte ich ich ihn einst in stil- lcr Stunde auszufragen, „ich meine, was im letzten Grunde hat dir all die Zeit den Antrieb für dein Werk gegeben?" „Eine Rede." „Also eine deiner berühmten —" „Eigene Reden sind ein Ausfluß, kein Antrieb. Mein Antrieb war eine sogenannte Neujahrsrede unseres alten Onkels August — du wirst st« freilich längst vergessen haben —" „Neujahr? Neujahr ist alle Tage," sagte ich mechanisch, „jetzt versteh ich's - endlich!" Er sah auf mein ergrauendes Haar: „Spät. Aber nicht zu spät — wohlan, mein Sohn: Heute ist der dreiundzwan- ziaste März. Heute ist Neujahr. Und Wenn du morgen auf stehst, morgen, den vieründzwonziasten März, vergiß nicht, daß Neujahr ist. Neujahr ist jeden Tag bis an mein Lebens ende." .